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Veröffentlicht am 05.06.2017

Eine Homage an das geschriebene Wort

Der schönste Grund, Briefe zu schreiben
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Den kleinen spanischen Ort Porvenir trifft unvermittelt die Nachricht, dass das bereits 100 Jahre alte Postamt geschlossen werden soll. Die alleinerziehende Postbotin Sara ist schockiert und entsetzt, ...

Den kleinen spanischen Ort Porvenir trifft unvermittelt die Nachricht, dass das bereits 100 Jahre alte Postamt geschlossen werden soll. Die alleinerziehende Postbotin Sara ist schockiert und entsetzt, dass sie nach Madrid versetzt werden soll, ist der Lebensmittelpunkt von ihr und ihrer drei Söhne doch Porvenir. Rosa, die 80-jährige Nachbarin Saras und fast schon ein Familienmitglied, kommt eine Idee, wie man die Schließung eventuell noch verhindern kann und setzt eine Briefkette in Gang, um so die weitere Öffnung des Postamts zu erreichen. Mit den Briefen werden auch alte Rechnungen, alte Sünden, Entschuldigungen und lang gehegt Wünsche offenbart, die bisher nie ans Tageslicht gelangt sind und nur in den Herzen der einzelnen Verfasser schlummerten. Wird es gelingen, dass Sara ihre Stelle behält und mit ihrer Familie in Porvenir bleiben kann? Und wie sieht es mit der Liebe aus?

Ángeles Doñate hat mit ihrem Buch „Der schönste Grund, Briefe zu schreiben“ einen wunderschönen, warmherzigen und unterhaltsamen Roman vorgelegt, der von der ersten Seite an mitreißt und ans Herz geht. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und herzerfrischend, dabei poetisch und zum Nachdenken anregend. Die einzelnen Kapitel werden durch wunderschöne Zitate der Weltliteratur betitelt, die hier genau passend gesetzt wurden. Der Leser wird in die kleine Welt von Porvenir und seine Bewohner regelrecht hineingesaugt und findet sich in einer Atmosphäre von Gefühlen, verborgenen Gedanken und Wünschen wieder, die die Seele berühren. Der kleine Ort wird so bildhaft von der Autorin geschildert, dass man sich sofort wohl und wie zuhause fühlt. Auch die einzelnen Bewohner wachsen dem Leser wie Freunde ans Herz. Einen Brief an einen „Unbekannten“ zu schreiben oder auch an jemanden, mit dem einem etwas verbindet, macht dieses Buch so einzigartig, denn der Absender bleibt immer anonym, so dass der Empfänger rätselt, wem er die Zeilen wohl zu verdanken hat.

Die Charaktere wurden liebevoll ausgearbeitet und den Situationen genau angepasst. Sie wirken durchweg voller Leben und authentisch. Sara ist eine alleinerziehende Mutter von drei Söhnen, die in Porvenir ein Zuhause hat. Sie liebt ihre Arbeit und den täglichen Kontakt mit ihren Mitmenschen, die sie über die Jahre immer besser kennengelernt hat. Sara ist eine warmherzige Person, die immer ein offenes Ohr und auch eine helfende Hand bietet, wenn sie gebraucht wird. Rosa ist eine alte Dame und die Nachbarin von Sara. Sie hat schon bei deren Geburt geholfen und Sara mit ihren Söhnen ist ihre Familie. Sie hat das Herz am rechten Fleck, muss sich aber noch eine Schuld von der Seele schaffen, die dort seit 60 Jahren liegt. Alma ist in ihrem Herzen eine Dichterin, sie möchte eigentlich nur das Haus ihrer Großmutter verkaufen, doch dann wächst ihr Porvenir ans Herz und bleibt dort. Alex ist ein junger Mann, der von der großen Welt träumt, doch die Krankheit seines Vaters hält ihn am Ort. Auch die anderen Protagonisten bereichern die Handlung mit ihren ganz eigenen kleinen Geschichten und Tragödien.

