Profilbild von Dreamworx

Dreamworx

Lesejury Star
offline

Dreamworx ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Dreamworx über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.11.2016

"Schmetterlinge sind wie gute Gedanken..."

Nora und die Novemberrosen
0

Die 34-jährige Gärtnerin Nora Dittbrenner ist alleinerziehende Mutter der 7-jährigen Fanny. Gemeinsam mit den drei Ü70-Senioren Udo Kienast, Margarete Segge und Ellie Wagenknecht leben sie unter einem ...

Die 34-jährige Gärtnerin Nora Dittbrenner ist alleinerziehende Mutter der 7-jährigen Fanny. Gemeinsam mit den drei Ü70-Senioren Udo Kienast, Margarete Segge und Ellie Wagenknecht leben sie unter einem Dach in einem Berliner Stadthaus und pflegen eine familiäre Nachbarschaft. Während Nora ihrem Beruf in einem Baumarkt nachgeht, wird Fanny von den drei älteren Herrschaften betreut. Doch dann verliert Nora ihren Job und es trudelt ein Brief vom Vermieter ein, der sämtliche Bewohner in Alarmbereitschaft ruft, denn es sieht fast so aus, als würden sie ihr Dach über dem Kopf verlieren. Um den Kopf frei zu kriegen, machen alle zusammen einen Ausflug aufs Land. Dabei entdecken sie eine lange verlassene Gärtnerei mit einem alten Herrenhaus. Jeder ist von dem Grundstück begeistert und träumt bereits davon, hier leben zu können und das Areal wieder herzurichten. Nachforschungen, wem das Fleckchen Erde wohl gehören mag, bringen keine Ergebnisse, so wird das Grundstück erst einmal annektiert und alle machen sich daran, die Beete und Gewächshäuser wieder instand zu setzen. Durch ihre behördlichen Nachfragen haben sie allerdings Staub aufgewirbelt, der ihnen nun Scherereien einbringt. Kurzerhand entschließen sie sich zu protestieren und ihr Anliegen öffentlich zu machen. Damit treten sie eine Lawine los, welche das Leben aller verändert…

Tania Krätschmar hat mit ihrem Buch "Nora und die Novemberrosen" einen wunderschönen und unterhaltsamen Roman vorgelegt, der sowohl humorvoll als auch sehr feinfühlig erzählt und dem Leser die Gefühle und Emotionen der Protagonisten auf wunderbare Art nahe bringt. Der Schreibstil ist flüssig ebenso wie fesselnd, schon der Prolog holt den Leser ab und lässt ihn während der Handlung immer wieder rätseln, wie das alles aufgeklärt wird. Die Beschreibung der ländlichen Umgebung sowie der alten Gärtnerei ist so lebhaft, dass vor dem inneren Auge ein Bild entsteht mit Blumen und Pflanzen in sämtlichen Schattierungen, Farben und Formen, an dem man sich gar nicht sattsehen kann. Auch die angeschnittenen Themen wie alleinerziehende Mutterschaft, 60er Jahre, Naziverfolgung oder Immobilienhaie finden einen angemessenen und gut verpackten Raum in dieser Geschichte. Dank des wundervollen Erzählstils ist der Leser mittendrin und hautnah dabei.

Bei der Entstehung und Entwicklung der Charaktere beweist die Autorin ein glückliches Händchen, denn die Protagonisten sind fast durchweg sehr sympathisch, dabei so verschieden in ihren Eigenarten und ihren Träumen, das es eine Freude ist, jeden einzelnen kennenzulernen und lieb zu gewinnen. Nora ist eine sympathische Frau, die einen Job hat, der sie nicht befriedigt, dafür aber Geld einbringt, um sich und ihre Tochter über Wasser zu halten. Sie träumt von einem Leben als richtige Gärtnerin, doch die Jobaussichten sind leider sehr schlecht. Tochter Fanny ist ein aufgewecktes Mädchen, die selbst viel Interesse an Blumen und Pflanzen zeigt, aber auch gern Dinge sucht und sammelt. Udo trauert noch immer um seine verstorbene Frau, doch er hat auf einmal ein Geheimnis. Ellie ist eine hervorragende Köchin, die ihre Mitbewohner kulinarisch verwöhnt, dabei mit ihrer kleinen Rente jeden Cent einzeln umdrehen muss und sehr einsam ist, denn sie vermisst ihren Sohn. Margarete ist die Resolute in der WG, sie packt an und scheut keinen Konflikt. Liam, ein englischer Gärtner, ist sehr liebenswert, gibt aber Rätsel auf. Und Frau Tschirch – ja die ist der Teufel in Person.

