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Veröffentlicht am 15.09.2016

Gefährliche Kreuzfahrt

Verschollen
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Die Journalistin Darcy St. James zögert keine Sekunde, als ihre alte Studien- und Arbeitskollegin sie bittet, inkognito an Bord eines Kreuzfahrtschiffes zu kommen, um sie bei der Undercover-Ermittlung ...

Die Journalistin Darcy St. James zögert keine Sekunde, als ihre alte Studien- und Arbeitskollegin sie bittet, inkognito an Bord eines Kreuzfahrtschiffes zu kommen, um sie bei der Undercover-Ermittlung eines brisanten Falles zu helfen. Doch kaum ist Darcy angekommen, verschwindet Abby auf mysteriöse Weise. Angeblich ist Abby über Bord gegangen und wurde in ein Krankenhaus an Land gebracht. Wie es der Zufall will, trifft Darcy auf Gage McKenna, dessen Familie sie bei einer Mordermittlung unterstützt hat und der nun die angebotenen Abenteuerexkursionen der Schiffsgesellschaft leitet. Gage ist zuerst skeptisch über die wenigen Informationen, die Darcy über das Verschwinden von Abby hat und bei ihren Nachforschungen immer wieder auf eine Mauer des Schweigens und der Ausflüchte stößt. Was hat Abby herausgefunden? Darcy steckt Gage und seine Familie mit ihrer Neugier an und gemeinsam begeben sie sich auf Spurensuche. Dabei funkt es zwischen Gage und Darcy gewaltig…

Dani Pettrey hat mit ihrem Buch „Verschollen“ den dritten Band um die Familie McKenna aus Alaska vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, die Seiten fliegen nur so dahin. Der Spannungsbogen wird gleich zu Beginn des Romans angelegt und steigert sich innerhalb der Geschichte immer mehr bis zum großen Finale. Durch geschickt gelegte Wendungen und Ablenkungen gelingt es der Autorin, den Leser in die Irre zu führen, so dass man sich immer wieder neu orientieren muss, um der Lösung näher zu kommen. Die Vermischung einer Liebesgeschichte mit einem Kriminalroman ist der Autorin sehr gut gelungen. Die Liebesgeschichte wirkt zu keiner Zeit kitschig und ist sehr schön mit der Kriminalhandlung verwoben. Die Landschaftsbeschreibungen über die Schönheit von Alaska kommen in diesem Buch allerdings leider viel zu kurz.

Die Charaktere sind sehr liebevoll gestaltet und überzeugen durch Authentizität und Lebendigkeit. Es ist ein Leichtes, sich in sie einzufühlen und mit ihnen zu leiden, zu freuen und zu fürchten. Wer gut und wer böse ist, kristallisiert sich erst nach und nach heraus. Darcy ist eine sympathische Frau, die ihre langjährige Freundin nicht im Stich lassen will. Sie ist fürsorglich und mitfühlend, dabei allerdings auch leichtsinnig, jedoch springt sie trotz ihrer langjährigen Angst über ihren Schatten und stellt sich ihren Ängsten, nur um ihre Freundin zu retten, wobei sie ihre Stärke aus ihrem bedingungslosen Glauben zieht. Gage ist ein Mann, der nach außen den harten Kerl mimt, obwohl er sehr empfindsam ist. Er hat schon einiges im Leben verkraften müssen und hadert seitdem mit Gott. Seine Familie und Freunde, bestehend aus Kayden, Piper, Landon und Jack, stehen wie eine Wand hinter ihm – der McKenna-Clan hält fest zusammen und kümmert sich umeinander.

Der christliche Aspekt in diesem Roman wurde durch die Gebete von Darcy sehr schön herausgearbeitet. Auch dass Gage langsam wieder zum Glauben zurückfindet, ist schön dargestellt.

Einen Abzug gibt es für die Auflösung der Kriminalgeschichte, da der eigentliche Täter im gesamten Buch niemals wirklich in Erscheinung getreten ist und irgendwie der Bezug zu den Protagonisten fehlte.

