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Veröffentlicht am 08.01.2017

Geheimnisse und verlorene Liebe vor chinesischer Kulisse

Das Geheimnis der Schneekirsche
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1913. Die junge Lehrerin Selma Wallenstein lebt und arbeitet in Berlin, als sie einige Tage vor Weihnachten ein Telegramm erhält, indem ihr in China lebender Vater mitteilt, dass ihr Mutter schwer krank ...

1913. Die junge Lehrerin Selma Wallenstein lebt und arbeitet in Berlin, als sie einige Tage vor Weihnachten ein Telegramm erhält, indem ihr in China lebender Vater mitteilt, dass ihr Mutter schwer krank ist. Selma macht sich in Begleitung ihrer Schwester Adele und ihrer Tante Mireille auf die beschwerliche Reise in die chinesische Hafenstadt Tsingtau, um sich dort um ihre Mutter zu kümmern. Kaum dort angekommen, trifft sie unverhofft auf ihre einstige große Liebe und ehemaligen Verlobten Paul, den sie seit Jahren nicht gesehen hat. Während der erste Weltkrieg ausbricht und auch vor der deutschen Kolonialverwaltung der kaiserlichen Marine im fernen China nicht Halt macht, versucht Selma, mit den neuen Gegebenheiten in einem fremden Land zurecht zu kommen und sich einzuleben. Schnell entwickelt sie ein Interesse zur traditionellen chinesischen Medizin und versucht, ihre neugewonnenen Freunde ebenso wie ihre Familie in jeder Art und Weise zu unterstützen. Gleichzeitig geht ihr die Begegnung mit Paul nicht aus dem Kopf, die Gefühle für ihn sind immer noch stark, aber werden die beiden doch noch eine Zukunft haben?

Lisa Marcks hat mit ihrem Buch „Das Geheimnis der Schneekirsche“ einen unterhaltsamen historischen Roman vor der exotischen Kulisse Chinas vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und farbenfroh, schnell taucht der Leser in die fremde chinesische Welt ein, denn die Autorin weiß aus dem Vorrat eigener familiärer Erinnerungen zu schöpfen, geschichtliche Hintergrunddetails gekonnt zu vermitteln und die Landschaftsbeschreibungen mit Leben zu füllen. Die Schilderungen über die deutsche Kolonialzeit in China und die Situation zum Ausbruch des 1. Weltkrieges sind sehr gut dargestellt und mit der Geschichte verwebt. Ebenso interessant und informativ ist der Ausflug in die traditionelle chinesische Heilkunst, die sich andeutungsweise auch in den Überschriften der Kapitel wiederfinden.

Die Charaktere wurden sehr differenziert ausgestaltet und liebevoll in Szene gesetzt. Selma ist eine sehr sympathische und gewissenhafte junge Frau, die früh eine Menge Verantwortung übernimmt, da es von ihr erwartet wird. Sie wird ihrer Rolle mehr als gerecht, ist mutig, mitfühlend, hilfsbereit und hat das Herz auf dem rechten Fleck. Gleichzeitig ist Selma neuen Dinge und Menschen gegenüber sehr aufgeschlossen. Aber in ihrem Inneren ist sie eine Suchende, seit der Trennung von Paul hat sie ihr Herz für die Liebe verschlossen. Nun, da sie ihm nach langer Zeit wieder gegenüber steht, merkt sie, was ihr wirklich fehlt, um glücklich zu sein. Selmas Schwester Adele ist eine selbstsüchtige und missgünstige Person, deren Welt sich nur um sie selbst dreht. Sie hat viel von ihrem Vater, der machtgierig und egoistisch ist und seine Familie fast schon drangsaliert, um seinen Willen zu bekommen. Tante Mireille ist ein Fall für sich, recht kapriziös und chaotisch, aber sie ist immer wieder für eine Überraschung gut. Paul taucht in der Handlung leider zu selten auf und wirkt leider recht blass und in den Hintergrund geschoben.

