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Veröffentlicht am 06.05.2017

Victorias 2. Fall

Das Geheimnis des Rosenzimmers
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1907 London. Victoria und lebt zusammen mit Hopkins, dem Butler ihres verstorbenen Vaters und hat eine Vorliebe dafür, durch ihr Benehmen ihrer adligen Verwandtschaft immer wieder in die Suppe zu spucken, ...

1907 London. Victoria und lebt zusammen mit Hopkins, dem Butler ihres verstorbenen Vaters und hat eine Vorliebe dafür, durch ihr Benehmen ihrer adligen Verwandtschaft immer wieder in die Suppe zu spucken, denn diese trägt die Nase ziemlich hoch. Mit dem Journalisten Jeremy Ryder, der auch für den britischen Geheimdienst arbeitet, hat sie ihre Liebe und einen Verbündeten gefunden, der sie bei schwierigen Fällen unterstützt, denn Victoria ist nicht nur aktives Suffragettenmitglied, sondern hat auch eine Leidenschaft für die Detektivarbeit. Und so wird sie auch wieder tätig, als Jeremy bei einem Anschlag verletzt wird und für eine Weile untertaucht. Jeremy will Victoria beschützen, so reist diese nach Deutschland, erst zu einer Freundin nach Koblenz und dann weiter zu ihrer Großmutter, die sich in Ems einer Kur unterzieht. Seltsam ist nur, dass ihr immer wieder der russische Arzt Lew über den Weg läuft, der Jeremy nach dem Anschlag versorgt hat. So langsam kommt Victoria der Gedanke, dass die eigentliche Gefahr nicht in England ist, sondern ihr auf Schritt und Tritt folgt. Wird sie dem Komplott auf die Spur kommen und noch einige weitere Geheimnisse enthüllen, denen sie schon länger nachjagt?

Pauline Peters hat mit ihrem Buch „Das Geheimnis des Rosenzimmers“ ihren zweiten Band um ihre Protagonistin Victoria und Faktotum Hopkins vorgelegt, der dem ersten Roman in nichts nachsteht. Die Verbindung von historischem Kriminalroman, LIebe und Familiengeheimnissen ist hier wieder sehr gut gelungen. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser schnell in die Anfangszeit des 20. Jahrhunderts abtauchen. Die Orts- und Landschaftsbeschreibungen sind so detailliert, dass der Leser sich schnell zurechtfindet und alles bildhaft vor Augen hat. Die Spannung wird recht schnell aufgebaut und steigert sich immer mehr bis zum Finale.

Die Charaktere wurden sehr schön ausgearbeitet, sie wirken lebendig und authentisch. Durch ihre verschiedenen Eigenheiten ergeben sie ein buntes Potpourri, bei dem der Leser manchmal nicht weiß, wer gut und wer böse ist. Victoria ist eine sehr selbstsichere sympathische junge Dame, die ihren eigenen Kopf hat. Sie schert sich nicht um ihre wohlhabende adlige Verwandtschaft, auch wenn es in der eigenen Kasse oftmals eng wird. Doch sie will sich nicht verbiegen und zu Dingen zwingen lassen, die nicht ihren Vorstellungen entsprechen. Mit Hopkins verbindet sie eine lange Freundschaft und Vertrautheit, er ist ihr mehr Familie als sonst jemand. Hopkins ist ein Butler, wie man ihn sich vorstellt. Er hat ein Auge auf Victorias zeitweilig gefährliche Unterfangen und versucht, sie in jeder Lebenslage zu beschützen. Jeremy ist ein sympathischer junger Mann, der zwar als Journalist arbeitet, aber insgeheim auch für den britischen Geheimdienst tätig ist. Oftmals hat man den Eindruck, er tanzt auf zwei Bühnen, aber Victoria hat sein Herz erobert und er tut alles dafür, die Gefahren vor ihr fernzuhalten. Leider lässt sie sich nur selten bremsen, denn ihre Abenteuerlust kommt ihr dabei in die Quere. Auch die weiteren Protagonisten tragen mit ihren kleinen Geschichten und Verwicklungen zum Spannungsausbau der Handlung bei.

„Das Geheimnis des Rosenzimmers“ ist ein sehr spannender und unterhaltsamer historischer Kriminalroman, der ab der ersten Seite zu einem richtigen Pageturner wird und den Leser regelrecht gefangen nimmt. Alle Leser, die den Mix aus historischem Roman und Krimi mögen, sind hier sehr gut aufgehoben. Absolute Leseempfehlung für den 2. Band aus der Feder von Pauline Peters!

