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Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Hölle auf Erden

Sturm im Paradies
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2004. Die 26-jährige Luftrettungsassistentin Rebecca ist bei der Rettung und Bergung des schwerverletzten Amerikaners Marty beteiligt. Nach seiner Genesung lädt er sie und alle Beteiligten zu einem Fest ...

2004. Die 26-jährige Luftrettungsassistentin Rebecca ist bei der Rettung und Bergung des schwerverletzten Amerikaners Marty beteiligt. Nach seiner Genesung lädt er sie und alle Beteiligten zu einem Fest ein, um sein neues Leben zu feiern. Dort trifft Rebecca auf Martys besten Freund Luke, der sich sofort in die junge Frau verguckt. Marty hat für alle Beteiligten noch eine große Überraschung parat, denn er lädt sie alle dazu ein, Gäste auf seiner Hochzeit in Thailand zu sein. Rebecca überlegt, ob sie der Einladung folgen soll, doch dann entscheidet sie sich, die Reise anzutreten, auch um einmal ihrer liebevollen, aber auch manchmal erdrückenden Familie zu entfliehen. Thailand entpuppt sich als Paradies, und Rebecca entspannt sich regelrecht beim Anblick des weiten Horizonts, des Meeres und der wundervollen Vegetation. Aber auch die neue Bekanntschaft von netten Menschen und die Wiederbegegnung mit Luke lassen Rebecca den Urlaub genießen. Am Morgen des zweiten Weihnachtstages, einen Tag nach Martys Hochzeit, fährt Luke mit Freunden zum Tauchen raus aufs Meer, während Rebecca einen Tag am Strand plant. Doch dazu soll es nicht mehr kommen, denn eine riesige Welle, die sich nach einem nächtlichen Seebeben gebildet hat, überrollt das Urlaubsparadies…

ElisabethBüchle hat mit ihrem Buch „Sturm im Paradies“ einen emotionalen und reflektierenden Roman vorgelegt, der den Tsunami vom 26. Dezember 2004 nach einem Erdbeben im Indischen Ozean thematisiert. Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd und wunderbar flüssig, der Leser ist von Beginn an der stumme Begleiter von Rebecca und den anderen Protagonisten und muss sich auf ein Gefühlsbarometer der besonderen Art einstellen. Während sich auf der einen Seite langsam eine zarte Liebesgeschichte entspinnt, setzt die Natur zu einem Schlag an, der die Menschheit sehr hart treffen und viel Leid und Schmerz verursachen wird. Die Spannung steigt langsam an, um dann recht schnell steil nach oben zu schießen und den Leser atemlos, unruhig und wie unter Schock weiterlesen zu lassen auf der Suche nach so etwas wie einem Happy End.
Die Charaktere wurden wunderbar ausgestaltet, zeigen Ecken und Kanten, weshalb sie auch so natürlich und authentisch wirken und sich jeder mit ihnen identifizieren kann. Rebecca stammt aus einer großen Familie, fühlt sich oftmals allerdings von all der Fürsorge erdrückt, ist sie doch die einzige, die noch nicht verheiratet ist. Sie hat einen anspruchsvollen Beruf, der sie aus- und erfüllt, aber innen spürt sie oftmals eine Leere, die sie sich wohl selbst nicht so genau erklären kann. Luke ist ein sehr sympathischer Mann, der behutsam und bedacht handelt, dabei hilfsbereit, tatkräftig und offen für alles ist. Marty mag ein exzentrischer Millionär sein, doch er ist gutmütig, großzügig und dankbar, ein neues Leben geschenkt bekommen zu haben. Auch die weiteren Charaktere wie z.B. die schwedische Familie mit den drei Kindern oder auch die einheimischen Hotelbesitzer und ihre Angestellten sind mit ihren Sorgen und Nöten sehr lebensecht beschrieben und leisten innerhalb der Handlung einen wertvollen Beitrag für die sehr realitätsnahe Geschichte.