„Das Geheimnis der Schneekirsche“ ist ein unterhaltsamer historischer Roman über Familiengeheimnisse und zerbrochene Liebe vor der farbenprächtigen Kulisse des Chinas zur Kolonialzeit. Durch die vielen angerissenen, oberflächlich abgehandelten Themen und die fehlende Ausarbeitung der Liebesgeschichte hält dieses Buch leider nicht ganz das, was der Leser sich beim Lesen des Klappentextes erwartet. Eine Leseempfehlung für alle, die gern Bücher über Familiengeheimnisse in einem exotischen Rahmen lesen, werden hier mit Abstrichen gut unterhalten.

Veröffentlicht am 08.01.2017

Nichts bleibt verborgen

Das Geheimnis der Pianistin
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30er Jahre Kanada. Die Französin Hélène Giroux zieht von Montreal in den kleinen Ort Saint Homais, um dort ein neues Leben zu beginnen. Als passionierte und talentierte Musikerin, die aus einer Klavierbauerfamilie ...

30er Jahre Kanada. Die Französin Hélène Giroux zieht von Montreal in den kleinen Ort Saint Homais, um dort ein neues Leben zu beginnen. Als passionierte und talentierte Musikerin, die aus einer Klavierbauerfamilie stammt, findet sie in der Gemeinde nicht nur bald eine Anstellung als Pianistin und Chorleiterin, sie wird auch von den neuen Nachbarn und Einwohnern offen aufgenommen und bekommt jede Menge Unterstützung. Der Neustart für Hélène scheint geglückt, doch dann steht auf einmal die Polizei vor ihr. Hélène steht unter dem Verdacht, einen Menschen ermordet zu haben. Weshalb kam Hélène nach Saint Homais, wovor ist sie geflohen, hat sie wirklich jemanden getötet und warum?

Kurt Palka hat mit seinem Buch „Das Geheimnis der Pianistin“ einen sehr spannenden und atmosphärisch dichten Roman vorgelegt, der den Leser durch den sehr schönen eindringlichen Schreibstil schnell in seinen Bann zieht und ihn bis zum Ende nicht mehr loslässt. Der Autor hat eine besondere Gabe, seine Geschichte durch detaillierte Beschreibungen sowohl der Landschaft als auch der Menschen dem Leser sehr nahe zu bringen und gleichzeitig die Spannung bis zum Finale aufrecht zu erhalten, bis das Geheimnis um seine Protagonistin Hélène gelüftet ist. Ebenfalls interessant sind die vielen Informationen über Musik und Klavier. Die Handlung wird in zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt, die eine behandelt Hélènes Gegenwart in den 30er Jahren, die andere ihre Vergangenheit 20 Jahre vorher, wobei die beiden Ebenen sehr gekonnt miteinander verflochten werden.

Die Charaktere sind recht eigenwillig skizziert, lassen sie hier doch die sonstige Detailliebe des Autors etwas vermissen. Einzig die Protagonistin Hélène kann man sich nach einigen Kapiteln vorstellen und sich als Leser in ihr Denken, Handeln und Verhalten einfühlen. War Hélène in jungen Jahren eine selbstbewusste und wissbegierige junge Frau, die sich ins Leben stürzt, so wirkt die Hélène der Gegenwart wie eine völlig andere Person. Da ist sie eher zurückhaltend, ruhig und auf der Hut, eher misstrauisch anderen gegenüber, eine Frau, die sich anderen gegenüber nicht öffnen möchte, zu groß ist die Angst, dass ihr Geheimnis ans Tageslicht kommen könnte. Die Randprotagonisten wirken eher etwas farblos, hier hätte mehr Lebendigkeit in der Ausarbeitung gut getan.