Veröffentlicht am 01.05.2017

Gaidemar und Adelheid

Die fremde Königin
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951. Nach dem Tod ihres Ehemannes Lothar wird Königin Adelheid von Burgund von Berengar entführt und gefangen gehalten, denn Berengar will sie dazu zwingen, seinen Sohn Adalbert zu heiraten und somit an ...

951. Nach dem Tod ihres Ehemannes Lothar wird Königin Adelheid von Burgund von Berengar entführt und gefangen gehalten, denn Berengar will sie dazu zwingen, seinen Sohn Adalbert zu heiraten und somit an die Macht über Italien zu gelangen. Der junge Panzerreiter Gaidemar, als Bastard geboren und ohne jeglichen Wohlstand, steht im Dienste König Ottos I. und bekommt den Befehl, Adelheid zu befreien und an Ottos Hof zu bringen, denn dieser braucht nach dem Tod seiner Frau Editha eine neue Gemahlin. Die Rettungsaktion gelingt und Gaidemar verliert auf Anhieb sein Herz an Adelheid, obwohl diese unerreichbar für ihn ist und schon bald darauf Ottos Ehefrau wird. Adelheid ist sich ihrer neuen Position voll bewusst, hat es aber nicht leicht, mit Ottos Kindern Liudolf und Heinrich zurechtzukommen. Aber in Gaidemar hat sie einen Vertrauten, der aber auch für Otto in die Schlacht zieht und dessen Position immer mehr festigt. Gleichzeitig sucht Gaidemar nach seinen Eltern und damit nach seinen Wurzeln, denn als Bastard wird ihm immer wieder die Anerkennung versagt. Wird er je etwas über seine Eltern herausfinden und endlich seinen rechtmäßigen Platz in der Gesellschaft erhalten?

Rebecca Gablé hat mit ihrem Buch „Die fremde Königin“ den zweiten Teil um Otto I. nach „Das Haupt der Welt“ vorgelegt, das dem ersten Roman an Spannung und historischem Hintergrund in nichts nachsteht. Gleich zu Beginn schon wird eine Übersicht über die auftretenden historischen Charaktere präsentiert, so dass der Leser sich gut zurechtfindet und der Handlung ohne Probleme folgen und zwischen Wahrheit und Fiktion unterscheiden kann. Der Schreibstil ist flüssig und fesselt von Anfang an, der Leser erlebt als unsichtbarer Beobachter sogleich eine aufregende Flucht und Geschichte aus erster Hand. Der Spannungsbogen wird schon zu Beginn sehr hoch angelegt, steigert sich aber im Laufe der Geschichte immer mehr bis zum Finale. Die Autorin hat den historischen Hintergrund sowie die politischen Machtspielchen und Intrigen akribisch recherchiert und mit besonderem Geschick mit der Handlung verknüpft.

Die Charaktere wurden sehr detailliert und liebevoll ausgearbeitet, besitzen alle ihre Eigenheiten und ihre eigene Authentizität bzw. Lebendigkeit. Gaidemar ist ein sympathischer Protagonist, dem Ehrgefühl und Pflichtbewusstsein wichtig sind; Eigenschaften, die man einfach mit einem Ritter verbindet. Er ist seinem König ein treuer Soldat, besitzt eine besondere innere Stärke sowie Mut, aber auch Zurückhaltung. Adelheid ist eine kluge Frau, die ihre eigenen Wünsche zurückstellt und ihrem Gatten gegenüber loyal ist und sich für wichtige Belange am Hofe einsetzt. Ihre Gedanken und Gefühle wirken sehr authentisch und nachvollziehbar. Ottos Bruder Henning ist ein Intrigant und Unruhestifter, der nur seinen eigenen Vorteil sieht. Immed von Saalfeld, der Ziehbruder von Gaidemar, ist ein missgünstiger und neidischer Mann, der Gaidemar nichts gönnt, dabei aber selbst den Kürzeren zieht. Auch die übrigen Protagonisten bereichernd mit ihren Episoden und Taten die Handlung und erhöhen die Spannung durch die verschiedenen Beziehungsgeflechte untereinander.

„Das Haupt der Welt“ ist ein opulenter spannender historischer Roman, der von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln weiß. Es mangelt weder an Liebe, Krieg oder Intrigen – der Leser kann regelrecht abtauchen in einen Teil Geschichte und hautnah dabei sein. Ein historischer Roman par excellence, absolute Leseempfehlung für ein Highlight!

