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Veröffentlicht am 22.04.2017

Paris ist immer eine Reise wert...

Frühling in Paris
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Paris, die Stadt der Liebe. Die Engländerin Louise mit französischen Wurzeln ist eine junge Frau, die einem Brief der Freundin ihrer verstorbenen Tante Isabelle gefolgt ist und nun hier einen Neuanfang ...

Paris, die Stadt der Liebe. Die Engländerin Louise mit französischen Wurzeln ist eine junge Frau, die einem Brief der Freundin ihrer verstorbenen Tante Isabelle gefolgt ist und nun hier einen Neuanfang wagen möchte. Bisher hat Louise viele Dinge begonnen, doch nie bis zum Ende durchgehalten. Doch hier in Paris in der Rue d’Estelle No. 5 soll alles anders werden, endlich sollen sich ihre Träume erfüllen. Paulette, die ihr den Brief geschrieben hat, übergibt ihr die Schlüssel zu einem kleinen Apartment und zu der ehemaligen Backstube ihrer Großtante. Und während Louise sich erst einmal einrichtet, lernt sie nach und nach die übrigen Bewohner des Hauses auf ihre ganz eigene Art kennen. Und in Paulette findet sie eine Ratgeberin, die sie auf eine wunderbare Idee bringt, die alte Bäckerei wieder mit Leben zu erfüllen. Louise möchte dort ein Café für die Nachbarschaft eröffnen, wobei besonders Macarons eine Rolle spielen werden. Aber bis es soweit ist, muss Louise erst einmal in die Herzen ihrer Nachbarn vordringen und sich selbst auf Paris und ihre eigenen Wünsche einlassen. Wird Paris Louise und ihre Sicht auf die Welt verändern?

Fiona Blum hat mit ihrem Buch „Frühling in Paris“ einen zauberhaften, gefühlvollen Roman vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an verzaubert. Der Schreibstil ist flüssig, warmherzig, poetisch, oftmals leicht melancholisch und zart wie ein Schmetterling. Er weiß den Leser zu berühren und mitten ins Herz zu treffen. Die Beschreibungen von Paris lassen das Herz des Lesers höher schlagen lassen, sind sie doch so bildgewaltig und farbenfroh, dass man sich direkt vor Ort wähnt und ohne Stadtplan durch diese wunderschöne Metropole findet. Wenn man Paris selbst persönlich gut kennt, fühlt man sich wie zuhause und auf vertrautem Terrain. Auch die Erwähnung der ganzen wunderbaren Köstlichkeiten innerhalb der Handlung lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen und am liebsten möchte man die nächste französische Bäckerei ansteuern, um eine dieser exquisiten Süßspeisen oder Kuchen zu erwerben. Besonders hervorzuheben sind auch die schönen Zitate aus Dantes „Göttliche Komödie“, die so wunderbar in die Geschichte eingewebt wurden, dass sie immer wie die Faust aufs Auge zur Situation passen. Die Andeutung an die Attentate in Paris 2015 macht das Buch noch viel persönlicher und geben dem Ganzen ein Gesicht.