„Der schönste Grund, Briefe zu schreiben“ ist ein literarisches Kleinod, welches das Herz im Sturm erobert und die Seele streichelt. Hier geht es um Freundschaft, Liebe und das Miteinander. Nach der Lektüre greift man einfach zum Füllhalter und tut es den Protagonisten gleich – ein Brief erfreut das Herz und zeigt dem Empfänger, dass man an ihn besonders gedacht hat. Absolute Leseempfehlung für einen Ausnahmeroman!

Veröffentlicht am 04.06.2017

Lebenslügen

Der Tag, an dem wir dich vergaßen
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Der Tod ihres Vaters bringt Riley MCPherson zurück nach North Carolina in ihr Elternhaus, obwohl sie in letzter Zeit eher nur losen Kontakt hatten. Aber da sie sich gerade von ihrem Freund getrennt hat, ...

Der Tod ihres Vaters bringt Riley MCPherson zurück nach North Carolina in ihr Elternhaus, obwohl sie in letzter Zeit eher nur losen Kontakt hatten. Aber da sie sich gerade von ihrem Freund getrennt hat, ist Riley auch froh über eine Luftveränderung und kümmert sich erst einmal um den Nachlass ihres Vaters. Dabei findet sie nicht nur einen Postfachschlüssel, der seltsamerweise auf einen ihr unbekannten Namen lautet, sondern auch einige alte Fotos und Zeitungsausschnitte. Durch den Fund erfährt Riley von ihrem Bruder Danny, dass es mal eine ältere Schwester Lisa gab, die erst ihren Musiklehrer ermordet und dann sich selbst getötet haben soll. Riley kann sich daran nicht erinnern, denn sie war zu der Zeit noch ein Kleinkind. Riley erinnert sich an ein recht trauriges Familienleben, alles verursacht durch die Tatfolgen der Schwester. Aber dann findet Riley auf etwas, dass sie zweifeln lässt und beginnt mit eigenen Nachforschungen zu dem Fall, der ihre Familie ins Unglück stürzte. Wird sie die Wahrheit herausfinden?

Diane Chamberlain hat mit ihrem Buch „Der Tag, an dem wir dich vergaßen“ einen sehr spannenden Roman vorgelegt, der ruhig beginnt, aber sehr schnell den Puls des Lesers in die Höhe schnellen lässt. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, weiß den Leser bald zu fesseln und ein Kopfkino in Gang zu setzen. Die Geschichte ist in drei Teile gegliedert, die zum einen die Gegenwart um Riley wiederspiegeln, der zweite wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her und gibt mehr Informationen über die Familiengeschichte preis. Im letzten Part laufen dann alle Stränge zusammen, um dem Leser das finale Puzzle zu präsentieren. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut, steigert sich aber alsbald immer mehr bis zum Ende der Handlung. Die Autorin versteht es wunderbar, den Leser bis zum Schluss in Bann zu ziehen und bei der Stange zu halten durch viele Wendungen und Möglichkeiten, die einen dazu verleiten, die Dinge immer wieder zu hinterfragen und sich eigene Lösungen zu überlegen.

