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Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine schrecklich nette und verrückte Familie

Sommer in St. Ives
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Familie Lessing, bestehend aus Vater Ben und Mutter Samantha mit ihren drei bereits erwachsenen Kindern Lynda, Lola und Luca, reisen von München an die englische Küste Cornwalls nach St. Ives auf Einladung ...

Familie Lessing, bestehend aus Vater Ben und Mutter Samantha mit ihren drei bereits erwachsenen Kindern Lynda, Lola und Luca, reisen von München an die englische Küste Cornwalls nach St. Ives auf Einladung von Samanthas Mutter Elvira, deren Ehemann Frederik genau ein Jahr verstorben ist, um dort die nächsten 6 Wochen ihren Urlaub gemeinsam zu verbringen und Großmutter Elvira über die schwere Zeit hinweg zu helfen. Kaum angekommen, eröffnet ihnen Elvira, dass sie ihre Jugendliebe Sam, einen bekannten Musiker, heiraten wird, den sie bereits als junges Mädchen bei einem Schüleraustausch kennen- und lieben gelernt hat. Die Familie ist überrascht, während Tochter Samantha vor Wut tobt, hat sie doch immer schon ein etwas gespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter. Die Ankündigung beschwört deshalb regelrecht eine Familienkrise herbei. Nach und nach kommen Geheimnisse zum Vorschein, die ein jedes Familienmitglied zu verbergen sucht. Aber auch Elviras langjährige Liebe zu Sam mit all ihren Hindernissen wird nach und nach enthüllt. Und mittendrin ist Lola, die auf der Suche nach sich selbst ist und am Ende etwas findet, wonach sie gar nicht suchte.

Anne Sanders hat mit ihrem Buch „Sommer in St. Ives“ einen wunderschönen Familienroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und mit einer gehörigen Portion Humor durchzogen, die das Lesen kurzweilig und unterhaltsam machen. Von Beginn an wird der Leser wie ein unsichtbares Familienmitglied auf Beobachtungsposten gestellt, um die einzelnen Lessings nebst Elvira zu beobachten, ihre Gefühle und geheimen Gedanken zu verfolgen, wobei man oftmals am liebsten selbst einschreiten würde, um jemanden zu schütteln oder mal tröstend in den Arm zu nehmen. Die Landschaftsbeschreibungen sind so bildhaft, dass man das pittoreske Städtchen regelrecht vor Augen hat und sich wohlfühlt. Die Handlung selbst spielt zwar in der Gegenwart, wird jedoch durch Kapitel mit Rückblenden zu Elviras Vergangenheit unterbrochen, um ihre gemeinsame Geschichte mit Sam zu erzählen.

Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt, dabei hat die Autorin ein besonders gutes Auge für die Details bewiesen, denn ein jeder hat seine eigenen Macken, Ecken und Kanten, schleppt Altlasten mit sich herum oder verbirgt mehr oder weniger gut das eine oder andere Geheimnis vor den anderen. Alle wirken so lebendig und authentisch, als wären sie alte Bekannte, die man nun als Unsichtbarer beobachtet und dabei rätselt, wie diese Menschen sich endlich wieder näher kommen könnten, nachdem sie sich in all den Jahren so weit voneinander entfernt haben. Elvira ist eine kühl wirkende Frau, die das Herz nicht unbedingt auf der Zunge trägt. Ihr Verhältnis zu Tochter Samantha war schon immer angespannt, einzig Enkelin Lola öffnet sie sich etwas, dafür ist ihre Liebe zu Sam über Jahrzehnte ungebrochen. Samantha wirkt ebenso kühl wie ihre Mutter, gegenüber Ehemann Ben und den eigenen Kindern ist sie kontrolliert, dabei hat sie Wutausbrüche, die einem verraten, dass sie doch ein empfindsamer und verletzlicher Mensch ist. Sam ist ein ehrlicher und warmherziger alter Rock’n’Roller, der eine Vorliebe fürs Backen hat und sein Herz an Elvira vom ersten Augenblick an verlor. Lola ist eine sehr sympathische Protagonistin, die wie das Bindeglied zwischen allen Beteiligten wirkt durch ihre unbeschwerte und fröhliche Art. Sie ist aufmerksam, hilfsbereit und aufgeschlossen, hat eine Antenne für Geheimisse und möchte doch nur schöne Ferien in Ruhe genießen. Auch die anderen Charaktere passen mit ihren kleinen Geheimnissen und Episoden wie die Faust aufs Auge in die Handlung und bringen durch ihre Aktivitäten die Geschichte immer wieder in eine neue Richtung.

