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Veröffentlicht am 10.02.2017

Lebenslügen

Das Geheimnis jener Tage
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Die 30-jährige Carrie Cassey lebt nun schon seit 5 Jahren unmotiviert und voller Trauer vor sich hin und hat jeden Lebensmut verloren. Seit ihre Eltern Sylvie und John bei einem Flugzeugabsturz ums Leben ...

Die 30-jährige Carrie Cassey lebt nun schon seit 5 Jahren unmotiviert und voller Trauer vor sich hin und hat jeden Lebensmut verloren. Seit ihre Eltern Sylvie und John bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen, bekommt sie ihr Leben nicht mehr auf die Reihe, hält sich in keinem Job und von ihrem Verlobten Mark hat sie sich trotz bestehender Gefühle getrennt. Sie macht sich Vorwürfe, da sie ihren Eltern die Reise vorgeschlagen hat und fühlt sich deswegen schuldig. Eines Tages kontaktiert sie Maria, die Ehefrau des blinden Schweizer Musikers Luis Meyer und bittet sie um ihren Besuch. Luis erzählt Carrie, dass er 1980 ein kurzes, aber sehr intensives Liebesverhältnis zu ihrer Mutter Sylvie gehabt hat, doch Carrie mag das gar nicht glauben, haben ihre Eltern in dem Jahr doch erst geheiratet und führten eine glückliche Ehe. Die Behauptung von Luis geht ihr nicht mehr aus dem Kopf und so beginnt Carrie, Nachforschungen über das Leben ihrer Mutter im Jahr 1980 anzustellen. Nach und nach kommt Carrie hinter ein wohlgehütetes Geheimnis, doch sie weiß nicht, dass es noch jemanden gibt, der unbedingt will, dass die alte Geschichte niemals ans Tageslicht kommt.

Zoe Miller hat mit ihrem Buch „Das Geheimnis jener Tage“ einen sehr fesselnden und unterhaltsamen Roman vorgelegt, den man schon fast als Krimi bezeichnen könnte und sich als regelrechter Pageturner entwickelt. Der Schreibstil ist flüssig und ohne Schnörkel, der Leser findet sich schnell in dieser spannenden Handlung vor irischer Kulisse wieder und kann sich kaum losreißen. Der Spannungsbogen wird recht früh gelegt und steigert sich während der Geschichte immer mehr bis zum unerwarteten Ende, das wirklich überrascht. Die Landschaftsbeschreibungen von Irland sind bildreich und farbenfroh und lassen die Handlung vor dieser Kulisse geheimnisvoll beklemmend und mysteriös-düster erscheinen. Die Geschichte wird in zwei Ebenen erzählt, zum einen erlebt der Leser die Gegenwart an Carries Seite, zum anderen erfährt er von den Vorkommnissen der Vergangenheit im Jahr 1980. Hier lässt die Autorin dem Leser auch Informationen zukommen, wie es zu jener Zeit gesellschaftlich und moralisch in Irland zuging. Die Landschaftsbeschreibungen von Irland sind bildreich und farbenfroh und lassen die Handlung vor dieser Kulisse geheimnisvoll und düster erscheinen. Die Autorin beweist mit diesem Roman ein Händchen für Psychodramatik und führt den Leser oftmals an der Nase herum. Das Buch will sehr genau gelesen werden, um keine Nuancen, versteckten Hinweise und intensive Dialoge zu verpassen.

Die Charaktere sind sehr differenziert und psychologisch fein ausgestaltet, durch diese Authentizität und Lebendigkeit kommen sie dem Leser sehr nahe, kleinste Gefühlsregungen und versteckte Gedanken werden hier offenbar. Carrie ist eine sehr zwiespältige Protagonistin, die man erst nach einiger Zeit zu mögen lernt. Sie ist durch den Tod ihrer Eltern gebrochen, hat nicht die Kraft, ihr Leben in die Hand zu nehmen und zerfleischt sich regelrecht aufgrund von Selbstvorwürfen, sie bestraft sich und schließt sich vom alltäglichen Leben aus. Erst nachdem sie einen äußeren Impuls bekommt, der sie aus ihrer Starre löst, kommt sie zu sich und findet mehr und mehr Kraft und Mut, um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen und eine Wende herbeizuführen. Dies zu beobachten ist allein schon das Lesen dieses Buches wert. Sylvie ist eine sympathische und lebensfrohe Frau, die sich um andere kümmert und trotz eigener Probleme das Leben liebt. Luis ist ein sehr liebenswerter und talentierter Mann, der beeindruckt und mit seinem Charakter zu fesseln versteht. Auch die anderen Protagonisten sind sehr ausgesucht platziert und haben alle ihren eigenen Stellenwert innerhalb dieser spannenden Handlung.