Die Charaktere sind sehr schön individuell ausgearbeitet und in Szene gesetzt. Sie wirken sehr real und authentisch. Riley ist eine sehr sympathische Mittzwanzigerin, die gerade eine Trennung von ihrem Freund und den Tod ihres Vaters zu verkraften hat. Zudem macht ihr kranker Bruder Danny ihr Sorgen und die finanzielle Situation ist auch recht schwierig. Riley wirkt auf den ersten Blick eher unsicher und zurückhaltend, fast mit all den Aufgaben völlig überfordert. Dazu kommt noch das Lügengebäude, das ihr jahrelang aufgetischt wurde, und ihr Misstrauen allem und jedem gegenüber ist verständlich. Doch im Verlauf macht sie eine Entwicklung durch, die als Leser schön zu beobachten ist. Sie gewinnt an Selbstbewusstsein, geht die Dinge logisch an und lässt sich nicht mehr so schnell verunsichern. Sie wächst regelrecht an all den an sie gerichteten Aufgaben. Rileys Bruder Danny ist nach einem Kriegseinsatz versehrt und hat sich bisher nicht von den Auswirkungen erholt. Er ist ständig wütend auf alles und jeden, hat sich oftmals nur mühsam unter Kontrolle. Lisa musste ebenfalls so einiges durchmachen und stand mit vielen Dingen allein da. Sämtliche anderen auftretenden Protagonisten tragen auch ihren Teil dazu bei, die Handlung zu vervollkommnen und die Spannung auf höchstem Niveau zu halten.

„Der Tag, an dem wir dich vergaßen“ ist ein sehr spannender Roman um eine Familientragödie, die aufzeigt, wie sehr so ein Erlebnis alles und jeden verändert und über Jahre Einfluss auf alle Beteiligten und deren Leben hat. Eine dramatische und geheimnisvolle Geschichte, die von der ersten Seite an fasziniert. Absolute Leseempfehlung für einen wahren Pageturner!

Veröffentlicht am 03.06.2017

Prus Wunsch

Lügen und andere Liebeserklärungen
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Pru arbeitet als Kapitänin in San Francisco und schippert Touristen mit einem Ausflugsdampfer zu den Highlights der Stadt. Ihre Eltern starben bei einem Autounfall und seither versucht Pru alles, um die ...

Pru arbeitet als Kapitänin in San Francisco und schippert Touristen mit einem Ausflugsdampfer zu den Highlights der Stadt. Ihre Eltern starben bei einem Autounfall und seither versucht Pru alles, um die vom Unfall betroffenen Familien in jeder Form zu unterstützen, weil sie das Gefühl hat, das Unrecht ihrer Eltern wieder gutmachen zu müssen. Dafür hat sie sogar ihr Elternhaus verkauft. Nun lebt sie in einem Apartment gegenüber der Kneipe, die Sean und Finn O’Riley gehört und die ebenfalls ihren Vater bei diesem Unfall verloren haben. Ausgerechnet Finn lässt Prus Puls immer wieder in die Höhe schnellen, denn dieser Mann raubt ihr regelrecht den Atem. Prus Wunsch für Finn ist, dass er endlich wieder Spaß am Leben hat. Doch davon ist dieser weit entfernt, da er sich ständig um seinen jüngeren Bruder Sean sorgt, der so gar kein Verantwortungsgefühl hat und lieber den ganzen Tag Party macht. Aber auch Finn kann seine Augen nicht von Pru lassen – zwischen den beiden funkt es ganz gewaltig. Doch Pru traut sich nicht, Finn die Wahrheit zu sagen und je länger sie wartet, umso mehr verstrickt sie sich in ihren Gefühlen für Finn. Wird Pru Finn endlich erzählen, wer sie ist? Und wie wird Finn reagieren?

Jill Shalvis hat mit ihrem Buch „Lügen und andere Liebeserklärungen“ einen sehr unterhaltsamen und romantischen Liebesroman vorgelegt, der von Beginn an zu fesseln weiß. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und mit einer guten Portion Humor gewürzt, was die Lektüre zu einem kurzweiligen Vergnügen macht. Der Leser wird regelrecht in die Handlung hineingesogen und fühlt sich alsbald selbst als Teil dieser ganzen verrückten Ansammlung von Protagonisten, die hier eine Rolle spielen. Der Spannungsbogen ist zwar nicht sehr ausgeprägt, doch unterschwellig fragt man sich immer wieder, wann die „Bombe“ wohl platzen wird.