„Das Geheimnis der Pianistin“ ist ein unterhaltsamer historischer Roman, der den Leser durch die besondere Erzählweise schnell für sich einnimmt. Alle Musikliebhaber und Geheimnislüfter werden recht schöne Lesestunden mit diesem Buch verbringen, eine verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 07.01.2017

Wie Phönix aus der Asche

Unsere Hälfte des Himmels
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1935 Frankfurt. Johanna und Amelie sind die engsten Freundinnen und teilen die Leidenschaft fürs Fliegen. Eines Tages, davon träumen sie seit langem, wollen sie die ersten weiblichen Berufspilotinnen sein. ...

1935 Frankfurt. Johanna und Amelie sind die engsten Freundinnen und teilen die Leidenschaft fürs Fliegen. Eines Tages, davon träumen sie seit langem, wollen sie die ersten weiblichen Berufspilotinnen sein. Doch es ist die Zeit des Nationalsozialismus, der ihre Träume vorerst aufs Eis legt, denn das damalige Frauenbild war das einer Hausfrau und Mutter. Eines Tages verliebt sich Amelie in Johannas Fluglehrer, dabei zerbricht die enge Beziehung zu Johanna, die nicht damit klar kommt, dass die Freundin auf einmal Oberwasser hat. Sie sinnt auf Rache.

1971 Kassel. Liselotte ist mit einem lieblosen Mann verheiratet, der sie wie seine Leibeigene behandelt. Sie fühlt sich alleingelassen und mutlos. Als sie Nachricht erhält, dass ihre Mutter Amelie aufgrund eines Unfalls im Koma liegt, packt sie kurzerhand ihre Sachen und reist nach Frankfurt, obwohl das Verhältnis zu ihrer Mutter schon immer sehr angespannt und nicht gerade liebevoll war. Bei einem Besuch im Krankenhaus erzählt ihr ein Arzt, dass sie ihrer Mutter Dinge aus der Vergangenheit erzählen soll, damit sie aus dem Koma erwacht. Allerdings weiß Liselotte über das Leben ihrer Mutter herzlich wenig, sie kennt nicht mal ihren eigenen Vater. Amelie hat sich da immer sehr bedeckt gehalten. Eigentlich widerstrebt es Liselotte, in den Sachen ihrer Mutter zu stöbern, doch dann findet sie Dinge, die ihre Mutter in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen.

Clarissa Linden hat mit ihrem Buch „Unsere Hälfte des Himmels“ einen wunderschönen, spannenden und unterhaltsamen Roman mit zwei Zeitebenen vorgelegt, die zum einen die Geschichte von Amelie und Johanna in den 30er Jahren erzählt, zum anderen das Leben von Lieselotte in den 70ern schildert. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, schon der Prolog nimmt den Leser gefangen und treibt ihn regelrecht durch die Handlung, um diese zauberhafte Geschichte zu erfahren. Der historische Hintergrund über die Rolle der Frau in der Fliegerei ist sehr informativ und gut recherchiert mit der Geschichte verknüpft. Die Autorin beleuchtet auch die damalige Rolle der Frau, sowohl in den 30er als auch den 70er Jahren und lässt den Leser einmal mehr erkennen, wieviel diese Rolle sich in den Jahrzehnten bis heute verändert hat. Ob es sich um den Nationalsozialismus, Demonstrationen handelt, die RAF, den Abtreibungsparagraphen 218 oder die Emanzipationsbewegung, die Autorin greift eine Menge Themen auf, die das Leben der Frau von damals geprägt und bis heute verändert haben. Der Spannungsbogen wird sehr schön aufgebaut und spinnt sich durch die Handlung bis zum Ende.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich gestaltet und wirken mit ihren Eigenheiten sehr authentisch und lebendig. Johanna ist ein Hansdampf in allen Gassen. Sie ist extrovertiert und kämpft für ihren Traum. Obwohl sie mit Amelie eng befreundet ist, spürt man auch eine gewisse Rivalität zu ihr. Die Freundschaft ist für Johanna eine einseitige Sache, bei einer Veränderung in ihrer Beziehung wird sie zur missgünstigen und eifersüchtigen Furie, die einen miesen Plan verfolgt. Amelie ist eher eine zurückhaltende Person, sie steht immer im Schatten von Johanna, und meist ist ihr das ganz recht. Sie liebt die Fliegerei und denkt an nichts anderes, bis die Liebe in ihr Leben tritt und sie sich auf einmal wie ein Schmetterling entfaltet und sich von Johanna abgrenzt, selbstbewusster wird und eigene Entscheidungen trifft. Liselotte ist eine einsame Frau, die sich nichts zutraut und recht mutlos wirkt. Ihre Mutter war eine starke Persönlichkeit, bei der sie sich immer wertlos vorkam und die ihr auch nicht die benötigte liebevolle Zuwendung hat angedeihen lassen. Doch mit dem Unfall der Mutter verändert sich auch Liselotte, sie wächst Tag für Tag immer mehr über sich hinaus, traut sich mehr zu und erhält endlich ihre Unabhängigkeit sowie ein gesundes Selbstvertrauen.

