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Veröffentlicht am 18.02.2017

In den Katakomben von London

Das Haus in der Nebelgasse
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1900 London. Die junge Lehrerin Matilda Gray unterrichtet an einer renommierten Mädchenschule und ist bei ihren Schülerinnen sehr beliebt, weil sie für die Zeit schon recht fortschrittlich denkt und ihre ...

1900 London. Die junge Lehrerin Matilda Gray unterrichtet an einer renommierten Mädchenschule und ist bei ihren Schülerinnen sehr beliebt, weil sie für die Zeit schon recht fortschrittlich denkt und ihre Eleven dazu ermuntert, mehr vom Leben zu erwarten, als nur Ehefrau und Mutter zu sein. Als nach den Sommerferien ihre Lieblingsschülerin Laura nicht mehr zum Unterreicht erscheint, sondern mit ihrem Vormund Mr. Easterbrook angeblich auf einer längeren Auslandsreise weilt und von der Schule abgemeldet wurde, wird Matilda stutzig. Eine Postkarte mit rätselhaftem Text von Laura bringt Matilda endgültig zu dem Entschluss, sich auf die Suche nach dem Mädchen zu machen. Dabei holt sie sich die Unterstützung des Historik-Professors Stephen Fleming, der ihr bei der Entschlüsselung des Textes helfen soll. Die daraus resultierende Nachricht jagt Matilda durch das alte London und sogar unter die Stadt, wobei ihr Fleming eine große Hilfe und Stütze ist. Die beiden erleben so manches Abenteuer und treffen auf kuriose Gestalten, bevor sie das Geheimnis lüften können. Werden sie Laura helfen können?

Susanne Goga hat mit ihrem Buch „Das Haus in der Nebelgasse“ einen sehr fesselnden und spannenden historischen Roman vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an fasziniert und nicht mehr loslässt, bis das Geheimnis gelüftet ist. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, der Leser taucht schon im spannenden Prolog ein in eine vergangene Zeit und erlebt als unsichtbarer Zeuge ein aufregendes Abenteuer an der Seite von Matilda, aus deren Sicht die Handlung erzählt wird. Der Spannungsbogen wird gleich zu Beginn schon recht schön gelegt und steigert sich im Verlauf der Handlung immer mehr bis hin zum Finale. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin sehr gut recherchiert und sehr schön mit der Geschichte verflochten. Die Wegebeschreibungen durch das alte teils nebelumwaberte London sind so lebhaft und zeichnen ein schönes Bild dieser Metropole, der Leser begibt sich durch die alten Straßen und die Katakomben unterhalb der Stadt, was auch etwas Unheimliches hat und die Spannung noch mehr anfacht.

Die Charaktere wurden sehr liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt. Sie wirken lebendig und authentisch für die damalige Zeit. Matilda Gray ist eine junge sympathische Frau, die sich als Lehrerin ihren Unterhalt verdient, da ihre Eltern nicht mehr leben und ihr Bruder als Soldat im Krieg dient. So ist sie auf sich allein gestellt. Matilda ist eine recht unabhängige kluge Frau mit einer gesunden Selbstwahrnehmung und einer modernen Lebenseinstellung, für die damaligen Verhältnisse sogar sehr fortschrittlich. Allerdings ist sie auch recht stur und hartnäckig, sie kann einer Herausforderung nur schwer widerstehen, was ebenso ein Zeichen für Mut bedeutet. Stephen Fleming ist Universitätsprofessor für Historik und ebenfalls ein sehr angenehmer Zeitgenosse. Er ist sanftmütig und ebenso modern eingestellt wie Matilda, denn er begrüßt es das Frauen studieren und eine gute Ausbildung anstreben. Aber Stephen Fleming hütet auch ein Geheimnis, dass ihm das Leben schwer macht. Mrs. Westlake ist Matildas Vermieterin und eine sehr liebe ältere Dame, die mit ihren klugen Ansichten Matilda ermutigt und unterstützt, ihr eine mütterliche Ratgeberin und Freundin ist. Auch die anderen Protagonisten sind ein Quell an Überraschungen und stützen diese rasante Geschichte mit ihren eigenen kleinen Episoden und Dialogen.