„Sommer in St. Ives“ ist ein wunderschöner Roman für Mußestunden in der Hängematte oder am Strand, bei dem viel gelacht werden darf, aber auch die anderen Emotionen der Gefühlspalette ihren Auftritt haben. Ein Roman, der Liebe, Geheimnisse und Familiendramen beinhaltet, wird alle Liebhaber dieses Genres sofort in ihren Bann schlagen. Absolute Leseempfehlung für eine wirklich rundum gelungene Geschichte!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Achterbahn der Gefühle

Der Wahnsinn, den man Liebe nennt
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Susa Bergmann hat mit Wolf ihren absoluten Traummann geheiratet. Doch wirklich glücklich ist sie nicht, sie redet es sich ein, denn sie macht gegenüber ihrem Ehemann jede Menge Kompromisse, zieht sogar ...

Susa Bergmann hat mit Wolf ihren absoluten Traummann geheiratet. Doch wirklich glücklich ist sie nicht, sie redet es sich ein, denn sie macht gegenüber ihrem Ehemann jede Menge Kompromisse, zieht sogar in eine Wohnung ein, in der sie sich nicht wohl fühlt. Aber Susa denkt, dass es so sein muss, denn sie lebt für ihren Mann Wolf. Als sie durch eine dumme Verwechslung und einige Bemerkungen von anderen misstrauisch wird, was Wolfs Geschäftsreisen betrifft, beginnt sie mit eigenen Nachforschungen und erlebt eine böse Überraschung, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt und sie in pure Verzweiflung stürzt und sie sich selbst nicht wiedererkennt. Susa trennt sich von Wolf und steht auf einmal allein da, muss ihr Leben neu sortieren und sich selbst wiederfinden. Wird ihr das gelingen und auch das Glück wieder in ihr Herz einziehen?

Clara Römer hat mit ihrem Buch „Der Wahnsinn, der sich Liebe nennt“ einen wunderschönen, gefühlvollen Roman vorgelegt über eine verletzte Frau, die sich über die Jahre selbst verloren hat und sich nun wiederfinden muss, um erneut glücklich zu werden. Der Schreibstil ist herrlich flüssig, von Beginn an befindet sich der Leser an Susas Seite, erlebt die schreckliche Täuschung, die Enttäuschung, die Verzweiflung und den Schmerz von Susa hautnah mit und man wird das Gefühl nicht los, als wäre Susa eine alte Freundin, die man um jeden Preis beschützen will. Die Handlung selbst ist so sehr aus dem Leben gegriffen – Mann betrügt Frau –, dass es eigentlich alltäglich wirkt, doch gerade die gefühlvolle Art der Autorin, ihre Hauptprotagonistin alle Facetten durchleben zu lassen, heben die Geschichte heraus, weil sie so echt wirkt. Deshalb kann man sich mit ihr auch so gut identifizieren.

Die Charaktere sind wunderbar ausgestaltet, sie wirken frisch, authentisch und lebendig. Wolf ist ein Egomane, der eigentlich nur sich selbst liebt und nichts anderes gelten lässt als seine eigenen Vorstellungen. Durch sein Auftreten und sein Handeln unterdrückt er alle um sich herum und manipuliert sie auf sehr geschickte Weise. Susa ist eine Frau, die mit den Jahren an der Seite ihres Ehemannes immer mehr zurückgesteckt hat, um es ihrem Mann recht zu machen, dabei hat sie sich selbst und ihr eigenes Glück aus den Augen verloren. Susa definierte ihr eigenes Lebensglück nur noch über ihren Mann. Dessen Betrug trifft sie umso mehr, da sie auf einmal gar nicht mehr weiß, wer sie selbst eigentlich ist. Nur mühsam und mit äußerster Kraftanstrengung kriecht sie wie Phönix aus der Asche hervor, um ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen und endlich ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu verwirklichen. Durch die traurige Erfahrung wächst sie von Tag zu Tag mehr, wird stärker und stärker. Die Entwicklung von Susa innerhalb der Handlung ist das eigentliche Thema und wunderbar herausgearbeitet. Auch die Nebencharaktere sind perfekt in Szene gesetzt und beleben mit ihrem Erscheinen die Geschichte.

