Blondinen bevorzugt
Blonder wird's nichtDie alleinerziehende Maja betreibt mit Hilfe ihres schwulen Freundes Jeremy einen Friseursalon, der auch als Treffpunkt für alle Nachbarn gilt, gibt es doch hier immer eine Tasse Kaffee, einen Prosecco ...
Die alleinerziehende Maja betreibt mit Hilfe ihres schwulen Freundes Jeremy einen Friseursalon, der auch als Treffpunkt für alle Nachbarn gilt, gibt es doch hier immer eine Tasse Kaffee, einen Prosecco und jede Menge Gesprächsstoff. Allerdings plagen Maja momentan einige Sorgen: ihr pubertierender Sohn Willi bewegt sich in schlechten Kreisen, hält von Waschen und Schule so gar nichts und kann ohne sein Smartphone und das Kiffen nicht leben. Dann taucht auch noch ihre geliebte Tante Ruth aus Italien auf und „vermacht“ ihr zusätzlichen Familienanschluss in Form einer jungen russischen Wasserstoffblondine namens Olga, die sich so aufbrezelt, dass allen Gästen im Salon und außerhalb die Augen aus dem Kopf fallen, die auch noch als Azubi bei ihr anfangen soll. Zu allem Unglück versaut Olga gleich am ersten Tag einem wohlhabenden Schnösel die Haare und damit fängt die Pechsträhne erst recht an, bei der sie mit einer Klage rechnen muss, die Russenmafia in ihrem Salon ein und ausgeht und Sohn Willi plötzlich entführt wird. Behält Maja die Nerven und übersteht das Chaos ohne großen Schaden?
Ellen Berg hat mit ihrem Buch „Blonder wird’s nicht“ einen wahnsinnig witzig-spritzigen Roman vorgelegt, der neben tollen Dialogen mit einer Krimieinlage ebenfalls für Spannung sorgt. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, vom ersten Buchstaben an nimmt der Leser einen Platz in der Geschichte ein und ist als stiller Beobachter bei dem ganzen Wahnsinn dabei, der sich in Majas Leben ereignen wird. Das Buch lässt sich kaum aus der Hand legen und verursacht einen regelrechten Sog, da das herrliche Kopfkino einen nicht loslässt. Dabei werden sowohl die Bauch- als auch die Gesichtsmuskeln so stark beansprucht, dass sich Ganzkörpermuskelkater breit macht. Die Autorin hat ein seltenes Gespür für neue Wortschöpfungen, die jeder sofort versteht und die man sich am Liebsten alle aufschreiben würde, um sie irgendwann im Alltagsleben anbringen zu können. Und die Namensgebung der Hauptprotagonistin und ihres Sohnes verursacht, dass man ständig das Lied von der Biene Maya in Dauerschleife im Kopf hat.
Die Charaktere sind so herrlich skurril gestaltet, dass sie schon wieder normal wirken. Maj a ist eine sehr sympathische Frau, die schon einige Stolpersteine in ihrem Leben überwinden musste. Sie ist eine sorgende Mutter, die aber auch für ihren Beruf als Friseurin lebt und die Umgestaltung ihrer Kunden liebt. Maja hat das Herz am rechten Fleck, dabei ist sie nicht auf den Mund gefallen. Allerdings ist sie auch viel zu gutmütig, was manche für sich zu nutzen wissen und sie ausnutzen. Willi ist ein rebellierender Teenager, der immer das Gegenteil macht von dem, was seine Mutter ihm sagt. Seine rotzfreche Art kann einen zur Weißglut treiben, aber eigentlich ist er nur ein großer Junge, der seine Grenzen austestet und eigentlich eine etwas strengere Gangart benötigen würde. Olga ist noch eine sehr junge Frau, die mit ihrem übertriebenen Aussehen alle blendet, mit ihrem praktischen Wissen aber immer wieder in Erstaunen versetzt. Auch Olga hat schon so einiges erlebt und ist in Majas Friseursalon die Attraktion schlechthin. Majas Tante Ruth ist der Ruhepol, der immer eine Weisheit auf den Lippen hat und das Leben nur von der positiven Seite betrachtet. Ihre beruhigende Art bringt den einen oder anderen immer wieder auf den Boden zurück. Jeremy ist ein wirklich toller Freund, der vor keiner noch so schrägen Aktion zurückschreckt und immer an Majas Seite ist und sie unterstützt. Auch die anderen Charaktere sind eine wahre Freude und unterstützen mit ihren Dialogen und Episoden die Handlung, die sich schnell noch in einen kleinen Krimi verwandelt.
„Blonder wird’s nicht“ ist ein sehr gelungener Unterhaltungsroman mit Kriminalelementen, der beim Lesen eine Lachsalve nach der anderen auslöst und für glückliche und zufriedene Stunden sorgt. Alle, die einfach eine wunderbare Zeit beim Lesen haben wollen und die guten Humor lieben, sind hier genau richtig. Absolute Leseempfehlung – besser geht es nicht! HERRLICH!!!