"Nora und die Novemberrosen" verzaubert durch eine wunderschön erzählte Handlung und lässt den Leser von einem verwunschenen Garten und Erinnerungen an die eigene Kindheit träumen. Ein Roman für alle, die Geschichten aus dem wahren Leben lieben. Absolute Leseempfehlung!!!

Veröffentlicht am 13.11.2016

Welche Kreuzfahrt?

Kreuzfahrt
0

Das Ehepaar Meret und Dres verbringt ihren Urlaub mit den gemeinsamen Kindern im italienischen Ligurien. Meret ist von ihrem Leben gelangweilt, hat Angst, etwas verpasst zu haben, deshalb sondert sie sich ...

Das Ehepaar Meret und Dres verbringt ihren Urlaub mit den gemeinsamen Kindern im italienischen Ligurien. Meret ist von ihrem Leben gelangweilt, hat Angst, etwas verpasst zu haben, deshalb sondert sie sich von ihrer Familie ab und trifft in einem Restaurant auf den Schweden Jan, dessen Ehefrau Romy mit ihren gemeinsamen Söhnen kurze Zeit darauf dazu stoßen. Im gemeinsamen Gespräch stellen sie fest, dass sie in Zürich nur einige Straßen voneinander entfernt leben. Zurück in Zürich treffen sich die beiden Ehepaare und unternehmen einiges miteinander. Doch auch die Ehe von Jan und Romy ist nicht glücklich, so nähern sich Meret und Jan immer mehr einander an und es entwickelt sich eine heimliche Affäre zwischen den beiden. Hat diese Beziehung eine Zukunft?

Mireille Zindel hat mit ihrem Buch „Kreuzfahrt“ einen Beziehungsroman vorgelegt, der mehr verwirrt und ratlos macht, als einem Lesespaß zu bescheren. Der Schreibstil ist einigermaßen gut zu lesen, jedoch finden sich immer wieder Abschnitte voller abgehackter Sätze, die den Lesefluss behindern. Dazu kommt die seltsam emotionslose, fast schon gefühllose Behandlung der Geschichte, die das Lesen eher erschweren und man sich als Leser bald schon regelrecht durchkämpfen muss. Die Handlung wird aus der Sicht der Protagonistin Meret erzählt, die bei ihren Schilderungen der Ereignisse ständig analysiert, interpretiert und alles auseinander nimmt, was auf Dauer für den Leser recht anstrengend und ermüdend ist. Der Titel „Kreuzfahrt“ basiert auf den Erzählungen von Meret, deren Freundin Gaia sich auf einer solchen Reise verliebt, doch mit der eigentlichen Handlung des Romans hat die Geschichte nicht viel zu tun.

Die Charaktere sind allesamt durchwachsen, niemand von ihnen wirkt wirklich sympathisch, vielmehr verkörpern sie das Gegenteil, weshalb man als Leser weder Mitgefühl noch Freude entwickeln kann. All dies wird einem bei der Lektüre aufgrund der emotionslosen Schilderung genommen. Meret ist unzufrieden mit sich und allem, sie fühlt sich wie in einem Gefängnis und lamentiert nur rum. Sie tut sich selbst leid und lässt auch kaum ein gutes Haar an ihren Mitmenschen, oftmals kommt sogar Neid und Missgunst in ihren Erzählungen durch. Jan ist ein Sportfanatiker, der sehr egoistisch und selbstverliebt rüberkommt und in seinem Beruf sehr engagiert ist. Seine Ehefrau Romy wirkt naiv, unentschlossen und depressiv, man hat den Eindruck, sie weiß selbst nicht, wonach sie eigentlich auf der Suche ist, um Erfüllung in ihrem Leben zu finden. Merets Ehemann ist eigentlich der Einzige, der annähernd normale Züge aufweist, denn er kümmert sich liebevoll um die Kinder, doch auch er bekommt nichts mit von der Unzufriedenheit seiner Frau und spielt in diesem Buch auch eher eine Statistenrolle.

„Kreuzfahrt“ handelt von zwei Ehepaaren, die mit ihrem Leben nicht zufrieden und auf der Suche nach der Erfüllung ihrer Wünsche sind. Leider ist das Buch seltsam gefühllos und fast alle Charaktere dermaßen unsympathisch, dass es den Leser nicht anzusprechen vermag und ihn gelangweilt zurücklässt. Schade um die vertane Zeit!