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Veröffentlicht am 01.05.2017

Hoffnung und Vergebung

Ein Garten der Hoffnung
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1964 Hollyhill/Kentucky. Nach einem Tornado ist in der Stadt Hollyhill langsam wieder Normalität eingekehrt. Die 13-jährige Joci lebt mit ihrem Vater David und ihrer schwangeren Schwester Tabita zusammen ...

1964 Hollyhill/Kentucky. Nach einem Tornado ist in der Stadt Hollyhill langsam wieder Normalität eingekehrt. Die 13-jährige Joci lebt mit ihrem Vater David und ihrer schwangeren Schwester Tabita zusammen mit dem durch den Tornado verletzten Wes und der Haushälterin Miss Love unter einem Dach. Joci macht sich immer noch Vorwürfe, dass sie an Wes‘ Verletzung schuld ist, die er sich bei einem Tornado zugezogen hat. David ist sowohl der Pastor der Gemeinde als auch der Verleger der örtlichen Zeitung „Banner“, wo Joci ebenfalls immer wieder mithilft. Eines Tages lernt Joci bei einem Fahrradausflug Noah kennen, der Junge ist gerade erst mit seiner Familie von Chicago nach Hollyhill gezogen, weil sein Vater eine Apfelplantage aufbauen will. Noah ist schwarz und erst gerade wurde die Rassentrennung per Gesetz aufgehoben. Doch einige Einwohner können sich mit dieser Tatsache noch nicht abfinden, so dass es nach und nach zu immer mehr zu Unruhen kommt, ob im Diner, in der Schule oder in der Kirche. Doch Joci freundet sich mit Noah und seiner Familie an, und auch David setzt sich dafür ein, dass alle Menschen gleich sind. Unterstützung bekommen sie durch liebe Freunde. Doch der Ku-Klux-Klan rottet sich zusammen und kommt diesmal auch in das kleine Städtchen Hollyhill…

Ann H. Gabhart hat mit ihrem Buch „Ein Garten der Hoffnung“ den zweiten Teil einer Trilogie vorgelegt. Damit man dem Roman gut folgen kann, empfiehlt es sich auf jeden Fall, den ersten Band zuerst zu lesen, um die Familiengeschichte besser nachvollziehen zu können und mehr Informationen zu den Beziehungen der einzelnen Menschen untereinander zu erhalten. Der Schreibstil ist flüssig und erzählt hauptsächlich in der dritten Person aus der Sicht von Joci. Sie ist die eigentliche Hauptperson des Romans, die ihre Familie, Freunde und Bekannten unter die Lupe nimmt und ihre Gefühle für die einzelnen Personen preisgibt. Das Thema „Aufhebung der Rassentrennung“ wurde von der Autorin sehr schön in die Handlung miteingeflochten, es ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und den Protagonisten, wobei es auch heute noch durchaus aktuell ist, denn die Menschen reagieren heute vielleicht anders, aber nicht weniger grausam als zur damaligen Zeit. Auch macht die Autorin mit dem Thema die Spaltung innerhalb der Bevölkerung deutlich.

Die Charaktere wurden liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt. Joci ist ein kluges junges Mädchen, das schon so einige Schläge einstecken musste. Die Mutter verließ sie und hat ihre ältere Schwester einfach mit nach Californien genommen und so die Geschwister für lange Zeit getrennt. Der Tornado hat fast ihren „Opa“ Wes getötet und sie gibt sich dafür die Schuld. Aber Joci führt ein Journal, in dem sie alles über jeden, der ihr lieb und teuer ist, einträgt, um die Person besser zu verstehen. Außerdem hat sie ein Händchen fürs Fotografieren und für Gebete – es gibt einfach für jeden Anlass ein neues Gebet. Joci ist so ohne Vorbehalte, tief in ihrem Glauben verhaftet und stellt trotzdem immer wieder alles in Frage, um sich dann die Antworten bei ihrem Vater oder in Gesprächen mit Wes zu holen, ihren Glauben kann es jedoch nicht erschüttern. David ist ein sehr sympathischer Mann, der plötzlich die Liebe für sich entdeckt. Er hat eine sehr empathische Art seinen Mitmenschen gegenüber und findet immer die richtigen Worte, um schwierige Situationen zu entschärfen. Wes ist ein alter liebevoller Brummbär, der aber selbst ein Geheimnis hat und darunter schwer zu leiden hat. Noah ist ein netter Junge, der schon früh Verantwortung für seine Geschwister und seine Familie trägt. Auch die anderen Charaktere sind schön platziert und tragen mit ihren ganz eigenen Geschichten das Gefühl von Zusammengehörigkeit in einer kleinen Gemeinde bei.