Das Buch lebt nicht nur durch den wunderschönen Schreibstil der Autorin, auch die Charaktere wurden von ihr auf ganz liebevolle Art ausgestaltet und mit Leben erfüllt. Sie alle haben ihre Sonnen- und Schattenseiten, sind auf ihre ganz eigene Art sehr liebenswert. Sie wirken sehr lebendig und authentisch, da sie so normal und doch gleichzeitig so außergewöhnlich sind, dass man sie nicht gehen lassen möchte. Louise ist eine quirlige junge Frau, die in ihrem bisherigen Leben noch nicht wirklich etwas auf die Reihe bekommen hat. Sie ist immer voller Elan für eine Sache, doch dann verlässt sie der Mut oder die Lust, so dass sie wieder mit etwas Neuem von vorn anfängt. Schuld daran ist ihre ständig nörgelnde Mutter, die ihr sämtliches Selbstvertrauen raubt und sie so um die Chance zur Erfüllung ihrer Träume bringt. Louises Entwicklung innerhalb dieser Geschichte ist wunderschön zu beobachten. Ihr Einfluss auf ihre Nachbarn und Freunde ist ebenso groß wie umgekehrt. Jeder von ihnen bewirkt auf seine ganz eigene Art Veränderungen im anderen. Nicolas ist Louises direkter Nachbar, ein sympathischer und eher stiller junger Mann, der schon einige Schicksalsschläge ertragen musste, kommt er doch aus einem zerrütteten Elternhaus, das er schon sehr jung verlassen hat, um dann in einem Zirkus aufgenommen zu werden und mit dem Erlernten als Clown den Parisern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Doch leider kann Nicolas selbst nicht mehr lächeln, denn er war Zeuge der Attentate. Seitdem hat sich sein Leben noch mehr verändert, doch Louise bringt etwas in ihm an die Oberfläche. Paulette ist eine Grand Dame und die Freundin von Louises Großtante. Sie wirkt etwas kühl, hat das Herz aber am rechten Fleck, denn sie beobachtet ihre Nachbarschaft genau und sorgt sich um ihre Mitmenschen. Camille ist eine junge Balletttänzerin, die das plötzliche Aus ihrer Karriere erst einmal verkraften muss. Jahrelang hat sie sich diszipliniert und kasteit, um ihren Traum als Primaballerina zu erreichen. Doch jetzt muss sie sich neu orientieren. Monsieur Issac besitzt den kleinen Tabakladen und trauert immer noch um seine verstorbene Frau. Er hatte bisher nicht den Mut für einen Neuanfang, da alle seine Träume mit seiner Frau zusammen hingen. Doch nun wagt er ebenfalls den Schritt in einen neuen Lebensabschnitt.

„Frühling in Paris“ ist ein zauberhafter und poetisch-melancholischer Roman mit einer Liebeserklärung an die Stadt Paris und ihre liebenswerten Bewohner. Überall kann man sie treffen, wenn man seine Augen und sein Herz öffnet. Nur so findet man Einlass in die Seelen anderer und auf diesem Wege liebe Freunde, gute Bekannte und empfindet eine ständige Sehnsucht an die wunderschöne französische Metropole. Wer dieses Buch liest, wird ein Teil von ihm und seinen Bewohnern. Diese Geschichte geht einem nicht mehr aus dem Kopf. Für dieses Highlight kann es nur die absolute Leseempfehlung geben! Chapeau Frau Blum, alles absolut richtig gemacht!!!

Veröffentlicht am 16.04.2017

Wohnungstausch mit Folgen

Seeluft macht glücklich
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Jasmin arbeitet in einem Katholischen Krankenhaus in Köln als Materialbeschafferin und wird von ihren Kollegen und vom Professor sehr geschätzt. Ihre Arbeitstage sind lang und stressig, so ist es kein ...

Jasmin arbeitet in einem Katholischen Krankenhaus in Köln als Materialbeschafferin und wird von ihren Kollegen und vom Professor sehr geschätzt. Ihre Arbeitstage sind lang und stressig, so ist es kein Wunder, dass sie eines Tages zusammenklappt. Ihr Chef schickt sie daraufhin in den Zwangsurlaub, damit sie endlich mal zur Ruhe kommt. Kurzfristig packt sie ein paar Sachen und macht sich auf den Weg zur Insel Föhr, wo sie nach kurzer Zeit den einheimischen Thore kennenlernt und gleich mit ihm ins Gespräch kommt. Auch Thore braucht eine Auszeit und möchte gern für einige Zeit die Insel Föhr verlassen. So beschließen die beiden, ihre Wohnungen zu tauschen und Thore reist nach Köln, während Jasmin in sein Föhrer Domizil einzieht. Doch dieser Wohnungstausch hat sowohl für Jasmin als auch für Thore Auswirkungen auf ihr restliches Leben. Denn die Menschen, die sie treffen und auch ihre eigenen Entscheidungen werden nachhaltig ihre Zukunft bestimmen.