„Unsere Hälfte des Himmels“ ist ein sehr spannender und unterhaltsamer Roman mit historischem Hintergrund und einem gut verpackten Familiengeheimnis angefüllt mit vielen zeitgenössischen Themen, die interessant in die Handlung verwoben wurden. Absolute Leseempfehlung für ein wirklich tolles Buch! Chapeau – alles richtig gemacht!!!

Veröffentlicht am 07.01.2017

Im Bann der Borgias

Im Schatten des roten Stieres
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1497 Rom. Die 15-jährige Alessia Bertorelli de Salvatierra und ihre Familie mussten vor der Inquisition aus Spanien fliehen und haben sich ein neues Zuhause in Rom aufgebaut. Sie genießen ein Leben als ...

1497 Rom. Die 15-jährige Alessia Bertorelli de Salvatierra und ihre Familie mussten vor der Inquisition aus Spanien fliehen und haben sich ein neues Zuhause in Rom aufgebaut. Sie genießen ein Leben als angesehene Bürger, denn Alessias Vater Alvaro ist ein bekannter Anwalt. Alessia hat sich in den Maler Giacomo verliebt, dem sie Modell sitzt. Die beiden fühlen sich stark zueinander hingezogen und planen ein zu heiraten. Doch dann erhält Alvaro mit einem Brief aus Spanien von seiner verstorbenen Mutter Informationen, die das beschauliche Leben der Familie stark ins Wanken bringen. Alvaro ist der uneheliche Sohn von Papst Alexander VI. und somit ein Spross der Borgia-Familie. Eine Verbindung zwischen Giacomo und Alessia scheint somit unmöglich. Auch die neue Verwandtschaft ist so gar nicht begeistert von den neuen Voraussetzungen. Schon bald findet sich Alessia im Vatikan wieder, und die junge Frau steht bösen Intrigen und Ränken gegenüber, die sie bald in höchste Gefahr bringen. Wem kann sie vertrauen? Wird es doch noch eine Zukunft mit Giacomo geben?

Sylvia Klinzmann hat mit ihrem Roman „Im Schatten des roten Stieres“ ein opulentes und spannendes historisches Sittengemälde der Borgia im 15. Jahrhundert vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig und nimmt den Leser mit auf eine Reise ins mittelalterliche Italien, wo er Zeuge von heimlicher Liebe, Ränkeschmiede, Machtgier, Eifersucht, heimtückischem Mord und Racheplänen wird. Die Methoden der Intriganten der damaligen Zeit waren nicht gerade zimperlich und wurden sehr bildhaft dargestellt, so dass der Leser eine gute Vorstellung bekommt. Die Autorin hat sehr viel Wert auf eine akribische historische Recherche gelegt, die ihr ausgezeichnet gelungen ist. Die politischen und religiösen Ansichten der vergangenen Zeit werden ebenso mit der Handlung verwebt, wie die damaligen Lebensumstände und die getragenen Gewänder. Auch die örtlichen Gegebenheiten sind so detailliert, dass der Leser eine gute Vorstellung bekommt, wie es dort damals ausgesehen haben muss. Der Spannungsbogen wird recht schnell aufgebaut und steigert sich innerhalb der Handlung immer weiter bis zum finalen Schluss.