„Der Wahnsinn, den man Liebe nennt“ ist ein wunderbarer Roman, der ans Herz geht und einen bis zur letzten Seite nicht loslässt und darüber hinaus nachklingt. Alle, die sich überraschen lassen wollen und die großes Gefühlskino lieben, liegen hier goldrichtig. Absolute Leseempfehlung! Chapeau, wunderbar gemacht!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Entwicklung der Poppy Brown

Wiedersehen in Dorset
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Das Arbeitermädchen Poppy Brown ist 13 Jahre alt, als sie allein, ohne ihre Familie, während des 2. Weltkrieges aus dem Londoner East End nach Barton Lacey in Dorset evakuiert wird und bei der begüterten ...

Das Arbeitermädchen Poppy Brown ist 13 Jahre alt, als sie allein, ohne ihre Familie, während des 2. Weltkrieges aus dem Londoner East End nach Barton Lacey in Dorset evakuiert wird und bei der begüterten Familie Caroll untergebracht wird. Poppy fällt es schwer sich einzuleben, denn sie vermisst ihre Familie und findet erst einmal keinen Anschluss, jedoch ist sie heimlich verliebt in den Sohn der Carolls. Aber Guy hat seine Auserwählte bereits getroffen und will sie so schnell wie möglich heiraten, bevor er selbst in den Krieg ziehen muss. Als London schwer von Bomben getroffen wird, muss Poppy zurück zu ihrer eigenen Familie, wo sie jede Menge schlechte Nachrichten erwarten und jeder die Ärmel hochkrempeln muss, um dem Schicksal zu trotzen. Doch in London hat Poppy auf einmal Heimweh nach Dorset, aber vor allem fehlt ihr Guy. Wird sich für Poppy doch noch alles zum Guten wenden?

Lily Baxter hat mit ihrem Buch „Wiedersehen in Dorset“ einen sehr schönen historischen Roman vorgelegt, wobei sie ihren Schwerpunkt auf das Frauenbild der damaligen Zeit gelegt hat und anhand ihrer Protagonistin die Entwicklung aufzeigt, die viele Frauen und Mädchen zu Kriegszeiten genommen haben bzw. gezwungenermaßen nehmen mussten. Der Schreibstil ist wunderbar eingängig und schön zu lesen, der Leser steht von Beginn an in Poppys Schatten und begleitet sie bei ihren Erlebnissen, erfährt ihre Gedanken und Gefühle, leidet und hofft mit ihr. Der Spannungsbogen baut sich gemächlich auf, steigert sich im Laufe der Geschichte immer wieder mal. Der historische Hintergrund wurde sehr gut recherchiert, man erfährt mehr über die Evakuierung von Kindern aus den Großstätten hinaus aufs Land, um wenigstens ihnen eine einigermaßen ruhigeres und weniger gefahrvolles Umfeld zu bieten. Dabei werden auch die damaligen Umstände sehr schön erläutert, wie die Lebensmittel immer mehr rationiert wurden und sich die Menschen dadurch mit anderen Dingen zu helfen wussten oder experimentiert haben.

Die Charaktere wurden von der Autorin sehr liebevoll skizziert, wirken lebendig und authentisch. Poppy ist eine sehr sympathische Protagonistin, die ihrer Familie sehr verbunden ist. Sie ist kinderlieb, selbstlos, clever und einigermaßen kontaktfreudig, doch abseits ihres gewohnten Umfeldes zieht sie sich mehr in sich zurück, wirkt beinahe scheu und einsam, denn sie findet keine Freunde in ihrem neuen Domizil. Im Laufe der Handlung entwickelt sie sich zu einer sehr starken Persönlichkeit, die ihren Mitmenschen jedwede Unterstützung zukommen lässt und selbst mit anpackt, wo Hilfe benötigt wird. Guy ist ein respektabler junger Mann, der sich seiner Pflichten bewusst ist, den Dienst für sein Vaterland leisten und immer das Richtige tun möchte. Er ist verantwortungsbewusst und wirkt oftmals etwas nüchtern, dabei verhält er sich auch für heutige Verhältnisse ehrenwert und legitim. Auch die anderen Charaktere bilden mit ihren kleinen Geschichten und Episoden den passenden Hintergrund für die Haupthandlung.

„Wiedersehen in Dorset“ ist ein sehr schöner historischer Liebesroman, der sich ausgiebig mit der Situation der Frau zur damaligen Zeit auseinandersetzt. Alle Liebhaber dieses Genres werden hier auf ihre Kosten kommen. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Geheimnis der "Roaring Sixties"

O sole mio!
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Der umtriebige Papst Petrus II. steht kurz vor seinem Sommerurlaub im Castel Gandolfo, als er mit seinem Freund Guiseppe, einem Dorfpfarrer eines Fischerdorfes an der herrlichen Amalfi-Küste, beschließt, ...