„Verschollen“ ist ein sehr spannender unterhaltsamer Kriminal-Liebesroman, der durch sein rasantes Tempo zu fesseln weiß. Obwohl es bereits der dritte Band einer Serie ist, lässt sich das Buch gut auch allein lesen. Alle, die Romantik-Krimis lieben, sei dieses Buch wärmstens empfohlen. Auf den nächsten Band darf man bereits gespannt sein!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hoffnung auf Heilung für Körper und Seele

Ein Schritt ins Ungewisse
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1891. Kate Livingston lebt in Washington, wo ihre Eltern ein gut besuchtes Logierhaus betreiben aufgrund der guten Küche ihrer Mutter. Kate selbst wollte immer studieren, doch dies blieb ihr verwehrt, ...

1891. Kate Livingston lebt in Washington, wo ihre Eltern ein gut besuchtes Logierhaus betreiben aufgrund der guten Küche ihrer Mutter. Kate selbst wollte immer studieren, doch dies blieb ihr verwehrt, hatte doch ihr ärgster Konkurrent Trevor McDonough ihr das Stipendium vor der Nase weggeschnappt. So erstellt sie nun Statistiken und muss sich von einem Ekelpaket von Chef tyrannisieren lassen. Kate bewirbt sich um die Stelle als Assistentin bei einem Forschungsarzt und ist nicht minder unangenehm überrascht, als dieser Arzt sich als ihr alter „Feind“ Trevor entpuppt, der nach einem Heilmittel für Tuberkulose forscht. Trevor stellt Kate sofort ein, doch die Beziehung der beiden gestaltet sich schwierig, denn Kate grollt ihm noch immer und Trevors kalte und unnachgiebige Haltung gegenüber allem und jedem macht die Lage auch nicht gerade einfach. Aber je länger Kate mit Trevor zusammenarbeitet, umso mehr schätzt sie ihn. Sie steht ihm auch bei, als jemand versucht, seine Arbeit und sein Renommee zu zerstören. Wer hasst Trevor so sehr, dass er nichts unversucht lässt, ihm zu schaden?

Elizabeth Camden hat mit ihrem Buch „Ein Schritt ins Ungewisse“ einen sehr unterhaltsamen historischen Liebesroman vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig, die Dialoge gespickt mit Spitzfindigkeiten, die dem Leser ein ums andere Mal ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Kaum mit dem Lesen gestartet, kann man sich der Geschichte nicht mehr entziehen. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut, steigert sich aber im Verlauf, so dass man zeitweilig das Gefühl eines Kriminalromans bekommt. Auch die vielen Informationen der Forschungstätigkeiten, sowohl was die Untersuchung von Heilungsmethoden und die verschiedenen Ansichten angeht, als auch die eingesetzten Behandlungsmethoden sind sehr interessant zu lesen und machen deutlich, unter welch schwierigen Bedingungen die Wissenschaftler zur damaligen Zeit arbeiten mussten und welchen Vorurteilen sie ausgesetzt waren. Heute kann man eigentlich nur dankbar und voller Bewunderung sein für die Leistung und die Energie, die diese Menschen auf sich genommen haben.

Die Charaktere sind sehr interessant gestaltet, sie wirken lebendig und ebenso authentisch. Kate ist eine sehr selbstbewusste junge Frau, die schon einiges in ihrem Leben mitgemacht hat. Zwei ihrer Brüder sind an einer damals unheilbaren Krankheit gestorben, weshalb sie wie eine Glucke um ihren jüngsten Bruder wacht. Zudem hat sie schon früh ihren geliebten Ehemann verloren und auch ein Studium war ihr nicht vergönnt. Aber sie ist ein durchweg positiver Mensch, oftmals impulsiv und auch ehrgeizig. Sie hat eine gesunde Neugier für die Menschen, die ihr wichtig sind. Kate ist warmherzig und mitfühlend, hat das Herz am rechten Fleck. Aber es fällt ihr schwer, Kompromisse zu schließen, und manchmal ist sie stur wie ein Esel. Trevor ist ein eher zurückhaltender gläubiger Mann, der oft hart und verschlossen wirkt. Dabei verbirgt er eine sehr harte Kindheit und ein Geheimnis, dass er um jeden Preis schützen will. Er möchte unbedingt ein Heilmittel für Tuberkulose finden und setzt sich dabei ebenfalls der Gefahr aus. Kate hat er von Kindheit an bewundert, doch fällt es ihm schwer, Menschen zu nah an sich herankommen zu lassen. Auch die Nebenprotagonisten untermalen mit ihren kleinen Episoden und eigenen Geschichten den Verlauf der Handlung.