Janne Mommsen hat mit seinem Buch “Seeluft macht glücklich” einen wunderschönen luftig-leichten Unterhaltungsroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und einnehmend, der Leser fühlt schon nach den ersten Zeilen pudelwohl und steht mal an der Seite von Jasmin, mal an der von Thore, um beide bei ihrer “Luftveränderung” zu begleiten und sie bei ihrer Entwicklung zu beobachten. Die Beschreibungen sowohl der Insel Föhr als auch der Stadt Köln und deren Bewohner sind so bildhaft und lebendig, dass man sich als Leser gleich wie zuhause fühlt. Die eingestreuten Dialoge in Dialektform, sowohl in Köllsch als auch in Norddeutsch geben der ganzen Geschichte etwas authentisch-lebhaftes und macht die Handlung umso authentischer.

Die Charaktere sind wie aus dem richtigen Leben gegriffen, sodass der Leser sich mit ihnen identifizieren kann. Sie haben ihre ganz speziellen Eigenheiten, die einem das Mitfühlen und Mitfreuen bzw. Miterleben ganz leicht machen. Jasmin ist eine sehr sympathische Frau, die kaum soziale Kontakte hat, dabei aber von ihren Kollegen und Vorgesetzten geschätzt wird. Sie liebt Nippeskram und Bücher, verbringt den Großteil ihrer Freizeit allerdings fast ausschließlich daheim allein. Sie wirkt eigentlich nicht wie ein Mauerblümchen oder auf den Mund gefallen, doch irgendwie igelt sie sich ein. Ihre Entwicklung während der Handlung ist erstaunlich und sehr schön zu beobachten. Thore ist ein sympathischer Kerl, der Ferienwohnungen vermietet, aber auch sonst das Mädchen für alles auf der Insel ist. Stets hilfsbereit und zuvorkommend wird er von allen gemocht. Allerdings bereitet ihm sein Liebeskummer eine schwere Zeit und er muss einfach weg, um das hinter sich zu bringen. Schnell knüpft er durch sein offenes Wesen neue Kontakte und wagt sich auch auf für ihn ganz unbekanntes Terrain, um andere Menschen glücklich zu machen. Ralf ist Jasmins bester Freund und eine Seele von Mensch. Wenn er nicht gerade als Priester zu tun hat, macht er sich als Krankenhausseelsorger oder Clown nützlich. So ganz nebenbei wird er auch zu Thores engster Bezugsperson. Auch die weiteren Protagonisten tragen alle unterstützend zur Handlung bei und machen die Geschichte noch farbenfroher.

“Seeluft macht glücklich” ist ein sehr unterhaltsamer Roman, der den Leser zwischen Köln und Föhr hin und her pendeln lässt, um wunderbare Menschen und ihre Gefühle kennenzulernen, um Veränderungen mitzuerleben und das Finden einer neuen Liebe. Absolute Leseempfehlung für einen tollen Sommerroman!

Veröffentlicht am 15.04.2017

Fünf eindrucksvolle Frauen aus der Ahnenlinie Jesu

Saat des Segens
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Tamar, Rahab, Ruth, Batseba und Maria - fünf eindrucksvolle und starke Frauen aus der Bibel und Vorfahrinnen von Jesus Christus werden in der genannten Reihenfolge von Francine Rivers in ihrem Buch “Saat ...

Tamar, Rahab, Ruth, Batseba und Maria - fünf eindrucksvolle und starke Frauen aus der Bibel und Vorfahrinnen von Jesus Christus werden in der genannten Reihenfolge von Francine Rivers in ihrem Buch “Saat des Segens” zum Leben erweckt und so lebendig beschrieben, dass man das Gefühl hat, jede von ihnen auf ihrem Weg zu begleiten und sie ganz und gar neu und auf andere Art kennenzulernen.

Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, oftmals hat man das Gefühl, die Frauen bei ihrem täglichen Leben und ihrer harten Arbeit zu beobachten. Francine Rivers hält sich bei ihren Erzählungen sehr stark an die Bibeltexte und die historischen Fakten, die sie auf einzigartige Weise miteinander verwebt und zu einem regelrechten Leseerlebnis werden lässt.

Je einzelne der Frauen hat ihren ganz eigenen Lebenslauf. Sie werden sehr jung verheiratet - fast sind sie noch Kinder - um das Leben und Überleben der Familie abzusichern. Alle Frauen eint ihr sehr starker Wille, sich einem harten Leben zu stellen, vielleicht sogar einer Ehe ohne Liebe, aber keine von ihnen drückt oder verweigert sich, obwohl sie vielleicht andere Träume gehabt haben. Jede dieser Frauen stellt ihr Leben vor denen der anderen zurück und hilft und unterstützt, wo sie nur kann. Einige von ihnen sind schon gläubig erzogen, andere haben zuerst an andere Götter geglaubt, bevor sie zum christlichen Glauben fanden. Aber sie alle eint der unbeirrbare Glaube und die Hoffnung in Gott, dass er der Erlöser und ein Leben nur mit ihm möglich ist. Jede von ihnen besitzt ein inneres Strahlen und eine Überzeugungskraft, dem ihre Mitmenschen auf Dauer nicht widerstehen können. Wenn sie auch einige List anwenden, um ans Ziel zu kommen, so ist diese nie böse gemeint, sondern nur dazu da, den Menschen die Augen zu öffnen. Sowohl Tamar, als auch Rahab, Ruth, Batseba und Maria sind so eindrucksvoll in ihrem Wesen, dabei sind sie auch nur Frauen aus Fleisch und Blut und werden durch die sehr schöne und detaillierte Erzählweise von Francine Rivers für den Leser zum Lesen erweckt. Dabei sind ihre Zweifel ebenso spürbar wie ihre Überzeugungen. Gerade das lässt sie so menschlich wirken und nicht wie überirdische Wesen, die aus Erzählungen entsprungen sind.

Der christliche Aspekt ist in diesen fünf Frauengeschichten sehr schön ausgearbeitet. Die eingefügten Gebete, Hilferufe zu Gott sowie die Dankesbezeugungen machen einmal mehr deutlich, wie sehr die Frauen in ihrem Glauben an ihren Schöpfer verhaftet sind und bedingungslos an ihn glauben.

“Saat des Segens” ist eine einmalige Sammlung über starke Frauen aus der Bibel, die man hier einmal von einer anderen Seite kennenlernt bzw. manche von ihnen ganz neu entdeckt. Sie sind ganz normale Menschen, die Außergewöhnliches geleistet haben nur aufgrund ihres Glaubens, ihrer Hoffnung und ihrer Stärke und die einem Mut machen, ebenso an sich zu glauben und Außergewöhnliches im Glauben zu erreichen. Absolute Leseempfehlung für ein sehr berührendes Buch!

Veröffentlicht am 11.04.2017

Burg Chaleran birgt ein Geheimnis

Das Geheimnis von Chaleran Castle
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Die Reisejournalistin Felicia bekommt den Auftrag, für ein Magazin einen Reportage über Schottland zu schreiben. Sie ist Feuer und Flamme, denn sie ist sehr naturverbunden. Als sie in Chaleran Castle ankommt, ...