„Das Geheimnis jener Tage“ ist ein sehr spannender und unterhaltsamer Gesellschaftsroman, der sich hinter einem romantischen Landschaftscover verbirgt und den Leser viel mehr erleben lässt, als er verspricht und gerade deshalb eine wahre Entdeckung ist. Absolute Leseempfehlung für alle, die gerne mehr als 08/15-Romane lesen möchten und sich von einer Handlung überraschen lassen! Ausgezeichnet gelungene Lektüre!!!

Veröffentlicht am 10.02.2017

Wenn das Herz spricht...

Schlaflos in Manhattan
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Schon seit Kindheitstagen sind Paige, Eva und Frankie eng befreundet und leben zusammen in Manhattan in einem Haus, das Paiges Bruder Matt gehört. Nachdem Paige in ihrer Kindheit einen schweren Herzfehler ...

Schon seit Kindheitstagen sind Paige, Eva und Frankie eng befreundet und leben zusammen in Manhattan in einem Haus, das Paiges Bruder Matt gehört. Nachdem Paige in ihrer Kindheit einen schweren Herzfehler hatte und die meiste Zeit im Krankenhaus verbringen musste, ist sie nun rundum zufrieden mit ihrem Leben, denn sie arbeitet auch mit ihren Freundinnen zusammen in einer Eventagentur. Aber eines Tages erhalten sie alle drei ihre Kündigung anstatt der ersehnten Beförderung und sind ratlos, wie es nun weitergehen soll, schließlich will die Miete bezahlt werden. Da kommt in Gestalt von Jake, der beste Freund von Paiges Bruder Matt, rettende Hilfe herbei. Auf seinen Vorschlag hin machen sich die drei Frauen selbständig und gründen kurzerhand ihre eigene Eventagentur. Aber bis es soweit ist, haben sie jede Menge Schwierigkeiten zu bewältigen, allerdings macht auch Jake Paige das Herz schwer, denn der Playboy spukt ihr ständig im Kopf herum, obwohl er nicht der Richtige für sie ist. Kann sie sich Jake aus dem Kopf schlagen oder verdreht sie ihm den seinen?
Sarah Morgan hat mit ihrem Buch „Schlaflos in Manhattan“ den Auftaktroman für ihre neuen Trilogie vorgelegt. Der Schreibstil ist sehr flüssig, rasant und fesselt den Leser ab der ersten Minute. Es geht in diesem Roman zwar hauptsächlich um die Liebe, allerdings greift die Autorin auch andere Themen auf wie eine schwere Krankheit, verschiedene Schicksalsschläge, Arbeitslosigkeit und enge Freundschaften zwischen Frauen aber auch zwischen Männern, und das natürlich alles vor der tollen Kulisse der Multikulti-Weltstadt New York. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut und steigert sich innerhalb der Handlung immer weiter. Die Geschichte ist auch nicht so vorhersehbar, wie man es sonst vermuten würde.
Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet und liebevoll in Szene gesetzt. Sie wirken authentisch und lebensecht, teilen ihre täglichen Sorgen mit dem Leser, der sich dadurch immer mehr wie ein stummer Beobachter als Teil der Protagonisten fühlt. Paige ist eine sympathische Frau, die schon einiges in ihrem Leben durchmachen musste. Vielleicht wirkt sie deshalb oft ein wenig zu stur und energisch. Sie lässt sich nicht unterkriegen und steckt mit ihrem Elan und ihrem Mut alle anderen an. Sie hat aber auch die Angewohnheit, jeden und alles unter Kontrolle zu haben und kann manchmal damit ihrem Umfeld das Leben schwer machen. Eva ist die Chaosqueen in dem Frauentrio, aber sie ist eine sehr gutmütige Frau, mit der man Pferde stehlen kann. Frankie ergänzt das Trio als nüchterner und sachlicher Charakter, sie ist nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen und ist der Ruhepol der drei. Matt ist der überfürsorgliche Bruder, der seine Schwester nicht aus den Augen lassen will und alle Schwierigkeiten und Belastungen von ihr fernhalten will. Er wirkt oftmals wie ein sympathischer Wachhund. Jake ist Unternehmer, der typische Playboy, der sich nicht fest binden will. Schon als Kind verließ in seine Mutter und er wurde zur Adoption frei gegeben. Das hat ihn und sein Leben geprägt.
„Schlaflos in Manhattan“ ist ein unterhaltsamer und prickelnder Liebesroman, der sich wunderbar lesen lässt und den Leser in eine Weltmetropole führt, um dort in Gedanken ein tolles Abenteuer zu erleben. Absolute Leseempfehlung für alle Romantikerinnen, die schöne Liebesgeschichten mögen!