Der christliche Bezug innerhalb des Romans wirkt unaufdringlich, passt aber sehr gut zur Handlung, in der es um Hoffnung, Liebe und Verzeihen geht. Es geht um die Zweifel der Menschen, warum ihnen dies zugestoßen ist, warum der eine sterben muss, der andere am Leben ist. Viele Menschen haben in dieser furchtbaren Tragödie zum Gebet gefunden, viele hat es auf besondere Art getröstet und ihnen Hoffnung gegeben. Die Hilfsbereitschaft unter den Fremden, die grenzenlose und unermüdliche Unterstützung und das Miteinander zeugen in solch einer Situation vom Guten im Menschen und lässt einen die Hoffnung wiederfinden, sollte sie verloren gegangen sein.

Jeder Mensch wird sich an die Ereignisse erinnern können, denn es gab einfach zu viele Bilder davon überall zu sehen, und auch zu viele Menschen, die verschwanden, starben oder gebrochen zurückgelassen worden sind. Jedes dieser Leben, ob direkt beteiligt durch Verlust oder auf Nachrichten hoffend in der fernen Heimat, ob Einheimische oder Urlauber, ist durch dieses Ereignis für immer gezeichnet und wird diesen Einschnitt nie vergessen. Elisabeth Büchle geht innerhalb ihrer Handlung sehr behutsam, aber auch soweit wie möglich realitätsnah vor. Die Autorin hat sehr gut recherchiert und gibt auch einiges an Hintergrundinformationen, die dem Leser im Vorfeld vielleicht nicht so bekannt waren.

„Sturm im Paradies“ ist ein Roman, den man lange nicht vergessen wird, besonders wenn man selbst dieses Grauen überlebt hat. Es war heilsam, aber auch beklemmend, es zu lesen. Umso mehr gilt der Autorin der Respekt, dieses Thema so mutig als Handlung gewählt und in seinen Facetten ausgearbeitet zu haben. Absolute Leseempfehlung – Chapeau!!!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine wirklich "nette" Familie

Als meine Schwestern das Blaue vom Himmel holten
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Die Journalistin Mia hat ihre feste Stelle gekündigt, um mehr schlecht als recht als freie Journalistin zu arbeiten, aber sie landet nur Aushilfsjobs als Garderobiere und lässt sich treiben. Freund Lars ...