Die Reisejournalistin Felicia bekommt den Auftrag, für ein Magazin einen Reportage über Schottland zu schreiben. Sie ist Feuer und Flamme, denn sie ist sehr naturverbunden. Als sie in Chaleran Castle ankommt, ist sie sofort von der alten Burg begeistert, übt dieser Ort doch eine magische Anziehungskraft auf sie aus. Die jetzige Burgherrin Amelia Chaleran und deren Familie sowie die Dorfbewohner begegnen ihr freundlich und so fühlt sich Felicia rundum wohl. Amelie überlässt ihr für ihre Recherchen alte Briefe und Tagebuchaufzeichnungen. Bei der Durchsicht stößt Felicia auf ein altes trauriges Familiengeheimnis aus dem 19 Jahrhundert, welches sie zum Anlass nimmt, ihren Aufenthalt zu verlängern. Allerdings kommt ihr das gerade recht, denn der Gärtner Scott hat es ihr angetan, doch der gibt sich eher zurückhaltend. Hat Scott ein Geheimnis und was ist damals passiert? Wird es Felicia gelingen, Scotts Schale zu knacken und auch die alte Familiengeschichte offen zu legen?

Elaine Winter hat mit ihrem Buch „Das Geheimnis von Chaleran Castle“ einen sehr unterhaltsamen Roman vorgelegt, dessen Geschichte sich in zwei Handlungsstränge aufteilt. Der eine behandelt die Familiengeschichte der Chalerans im 19. Jahrhundert, der andere erzählt von der Gegenwart um Felicia und ihren Erlebnissen in Schottland. Der Schreibstil ist flüssig, der Leser ist schnell in der Handlung versunken und findet durch die Zeitsprünge mal in dem einen, mal in dem anderen Jahrhundert wieder, wo er als stiller Beobachter an den Geschehnissen teilnimmt. Die Spannung wird gemächlich aufgebaut und bleibt auf mittlerem Niveau bis zum Ende, da ab Mitte des Romans mehr oder weniger die Geschichte schon offen liegt. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildhaft und zeichnen ein schönes Bild von Schottland und der rauen Natur sowie den liebenswerten Menschen dort. Die Autorin lässt dem Leser ebenso nebenbei einige Informationen über die schottischen Landsleute und ihre dortigen Riten und Gebräuche zukommen.

Die Charaktere sind schön ausgestaltet und in Szene gesetzt. Sie wirken durchweg sehr real und lebendig. Felicia ist eine sympathische junge Frau, die bei Adoptiveltern groß geworden ist. Sie wirkt zwar selbstbewusst, aber in ihrem Inneren kämpft sie einen einsamen Kampf und hat eine Mauer um sich herum aufgebaut, um Verletzungen vorzubeugen und so dass niemand ihr zu nah kommen kann. Dabei sehnt sie sich danach, eine Schulter zum Anlehnen zu finden und sich auch mal fallen lassen zu können. Familie Chaleran ist ebenso sympathisch und gastfreundlich. Sie öffnen Felicia ihr Haus und lassen sie an ihrem Leben teilhaben. Scott ist ein sehr zurückhaltender Mann, der meist verschlossen und eher unfreundlich daher kommt. Dabei will auch er sich nur schützen, denn er hat in seiner Vergangenheit schon einiges durchmachen müssen. Die anderen Protagonisten sind ebenfalls gut gewählt und bereichern mit ihren kleinen Episoden und Geschichten die Handlung.

„Das Geheimnis von Chaleran Castle“ ist ein unterhaltsamer Roman vor der malerischen schottischen Landschaft, dessen Ende zwar recht bald vorhersehbar ist, jedoch weiß die Geschichte mit ihren beiden Handlungssträngen zu fesseln, bis alle Geheimnisse aufgedeckt sind. Liebhaber von Familiengeschichten mit historischem Einschlag werden hier einige schöne Lesestunden verbringen. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 09.04.2017

Suche in der Vergangenheit

Die Zeit, in der wir träumten
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Die Journalistin Sarah Havensworth lebt mit ihrem Mann Hunter in San Francisco und beide sind glücklich verheiratet. Da Hunter recht vermögend ist, kann Sarah ihr Studium weiterführen und an ihrem Roman ...