Die Charaktere sind sehr vielschichtig und detailliert gezeichnet, einige geben erst nach und nach ihr wahres Gesicht preis, was einen sehr authentischen und lebensechten Eindruck hinterlässt. Alessia ist eine sehr junge sympathische Frau, die wohlbehütet aufwuchs und noch etwas naiv wirkt. Sie erlebt gerade ihre erste große Liebe, doch von einem Tag auf den anderen ändert sich ihr ganzes Leben nur aufgrund ihrer Familienverhältnisse. Durch ihre Jugend ist sie noch nicht in der Lage, den Unterschied zwischen Freund und Feind zu erkennen und begibt sich dadurch leicht in die Hände derer, die ihr Böses wollen. Giacomo ist ein junger sympathischer Mann, der als Maler noch in den Anfängen seiner Karriere steckt. Er ist Alessia in Liebe verbunden und sieht sich nun der Tatsache gegenüber, dass er seine Liebe durch Standesdünkel und Intrigen verlieren wird. Er lässt sich auf ein gefährliches Spiel ein. Piero ist ein gutmütiger Kerl mit einem Geheimnis, dass möglichst immer eines bleiben möge. Cesare ist der erstgeborene Borgia-Sohn und ein cleverer, aber ebenso grausamer Mensch, der seine Mitmenschen manipuliert und sich selbst die Hände nicht schmutzig macht. Catalina de Mendoza ist eine missgünstige Frau, die ihrem Umfeld ein ganz anderes falsches Gesicht zeigt, während sie sich insgeheim mit Cesare verbündet und eigene Rachepläne verfolgt. Auch die anderen Protagonisten untermauern mit ihren eigenen kleinen Episoden und Geschichten dieses farbenfrohe gezeichnete Sittengemälde der Renaissance im alten Italien.

„Im Schatten des roten Stiers“ ist ein sehr spannender und farbenfroher historischer Roman über eine der schillerndsten italienischen Familien im mittelalterlichen Italien. Aufgrund der sehr guten Recherchearbeit der Autorin bekommt man hier eine Geschichtsstunde par excellence, der es keineswegs an Spannung fehlt. Absolute Leseempfehlung für diese Reise zu den Borgias!

Veröffentlicht am 07.01.2017

En garde!

Die Tochter des Fechtmeisters
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1566 Mecklenburg. Der 11-jährige Carl und sein sechs Jahre jüngerer Bruder Fritjoff werden zu Waisen, als ihre Mutter bei einem ungleichen Kampf ihr Leben verliert. Fortan müssen sie sich allein durchschlagen. ...

1566 Mecklenburg. Der 11-jährige Carl und sein sechs Jahre jüngerer Bruder Fritjoff werden zu Waisen, als ihre Mutter bei einem ungleichen Kampf ihr Leben verliert. Fortan müssen sie sich allein durchschlagen. Carl ist so voller Wut, dass er immer wieder Probleme bekommt während Fritjoff sich mit den Gegebenheiten abfindet und eine Stelle bei einem Schmied antritt. Das Verhältnis zu seinem Bruder Carl wird immer schwieriger, so dass jeder bald seiner eigenen Wege geht.
1608 Rostock. Fritjoff hat sich einen Namen als Fechtmeister gemacht und unterrichtet nicht nur Schüler, sondern auch seine Tochter Clarisse in der Kunst. Als Fritjoffs Schüler Alexaner und Marius ihre letzte Prüfung in Frankfurt ablegen müssen, macht sich der Fechtmeister in Begleitung seiner Tochter und den beiden Prüflingen auf die Reise. Dort angekommen geraten sie in den Konkurrenzkrieg verfeindeten Fechtbruderschaften, und Fritjoff verliert bei einem Überfall sein Leben. Clarissa wird schnell als Schuldige angeprangert, doch sie ergibt sich nicht in ihr Schicksal, sondern macht sich selbst daran, die Mörder ihres Vaters ausfindig zu machen. Dabei führt sie ihr Weg nach Prag, wo sie einige Überraschungen erleben wird und ebenfalls in Gefahr gerät. Wird sie den Mördern auf die Spur kommen?