Die Charaktere sind wunderbar ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie wirken sehr lebendig und authentisch, man hat das Gefühl, einige von ihnen schon lange zu kennen, was beim Lesen oftmals für ein Grinsen im Gesicht sorgt. Pru ist eine sehr sympathische Frau, die schon einen schlimmen Schicksalsschlag mit dem Tod ihrer Eltern verkraften musste. Dass diese mit ihrem Unfall auch noch anderen Familien geschadet haben, macht Pru das Leben doppelt so schwer, denn sie fühlt sich schuldig und für all die Geschädigten auf irgendeine Art verantwortlich. Gerade dieses Verantwortungsgefühl macht Pru noch liebenswerter, denn sie selbst hat ja gar keine Schuld auf sich geladen. Sie kann einfach nicht mit der Tatsache leben, dass andere unglücklich sein könnten. Dafür stellt sie ihre eigenen Wünsche zurück. Aber Pru ist auch nur ein Mensch und sie sehnt sich ebenfalls nach Liebe und Nähe, will sich dies aber eine ganze Weile nicht eingestehen. Finn ist ein verantwortungsvoller und sympathischer Mann, der sich um seinen kleinen Bruder sorgt. Er hat für sie beide eine Existenz aufgebaut, um ihr Leben abzusichern. Dabei hat Finn ganz aus den Augen verloren, dass das Leben auch Spaß machen kann. Sean ist ein junger Kerl, der sich noch die Hörner abstoßen will. Er liebt Parties, Frauen und jede Menge Unsinn. Die Aufgaben, die sein Bruder für ihn hat, hängen ihm wie ein Klotz um den Hals. Die anderen Protagonisten wie z.B. der hauseigene Penner, der sein eigenes Gras anbaut oder die alte Dame, die ihre Nachbarn beobachtet und sie besser zu kennen scheint, als diese sich selbst, machen dieses Buch zu einem wahren Highlight und lassen die Handlung umso origineller und realistischer wirken.

„Lügen und andere Liebeserklärungen“ ist ein gelungener Auftakt der Heartbreaker-Bay-Reihe und ein toller Liebesroman allemal. Liebhaber von schönen Liebesromanen sollten sich diesen nicht entgehen lassen. Absolute Leseempfehlung für eine unterhaltsame und liebenswerte Lektüre!

Veröffentlicht am 02.06.2017

Erwartungen wurden leider nicht erfüllt...

Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt
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Der kleine Buchverlag LOVE-Books in Braunschweig, bei dem Bea Weidemann als Pressereferentin arbeitet, ist kurz vor der Pleite, denn die einstigen Bestsellerautoren der Kategorie Liebesromane sind mittlerweile ...

Der kleine Buchverlag LOVE-Books in Braunschweig, bei dem Bea Weidemann als Pressereferentin arbeitet, ist kurz vor der Pleite, denn die einstigen Bestsellerautoren der Kategorie Liebesromane sind mittlerweile zu renommierteren Buchverlagen abgewandert. So muss es nun der neue Dystopie-Starautor Tim Bergmann richten und mit dem Gewinn des Roderich-Buchpreises, für den er vorgeschlagen ist, den LOVE-Books-Verlag aus der Krise reißen. Um den Autor auf Linie und bei Laune zu halten, wird kurzerhand Bea zu seiner persönlichen Betreuung abgestellt, der das so gar nicht passt, mag sie doch keine Fantasy- und Dystopie-Bücher. Und vor allem, nachdem sie schon so einiges über den egozentrischen und rüpelhaften Autor gehört hat. Auch Bergmann selbst wehrt sich entschieden gegen seine neue Aufpasserin, doch nun heißt es „Zusammenraufen“ – leichter gesagt als getan. Wird es Bea gelingen, Tim zu bändigen? Kann der Verlag gerettet werden?