Veröffentlicht am 05.02.2017

Liz Kowalskis Neustart

Mein Traummann, meine Brüder, ein Zelt und ich
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Liz Kowalski vermisst schon länger ihre chaotische große Familie und als das Heimweh zu groß wird, packt sie ihre sieben Sachen, verlässt ihren Freund und fährt mit ihrem alten Auto und ihren wenigen Habseligkeiten ...

Liz Kowalski vermisst schon länger ihre chaotische große Familie und als das Heimweh zu groß wird, packt sie ihre sieben Sachen, verlässt ihren Freund und fährt mit ihrem alten Auto und ihren wenigen Habseligkeiten zurück nach Whitford im Bundesstaat Maine, wo ihre Familie eine Lodge betreibt. Doch kurz bevor sie dort ankommt, hat sie eine Autopanne und ausgerechnet der Polizeichef Drew Miller, der beste Freund ihres ältesten Bruders Mitch, mit dem sie eine heftige Begegnung während Mitchs Hochzeit hatte, hilft ihr aus der Patsche. Er leiht ihr sogar seinen heißgeliebten Ford Mustang, bis sie sich einen neuen Wagen besorgen kann. Während Liz in ihr neues Heim zieht, einen Job bei ihrer anderen Schwägerin Paige im Diner annimmt und sich wieder im Schoß der Familie einlebt, begegnet sie Drew immer wieder und immer öfter, denn er ist der Sohn von Rosies neuem Lebenspartner. Zwischen Liz und Drew knistert es gewaltig, aber beide tragen Altlasten mit sich herum. Während Liz noch nicht weiß, was sie wirklich in ihrem Leben machen will, möchte Drew nach einer verkorksten Ehe endlich eine Familie mit Kindern. Und dann kommt noch erschwerend hinzu: Mitch ist sein bester Freund und seine Schwester eigentlich tabu. Aber in einer Kleinstadt bleibt nichts lange verborgen und bei dem Familiencampingausflug kommt es zum Showdown…

Shannon Stacy hat mit ihrem Buch „Mein Traummann, meine Brüder, ein Zelt und ich“ einen sehr unterhaltsamen und prickelnden Roman vorgelegt, der ein Bestandteil ihrer Kowalski-Serie ist. Das Buch lässt sich auch ohne Vorkenntnisse der anderen Bücher problemlos lesen, macht aber Appetit darauf, den Rest kennenzulernen. Der Schreibstil ist locker flockig mit einer guten Portion Humor, der Leser ist ab der ersten Seite mitten im Geschehen und verfolgt das Katz und Maus-Spiel zwischen Drew und Liz und der gesamten Familie Kowalski. Oftmals verdreht man die Augen aufgrund der ständigen Ratschläge und witzigen Bemerkungen, die von dem einen oder anderen abgefeuert werden, ohne das zunächst jemand etwas genaues weiß. Das Posten von Fotos auf Facebook scheint in Whitford ein großes Hobby zu sein, um alle Welt über den neuesten Tratsch in Kenntnis zu setzen.

Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt worden. Sämtliche Protagonisten wirken authentisch und sehr lebendig, es könnten die eigenen netten Nachbarn oder Freunde sein. Liz ist eine sehr sympathische und selbstbewusste Frau, die ein gutes Verhältnis zu ihrer Familie hat und sich bei ihnen rundum wohl fühlt. Allerdings ist sie auch relativ unentschlossen, was ihr eigenes Leben betrifft. Sie trifft schnell Entscheidungen und möchte sich nach langer Zeit erst einmal wieder auf sich selbst konzentrieren und sich klar darüber werden, wohin ihr Leben eigentlich gehen soll. Da kommt ihr das Zusammentreffen mit Drew recht ungelegen, doch er geht ihr nicht mehr aus dem Kopf. Drew ist ein gewissenhafter und ehrlicher Kerl, der nach seiner gescheiterten Ehe endlich eine eigene Familie haben möchte. Die Begegnung mit Liz ist schicksalshaft, sie geht ihm nicht mehr aus dem Kopf, allerdings macht ihnen ihre unterschiedliche Lebensplanung einen Strich durch die Rechnung. Drew neigt dazu, unbewusst in eine Ecke zu drängen, was auf Dauer nicht gutgehen kann. Auch die restlichen Familienmitglieder sorgen mit ihren Kommentaren und Einmischungen für ein buntes Potpourri an Unterhaltung und geben der Handlung zusätzlichen Pfeffer.