Der christliche Aspekt wurde innerhalb der Handlung sehr schön ausgearbeitet. Es gibt viele Ferse und Psalmen sowie persönliche Gebete, die zu der jeweiligen Situation gut passen. Das Hauptthema „Vergebung“ wird ebenso ausführlich behandelt wie die Hoffnung auf Gott.

„Ein Garten voller Hoffnung“ ist ein nachdenklich stimmender Roman über das Leben in einer Kleinstadt im Amerika der 60er Jahre zu Zeiten Martin Luther Kings und die Aufhebung der Rassengesetze. Alle, die sich für das Thema interessieren, werden hier eine sehr schöne Lektüre vorfinden. Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.05.2017

Auf der Suche

Den ganzen Weg entlang
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Liz ist 27 Jahre alt und braucht unbedingt einen Tapetenwechsel. Gerade hat sie ihren Job gekündigt, als sie ihren Freund Jason mit einer anderen erwischt. Nun muss sie sich neben einem neuen Job auch ...

Liz ist 27 Jahre alt und braucht unbedingt einen Tapetenwechsel. Gerade hat sie ihren Job gekündigt, als sie ihren Freund Jason mit einer anderen erwischt. Nun muss sie sich neben einem neuen Job auch noch ein neues Apartment suchen. Also genau der richtige Moment, um den Wohnort zu wechseln. So packt Liz ihre Sachen und findet in einem Haus im kalifornischen San Fernando Valley ein neues Zuhause. Ihr neuer Nachbar Noah ist ein netter junger Mann, der sich Hals über Kopf in Liz verliebt. Aber Liz bemerkt das in ihrer momentanen Situation gar nicht. Sie sieht ihn nur als guten Freund, dem sie ihr Herz ausschütten kann. Kaum kehrt einigermaßen Ruhe in ihr Leben, versetzt sie die Hochzeit ihrer Schwester Casey erneut in Krisenstimmung, denn diese will ihren Vater Jake einladen, den beide seit 19 Jahren nicht mehr gesehen haben. Liz ist nicht begeistert, aber um ihrer Schwester diesen Wunsch zu erfüllen, macht sie sich daran, ihn aufzuspüren. Wie wird ihre erste Begegnung verlaufen? Wird sie ihm jemals verzeihen können, dass er sie im Stich gelassen hat?

Carina Posch hat mit ihrem Buch „Den ganzen Weg entlang“ ihren zweiten Roman vorgelegt, in dem es um verletzte Seelen und zerbrochene Familien geht. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, schnell taucht der Leser in Liz‘ Welt ein und begleitet sie eine Weile durch ihr Gefühlschaos und ihr Leben.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich ausgearbeitet, haben alle ihre Eigenheiten und wirken so sehr lebendig. Liz ist eine Frau, die man erst auf dem zweiten Blick besser verstehen kann. Zu Beginn wirkt sie sehr unstet. Die ständigen Jobwechsel, wenn ihr gerade etwas nicht gefällt, ebenso wie die Beziehung zu Jason zeigen, dass sie noch nicht so wirklich weiß, was sie sich eigentlich für ihr Leben wünscht und in welche Richtung sie gehen will. Vielleicht liegt es gerade daran, dass sie noch ein Kind war, als ihr Vater sie verlassen hat. Sie kennt keine Stabilität in ihrem Leben, wofür auch die Wahl von Jason als Freund sehr bezeichnend ist, denn Jason ist zwar ein cooler Typ, aber er will keine enge Beziehung oder Verpflichtungen, sondern eigentlich nur seinen Spaß; er lässt sich nicht kontrollieren, aber gerade das ist Liz‘ Problem, sie möchte die Kontrolle über die Dinge behalten. Noah ist ein eher verträumter junger Mann, der sein Herz auf Anhieb an Liz verschenkt, die das gar nicht so richtig zu würdigen weiß. Liz ist immer noch wie auf der Flucht und es braucht ein einschneidendes Erlebnis, damit sie endlich anhält und Luft holt, so dass ihr Leben von da an normal verlaufen kann.