Der umtriebige Papst Petrus II. steht kurz vor seinem Sommerurlaub im Castel Gandolfo, als er mit seinem Freund Guiseppe, einem Dorfpfarrer eines Fischerdorfes an der herrlichen Amalfi-Küste, beschließt, die Plätze zu tauschen. So reist Petrus inkognito als Vertretung nach Meravilla, um Urlaub am Meer zu verbringen und in den Tag hineinzuleben. Kaum hat er die ersten Tage genossen, da wird der Raffaele, der Eigentümer des berühmtesten Hotels am Platz, am hauseigenen Steg tot im Wasser gefunden, ein Buch umklammernd, das plötzlich spurlos verschwindet. Der Tote galt als sehr liebenswürdige Person, der sehr um seine Frau trauerte und gerade dabei war, die vielen geheimen Geschichten aus den 60er Jahren auszuschreiben, als z.B. Jacky Kennedy, Liz Taylor und Richard Burton in seinem Hotel zu Gast waren. Petrus kann es natürlich nicht lassen und fängt in bester Sherlock-Manier damit an, in dem Todesfall zu ermitteln. Dabei sind auch die derzeitigen illustren Gäste nicht unverdächtig. Der amerikanische Möchte-gern-Fernsehstarkoch hat ebenso wenig eine weiße Weste wie die Bestsellerautorin, die sich in Jacky Kennedy verwandelt, deren Biografie zu gerade schreibt. Aber auch die Dorfbewohner sind vor Petrus‘ Nachforschungen nicht sicher, denn einige von ihnen haben einiges zu verbergen. Da kommt Petrus die Anreise seiner Pressesprecherin Giulia gerade recht, wobei er auch seinen Privatsekretär anreisen lässt, um ihn zu unterstützen. Wird Petrus mit seinem Team die Rätsel lösen können, die durch Raffaeles Tod an die Oberfläche gekommen sind?

Johanna Alba und Jan Chorin haben mit ihrem Buch „O sole mio!“ den vierten Band um Papst Petrus und sein Gefolge vorgelegt. Der Schreibstil ist ebenso flüssig wie mit jeder Menge Humor gespickt und lässt dem Leser die Seiten nur so durch die Finger gleiten. Die Landschaftsbeschreibungen sind so malerisch und wunderschön, dass man sich geradezu mit an der pittoresken Amalfi-Küste wähnt, begleitet von dem wunderbaren Duft der italienischen Gewürze und der salzigen Meeresluft. Der Spannungsbogen wird langsam aufgebaut und steigert sich durch die eingestreuten Verwirrspiele der Autoren immer mehr. Oftmals denkt man als Leser, man wäre der Lösung so nah, doch dann nimmt die Handlung einen ganz anderen Verlauf, und man steht wieder vor einem neuen Rätsel, das es zu lösen gilt.

Die Charaktere sind sehr lebendig ausgestaltet, sie haben alle Ecken und Kanten, selbst Petrus ist sehr menschlich dargestellt, so dass man das Gefühl hat, alle schon ewig zu kennen, ja, sie erscheinen einem regelrecht vor dem inneren Auge – ein tolles Kopfkino! Petrus ist des Vatikans und der Öffentlichkeit müde und möchte einfach nur mal die Seele baumeln lassen, Zeit am Meer verbringen, wo er keine großen Verpflichtungen hat und unerkannt einen unbeschwerten Urlaub nach eigenem Gusto mit gutem Essen und einfachen Leuten verbringen kann. Doch seine Spürnase steht ihm im Weg, denn der Todesfall bringt wieder seine detektivischen Sensoren zum Vibrieren, er kann gar nicht anders als sich ins Abenteuer zu stürzen. Giulia macht mit ihrer wohlhabenden Tante gemeinsam Urlaub und landet ausgerechnet in Meravilla, wo ihr Chef Petrus inkognito den Dorfpfarrer mimt. Sie wollte einfach mal eine Auszeit, fort von der Pflicht und den Gedanken an ihre heimliche Liebe Francesco, doch das gelingt ihr nicht. Eugenia ist der weibliche Sherlock, sie und Petrus sind sich im Wesen sehr ähnlich und konkurrieren regelrecht um die Auflösung des Falles, dabei ergänzen sie sich aber auch. Auch die anderen Protagonisten sind so hervorragend ausgewählt, dass ihre kleinen Geschichten die Handlung noch mehr beleben und den Roman regelrecht zu einem wahren Lesevergnügen werden lassen.