„Mein Traummann, meine Brüder, ein Zelt und ich“ ist ein sehr amüsanter und prickelnder Liebesroman, der wunderbar als Urlaubslektüre oder für einen verregneten Sonntagnachmittag eingeplant werden sollte. Wer kann, sollte sich alle Teile der Serie besorgen und nacheinander weglesen. Absolute Leseempfehlung für leichte Unterhaltung, die Spaß macht!

Veröffentlicht am 04.02.2017

Eine Löwin ohne Biss

Die rote Löwin
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13. Jh. Bei einem Überfall von Wenden auf die elterliche Burg verlieren die 18-jährige Rubina und ihr jüngerer Bruder Waldemar nicht nur ihre geliebten Eltern, sondern auch ihr Zuhause. Sie müssen flüchten ...

13. Jh. Bei einem Überfall von Wenden auf die elterliche Burg verlieren die 18-jährige Rubina und ihr jüngerer Bruder Waldemar nicht nur ihre geliebten Eltern, sondern auch ihr Zuhause. Sie müssen flüchten und begeben sich nach Magdeburg, wo sie sich Hilfe durch Verwandte erhoffen, doch ihr eigener Onkel jagt sie davon. So sind sie auf sich allein gestellt, und bald schon geraten sie an Domdekan Laurenz, der die Geschwister für seine eigenen Pläne benutzen will, um seine Macht zu festigen und auszubauen. Rubina genannte Runja, lässt er zur Mörderin ausbilden, denn diese ist seit dem gewaltsamen Tod ihrer Eltern vom Rachegedanken beseelt. Schon bald muss Rubina allerdings eine folgenschwere Wahl treffen: das Leben ihres Bruders oder ihrer großen Liebe Pirmin, der Laurenz Rivale ist. Wie wird sie sich entscheiden?

Thomas Ziebula hat mit seinem Buch „Die rote Löwin“ einen temporeichen, rasanten historischen Roman vorgelegt, der das Mittelalter von seiner düstersten Seite zeigt. Der Schreibstil ist flüssig und nimmt den Leser mit in eine lange zurückliegende Zeit. Der Spannungsbogen wird recht schnell aufgebaut und zieht sich wie ein roter Faden bis zum Schluss durch die Geschichte. Die Handlung teilt sich in zwei Perspektiven, die eine dreht sich um Runja und ihre Erlebnisse, Gedanken und Gefühle, der andere behandelt die Sichtweise von Laurenz. So lernt der Leser beide Seiten und auch die Charaktere bestens kennen und hat ein gutes Kopfkino. Der historische Hintergrund wurde vom Autor sehr schön recherchiert und in der Handlung wunderbar eingeflochten. Allerdings stechen innerhalb der Handlung die brutalen Szenen sehr hervor und sind nichts für zarte Gemüter.

Die Charaktere sind sehr differenziert gezeichnet und lassen Raum für eigene Gedanken. Leider können sie in ihrer Darstellung nicht wirklich überzeugen. Runja ist zwar eine selbstbewusste junge Frau, die sich liebevoll um ihren kleine Bruder kümmert und auch schon einiges ertragen musste, doch ihre Rachegedanken machen sie zu einer kalten und eher unnahbaren Person, die sich wenig um andere schert und nur ihre Ziele verwirklichen will. Sie hinterfragt nichts und lässt sich gnadenlos und ohne Widerspruch manipulieren, da fehlt ihr der Kampfgeist, den sie sonst so sehr an den Tag legt, was sie irgendwie nicht echt erscheinen lässt, sie wirkt eher wie ferngesteuert. Durch ihre Art kann sie den Leser nicht für sich einnehmen und eine gewisse Distanz macht sich während des Lesens breit. Auch die Liebesgeschichte zwischen ihr und Pirmin wirkt wenig glaubwürdig, man hat die ganze Zeit das Gefühl, als fehle etwas Grundlegendes. Laurenz ist ein machtgieriger Mensch, der über Leichen geht, um seine Ziele zu erreichen und vor keinem bösartigen Mittel zurückzuschrecken scheint. Aber auch sein Charakter lässt im Laufe der Handlung nach und wirkt irgendwie lahm. Auch die Nebenprotagonisten erscheinen eher blass und können nicht wirklich überzeugen.