„Das Haus in der Nebelgasse“ ist ein sehr spannender historischer Roman um ein Familiengeheimnis, manchmal schon fast ein Krimi, wobei das Knistern einer sich anbahnenden Liebesgeschichte ebenfalls nicht fehlt. Alle, die wunderbar geschriebene Geschichten lieben, werden diesen Roman nicht mehr aus der Hand legen. Absolute Leseempfehlung für dieses tolle Buch! Chapeau!

Veröffentlicht am 16.02.2017

Wills Heimkehr

Wer Hoffnung sät
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Nach 12 Jahren wird Will aus der Haft entlassen und geht zurück in seine Heimatstadt Dogwood. Ihm ist klar, dass die Menschen ihm dort das Leben schwer machen werden, aber seine Mutter und sein Bruder ...

Nach 12 Jahren wird Will aus der Haft entlassen und geht zurück in seine Heimatstadt Dogwood. Ihm ist klar, dass die Menschen ihm dort das Leben schwer machen werden, aber seine Mutter und sein Bruder leben dort ebenso wie der für ihn wichtigste Mensch in seinem Leben: seine große (Jugend-)Liebe Karin. Die ist allerdings inzwischen mit einem Pastor verheiratet und hat drei Kinder. Doch Will träumt immer noch von einem gemeinsamen Leben und hofft, dass Karin ihn vielleicht erhören wird und er ihr endlich das gemeinsame Traumhaus auf dem Hügel bauen kann. Werden sich seine Träume nach all den schweren Jahren noch erfüllen lassen?

Chris Fabry hat mit seinem Buch „Wer Hoffnung sät“ einen sehr ambivalenten Roman vorgelegt, den man zum einen in die Kategorie Thriller, aber auch in das Genre Liebesroman und Tragik einordnen könnte. Der Schreibstil ist flüssig, der Leser ist schon mit dem Prolog mitten in der Handlung. Die Geschichte wird aus der Perspektive von vier Personen erzählt, wobei hauptsächlich Karin und Will zu Wort kommen. Bei den anderen beiden stellt man sich immer wieder die Frage, warum sie eigentlich überhaupt im Buch auftauchen, diese Frage wird bis zum Ende bin leider nicht beantwortet. Die wechselnden Kapitel über Will und Karin erzählen jeweils, was die beiden in all den Jahren erlebt haben. Dabei gibt es auch einige Rückblenden in ihre Jugendzeit, wo sie zusammen Zeit verbracht haben. Erst sehr langsam eröffnet sich dem Leser durch das häppchenweise Entblättern das ganze Ausmaß der Geschichte, unter der eigentlich alle Beteiligten leiden und viele Menschen in Mitleidenschaft gezogen haben.

Die Charaktere sind sehr durchwachsen skizziert, die beiden herausragenden Protagonisten sind Will und Ruthie. Will ist ein sehr netter Mann, der tief in seinem Glauben verhaftet ist und sich nur Gutes für sein Umfeld wünscht. Er hat einen starken Willen und ruht in sich, obschon er so ein trauriges Schicksal tragen muss. Will kümmert sich um seine Mitmenschen und wirkt oft nachdenklich und in sich gekehrt. Der Leser ist schon nach einigen Kapiteln nicht mehr davon überzeugt, dass Will die ihm vorgeworfene Tat begangen hat, so sympathisch ist er. Karin ist eine Frau, an der sich die Geister scheiden. Sie wirkt zerrissen und hat ihr Leben nicht mehr unter Kontrolle. Sie verbringt die Nächte in einem Kleiderschrank und träumt oft von der Vergangenheit. Leider vermag sie keine Sympathie beim Leser auszulösen, sie bleibt mehr oder weniger farb- und leblos. Ruthie ist eine sehr interessante Frau, die oft in Gleichnissen spricht und wie ein Schutzengel wirkt. Allerdings erfährt man erst sehr spät, wie sehr sie mit der Geschichte um Will involviert ist. Wills Mutter wirkt in den wenigen Momenten, in denen sie in der Handlung auftaucht, eher wie eine alte kranke Frau, doch sie weiß am Ende sehr zu überraschen. Die anderen Protagonisten unterstützen mal mehr, mal gar nicht die Handlung und der Leser fragt sich, welchen Stellenwert sie überhaupt haben.