„O sole mio!“ ist rundherum ein Wohlfühlkrimi der besonderen Art. Der Mix aus Humor, Spritzigkeit und einer tollen Auswahl an Verdächtigen und Ermittlern ist besonders und macht einfach Spaß. Absolute Leseempfehlung für einen echten Lesegenuß!

Veröffentlicht am 15.09.2016

9/11 oder das Leben danach

Über uns der Himmel
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Am 11. September 2001 verlässt Patrick Waithmann morgens das Haus auf den Weg in sein Büro im New Yorker World Trade Center, doch vorher hat er sich noch mit seiner Frau Kate zum Abendessen verabredet, ...

Am 11. September 2001 verlässt Patrick Waithmann morgens das Haus auf den Weg in sein Büro im New Yorker World Trade Center, doch vorher hat er sich noch mit seiner Frau Kate zum Abendessen verabredet, weil er ihr etwas sehr wichtiges sagen möchte. Patrick wird die Verabredung nicht einhalten können…

2014 ist die Musiktherapeutin Kate Waithman wieder in einer festen Beziehung mit Dan, doch die Vergangenheit lässt sie nicht los. Immer öfter hat sie sehr reale Träume über ein mögliches Leben ohne den damaligen Anschlag und ihren Verlust. Doch diese Träume bringen sie und ihr Leben immer mehr durcheinander, schlagen sich in ihrem Denken und Tun nieder und gefährden immer mehr ihr normales alltägliches Leben, in dem sie nach langer Zeit wieder einigermaßen glücklich war. Die Frage, was Patrick ihr damals mitteilen wollte, treibt Kate schier in den Wahnsinn. Was wollte er ihr sagen?

Nach ihrem erfolgreichen Roman „Solange am Himmel Sterne stehen“ hat Kristin Harmel mit ihrem neuen Buch „Über uns der Himmel“ wieder eine herzergreifende, teilweise aber auch mystische Geschichte vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderschön, gefühlvoll und flüssig, der Leser tritt schnell an die Seite von Kate und erlebt mit ihr sämtliche emotionale Szenarien, Schicksalsschläge, die nur sehr schwer zu verdauen sind und der Protagonistin sämtliche Kraft abverlangen, derer ein Mensch fähig ist, um wieder ein halbwegs vernünftiges Leben zu führen. Der 11. September 2001 ist jedem von uns ins Gehirn gebrannt, und wenn man wie ich diesen Tag hautnah miterlebt und die Gräuel mit eigenen Augen gesehen hat, wird man diese Bilder nie wieder los. Die Autorin baut in ihrer Handlung so geschickt eine Achterbahn der Gefühle auf, die einem direkt ans Herz geht, seelisch und körperlich mit der Protagonistin mitleidet und sich oft fragt, wie ein betroffener Mensch diese Dinge verkraften kann. Durch die Erzählweise der Autorin baut sich durch die vielen ungeklärten Dinge mehr und mehr eine Spannung auf, dass man sich als Leser wünscht, alle Antworten zu bekommen.

Die Charaktere sind sehr liebevoll skizziert und wirken lebendig und authentisch, da man sich mit ihren Gedanken und Gefühlen identifizieren kann. Kate ist eine sympathische Frau, die einstmals sehr glücklich war mit dem Mann ihrer Träume. Doch das Glück wird jäh durch einen Terroranschlag zerbrochen und Kate in Verzweiflung zurücklässt. Sie braucht Jahre, um ins normale Leben zurückzufinden und sich für eine neue Beziehung zu entscheiden. Doch unerledigte Dinge und unbeantwortete Fragen lassen ihr keine Ruhe und stören mehr und mehr ihre zurückgewonnene Fassung und ihren normalen Alltag. Einmal mehr zeigt sich, wie sehr unerledigte Dinge und Fragen unser Leben beherrschen können und man sich mit der Beantwortung und dem Aufarbeiten und Abschließen von Lebensabschnitten auseinandersetzen sollte.

„Über uns der Himmel“ ist ein sehr emotionales Buch, das den Leser direkt packt und bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt. Auch danach kann man die Geschichte nicht so schnell vergessen und hängt ihr in Gedanken noch nach. Alle, die gefühlvolle Bücher lieben und einen ausreichenden Vorrat an Taschentüchern daheim haben, sei dieser Roman wärmstens ans Herz gelegt. Absolute Leseempfehlung!