„Die rote Löwin“ ist ein historischer Roman, der zwar recht unterhaltsam, aber auch eher kommerziell und seicht daher kommt. Thomas Ziebula hat mit „Der Gaukler“ und „Die Hure und der Spielmann“ bereits zwei ausgezeichnete historische Romane vorgelegt. Wer diese Romane kennt, wird von diesem Buch enttäuscht sein. Der Autor selbst bezeichnet dieses Buch als Experiment. Man kann nur hoffen, dass Thomas Ziebula sich auf seine außerordentlichen Fähigkeiten besinnt und seiner Erzählkunst beim nächsten Roman wieder alle Ehre macht. Leider durchgefallen!

Veröffentlicht am 04.02.2017

#Führtsiewiederein

Wer Furcht sät
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Ein Londoner Taxifahrer nimmt einen Fahrgast auf und gerät so an seinen Mörder, denn er wird überwältigt und in den Katakomben Londons von einem vierköpfigen Henkergremium vor laufender Kamera gehenkt. ...

Ein Londoner Taxifahrer nimmt einen Fahrgast auf und gerät so an seinen Mörder, denn er wird überwältigt und in den Katakomben Londons von einem vierköpfigen Henkergremium vor laufender Kamera gehenkt. Das Video wird ins Netz gestellt und DC Max Wolfe kommt so an seinen neuen Fall. Bei den Ermittlungen mit seinem Team wird schnell klar, dass der Tote wegen Pädophilie vorbestraft war. Kaum geht Wolfe den ersten Hinweisen nach, gibt es bereits den nächsten Toten, einen Banker, der ein Kind überfuhr und dafür nur eine geringe Strafe verbüßen musste. Als es den dritten Henkersmord gibt, einen Drogensüchtigen, der Senioren überfallen hat, um sie auszurauben, stehen das polizeiliche Ermittlungsteam immer noch vor einem Rätsel, denn alle Opfer hatten außer ihren Vorstrafen nichts gemein und kommen auch aus verschiedenen sozialen Schichten. Wer hat sich hier zum Rächer ernannt und warum nur bekommen sie in der Öffentlichkeit solch einen Zuspruch? Wann gibt es den nächsten Gehängten? Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, wobei Max sich selbst in große Gefahr begibt.

Tony Parson hat mit seinem Krimi „Wer Furcht sät“ seinen 3. Fall um den Ermittler Max Wolfe und sein Team vorgelegt, der den Vorgängern in atemloser Spannung in nichts nachsteht. Der Schreibstil ist rasant und flüssig, bereits nach den ersten Seiten ist der Leser mitten im Geschehen und als stummer Beobachter bei der ersten Hinrichtung dabei. Der Spannungsbogen wird gleich sehr hoch angelegt und bleibt bis zum Finale hindurch auf diesem hohen Niveau. In diesem Roman beleuchtet der Autor das Thema „Selbstjustiz“ und gibt Anlass zum Nachdenken, zumal Hauptprotagonist Max Wolfe in einem Nebenschauplatz eine Witwe und ihrer Kinder unterstützt, die durch die Urteilsverkündung der Mörder ihres Ehemanns und Vaters regelrecht verhöhnt werden und man selbst als Leser Zweifel hat, ob es hier mit rechten Dingen zugeht, zumal man derlei Fälle in letzter Zeit immer wieder in der Presse verfolgen kann. Auch die historischen Hintergrundfakten über das alte Gefängnis Newgate und die „Stadt unter der Stadt“ wurden sehr gut vom Autor recherchiert und mit der Handlung verflochten.

Die Charaktere sind sehr differenziert ausgearbeitet und wirken dadurch sehr lebendig und authentisch. Max Wolfe ist ein alleinerziehender Vater, der sich liebevoll um seine schulpflichtige Tochter und den gemeinsamen Hund Stan kümmert. Man merkt ihm an, dass er sich in Gegenwart seiner kleinen Familie entspannen kann. Aber auch beruflich ist er ein durchaus mitfühlender Mensch, der ein offenes Ohr für seine Kollegen hat und sie in jeder Weise unterstützt. Gleichsam wirkt Max manchmal wie ein Pitbull, der nicht eher zur Ruhe kommt, als bis er die Lösung des Problems gefunden hat. Dabei geht er recht akribisch vor und hinterfragt immer wieder die Dinge, die vor ihm liegen. Auch die Nebenprotagonisten wie Max‘ Freund Jackson sind sehr gut getroffen und haben mit ihren eigenen Erlebnissen dazu beigetragen, der Handlung noch mehr Spannung und Nervenkitzel zu verleihen.

„Wer Furcht sät“ ist ein sehr spannender und unterhaltsamer Kriminalroman, der mit seiner Thematik zum Nachdenken anregt, dabei kurzweilige Lesestunden verspricht und den Leser bis zum Finale zappeln lässt. Absolute Leseempfehlung, auf den nächsten Band darf man schon gespannt sein!