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Veröffentlicht am 18.06.2017

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Solange die Hoffnung uns gehört
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1933. Nachdem Ehemann Johann starb, lebt Anni Kluger lebt allein mit ihrer 6-jährigen Tochter Ruth in Frankfurt, wo sie als Sopranistin am dortigen Opernhaus ein gefeierter Star ist. Ruth begleitet sie ...

1933. Nachdem Ehemann Johann starb, lebt Anni Kluger lebt allein mit ihrer 6-jährigen Tochter Ruth in Frankfurt, wo sie als Sopranistin am dortigen Opernhaus ein gefeierter Star ist. Ruth begleitet sie oft in die Oper, um sich mit Hilfe der Seele des Hauses in Gestalt von Garderobiere Georgina alias Norbert Baum zu verkleiden oder beim Schminken und Stylen der Künstler zuzusehen. Die Oper ist Ruths zweites Zuhause, dort fühlt sie sich sicher und wohl umgeben von wunderbarer Musik. Ihr zweitliebster Platz ist auf der Bank neben ihrem Freund, dem Nachbarsjungen Walter, der so herrlich Klavierspielen kann. Plötzlich wird Anni mitten in der Generalprobe entlassen, denn sie gilt als Jüdin, obwohl sie schon als Kind zur Protestantin wurde und nur ein altes jüdisches Schlaflied sie daran erinnert, dass sie aus einer jüdischen Familie stammt. Auch Ruth kennt dieses Lied, singt sie es doch oft gemeinsam mit ihrer Mutter vor dem Einschlafen. Anni findet kein neues Engagement und die Zeiten in Deutschland werden immer rauer. Als Walter mit einem Kindertransport nach England aufbricht, entscheidet sich auch Anni dafür, Ruth ebenfalls nach England zu schicken, um ihr ein besseres Leben zu ermöglichen, während sie weiterhin versucht, ein Ausreisevisum fürs Ausland zu bekommen. Während Ruth in England auf einer Schule wieder auf Walter trifft und glücklich mit ihm zusammen aufwächst, wird das Leben für Anni in Frankfurt zur Tortur. Nur mit Hilfe ihrer Nachbarn und Georgina, die sie immer wieder verstecken, kann sie der Gestapo bisher entfliehen. Anni hält nur der Gedanke aufrecht, irgendwann ihre Tochter Ruth wieder in die Arme zu schließen und gemeinsam mit ihr das alte Schlaflied zu singen. Werden sich Ruth und Anni je wiedersehen?

Linda Winterberg hat mit ihrem Buch „Solange die Hoffnung uns gehört“ einen wunderschönen und sehr emotionalen historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und schonungslos, dabei gefühlvoll und spannend bis zur letzten Seite. Der Leser ist von Beginn an ein Teil der kleinen Familie Kluger, erfährt alles über Anni, Ruth und sämtliche Nachbarn und muss doch hilflos zusehen, wie diese Menschen unter der damaligen Politik und Weltanschauung zu leiden hatten. Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von 1933 bis 1955. Der geschichtliche Hintergrund wurde von der Autorin akribisch recherchiert und mit der Geschichte auf wunderbare Weise verflochten. In einem Nachwort gibt es erklärende Hinweise, welche Personen Pate für den Roman gestanden haben bzw. welchen großen Stellenwert die Kinderverschickung im zweiten Weltkrieg hatte.

Die Charaktere sind sehr individuell ausgearbeitet und mit Leben erfüllt worden. Sie wirken durchweg sehr authentisch, denn als Vorlage dienten reale Personen der damaligen Zeit, die auf diese Weise wieder lebendig werden. Anni ist eine sehr sympathische Frau, die ihre Tochter und die Musik abgöttisch liebt. Sie ist hilfsbereit, mutig und tapfer, doch irgendwann überkommt auch sie die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, was der damaligen Zeit und ihrer Situation im Besonderen geschuldet ist. Ruth ist ein lebensfrohes Mädchen, das in der Musik Trost und Zuversicht findet. Sie ist offen und ehrlich, durch die Lebensumstände allerdings auch misstrauisch und zurückhaltend. Es ist traurig mitanzusehen, wie sich Ruths Verhalten durch die äußeren Einflüsse verändert und ihr nahezu die Kindheit raubt. Walter ist ein in sich gekehrter Junge, der in seinem Klavierspiel aufgeht und alles um sich herum zu vergessen scheint. Nur Ruth lässt er näher an sich heran. Georgina alias Norbert ist die gute Seele, immer zur Hilfe kommend, immer einen lustigen Spruch auf den Lippen, obwohl auch er zu den Verfolgten des damaligen Regimes gehört. Auch die anderen Protagonisten wie Hiltrup oder Heinrich sind mit ihrem Auftreten heimliche Stars in diesem Roman, stützen sie doch die Handlung auf ihre ganz besondere Art und Weise.