Kristina Günak hat mit ihrem Roman „Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt“ einen unterhaltsamen Liebesroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und weißt zwischendurch immer wieder einen angenehmen Humor auf, von dem es ruhig mehr hätte geben dürfen. Es wird aus dem Blickwinkel von Bea erzählt und der Leser bekommt einen Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt. Der Einstieg in das Buch ist etwas langatmig und lässt die Erwartungen an die Handlung noch steigen. Einen Spannungsbogen gibt es leider nicht, so dass man das Buch auch mal zur Seite legen kann.

Die Charaktere sind gut skizziert und wirken authentisch und lebensnah. Bea ist eine Frau, die ihre Arbeit mit Liebe und Hingabe versieht. Sie ist in einer Pflegefamilie aufgewachsen und hält die Bande zu ihren Pflegeeltern aufrecht, wobei sie sich oftmals allerdings auch ausnutzen lässt. Bea hat eine gute Beziehung zu ihren „Geschwistern“ und lässt schon mal alles liegen und stehen, wenn es Schwierigkeiten gibt. Bea wirkt oftmals kühl und distanziert, doch insgeheim sehnt sie sich nach jemandem, auf den sie sich verlassen kann. Mit ihrem besten Freund hat sie eine On-Off-Beziehung, wobei Liebe allerdings für beide keine Rolle spielt. Tim ist ein egozentrischer Mann, der in seiner Kindheit schon so einiges einstecken musste und sogar eine kriminelle Vergangenheit vorweisen kann. Er wirkt zwar selbstbewusst und stark, allerdings zieht er sich lieber zurück und möchte seine Zeit nicht mit Oberflächlichkeiten verplempern. Er möchte sich seine Authentizität bewahren und doch weiß er selbst nicht so recht, was ihm eigentlich fehlt im Leben.

„Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt“ ist einer dieser Liebesroman, die man mal im Urlaub nebenher lesen kann, ohne groß nachdenken zu müssen. Es gibt keinerlei Spannungsmomente und die Geschichte plätschert nur so vor sich hin. Hier fehlt von allem etwas, ob es die Spannung, die Handlung oder die Protagonisten betrifft. Daher nur eine eingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.05.2017

Dolce Vita auf Procida

Das rosa Haus am Meer
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Rosa gehört zwar schon dem älteren Semester an, fühlt sich aber mit ihren mehr als 70 Jahren noch wie eine junge Frau. Sie führt ein Porzellangeschäft in Berlin, hat aber eine wilde Vergangenheit hinter ...

Rosa gehört zwar schon dem älteren Semester an, fühlt sich aber mit ihren mehr als 70 Jahren noch wie eine junge Frau. Sie führt ein Porzellangeschäft in Berlin, hat aber eine wilde Vergangenheit hinter sich, an die sie noch oft denkt. Eines Morgens, während Rosa wieder in ihrem kleinen Laden steht, kracht es auf einmal ganz gewaltig. Ein Auto ist durch die Fensterfront in ihr Geschäft gerauscht und hat dabei alles zerstört. Schuld ist die 21-jährige Paulina, die gern Schauspielerin werden möchte. Während ihres kurzen Krankenhausaufenthalts teilen die beiden Frauen ein Zimmer und lernen sich dabei etwas besser kennen. Kaum ist Rosa wieder zuhause, erfährt sie, dass sie von einem alten Freund ein Haus auf der italienischen Insel Procida vor der neapolitanischen Küste geerbt hat. Rosa überlegt nicht lange und lädt Paulina ein, sie für eine Weile nach Italien zu begleiten. Bereits nach der Ankunft sind die beiden Frauen von dem rosa Haus total begeistert und leben sich schnell ein. Aber dann bekommen sie nach und nach jede Menge Besucher, mit denen sie eigentlich nicht gerechnet haben. Erst der Sanitäter und Halbitaliener Fabio, dann Rosas Tochter Charlotte und am Ende auch noch Knut, ein Freund aus Rosas Vergangenheit. Paulinas Eltern nerven derweil jeden Tag am Telefon. Wie soll man da zur Ruhe kommen? Bei so vielen Menschen in dieser zusammengewürfelten WG auf engstem Raum kommen so einige Dinge ans Tageslicht, mit denen nicht zu rechnen war und die das Leben von jedem einzelnen verändern wird…

