Nur nett reicht nicht
Die Muschelsammlerin1885 Heiligendamm. Damit ihre Mutter sich wieder erholt, nachdem ihr Vater gestorben ist, zieht Lily mit ihr von Berlin zurück in die Heimat ihrer Mutter nach Doberan. Dort leben sie fortan bei ihrem unausstehlichen ...
1885 Heiligendamm. Damit ihre Mutter sich wieder erholt, nachdem ihr Vater gestorben ist, zieht Lily mit ihr von Berlin zurück in die Heimat ihrer Mutter nach Doberan. Dort leben sie fortan bei ihrem unausstehlichen Onkel, während sich Lily als Süßspeisenköchin in einem Luxushotel eine Anstellung findet und somit den Lebensunterhalt sichert. Doch dann verliert sie ihre Arbeit. Lily ist verzweifelt und beschließt, ihr Leben in der eiskalten Ostsee zu beenden, aber die Rettung naht in Gestalt von Franz Xaver von Maichenbach, einen recht vermögenden Herrn mit Hund. Schon bald hat Lily eine neue Arbeit als Hundehüterin und hat schnell den Ruf, zuverlässig und geschickt zu sein. Allerdings träumt sie insgeheim davon, wieder als Süßspeisenköchin arbeiten zu können, denn sie liebt diese Arbeit. Als Clemens von Rastrow, ihr Jugendfreund aus Afrika zurückkehrt, geraten Lilys Gefühle durcheinander, denn sie ist nicht standesgemäß für Clemens Familie. Dann wirbt noch jemand um ihre Gunst. Für wen wird sich Lily entscheiden, um endlich glücklich zu sein?
Katryn Berlinger hat mit ihrem Buch „Die Muschelsammlerin“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und schon bald findet sich der Leser im Deutschland des 19. Jahrhunderts wieder und folgt Lily bei ihren Gedanken, Gefühlen und Unternehmungen. Die Landschaftsbeschreibungen des Ostseebades Heiligendamm sind so bildhaft dargestellt, dass der Leser das Gefühl hat, dort herum zu wandeln und alles mit eigenen Augen zu sehen. Die Handlung schwächelt allerdings etwas, vieles wird etwas zu oberflächlich geschildert, was sowohl die Liebesgeschichte als auch die Charaktere betrifft.
Die Protagonisten sind leider etwas farblos gestaltet, ihnen fehlt das Lebendige und das Tiefgründige. Die Dialoge sind recht flach geraten und verleiten den Leser dazu, regelrecht darüber hinweg zu fliegen auf der Suche nach mehr Intensität. Dabei hatte die Geschichte eigentlich das Potential, hier Ausdrucksstärke zu zeigen und den Leser zu verzaubern.
„Die Muschelsammlerin“ ist ein ambitionierter Roman, der seinen Erwartungen leider nicht sehr gerecht wird. Als Urlaubslektüre ganz ok, weil man hier nicht viel nachdenken muss. Eingeschränkte Leseempfehlung.