„Solange die Hoffnung uns gehört“ ist ein fesselnder Roman über ein trauriges Stück deutscher Geschichte, der den Leser die ganze Bandbreite der Emotionen durchleben lässt. Großes Gefühlskino und ein absolutes Highlight für alle, die historische Romane lieben und ganz in die Handlung eintauchen möchten. Absolute Leseempfehlung und ein großes Lob an die Autorin! Chapeau, einfach wunderbar!!!

Veröffentlicht am 17.06.2017

Nichts ist, wie es scheint

Der Brief
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Die Journalistin Marie Kluge ist Anfang 30 und lebt in Hamburg mit ihrer Freundin Johanna seit zwei Jahren in einer Beziehung. Eines Tages findet sie einen Brief von ihrer alten Schulfreundin Christine, ...

Die Journalistin Marie Kluge ist Anfang 30 und lebt in Hamburg mit ihrer Freundin Johanna seit zwei Jahren in einer Beziehung. Eines Tages findet sie einen Brief von ihrer alten Schulfreundin Christine, mit der sie schon sehr lange keinen Kontakt mehr pflegt und der sie völlig verwirrt. Christine schreibt von Maries Mann Victor, der mit Marie zusammen eine Galerie in Paris führen soll und von dem gemeinsamen Kind. Sie erwähnt ebenfalls, dass Marie schwerkrank sei. Marie ist völlig durcheinander, denn sie ist kerngesund und ihr Leben findet in Hamburg statt. Trotzdem lässt der Inhalt des Briefes sie nicht los, weshalb Marie kurzerhand nach Paris reist, um herauszufinden, was es mit all diesen Informationen auf sich hat. Kaum in Paris angekommen, fühlt sich Marie auf bekanntem Terrain, aber je mehr sie nachforscht und auch das Treffen mit Christine werfen immer neue Fragen auf. Gleichzeitig stellt Marie ihr ganzes bisheriges Leben in Frage. Wird Marie eine Antwort auf alle Fragen bekommen?

Carolin Hagebölling hat mit ihrem Buch „Der Brief“ ihren Debütroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und temporeich, schnell lässt er den Leser in der Geschichte versinken. Die Geschichte wird aus der Sicht von Marie in der Ich-Form erzählt. Der Spannungsbogen wird recht schnell aufgebaut und zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung, was durch die recht kurzen Kapitel noch unterstützt wird. Die Beschreibungen von Paris sind bildreich und geben dem Leser einen guten Eindruck über die französische Metropole. Die Autorin versteht es ebenfalls sehr gut, durch das Spiel mit zwei verschiedenen Lebensmodellen von Marie den Leser in Verwirrung zu stürzen und alles in Frage zu stellen. Welches Leben ist real, welches Fiktion? Welche Menschen spielen wirklich eine Rolle in Marie Leben und welche sind nur ausgedacht oder bestehen in ihrer Phantasie? Durch dieses Verwirrspiel wird der Leser an der Lektüre gehalten, will er doch um jeden Preis herausfinden, was hier gespielt wird. Das Ende der Geschichte wirft allerdings Fragen auf, die nur der Leser sich selbst beantworten kann, was eine gewisse Unbefriedigung hinterlässt.

Die Charaktere sind schön ausgestaltet und interessant in Szene gesetzt worden, so dass sie sehr lebhaft und authentisch wirken. Marie ist eine sympathische Frau, die wirkt, als stünde sie mit beiden Beinen mitten im Leben. Durch einen Brief wird ihre Realität bzw. ihr Leben in Frage gestellt, was sie verunsichert und sie nach einer Lösung suchen lässt. Gleichzeitig vermittelt Marie in anderen Lebenspunkten auch eine gewisse Rücksichtslosigkeit und Oberflächlichkeit, wenn man z.B. ihre Beziehung zu Johanna betrachtet. Johanna wirkt zwar nicht gerade wie eine nette Person, doch hat sie innerhalb der Geschichte auch ihre Daseinsberechtigung, bei der sie allerdings etwas zu kurz kommt. Victor und André sind ebenfalls sehr sympathische Männer, die jeder auf seine Weise Marie unterstützen und ihr Halt geben. Auch die auftauchenden Nebenprotagonisten sind interessant platziert und geben mit ihren Handlungen Fragen auf oder tragen zum Verlauf bei.