Der christliche Aspekt in diesem Buch ist eigentlich das Thema Vergebung, Sühne und Liebe. Dies wird besonders durch Will und Ruthie deutlich und ist hier schön herausgearbeitet.

„Wer Hoffnung sät“ ist ein Buch, das durchwachsene Gefühle auslöst. Wer von Chris Fabry schon andere Romane wie „Junikäfer flieg“, „Das Lied der Liebe“ oder „Symphonie des Himmels“ gelesen hat, der wird über dieses Buch überrascht, aber noch mehr enttäuscht sein, denn bis man den Roman halbwegs versteht, kämpft man sich durch drei Viertel des Buches. Und trotzdem wirkt die Geschichte am Ende nur halbfertig und es bleiben einige offene Fäden übrig und lässt einen enttäuscht zurück. Eingeschränkte Leseempfehlung, wer kann, sollte eines seiner anderen Werke lesen, die sind allesamt einsame Spitze!

Veröffentlicht am 12.02.2017

Wie Fische auf dem Trockenen

Worüber wir nicht reden
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Sowohl Daniel mit seinen Kindern Janne und Jonathan als auch Daniels Schwester Patricia statten ihrem Elternhaus für ein Familienfest einen Besuch ab, denn in Opa Winnis Garten liegt ein Riesenkürbis, ...

Sowohl Daniel mit seinen Kindern Janne und Jonathan als auch Daniels Schwester Patricia statten ihrem Elternhaus für ein Familienfest einen Besuch ab, denn in Opa Winnis Garten liegt ein Riesenkürbis, der bei der Kürbiseuropameisterschaft mit ins Rennen gehen soll. Es soll ein Familientreffen werden, allerdings gibt es innerhalb der Familie einige Dinge, die schon viel zu lange ungesagt geblieben sind und so mancher sich endlich mehr Klarheit wünscht. Daniel steht vor den Trümmern seiner Ehe, Patricia ohne Job, Mutter Seda ist schwerkrank und auch der Tod ihres Bruders Rafael ist selbst nach Jahren noch nicht verarbeitet. Und was ihren Vater betrifft, so haben sowohl Patricia als auch Daniel so ihre Schwierigkeiten mit ihm. Niemand wagt, über die wirklich wichtigen Themen zu sprechen, doch wenn alle Beteiligten auf so engem Raum zusammenhocken, dann bleibt es nicht aus, dass endlich das eine oder andere Thema auf den Tisch kommt, so unangenehm das auch sein mag. Wird die Familie zusammenhalten?

Jenny Bünnig hat mit ihrem Buch „Worüber wir nicht reden“ einen sehr berührenden und tiefsinnigen Familienroman vorgelegt, der die Problematik im Umgang mit engsten Vertrauten und Familiengeheimnissen behandelt. Der Schreibstil ist flüssig, stellenweise mit Ruhrpott-Dialekt durchzogen, und hat einen eigenen Witz und Charme, so dass der Leser sich schnell als Schatten innerhalb der Familie wiederfindet und die einzelnen Protagonisten in ihren Gedanken und Tun begleitet. Dabei spricht die Autorin einige zeitgemäße Themen wie Demenz, Krebs, Kindererziehung, Scheidung und Verlust der Arbeit an, die heutzutage jeden betreffen können. Die Handlung wird aus zwei Perspektiven erzählt, so kommen sowohl Daniel als auch Patricia zu Wort. Zudem gibt es immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit der Familie, um die gegenwärtigen Probleme besser deutlich und dem Leser verständlich zu machen. Diese sind durch einen anderen Schriftsatz gekennzeichnet, um sie besser unterscheiden zu können. Allerdings verwirren diese Rückblenden oftmals, da man sie erst nicht richtig zuordnen kann und leider auch nicht unbedingt zur Aufklärung beitrugen.