Die Journalistin Sarah Havensworth lebt mit ihrem Mann Hunter in San Francisco und beide sind glücklich verheiratet. Da Hunter recht vermögend ist, kann Sarah ihr Studium weiterführen und an ihrem Roman schreiben. Bei der Recherche zu ihrem Buch findet sie einen Zeitungsausschnitt, der über zwei Näherinnen berichtet, die 1876 spurlos verschwunden sind. Sarah ist von dieser Geschichte fasziniert und stellt weitere Nachforschungen an. Doch was sie dabei entdeckt, stellt ihr Denken über die Familie ihres Mannes auf den Prüfstand. Was hat Hunters Familie mit dem Verschwinden der beiden Frauen zu tun? Aber auch Sarah selbst sieht sich mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert, sie hütet schon lange ein Geheimnis, von dem nicht einmal ihr Mann etwas weiß. Wird sie sich dem stellen können?

Meredith Jaeger hat mit ihrem Buch „Die Zeit, in der wir träumten“ einen sehr unterhaltsamen und spannenden Roman vorgelegt, der sich über zwei Handlungsebenen erstreckt und Historisches mit der Gegenwart auf wunderbare Weise verbindet. Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven, die zum einen im 19. Jahrhundert spielen und zum anderen in der Gegenwart, wird eine Spannung erzeugt, die sich immer mehr hochschraubt bis zum finalen Ende. Der Schreibstil ist schön flüssig und fesselnd, dabei auch gefühlvoll; er lässt den Leser schnell in die Handlung eintauchen und sich von der Geschichte einfangen. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin sehr gut recherchiert und perfekt in die Handlung integriert; er zeigt die damaligen gesellschaftlichen und familiären Gegebenheiten auf, das harte Leben der Einwanderer und Arbeiter und dazu der extreme Gegensatz der Reichen und Wohlbetuchten.

Die Charaktere sind sehr differenziert angelegt und überzeugen durch ihre Ecken und Kanten sowie durch ihre Lebenseinstellung. Sie wirken sehr wirklichkeitsnah und authentisch. Sarah ist eine sympathische Frau, die sich eigentlich glücklich schätzen kann, mit ihrem Mann ein sorgenfreies Leben zu führen. Doch sie hat etwas aus ihrer Vergangenheit ganz tief in sich verschlossen und hütet dieses Geheimnis, das nicht einmal ihr Ehemann kennt. Sie wirkt zwar äußerlich recht stark und unabhängig, jedoch ist sie eigentlich eine unsichere Frau, die sich im Geiste ständig umdreht, als ob sie verfolgt wird. Hunter stammt aus reichem Elternhaus, musste sich nie um etwas Sorgen machen. Er hat eine gute Erziehung genossen und hält seinen Reichtum für selbstverständlich. Doch er ist auch ein sympathischer Mann, der seine Frau liebt und eigentlich ihr Vertrauen verdient hätte. Hannah ist eine junge Frau, die schon recht früh Verantwortung tragen und zum Lebensunterhalt ihrer Familie beitragen muss. Sie hat ein recht hartes Leben, in der Familie herrscht nicht gerade ein Überfluss an Liebe und Gefühlsbezeugungen. Hannah ist eine gute Freundin und sorgt sich um ihre Mitmenschen, geht den Dingen auf den Grund und lässt sich nicht unterkriegen. Lucas und Robert sind Cousins aus reichem Hause und vom Leben verwöhnt. Sie haben sich bisher keine Gedanken darüber gemacht, wie es in anderen Gesellschaftsschichten aussieht und wie es den Menschen in armen Familien geht, so bringt die Konfrontation damit einiges an Entsetzen und Unglauben.

„Die Zeit, in der wir träumten“ ist ein wunderbarer und fesselnder Roman über Familiengeheimnisse, wobei die Mischung aus historischer und gegenwärtiger Handlung einfach unwiderstehlich ist und hier besonders schön ausgearbeitet wurde. Ein spannender Pageturner, der sich lohnt. Absolute Leseempfehlung!