Veröffentlicht am 12.11.2016

Ihre Liebe war der Tanz

Die Schwester des Tänzers
0

1939. Bronislawa „Bronia“ Nijinska, inzwischen bereits 48 Jahre alt, ist mit einem Schiff auf den Weg nach New York. Während der langen Reise hat sie Zeit genug und schreibt ihre Lebensgeschichte auf. ...

1939. Bronislawa „Bronia“ Nijinska, inzwischen bereits 48 Jahre alt, ist mit einem Schiff auf den Weg nach New York. Während der langen Reise hat sie Zeit genug und schreibt ihre Lebensgeschichte auf. Ihr ganzes bisheriges Leben und das ihrer Familie drehten sich in St. Petersburg nur um das Ballett. Bereits die Eltern mit polnischer Abstammung sind als Tänzer am Ballet Russes, so ist ihren Kindern das Tänzergen bereits in die Wiege gelegt worden. Bronias Bruder Waslaw Nijinsky ist der ehrgeizigste der drei Geschwister und ein absolutes Naturtalent für den Tanz. Es ist, als könne er fliegen, er lebt und atmet den Tanz mit einer ungezügelten Leidenschaft. Bronia dagegen muss hart arbeiten, nur um feststellen zu müssen, dass sie nie so gut sein wird, wie ihr Bruder. Trotzdem unterstützen sich die Geschwister gegenseitig, denn sie eint die Liebe zum Tanz, welches sie nach einer harten Schule an der kaiserlichen Ballettakademie an viele weltberühmte Bühnen der Welt bringt.

Eva Stachniak hat sich in ihrem Buch „Die Schwester des Tänzers“ mit den realen Balletkünstltern Bronia und Waslaw Nijinsky beschäftigt und gibt dem Leser einen sehr interessanten und spannenden Einblick in die harte Welt des Tanzes, der fast schon autobiographisch wirkt. Der Schreibstil ist flüssig und trägt den Leser an den Anfang des 20. Jahrhunderts nach Russland, wo die besten Tänzer der Welt durch eine harte Schule gehen müssen, bis sie Engagements auf den Bühnen der Welt bekommen und die Rolle ihres Lebens tanzen dürfen, sei es nun Schwanensee, die Giselle oder Onegin. Erzählt aus der Sicht von Bronia in Tagebuchform erlebt der Leser einen ehrgeizigen, aber auch schonungslosen Einblick in ein entbehrungsreiches und auch schmerzhaftes Arbeitsleben, alles nur für den Augenblick der Anerkennung des Publikums.

Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet, bewegen sich aber wohl durch akribische Recherche der Autorin auch hart an der Realität. Sie wirken durchweg authentisch und sehr lebendig, ebenfalls werden die Gedanken und Gefühle sehr schön übermittelt, Niederlagen schmerzen den Leser fast ebenso wie die Protagonisten und auch die Freude über den Erfolg teilt man mit ihnen. Bronia ist eine sehr ehrgeizige Frau, die ihren Bruder Vaslaw liebt, ihn aber auch um sein Talent beneidet. Doch sie versteht rechtzeitig, dass sie zwar eine gute Tänzerin ist, doch nie die Ausstrahlung und die Kraft ihres Bruders haben wird. So stellt sie selbstlos ihre eigene Karriere eher in den Hintergrund, um ihren hochbegabten Bruder zu unterstützen. Vaslaw lebt in seiner eigenen Welt des Tanzes, er schlüpft mit Leichtigkeit in die Rollen und verwandelt sich bei seinen Darbietungen immer wieder in ein neues Geschöpf.

„Die Schwester des Tänzers“ ist ein eindringlicher historischer Roman mit autobiographischen Zügen, die dem Leser eine harte und erbarmungslose Kunst näher bringen, die auf der Bühne so leicht und unbeschwert wirkt. Nie macht man sich Gedanken darüber, was Balletttänzer alles an Schmerzen und Training auf sich nehmen, weil sie ihr Leben der Bühne und dem Ausdruck des Tanzes gewidmet haben. Ein sehr schönes Porträt über einen der besten Tänzer des vergangenen Jahrhunderts und dessen Familie. Eine absolute Leseempfehlung für alle, die das Ballett lieben oder sich näher damit beschäftigen möchten.