Die Charaktere sind sehr authentisch und lebensecht skizziert, sie wirken mit ihren Eigenheiten, Ecken und Kanten wie Menschen, denen man jeden Tag begegnet, ob Nachbar oder Arbeitskollege, Freunde oder entfernte Bekannte. Hinter fast jeder Familie verbergen sich ein Chaosclub oder schwarze Schafe, insofern ist alles herrlich normal. Daniel ist ein netter Mann und liebevoller Familienvater, der sich um seine Kinder kümmert und versucht, ihnen einen Weg in die Welt zu ebnen. Allerdings ist Daniel auch ein Mann, der Problemen aus dem Weg gehen möchte, immer um Harmonie bemüht ist und fast nie nein sagen kann. Er ist einfach zu nett und gerade das macht ihn in den Augen seiner Ehefrau unattraktiv, er fühlt sich als Versager. Patricia ist momentan arbeitslos, sie wirkt wie unter Strom, ständig wütend und auf Konfrontation aus, besonders ihrem Vater gegenüber. Unterschwellig wirkt es so, als würde sie ihren Vater für ihr eigenes Scheitern verantwortlich machen. Mutter Seda ist schwerkrank, sie leidet unter Demenz, und der Vater ist zwar ein netter Kerl, allerdings hat er seine Kinder wohl mit einer gewissen Härte erzogen.

„Worüber wir nicht reden“ ist ein gefühlvoller, aber auch unterhaltsamer Roman, der sich mit der Problematik innerhalb einer Familie auseinander setzt, die zwar zusammengehört, sich aber immer weiter voneinander entfernt und aufgehört hat, miteinander die wirklich wichtigen Dinge zu bereden. So wirken sie fast wie Fremde, die aufeinander treffen und nun versuchen, sich irgendwie wieder zu finden. Eine Leseempfehlung für ein nachdenklich stimmendes Buch!

Veröffentlicht am 11.02.2017

Margarethe Luther - die Mutter des Reformators

Die Mutter des Satans
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Während Margarethe dem Maler Lucas Cranach für ein Gemälde Modell sitzt, schweifen ihre Gedanken in die Vergangenheit ab und rekapitulieren über ihre Ehe, ihren Glauben und ihre Kinder, allen voran ihren ...

Während Margarethe dem Maler Lucas Cranach für ein Gemälde Modell sitzt, schweifen ihre Gedanken in die Vergangenheit ab und rekapitulieren über ihre Ehe, ihren Glauben und ihre Kinder, allen voran ihren Sohn Martin. Margarethe Luther, geborene Lindemann aus Eisenach, stammte aus gehobenem Elternhaus, denn ihr Vater gehörte als Jurist dem Rat an. Als sie 1480 mit dem Bergbauern Hans Luder unter ihrem Stand die Ehe eingeht und mit ihm nach Mansfeld zieht, erwartet sie dort ein hartes und entbehrungsreiches Leben. Nicht nur ist ihr Ehemann ein hart arbeitender Hüttenmeister, er führt auch im Hause Luther ein eisernes Regiment und ist gegenüber seiner Frau hart und unerbittlich, was in der damaligen Zeit wohl als normal galt. Margarethe ist sehr mit ihrem Glauben verbunden und findet immer wieder Trost in ihrem Gebet, hält sie doch ihr hartes Leben für ihr Schicksal. Sie muss über die Jahre viele Rückschläge einstecken, von ihren vielen Kindern hat sie einige früh zu Grabe tragen müssen. Aber ihr absoluter Liebling ist und bleibt ihr Sohn Martin, der sich erst einem Jurastudium verschrieb, um dann festzustellen, dass ihm die Kirche doch mehr am Herzen liegt und so zum Mönch wurde, weshalb er sich mit seinem Vater überwarf. Aber Margarethe hielt ständig weiterhin heimlich den Kontakt zu ihrem Sohn. Als Martin erst die Reformation der Kirche ausruft und dann die Pest ausbrach, muss er als Sündenbock für die Plage herhalten. Doch Margarethe kämpft für ihren Sohn, obwohl sie als seine Mutter großen Anfeindungen ausgesetzt ist und nicht alle Ansichten ihres Sohnes teilt.