„Der Brief“ ist ein spannender Debütroman, der rasant durch die Handlung fegt und den Leser in Atem hält. Leider geht ihm am Ende die Luft aus, so dass der Leser sich sein Ende selbst denken muss mit jeder Menge Fragen im Gepäck. Eine Leseempfehlung für alle, die sich davon nicht einschüchtern lassen!

Veröffentlicht am 17.06.2017

Alle für eine und eine für alle!

Vier Freundinnen und eine Hochzeit
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Die vier Freundinnen Chaz, Dorrie, Beth und Sarah sind seit ihrer Kindheit beste Freundinnen. Damals haben sie sich geschworen, wenn eine von ihnen heiratet, würden die anderen die Brautjungfern sein. ...

Die vier Freundinnen Chaz, Dorrie, Beth und Sarah sind seit ihrer Kindheit beste Freundinnen. Damals haben sie sich geschworen, wenn eine von ihnen heiratet, würden die anderen die Brautjungfern sein. „Alle für eine und eine für alle“ ist ihr Vermächtnis. Doch über die Jahre kommt es ganz anders, als wie sie es in ihrer Jugend geplant haben. Sarah heiratet den Mann, in den Chaz heimlich verliebt ist, Beth überwirft sich ebenfalls mit Chaz, und Chaz selbst heiratet sogar ohne ihre Freundinnen heimlich in Las Vegas, wenn auch in betrunkenem Zustand. Über all diesen Dingen steht Dorrie, die immer wieder versucht, das Freundinnenkleeblatt durch alle Streitereien hindurch zusammen zu halten und die Fronten zu glätten. Nun steht Dorrie vor ihrer Hochzeit und möchte ihre drei Mädels bei sich haben. Aber Dorrie hat ein Geheimnis, von dem alle noch nichts wissen. Wird die Hochzeit so stattfinden, wie geplant?

Julia Williams hat mit ihrem Buch „Vier Freundinnen und eine Hochzeit“ einen sehr gelungenen und unterhaltsamen Roman vorgelegt, der Gegenwart und Vergangenheit sehr schön miteinander verbindet. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, der Leser springt schnell als unsichtbarer Teilnehmer an die Seite der Freundinnen und lernt sie und ihre Verschiedenartigkeit kennen, aber auch ihre Sorgen, Nöte und Gedanken sowie den Zusammenhalt untereinander. Da die Autorin ihre vier Hauptprotagonistinnen alle zu Wort kommen lässt und so mit den Perspektivwechseln spielt, bekommt der Leser einen guten Einblick, wie die Beziehungen untereinander sind und wie ihr Leben sich seit den Kindertagen entwickelt hat. Dabei treten so einige Geheimnisse zutage, die man nicht erwartet hätte, aber auch, wie so manche unbedachte Bemerkung die Freundschaft ins Wanken bringt. Das Buch lässt sich kaum aus der Hand legen, so geschickt versteht es die Autorin, den Leser zu fesseln.

Die Charaktere sind sehr individuell ausgearbeitet und schön in Szene gesetzt worden. Alle haben ihre ganz persönlichen Eigenheiten, Ecken und Kanten und wirken aufgrund dessen sehr lebendig und authentisch. Dorrie ist eine gutherzige und sanfte Frau, die immer nach Harmonie strebt und sich ihren Freundinnen sehr verbunden fühlt. Sie ist verantwortungsbewusst und immer zur Stelle, wenn man sie bracht. Mit Daz und Sohn Woody könnte ihr Leben eigentlich perfekt sein, doch sie hat ein Geheimnis, dass ihr Leben auf den Kopf und alles in Frage stellt, was sie sich gewünscht hat. Sarah ist in ihrer Ehe unzufrieden, denn ihr Ehemann betrügt sie ständig. Sie erwartet mehr von ihrem Leben, als nur Hausfrau zu sein. Beth leidet unter ihrer Kinderlosigkeit, hat sie doch mit Matt den Mann an ihrer Seite, mit dem sie so gern eine Familie gründen würde. Aber auch Beth verbirgt etwas und hat Angst, dass es zum Vorschein kommen und alles zerstören könnte, was ihr lieb und teuer ist. Chaz ist die Rebellin unter den Freundinnen, sie ist vorlaut, dabei schonungslos ehrlich, aber sie ist auch eine unsichere Frau, die sich nach Liebe sehnt, aber sich nicht wertvoll genug dafür vorkommt. Chaz stampft von einem Fettnäpfchen ins nächste und stößt dabei viele immer wieder vor den Kopf, was sie eigentlich nicht möchte, sie sich dadurch aber vor zu viel Nähe schützen will. Auch die Nebenprotagonisten sind sehr gut besetzt und stützen mit ihrem Auftreten und ihren Handlungen die Geschichte.