Veröffentlicht am 12.11.2016

Ganz nett für zwischendurch

Begin Again
0

Nachdem Crystal Alison Harper eine schlimme Zeit hinter sich gebracht hat, krempelt sie ihr Leben komplett um für einen neuen Anfang. Sie entflieht ihrem reichen Elternhaus und verändert zuerst ihr Äußeres ...

Nachdem Crystal Alison Harper eine schlimme Zeit hinter sich gebracht hat, krempelt sie ihr Leben komplett um für einen neuen Anfang. Sie entflieht ihrem reichen Elternhaus und verändert zuerst ihr Äußeres durch neue Kleidung und eine andere Frisur, auch einen neuen Namen gibt sie sich: Allie. Nun sucht sie nur noch eine Wohnmöglichkeit, um endlich ihr Studium beginnen zu können und versucht, ein WG-Zimmer zu bekommen. Als sie auf den Hausbesitzer Kaden White trifft, sind sich beide nicht wirklich grün. Kaden ist äußerlich ein rauer Kerl, ein Rüpel wie er im Buche steht. Nach langem Hin und Her nimmt er Allie als Mitbewohnerin auf, aber nicht ohne Regelkatalog. Wird das auf Dauer gutgehen? Und wer bricht als erster die Regeln?

Mona Kasten hat mit ihrem Buch „Begin Again“ den ersten Band einer geplanten New-Adult-Romanreihe vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und trifft den Nerv der jungen Generation. Der Leser wird durch die locker-leichte Erzählweise schnell in den Bann gezogen und verfolgt gespannt die Interaktion der Protagonisten, bei der mal mit Humor mal mit harten Bandagen gestritten und gekämpft wird. Dabei spielt die Autorin mit dem Leser und präsentiert die ganze Palette des Gefühlsbarometers ab von dramatisch bis witzig, von emotional bis tiefgründig. Die so erzeugte Spannung steigert sich innerhalb der Handlung immer wieder einmal. Durch geschicktes Legen von Wendungen und Aufdecken von Geheimnissen hält sie den Leser durchweg bei der Stange, weiß sie doch sehr unterhaltsam zu erzählen, so dass man das Gefühl nicht loswird, live dabei zu sein. Allerdings ziehen sich einige Szenen auch ziemlich hin, wirken dadurch langatmig und auch das ständige Hin und Her zwischen den Protagonisten geht manchmal auf die Nerven.

Die Charaktere sind sehr interessant skizziert, sie wirken lebensecht und authentisch wie Menschen, die man kennt bzw. im Bekanntenkreis hat. Allie ist eine nette junge Frau, die sich endlich von allen Fesseln befreit hat und ihrem Leben eine neue Richtung geben will, um sich ihre Träume zu erfüllen. Sie wirkt zu Beginn eher zurückhaltend, manchmal eher weinerlich und zu sensibel. Doch sie entwickelt sich innerhalb der Handlung immer mehr zu einer recht selbstbewussten Frau, die weiß, was sie will oder auch nicht. Kaden wirkt erst einmal wie ein Bösewicht, er ist launisch, man weiß nie, wie man bei ihm dran ist. Er wirkt undurchschaubar sowie unberechenbar. Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an, so auch in diesem Fall, alles läuft am Ende auf eine recht vorhersehbare Geschichte hinaus, aber trotzdem ist es amüsant und läßt einen für einige Stunden in eine andere Welt abtauchen.

„Begin Again“ ist ein netter Liebesroman für junge Leute, der zu unterhalten weiß. Eine klare Leseempfehlung für zwischendurch.

Veröffentlicht am 11.11.2016

Endlich zuhause...

Das Land der roten Sonne
0

1898 Australien. Die kleine Leonora wurde von ihrem Vater mitten in der Wüste ausgesetzt, wo sie unter einem Baum von dem Wanderarbeiter Ghan in letzter Sekunde gefunden wird. Ghan bringt das schwer kranke ...