Die Autorinnen Claudia und Nadja Beinert haben mit ihrem Buch „Die Mutter des Satans“ einen sehr gut recherchierten historischen Roman vorgelegt, der viel Hintergrundwissen über die Mutter des Reformators Martin Luther bietet und trotz fiktiver Einschlüsse fast wie eine Autobiographie wirkt und eine Frau auferstehen lässt, über die man doch so wenig weiß. Der Schreibstil ist flüssig und schnell findet sich der Leser in einer düsteren vergangenen Zeit wieder, wo die Pest umging, der Aberglaube seinen Höhepunkt hatte und die Frau dem Manne untertan war, sich um Haushalt und die Kindern kümmern musste. Sehr gelungen sind die Verflechtung von belegten Tatsachen der Familie Luther mit dem täglichen mittelalterlichen Leben, den gesellschaftlichen Sitten und Gebräuchen und dem Standesdenken sowie der Rolle der Frau zur damaligen Zeit. Die Handlung wird aus der Sicht von Margarethe erzählt und hat Einschübe, wo auch der Maler Lucas Cranach zu Wort kommt, der mit der Familie Luther bekannt war, diese handeln aber mehr von seiner Malerei.

Die Charaktere sind sehr lebendig gehalten und wirken absolut authentisch. Margarethe als Erzählerin ist eine gerechte und sehr gläubige Frau. Sie stammt zwar aus einem wohlhabenden Elternhaus, folgt nach ihrer wenig standesgemäßen Heirat aber ihrem Mann in eine Stadt, in der sie sich nie wohlfühlt. Der harte Arbeitsalltag und die vielen Geburten, dazu die Strenge ihres Ehemannes machen aus ihr eine eher nüchterne und gebeugte Frau. Einzig, wenn es um ihre Kinder und besonders um ihren Sohn Martin geht, hat man das Gefühl, als breche die Leidenschaft ein wenig aus ihr hervor. Ehemann Hans ist ein harter und oft unbeherrschter Mann, der Frauen für minderwertig hält, nur für den Haushalt und das Gebären brauchbar. Er ist ehrgeizig und extrem sparsam, doch es gibt Momente, wo er auch eine fast schon liebevolle Seite hat, die sonst nicht zu erkennen ist. Martin hat seinen eigenen Kopf und setzt sich über seinen Vater hinweg. Er ist überzeugend und leidenschaftlich in seinem Tun, die Beziehung zu seiner Mutter ist immer innig und von Liebe geprägt. Auch die Nebenprotagonisten wurden für diesen Roman sehr schön ausgewählt und mit Leben gefüllt.

„Die Mutter des Satans“ ist ein sehr gut recherchierter historischer Roman mit autobiographischen Zügen, der Margarethe Luther eine Stimme verleiht und dem Leser die Mutter des weltberühmten Reformators Martin Luther näher bringt. Absolute Leseempfehlung für ein wirklich gelungenes Buch!

Veröffentlicht am 11.02.2017

Unvergessene erste Liebe

Sturmherz
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Als ihre Mutter Cornelia durch einen Schlaganfall im Koma liegt, macht sich Alexa Petri von Berlin auf nach Hamburg, um sich um sie zu kümmern, denn sie ist nun auf Hilfe angewiesen. Das Verhältnis zwischen ...