Susanne Fülscher hat mit ihrem Buch „Das rosa Haus am Meer“ einen ganz zauberhaften Roman vor der malerischen Kulisse der italienischen Insel Procida vorgelegt. Der Schreibstil ist herrlich flüssig und herzerfrischend, er lässt den Leser sofort gedanklich seine Koffer packen, um in Rosas Schlepptau mit auf die Reise zu gehen. Die Landschaftsbeschreibungen der Insel sind so bildhaft, dass man sich die bunten Häuser, die Fischerboote sowie die malerischen Gassen und den Blick aufs Meer wunderbar vorstellen kann; es ist geradezu ein Kurzurlaub vom Alltag, den man beim Lesen erleben kann. Die Autorin versteht es auf ganz besondere Weise, die verschiedenen Generationen ihrer Protagonisten zu vermischen und miteinander agieren zu lassen. Dabei zeigt sie auch, wie gut solch eine Wohngemeinschaft funktionieren kann und wo es auch Reibungspunkte gibt.

Die Charaktere wurden liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt. Jeder einzelne von ihnen wirkt sehr lebendig und authentisch, der Leser hat sofort einen Bezug zu ihnen. Rosa ist zwar schon Ü70, aber in ihrem Herzen ist sie jung geblieben, was wohl auch ihrem unkonventionellen Lebensstil geschuldet ist. Früher ist sie mit einer Band durchs Land gezogen und hat jede Menge Dinge ausprobiert. Sie hat eine Tochter allein großgezogen und dieser jahrelang den Vater verheimlicht. Rosa ist eine sehr offene und herzliche Person, die die Dinge des Lebens so nimmt, wie sie kommen und immer etwas Positives darin findet. Sie ist regelrecht eine Perle, die man unbedingt kennenlernen möchte. Paulina ist mit 21 Jahren noch sehr jung, hat die Schule vor dem Abitur abgebrochen und will unbedingt Schauspielerin werden. Die Angebote bleiben jedoch aus und ihre Eltern gehen ihr auf die Nerven. Zu Beginn wirkt Paulina noch wie eine verwöhnte Göre, die keinen Rat annehmen will, sie sieht sich selbst wohl als Rebellin. Doch Paulina macht eine große Entwicklung durch und lernt von Rosa, wie man das Leben liebt. Charlotte ist Rosas Tochter, alleinstehende Konditorin mit eigenem Geschäft. Mit Beziehungen ist es nicht weit her, und die Beziehung zu ihrer Mutter ist ambivalent. Aber auch Charlotte lernt sich zu öffnen und sich zu nehmen, was sie möchte. Fabio war Sanitäter und ist ein ewiger Hypochonder, so ist er gezwungen, seinen Job zu wechseln. Dabei ist er ein sehr hilfsbereiter und liebenswerter Mann, dem seine Einbildung einen Streich spielt und der erst lernen muss, seine Sichtweise zu ändern. Kalle ist ein in die Jahre gekommener Hippie, der schon immer ein Auge auf Rosa geworfen hat. Er hat das Herz am rechten Fleck, ist aber leider zu aufdringlich, als das man ihn gleich auf den ersten Blick mag.

„Das rosa Haus am Meer“ ist ein zauberhafter Unterhaltungsroman über Familiengeheimnisse, Beziehungskisten und eine ungewöhnliche Urlaubs-WG, die dem Leser ans Herz geht und wo er am liebsten selbst einziehen würde, um all diese liebenswerten Gestalten selbst kennenzulernen. Absolute Leseempfehlung für diesen wunderschönen italienischen Kurzurlaub!