Der christliche Aspekt ist in diesem Roman leider sehr kurz gehalten, nur bei Trevor macht er sich ab und an bemerkbar, was sehr bedauerlich ist, denn Gott hat bestimmt die Hände und die Überlegungen dieser Medizinpioniere gelenkt. Die Geschichte handelt von der Kraft des Vertrauens und den Glauben an sich selbst.

„Ein Schritt ins Ungewisse“ ist ein spannender und unterhaltsamer historischer Roman mit einer schönen Liebesgeschichte. Eine Leseempfehlung für alle, die dieses Genre gern lesen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Begegnungen, die das Leben verändern

Der Duft von Eisblumen
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Rebekka ist eine Karrierefrau, ehrgeizig und erfolgreich, sie liebt ihren Beruf in der Werbeagentur. Doch leider erfährt sie eines Tages, dass sie ihren Job nur der sogenannten „Frauenquote“ zu verdanken ...

Rebekka ist eine Karrierefrau, ehrgeizig und erfolgreich, sie liebt ihren Beruf in der Werbeagentur. Doch leider erfährt sie eines Tages, dass sie ihren Job nur der sogenannten „Frauenquote“ zu verdanken hat und ihre Vorgesetzten gar nicht so viel von ihr halten. Diese Ansicht bringt sie so auf, dass sie einen Verkehrsunfall verursacht und zu Sozialstunden verurteilt wird, die sie bei der 86-jährigen kränklichen Dorothea von Katten in ihrer Villa in Form von Haushaltshilfe ableisten soll. Dorothea ist eine sehr resolute Frau mit einer spitzen Zunge, die Rebekka oftmals auf die Palme bringt. Beide Frauen können am Anfang nur schwer miteinander auskommen, doch mehr und mehr nähern sich die beiden einander an. Nach und nach erfährt Rebekka Dorotheas altes Geheimnis, dass diese bisher nie preisgegeben hat. Aber auch Rebekkas Leben verändert sich durch die Bekanntschaft mit Dorothea, sie bekommt eine andere Sicht auf die Dinge und was im Leben wirklich wichtig ist.

Veronika May hat mit ihrem Buch „Der Duft von Eisblumen“ einen sehr unterhaltsamen Roman vorgelegt, der zum einen ein Familiengeheimnis, aber auch eine Liebesgeschichte beinhaltet. Der Schreibstil ist flüssig und eingängig mit einer Prise Humor, der Leser findet sich schnell als stiller Beobachter in der Geschichte wieder. Obwohl die Handlung schon bald recht vorhersehbar ist, bleibt man als Leser am Ball, weil die Interaktion zwischen den Charakteren sehr gelungen und Rebekkas Beo „Lingen“ ein absolutes Original und Highlight in diesem Buch ist. Auch die eingestreuten alten Briefe, die von der Vergangenheit erzählen, geben der Handlung einen schönen Rahmen.