„Den ganzen Weg entlang“ ist ein unterhaltsamer und emotionaler Roman über die Liebe, Familienbaustellen und die Suche nach einem glücklichen Leben und sich selbst. Für dieses kleine Buch gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 29.04.2017

Hirschvogl am Rindermarkt

Das Haus der schönen Dinge
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1897 öffnet da Kaufhaus „Hirschvogl“ am Münchner Rindermarkt seine Pforten. Damit hat sich der jüdische Kaufmann Jacob Hirschvogel sich und seiner Familie einen Lebenstraum erfüllt. Als königlich-bayerischer ...

1897 öffnet da Kaufhaus „Hirschvogl“ am Münchner Rindermarkt seine Pforten. Damit hat sich der jüdische Kaufmann Jacob Hirschvogel sich und seiner Familie einen Lebenstraum erfüllt. Als königlich-bayerischer Hoflieferant bietet er seinen Kunden ein Haus voller exquisiter Waren und Dinge, die das Menschenherz begehrt. Sowohl Tee als auch ausgesuchten Kaffee, importierte französische Kleidung und Parfum als auch feinste Tuchwaren oder Konfekt. Es gibt nichts, dass es bei Hirschvogel nicht gibt und so geben sich die Kunden dort die Klinke in die Hand. Aber auch die Konkurrenz springt auf den Zug auf und erweitert ihr Warenrepertoire, um mit eigenen Warenhäusern ebenfalls die Kunden anzuziehen. Jedoch fehlt ihnen der Ideenreichtum von Jacobs Frau Thea, die sich immer wieder Neues einfallen lässt, um ihren Kundenstamm zu überraschen. Die Söhne, die eigentlich als Nachfolger bestimmt sind, haben nicht das Zeug, um das Warenhaus zu leiten. So übernimmt Tochter Lily in den 20er Jahren das Traditionshaus und will den Erfolg fortführen. Doch die Nazis sind immer mehr auf dem Vormarsch, und so ändert sich die Einstellung alter Freunde und Weggefährten, die Kunden werden weniger, die Familie muss um ihre Existenz fürchten.

Heidi Rehn hat mit ihrem Buch „Das Haus der schönen Dinge“ einen sehr spannenden historischen Roman um eine Familiendynastie vorgelegt, der zwar fiktiv ist, aber so oder ähnlich zur damaligen Zeit überall in Deutschland hätte stattfinden können. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd, der Leser findet sich sofort in der vergangenen unrühmlichen Zeit deutscher Geschichte wieder und darf während der Handlung als Teil der Familie Hirschvogl an ihrem Aufstieg sowie deren Niedergang teilhaben. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin sehr gut recherchiert und der Handlung unterlegt, tauchen doch auch andere sehr reale Namen deutscher Warenhäuser ebenfalls in der Geschichte auf. Heidi Rehn gelingt es mühelos, die damaligen Zeiten wiederauferstehen zu lassen. Auch die jeweilige zeitgemäße Mode wurde von der Autorin so gut beschrieben, dass man alles wunderbar vor Augen hatte. Der Roman erstreckt sich über 3 Generationen Familiengeschichte, die fast 100 Jahre ausmachen. Dabei darf man als Leser sowohl den Wechsel ins 20. Jahrhundert als auch die goldenen 20er Jahre und die schrecklichen 30er miterleben, die dann den Zusammenbruch deklamieren. Wer München gut kennt, wird sich wie zuhause fühlen, so gut gelungen sind die Stadtbeschreibungen. Ein Personenregister zu Beginn des Romans sowie ein kleiner Stadtplan am Ende machen das Schicksal der Familie Hirschvogl sehr real. Nur das wunderschöne „Nachwort“ der Autorin erklärt diesen Gedanken für nichtig.

Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet und wirken lebendig und authentisch. Jacob Hirschvogl ist schon früh ein Visionär. Er hat einen Traum von einem Einkaufsparadies und möchte seinen Kunden die Welt praktisch zu Füssen legen. Mit der Eröffnung seines Warenhauses begründet er ein sehr erfolgreiches Unternehmen, in dem die ganze Familie eingespannt wird. Ehefrau Thea ist zuständig für die ständige Erweiterung des Angebotes und für ausgefallene Ideen, die den Kunden in das Kaufhaus locken könnten. Tochter Lily wächst schon früh in die Rolle als Nachfolgerin des Vaters und drückt nach Übernahme der Führungsposition dem Geschäft ihren eigenen Stempel auf.

„Das Haus der schönen Dinge“ ist eine wunderbar und dramatisch erzählte historische Geschichte um die Kaufhausdynastie einer jüdischen Familie. Alle, die spannende Familiengeschichten lieben, werden hier nicht enttäuscht. Absolute Leseempfehlung für einen sehr gelungenen Historienroman!