Als ihre Mutter Cornelia durch einen Schlaganfall im Koma liegt, macht sich Alexa Petri von Berlin auf nach Hamburg, um sich um sie zu kümmern, denn sie ist nun auf Hilfe angewiesen. Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist seit Jahren sehr angespannt, denn Alexa fühlte sich in ihrer Kindheit von ihrer Mutter verlassen und ungeliebt. Aber nicht nur um ihre Mutter muss sie sich sorgen, sondern auch um deren Buchladen kümmern. Eines Tages betritt der Amerikaner Richard Henderson den Laden und erzählt Alexa, dass er ihre Mutter vor langer Zeit kannte. Alexa ist völlig überrumpelt und lernt ihre Mutter durch die Erzählungen des Mannes von einer ganz anderen Seite kennen und erfährt von einem lange gehüteten Geheimnis, dass sie ihrer Mutter wieder näher bringt.

Corina Bomann hat mit ihrem Buch „Sturmherz“ einen sehr einfühlsamen Roman um eine ungewöhnliche Liebesgeschichte vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, manchmal melancholisch, oftmals gefühlvoll und nimmt den Leser auf eine Reise in die Vergangenheit mit in das Jahr 1962 zur großen Sturmflut, die in Hamburg tobte und die für das Schicksal von vielen Menschen verantwortlich ist und einige sogar ihr Leben lassen mussten. Die Spannung wird gemächlich aufgebaut und steigert sich innerhalb der Geschichte immer weiter, bis da Geheimnis gelüftet ist. Die Handlung wird in drei Zeitebenen erzählt, eine handelt von der Gegenwart um Alexa und ihren Nachforschungen, eine andere erzählt von den Erlebnissen Cornelias und Richards 1962 in Hamburg und die dritte behandelt das Jahr 1985. Die Autorin versteht es auf wunderbare Weise, durch die Verflechtung der verschiedenen Schicksale und Handlungsweisen der Protagonisten dem Leser Einsicht und Verständnis für die einzelnen Charaktere heraus zu kitzeln. Durch die Perspektivwechsel erhöht sie die Spannung, bis alle Teile des Puzzles und damit die ganze tragische Geschichte sich dem Leser offenbaren.

Die Charaktere sind liebevoll skizziert und von der Autorin in Szene gesetzt worden. Sie wirken authentisch und lebensnah, weshalb der Leser ihnen auch gefühlsmäßig durch ihre Gedanken und Handlungen folgen kann. Alexa ist eine Frau Ende 30, die sich all die Jahre von ihrer Mutter ungeliebt und abgeschoben fühlte. Sie hat sich allein ein Leben aufgebaut und das Verhältnis zu ihrer Mutter so weit wie möglich abkühlen lassen. Sie wirkt sachlich und eher kalt in Bezug auf ihre Mutter, doch innerlich sehnt sie sich nach der Liebe von Cornelia und ihrer Anerkennung. Cornelia sehnt sich immer noch nach ihrer ersten Liebe und hat sich von dem Verlust bis heute nicht erholt. Trotzdem kann man als Leser für sie zu Beginn nur Antipathie entwickeln, doch diese wandelt sich innerhalb der Handlung in Mitgefühl, obwohl immer ein Hauch Unverständnis für ihr Handeln bleibt. Richard ist ein sympathischer Mann, der sich auf die Suche nach seiner einstigen großen Liebe macht, um mit der Vergangenheit abzuschließen oder sich an nostalgische Gefühle zu erinnern. Sein Sohn Ethan hatte im Leben selbst schon einige Päckchen zu tragen und wagt mit dieser Reise einen Neuanfang.

„Sturmherz“ ist ein sehr emotionaler, teilweise düsterer Familienroman, der eine große Liebesgeschichte beinhaltet und den Leser animiert, ein Geheimnis frei zu legen. Absolute Leseempfehlung für ein wirklich berührendes Buch!