Die Protagonisten wurden von der Autorin sehr geschickt in Szene gesetzt, sie wirken wie normale Menschen und gerade deshalb authentisch und lebensecht. Rebekka ist zu Beginn nicht unbedingt eine Sympathieträgerin, sie ist viel zu ehrgeizig und schon einen Tick zu selbstbewusst, weshalb sie oft hart und kalt wie ein Fisch wirkt. Doch je mehr der Leser in die Geschichte eintaucht, umso mehr wird die Entwicklung von Rebekka deutlich, die langsam einsichtiger wird und in ihrem Leben neue Prioritäten setzt. Dorothea ist eine alte adlige Dame, die aufgrund ihrer Krankheit nicht mehr so schalten und walten kann, wie sie möchte. Allerdings hat sie eine spitze Zunge und liefert sich mit Rebekka so manches Wortgefecht. Dorothea hat in ihrem Leben so einiges durchgemacht und so wundert es nicht, dass sie ihrem Umfeld gegenüber so hart rüberkommt. Dabei ist die alte Dame recht liebenswert. Besondere Erwähnung hat auch Beo „Lingen“ verdient, der mit Gesangseinlagen seines Namensvetters Theo Lingen einige köstliche Augenblicke beschert. Auch die anderen Protagonisten mit ihren eigenen kleinen Episoden und Verstrickungen ergänzen die Handlung auf sehr angenehme Weise.

Ebenso verdient die Gestaltung des Buches beosndere Aufmerksamkeit, denn neben dem wirklich wunderschönen Cover wurde auch im Inneren Wert auf Stil gelegt. Die einzelnen Kapitel haben Blumennamen zur Überschrift und in einem Glossar am Ende des Buches werden die einzelnen Blumen und Pflanzen nebst ihrer Symbolik erläutert.

„Der Duft von Eisblumen“ ist ein unterhaltsamer Roman mit einer sehr interessanten Handlung, wobei diese jedoch recht früh zu durchschauen ist. Doch ein Lesespaß ist dieser Roman allemal, lässt sie den Leser am Ende zufrieden zurück. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Je suis Paris!

Das Herz von Paris
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Guillaume ist geschieden, kümmert sich abwechselnd mit seiner Ex-Frau um seinen Sohn Petit Baz und arbeitet in dem Reisebüro I love Paris als Fremdenführer, denn er ist ein echtes Sprachgenie. Nebenbei ...

Guillaume ist geschieden, kümmert sich abwechselnd mit seiner Ex-Frau um seinen Sohn Petit Baz und arbeitet in dem Reisebüro I love Paris als Fremdenführer, denn er ist ein echtes Sprachgenie. Nebenbei versucht sich Guillaume als Schriftsteller, einen kleinen Underground-Reiseführer über Paris hat er schon verfasst, der von seiner Chefin Josiane in Eigenregie herausgegeben wurde und in dem es um die abseits liegenden Pfade und den Untergrund von Paris geht. Schon seit längerem arbeitet Guillaume an einem Roman über Voltaire, kommt allerdings nicht richtig voran. Die Scheidung hat ihn viel Kraft gekostet und endlich scheint es, als habe er diese überwunden. An seinem Geburtstag trifft er sich schon seit Jahren immer mit seinen Freunden im Restaurant von Omar, doch diesmal ist etwas anders, denn auf einmal trifft Guillaume der Blitz: er verliebt sich in Edie, seit 20 Jahren seine engste Freundin. Doch Edie gibt sich sehr zurückhaltend. Irgendwann kommen sich die beiden doch näher, doch nie sprechen sie über ihre Gefühle, bis Guillaume von Omar erfährt, dass Edie ihn schon seit 20 Jahren liebt. Guillaume kann es kaum glauben, aber in dem Moment, wo es ihm so richtig bewusst wird, verlässt Edie Paris und zieht nach New York. Wie kann Guillaume ihr beweisen, dass er es ernst mit ihr meint?

Caroline Vermalle hat mit ihrem Buch „Das Herz von Paris“ einen wunderschönen und gefühlvollen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, oftmals emotional, halt so, wie man sich die Franzosen vorstellt, wenn sie über das Leben und die Liebe philosophieren. Die Beschreibungen über Paris sind so wunderschön bildhaft, dass man sich fast blind in der Stadt zurechtfinden würde, als Kenner erinnert man sich umso lieber an die liebgewonnenen Ecken und Bezirke mit ihrem eigenen Charme. Der Roman wird in der Ich-Form erzählt aus der Sicht von Guillaume und gibt dem Leser tiefe Einblicke in sein Seelenleben und seine Gedanken- bzw. Gefühlswelt.

Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet, jeder von ihnen hat seine Eigenheiten, die ihn auszeichnen und doch ergänzen sich die einzelnen Personen des Freundeskreises auf wunderbare Weise, denn jeder steht für den anderen ein. Guillaume ist eher ein zurückhaltender Mann, der eine gescheiterte Ehe hinter sich hat, an der er fast zerbrochen wäre. Liebevoll kümmert er sich um seinen kleinen Sohn Petit Baz, insgeheim jedoch sehnt sich Guillaume danach, dass ihm noch einmal die Liebe begegnet. Guillaume ist kein ehrgeiziger Mensch, doch auch er merkt, dass er wichtige Dinge vor sich her schiebt. Wie gut, dass seine Freunde ihn immer wieder daran erinnern. Omar betreibt ein vegetarisches Restaurant und wartet immer auf den richtigen Moment, um seiner Angebeteten Charlie einen Heiratsantrag zu machen, den Ring trägt er schon seit Wochen in seiner Hosentasche mit sich herum. Louis-Jean sieht aus wie ein Rocker, kleidet sich in Leder und verliebt sich jeden Tag aufs Neue, bis ihm die Richtige begegnet. Amanda ist Amerikanerin und als Aushilfe im Reisebüro tätig. Sie gehört noch nicht richtig zur Clique, bemüht sich aber sehr um einen Platz, doch als das nicht klappt, fährt sie mit ihrem hysterischen Getue allen die Parade. Edie ist eine patente, sehr sympathische Frau, die Guillaume seit 20 Jahren liebt, seit dem Moment, wo sie sich kennenlernten. Sie durchlitt die Hölle, als er eine andere heiratete, doch es gelang ihr, ihre Gefühle gegenüber Guillaume immer zu verbergen, während sie ihm weiterhin immer eine enge Freundin blieb.

„Das Herz von Paris“ ist eine zauberhafte Liebeserklärung an die Stadt Paris, seine Bewohner, an die Liebe und die Freundschaft. Vielleicht bedient er ein Klischee, doch wenn man die Stadt ebenso gut kennt, dann fühlt man sich beim Lesen irgendwie von dieser Liebe umhüllt und kann sie sogar nachvollziehen. Alle, die Paris wundervoll finden, werden diesen manchmal eigenwilligen Roman lieben. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Geschichte lebendig erzählt

Die Salbenmacherin und der Bettelknabe
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15.Jh. Die byzantinische Salbenmacherin Olivera ist mit ihrem Liebsten Götz von Tübingen nach Nürnberg gezogen, wo die beiden sich gemeinsam nach den schrecklichen Geschehnissen der Vergangenheit ein neues ...

15.Jh. Die byzantinische Salbenmacherin Olivera ist mit ihrem Liebsten Götz von Tübingen nach Nürnberg gezogen, wo die beiden sich gemeinsam nach den schrecklichen Geschehnissen der Vergangenheit ein neues Leben aufbauen wollen. Schon bald können sie von den Salben und Heiltränken gut leben, auch die Patrizier kommen zu ihnen, um sie um Hilfe zu bitten. Doch Olivera fällt der Neuanfang schwer, hat sie doch ständig Angst, dass ihr grausamer Ehemann Laurenz sie findet, vor dem sie geflohen ist. Leider bewahrheitet sich ihr ungutes Gefühl, denn auch Laurenz musste wegen seines tödlichen Reliquienhandels vor dem Henker fliehen und kommt so nach Nürnberg. Als Olivera der Patrizierin Brida bei einer Abtreibung hilft, ahnt sie noch nicht, wie böse ihr diese Hilfe gedankt werden wird. Kann Olivera Laurenz aus dem Weg gehen und so seiner Rache entkommen?
Der 11-jährige Waisenknabe Jona findet seinen Weg von Bamberg nach Nürnberg verbunden mit der Hoffnung, hier das Glück zu finden. Er verdingt sich als Bettler und Taschendieb, wobei er leider recht bald ertappt wird und zur Strafe bei dem Bau einer neuen Mauer mithelfen soll. Dabei lernt er Casper kennen und freundet sich mit ihm an. Den beiden Jungen gelingt die Flucht aus der Zwangsunterkunft, geraten dann aber leider an eine Gemeinschaft mit anderen Jungen die Opfer von seltsamen satanischen Ritualen werden. Jona ist das so unheimlich, weshalb er alsbald die Füße in die Hand nimmt und sich in einem günstigen Augenblick davon macht. Laurenz, der sich auf die Suche nach dem Jungen machen soll, findet Jona und lässt ihn schwer verletzt in der Gosse liegen. Jona kann sich mit letzter Kraft in die Stadt schleppen, wo in Olivera findet und sich um ihn kümmert. Bekommt Jona hier die Chance auf ein glückliches Leben?