1898 Australien. Die kleine Leonora wurde von ihrem Vater mitten in der Wüste ausgesetzt, wo sie unter einem Baum von dem Wanderarbeiter Ghan in letzter Sekunde gefunden wird. Ghan bringt das schwer kranke Mädchen in die nächste Stadt zum Doktor, bei dessen Ehefrau das Kind erst einmal bleibt. Doch leider kann Leonora dort auf Dauer nicht bleiben, sie kommt in ein Waisenhaus, dass von einem Priester geleitet wird und trifft dort auf James. Schon bald sind sich die beiden Kinder eng verbunden. James lebt schon seit seiner Geburt im Waisenhaus und kennt seine irischen Eltern nicht. Als ein Brief aus Irland eintrifft und seine Verwandten nach Australien kommen, verlässt James das Waisenhaus, um bei ihnen zu leben. Dabei verliert er Leonora aus den Augen, denn die wird von einem reichen Unternehmerehepaar adoptiert und reist mit ihnen nach Amerika, wo sie fortan leben wird. Erst als verheiratete Frau betritt Leonora wieder australischen Boden und fühlt sich endlich wieder zuhause, nachdem sie sich in den USA nie heimisch gefühlt hat. Das sollte ihre eigentliche Entschädigung sein für eine Ehe mit einem Mann, den sie nicht liebt. Aber nach all den Jahren steht plötzlich James vor Leonora, denn er arbeitet für ihren Ehemann. Die alte Verbundenheit zwischen den beiden bricht sich Bahn und schon bald flackert das Feuer der Liebe zwischen ihnen. Doch sie haben Alexander vergessen, Leonoras Ehemann…

Harmony Verna hat mit ihrem Buch "Das Land der roten Sonne" einen wunderschönen und spannenden historischen Roman vor der exotischen Kulisse des australischen Kontinents vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und bildhaft, der Leser taucht mit der ersten Seite in die Handlung ein und begleitet als Schatten das Leben von Leonora von Kindheit an. Die Handlung wird aus einigen Perspektivwechseln erzählt, die die Geschichte dadurch komplexer und noch intensiver werden lassen. Der Spannungsbogen wird gleich in den ersten Seiten gut aufgebaut, steigert sich aber im Verlauf der Handlung immer weiter. Die Autorin versteht es mit ihrer bildhaften und lebendigen Sprache, dem Leser einen wunderbaren Eindruck über die Landschaft und die gesellschaftlich verschiedenen Lebensformen aufzuzeigen. Beim Lesen läuft regelrecht ein Kinofilm im Kopf ab und der Leser befindet sich in einer anderen Welt. Oftmals geht einem das Setting von "Jenseits in Afrika" durch den Kopf, was als Kompliment gemeint ist.

Die Charaktere wurden von der Autorin wunderbar in Szene gesetzt, sehr fein und liebevoll ausgestaltet. Neben ihren Ecken und Kanten stecken auch Grausamkeit, Mitleid, Missgunst und andere menschliche Eigenschaften in ihnen, so dass sie sehr lebensecht und authentisch wirken und man mit ihnen mitfühlen kann bzw. sie auch oftmals zum Teufel wünscht. Leonora ist eine sehr sympathische Frau, die schon einige schwere Schicksalsschläge in ihrem Leben hinnehmen musste. Zu Beginn wirkt sie wie ein verängstigtes kleines Mädchen, doch je älter sie wird, umso mehr gewinnt sie an Stärke. Bei einigen Situationen wächst sie sogar über sich hinaus. Leonora ist mitfühlend, zurückhaltend, empathisch und liebevoll. Sie macht keine Unterschiede zwischen den einzelnen Gesellschaftsschichten. James ist ein toller Mann, der zupacken kann und ein gutes Herz in sich trägt. Er behält seine Sehnsüchte für sich und geht einen Schritt nach dem anderen. Er ist eher der schweigsame Typ, doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen, denn er ist stets zur Stelle, für die Menschen einzustehen, die ihm wichtig und ans Herz gewachsen sind. Alex ist ein Blender und Egoist, selbstherrlich und brutal, er denkt nur an sich selbst und dass die Menschen um ihn herum ihm zu Willen sind. Ghan ist ein alter Wanderarbeiter, der oftmals abgebrüht wirkt, allerdings ein weiches Herz hat. Auch die anderen Charaktere sind wunderschön in Szene gesetzt und tragen mit ihren kleinen Episoden zur spannenden Geschichte bei.

"Das Land der roten Sonne" ist ein opulenter, wunderschön erzählter historischer Roman, der einen tief im Inneren berührt. Alle, die zauberhaft geschriebene Liebes- und Lebensgeschichten mögen, werden mit diesem Buch ein wirkliches Highlight in den Händen halten. Absolute Leseempfehlung! Chapeau, besser geht es nicht!