„Vier Freundinnen und eine Hochzeit“ ist ein sehr unterhaltsamer Roman um vier sehr unterschiedliche Frauen, die jede ihre Geheimnisse hat und ihrem Schicksal zu begegnen weiß. Alle, die Romane über die Liebe, die Freundschaft und über Geheimnisse mögen, werden dieses Buch zu schätzen wissen. Absolute Leseempfehlung für einen wirklich gelungenen Roman!

Veröffentlicht am 16.06.2017

Stolpersteine des Lebens

Dich im Herzen
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Mit ihrem Mann Martin wohnt Annie Harlow in einer tollen Wohnung in L.A., ist Produzentin einer bekannten Kochshow und schwanger. Doch eines Tages hat Annie einen schweren Unfall und liegt monatelang im ...

Mit ihrem Mann Martin wohnt Annie Harlow in einer tollen Wohnung in L.A., ist Produzentin einer bekannten Kochshow und schwanger. Doch eines Tages hat Annie einen schweren Unfall und liegt monatelang im Koma. Erst ein Jahr später erwacht sie in einem Krankenhaus und kann sich an nichts mehr erinnern, ihr altes Leben gibt es nicht mehr. So kehrt sie allein zurück auf die Ahornfarm ihrer Familie ins idyllische Vermont. Dort trifft sie auf ihre alte Jugendliebe Fletcher Wyndham. Wird Fletcher Annies Erinnerungen wieder auffrischen können? Und wird Annie die Veränderungen in ihrem Leben annehmen und wieder Freude am Leben finden können?

Susan Wiggs hat mit ihrem Buch „Dich im Herzen“ einen unterhaltsamen und gefühlsbetonten Roman vorgelegt, der sowohl menschliche Schicksale als auch die Liebe zum Thema haben. Der Schreibstil ist angenehm flüssig, schnell ist der Leser mitten in der Geschichte gefangen und erlebt als Annies Schatten sowohl die Schatten- als auch die Sonnenseiten der Hauptprotagonistin. Durch die unterschiedlichen Handlungsstränge, die die Gegenwart und Vergangenheit beleuchten, und die eingesetzten Perspektivwechsel bekommt der Leser einen guten Einblick in das Leben von Annie und Fletcher, schaut hinter deren Fassade und kann ihre Gefühle und Gedanken aus erster Hand erfahren. Die Landschaftsbeschreibungen von Vermont sind so bildhaft, dass man sich die wunderschöne Gegend gut vorstellen kann. Auch die Erwähnung so mancher kulinarischen Köstlichkeit macht während des Lesens Appetit. Der Mittelteil des Buches hätte etwas gestrafft werden können, hier war die Handlung etwas langatmig.

Die Charaktere sind sehr schön skizziert und in Szene gesetzt. Sie wirken lebendig und recht authentisch. Annie ist eine sympathische Frau, die sich viele ihrer Träume erfüllt hat, nur um dann durch einen Schicksalsschlag alles zu verlieren. Sie ist eine leidenschaftliche Köchin und es scheint, als wäre sie nur dann wirklich glücklich. Annie ist eine kreative und offene Frau, die allerdings auch einen großen Dickschädel besitzt und sich damit manchmal im Weg steht. Fletcher ist ein netter Mann, der ebenfalls schon so einige Päckchen zu tragen hatte. Er ist freundlich, hilfsbereit, offen und ehrlich. Er steht zu seinen Entscheidungen und steht für die Dinge ein. Auch die nebenbei auftauchenden Protagonisten stützen mit ihrem Wesen, ihrem Verhalten und ihren Geschichten die Handlung und machen sie rund.