Silvia Stolzenburg hat mit ihrem Buch „Die Salbenmacherin und der Bettelknabe“ den Folgeband ihres historischen Romans „Die Salbenmacherin“ vorgelegt. Der Schreibstil weiß durch eine flüssige und bildhafte Erzählweise zu fesseln, der Leser wird zum Schatten von Olivera und erlebt hautnah all ihre Gedanken, Gefühle und Eindrücke mit. Die Landschaftsbeschreibungen ebenso wie das tägliche Leben zur damaligen Zeit werden von der Autorin so real und detailliert beschrieben, dass man sich alles sehr gut vorstellen kann und einen guten Einblick erhält, wie es sich in diesem vergangenen Jahrhundert zugetragen haben könnte. Der Spannungsbogen wird mit dem Prolog gleich zu Beginn aufgebaut und steigert sich mit jedem Kapitel bis zum großen Finale. Dabei baut die Autorin auch unerwartete Wendungen ein, die den Leser zum Nachdenken und Schlüsse ziehen animieren. Die Geschichte bewegt sich auf zwei Handlungssträngen, der eine lässt den Leser am Leben und Wirken von Olivera teilhaben, der andere erzählt die Geschichte von Jona, bis beide Handlungen ineinander fließend übergehen.

Die Charaktere wurden sehr schön ausgearbeitet, die Autorin hat ihnen Ecken und Kanten verliehen wie im realen Leben, wodurch sie alle sehr authentisch und lebendig wirken. Dabei ist es ihr gelungen, die Guten und Bösen teilweise erst einmal zu verhüllen, erst nach und nach erkennt der Leser den wahren Charakter hinter der Fassade. Olivera ist eine sehr sympathische Frau, die sich der Heilkunst verschrieben hat. Sie hilft und unterstützt, wo sie nur kann, oftmals begibt sie sich dafür in große Gefahr, denn zur damaligen Zeit war man schnell als Hexe verschrien, wenn die Methoden dem Normalbürger unlauter erschienen. Auch diesmal gerät Olivera wieder in Schwierigkeiten, weil sie jemandem mit ihrem Wissen Unterstützung anbietet. Jona ist ein kleiner Junge, der schon viel erlebt hat und sich fortan allein durchs Leben schlagen muss. Durch Diebereien und Betteln versucht er, sich über Wasser zu halten und gerät doch immer wieder in Schwierigkeiten, weil er in den Augen der Menschen nichts wert ist. Dabei braucht er in seinem Alter eine familiäre Umgebung, in der er fürs Leben geformt wird. Laurenz ist schlicht die Boshaftigkeit auf zwei Beinen. Er hat hochtrabende Pläne für sich und geht dabei über Leichen. Ein Menschenleben ist ihm nichts wert, doch er wird auch von Rachegedanken geplagt, die ihn in seinem Tun immer wieder antreiben. Auch die anderen Protagonisten unterstützen mit ihren kleinen Episoden und Geschichten die Handlung des Romans, in dem es um Neid, Haß, Habgier, Rache und auch Liebe geht.

„Die Salbenmacherin und der Bettelknabe“ ist ein sehr unterhaltsamer historischer Roman, in dem durch die hervorragende Erzählkunst der Autorin Geschichte lebendig und erlebbar wird. Es spult sich ein wahres Kopfkino beim Lesen ab. Liebhaber des Historiengenres werden hier wirklich wunderbar bedient. Auf eine Fortsetzung darf man gespannt sein. Absolute Leseempfehlung!