Sabine Weiß hat mit ihrem Buch „Die Tochter des Fechtmeisters“ einen sehr spannenden historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig, schon während des Prologs wird der Leser regelrecht durch die Zeit katapultiert und findet sich im aufregenden Mittelalter wieder, um dort einiges über die Fechtkunst zu lernen und Clarissa bei ihrem aufregenden Abenteuer zu begleiten. Die Handlung unterteilt sich in verschiedene Zeitebenen, die eine gewisse Konzentration beim Lesen erfordern. Der Spannungsbogen wird schon in den ersten Seiten angelegt und steigert sich innerhalb der Geschichte immer mehr bis zum Finale. Der historische Hintergrund über die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit ebenso wie die sehr detailreiche Beschreibung der Fechtkunst wurden von der Autorin sehr akribisch recherchiert und mit der Handlung gekonnt verwoben. Auch die Schilderung der Städte Frankfurt und Prag ist so bildhaft und farbenfroh, dass der Leser ein mittelalterliches Bild der Metropolen von heute vor Augen hat.

Die Charaktere sind sehr vielschichtig und detailliert angelegt, so wirkt die Handlung durch die Vielfalt der Protagonisten glaubhafter und wie im wirklichen Leben. Fritjoff ist ein guter Lehrmeister, der auch keine Vorbehalte hat, mit seiner Tochter eine Frau zu unterrichten. Bereits in seiner Kindheit ist er durch eine harte Schule gegangen und hat versucht, seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Er ist sympathisch und selbstbewusst, hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und liebt seine Tochter Clarissa sehr. Diese hat sich bei ihrem Vater den Mut abgeschaut und weiß sich zu wehren. Oftmals wirkt Clarissa jedoch auch noch etwas naiv und gutgläubig, doch innerhalb der Handlung macht sie eine starke Entwicklung durch und wandelt sich zu einer selbstbewussten Frau. Marius ist ein undurchsichtiger und eher unsympathischer Zeitgenosse, man traut ihm einfach alles zu. Alexander dagegen ist eher von gutmütigem Wesen. Leander ist ein sympathischer Zeitgenosse, der ein hartes und entbehrungsreiches Leben auf der Straße geführt hat, jedoch nie seinen Wunsch von seinem Platz in der anerkannten Gesellschaft aufgegeben hat. Er ist mitfühlend und zugleich hilfsbereit, man kann sich auf ihn verlassen. Die Begegnung mit Clarissa bringt seine besten Eigenschaften zutage, die er vorher noch im Verborgenen hielt. Auch die weiteren Protagonisten verleihen mit ihren eigenen Episoden und Geschichten der Handlung Leben und zeigen ein buntes Bild der damaligen Zeit.

„Die Tochter des Fechtmeisters“ ist ein sehr spannender und unterhaltsamer historischer Roman, durch den man einiges über die Kunst der Degenführung lernen kann, während man den Charakteren bei ihren Abenteuern in Gedanken zur Seite steht. Eine Leseempfehlung für alle, die nicht nur ein Geschichte herunterlesen möchten, sondern sich auch für Fakten und historische Hintergründe interessieren.