„Dich im Herzen“ ist ein schöner Schicksals- und Liebesroman, der aufzeigt, dass das Leben nicht immer gerade verläuft, sondern mit vielen Hindernissen gespickt ist, die es zu überwinden gilt und um aus ihnen zu lernen. Alle Bücherbegeisterten, die gern Romane mit Wendungen und Stolpersteinen lesen verbunden mit einer Liebesgeschichte, werden hier gut bedient. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.06.2017

Lahme Story

Rosenhochzeit
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Helen lebt im Haus einer alten Dame im Dachgeschoss in Stuttgart und ist mit Leib und Seele Floristin. In dem Etepetete-Blumenladen, in dem sie momentan arbeitet, hält man ihre jedoch Arbeit nicht für ...

Helen lebt im Haus einer alten Dame im Dachgeschoss in Stuttgart und ist mit Leib und Seele Floristin. In dem Etepetete-Blumenladen, in dem sie momentan arbeitet, hält man ihre jedoch Arbeit nicht für passend. Deshalb bekommt sie von ihrem garstigen Chef die Kündigung. Als wenn das noch nicht Pech genug ist, muss auch ihre Vermieterin ihr wegen Eigenbedarfs kündigen, was der alten Dame wirklich schwer fällt. Da kommt die Erbschaft von Helens Großmutter gerade recht, die ihr ein wunderschönes altes Haus mit großem Rosengarten und einer riesigen Scheune vermacht. Ihre Geschwister und deren Ehepartner sind sofort Feuer und Flamme – die Idee eines kompletten Hochzeitsfeierausrichters ist geboren. Catering und Blumenschmuck sowie Werbung – alles aus erster Hand. Als Helen ihrem nächsten Nachbarn in seinem Gutsladen einen Anstandsbesuch macht und dort eine alte Kutsche erspäht, versucht sie alles, um Besitzer Hannes zu überreden, ihr die Kutsche für die Hochzeiten zu überlassen. Doch Hannes ist ein brummiger Eigenbrötler, der mit ihr und ihrem Vorhaben nichts zu tun haben will. Ob er seine Meinung noch ändern wird?

Lily-Marie Engel hat mit ihrem Buch „Rosenhochzeit“ einen Liebesroman vorgelegt, der auch einen kleinen Krimieinschlag enthält. Der Schreibstil ist flüssig und entführt den Leser in die Gegend von Stuttgart aufs idyllische Land, eine beschauliche Gegend, wo die Welt meistens noch in Ordnung zu sein scheint. Von Beginn an steht der Leser an der Seite von Helen und erlebt die Pechsträhne ihres Lebens mit, um dann sogleich von der Erbschaft und dem Familienclan überrascht zu werden, der anscheinend alles im Griff hat. Da wirkt Helen fast wie das schwarze Schaf der Familie, was allerdings nicht richtig ist.

Die Charaktere sind einfach gestrickt und wirken in ihrem Umfeld wie Leute von nebenan, die jeder in seinen Nachbarn oder Bekannten wiederfindet. Leider bleiben sie oberflächlich und irgendwie unbekannt, so dass man keinen rechten Bezug zu ihnen entwickeln kann. Helen ist Single und als Floristin hat sie gewisse Vorstellungen, wie ihre Blumengebinde auszusehen haben. Sie hat eine große Familie, die sich alle umeinander kümmern und sich irgendwie auch in alles einmischen. Alles bleibt irgendwie in der Familie. Als Helen das Haus und die Scheune von ihrer Großmutter erbt, ist es die gesamte Familie, die alles verplant. Helen bleibt da recht blass und sagt zu allem ja und amen. Hannes ist zu Beginn noch ein recht ungehobelter Kerl, der einen gewissen Reiz ausmacht, jedoch verändert sich auch hier bald das Bild, und er wird zu einem recht durchschaubaren Wesen ohne viel Attraktivität. Die Räuberpistole mit seiner Ex-Frau setzt dem Ganzen dann noch die Krone auf, alles ist so unwirklich und konstruiert, was überhaupt nicht in diesen Roman hineinpasst.

„Rosenhochzeit“ ist ein 08/15-Liebesroman, der ein gewöhnliches Happy End hat. Doch die Wendungen und Verstrickungen innerhalb der Handlung lassen diese Geschichte einfach unglaubwürdig wirken. Deshalb sollte dieses Buch leider nur dann gelesen werden, wenn man gerade kein anders Buch zur Hand hat!