Die Journalistin Mia hat ihre feste Stelle gekündigt, um mehr schlecht als recht als freie Journalistin zu arbeiten, aber sie landet nur Aushilfsjobs als Garderobiere und lässt sich treiben. Freund Lars wird es zu bunt und tauscht Mia gegen eine neue Freundin aus und aus der Wohnung muss sie auch raus. So packt Mia ihre Sachen und kommt bei Schwester Paula und ihrer Familie unter. Doch in der steht es auch nicht zum Besten, denn Paulas Ehemann Matthias geht fremd und Sohn Per ist nicht wie andere Kinder. Sobald Mia Paulas merkwürdigen Ehestatus durchschaut hat, trommelt sie die anderen beiden Schwestern herbei, um mit ihnen Paula Schützenhilfe zu leisten. Lucy und Sophie lassen nicht lange auf sich warten, und schon herrschen ein rauer Ton und das Chaos….
Susanna Mewe hat mit ihrem Buch „Als meine Schwestern das Blaue vom Himmel holten“ ihren Debütroman vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und sehr gut zu lesen. Die Handlung dreht sich rund um Mia, deren drei Schwestern und ihr Leben, welches allerdings sehr überspitzt und oftmals mit so vielen Banalitäten und Nebengeschichten angefüllt ist, dass man ständig von dem eigentlichen Thema, der Beziehung der Schwestern untereinander, abgelenkt wird. Zu allem Überfluss wird das Verhältnis der Frauen auch noch so überspitzt dargestellt, das es schon absurd wirkt. Dazu kommen jede Menge kreisende Gedanken um Dinge, die völlig unwichtig sind und einen nur den Kopf schütteln lassen ob dieser doch eher sinnleeren Passagen. Statt das Verhältnis der Schwestern mehr zu beleuchten, wird mehr Aufwand mit unnötigem Kram betrieben, der das Buch langatmig und langweilig werden lässt.
Der Leser begleitet von Beginn an Mia durch ihre doch recht unkonventionellen Tage und wundert sich immer wieder, wie sie sich durchs Leben mogelt. Die Charaktere sind recht unterschiedlich angelegt, jedoch bleiben sie seltsam farb- und emotionslos, können deshalb dem Leser weder Mitgefühl noch Sympathie entlocken. Mia benimmt sich wie ein Teenager, der nicht weiß, was er wirklich will. Oftmals handelt sie einfach aus dem Bauch raus und recht naiv. Schwester Paula macht lieber die Augen zu und einen auf heile Welt, anstatt sich gegen den Zustand ihrer Ehe zur Wehr zu setzen und sich um eine Änderung der Situation zu bemühen. Sohn Per ist zwar krank, aber dies wird sehr wenig bis gar nicht thematisiert, eine liebenden Mutter oder besorgte Eltern stellt man sich dann doch anders vor. Lucy ist selbstsüchtig, erfolgsverwöhnt und lügt ihre Schwestern an, um nicht als Versagerin dazustehen. Einzig Sophie, die ebenfalls ihre Macken hat, entlockt einem etwas Sympathie, da sie sich als einzige um die schwerkranke Mutter kümmert. Sämtliche Schwestern haben einen Hang zur Naivität und dem Chaos, das einen nur die Augen verdrehen lässt. Schade, dass die Autorin die Charaktere so oberflächlich wirken lässt und sich keine Mühe gegeben hat, etwas mehr Emotion oder Gefühl hineinzubringen.
„Als meine Schwestern das Blaue vom Himmel holten“ verspricht laut Klappentext viel und hält leider bis auf einen sehr gefälligen Schreibstil sehr wenig. Wer einen spritzigen oder aber nachdenklichen Familienroman erwartet, der wird sehr enttäuscht sein. Obwohl die Geschichte wirklich Potential hätte, wirkt sie hier unausgegoren und flach. Sie kann den Leser in keiner Weise fesseln und lässt ihn unzufrieden und enttäuscht zurück.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Durch Sturm und Wind, weil wir Schwestern sind

Als wir Schwestern waren
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Hamburg 2013. Simone arbeitet als selbständige Auktionsagentin und lebt mit ihrem Freund Jens in Hamburg. Die Beziehung der beiden ist schwierig, Jens lebt in den Tag hinein, während Simone mit ihrer Arbeit ...

Hamburg 2013. Simone arbeitet als selbständige Auktionsagentin und lebt mit ihrem Freund Jens in Hamburg. Die Beziehung der beiden ist schwierig, Jens lebt in den Tag hinein, während Simone mit ihrer Arbeit für die Kosten aufkommt. Eines Tages bekommt Simone einen Brief mit Bargeld und der Aufforderung, zwei Schrankkoffer und einen Sattel auf einer Privatauktion in Hamburg zu ersteigern. Unterzeichnet ist dieser Brief mit C.C. und enthält keinerlei Adresse. Simone kommt der Aufforderung nach, denn sie braucht jede Einkommensquelle. Als die Koffer und der Sattel an ihre Privatadresse in Berlin angeliefert werden, ist Simone doch neugierig, was die Koffer wohl beinhalten könnten. So öffnet sie diese mit schlechtem Gewissen ihrem Klienten gegenüber, der sich noch nicht gemeldet hat und findet neben bunten Zirkusgewändern in einem Geheimfach einige alte Tagebücher und alte Briefe, manche noch ungeöffnet. Während Simone die Fundstücke durchliest, wird sie immer mehr gefangen genommen von der dort erzählten Geschichte von Elisabeth und Viviane, sie macht sich am Ende auf die Suche nach den eigentlichen Besitzern, denn der Auftraggeber hat sich noch immer nicht gemeldet. Wird sie die rechtmäßigen Eigentümer finden?

Hamburg 1916. Die Schwestern Elisabeth und Viviane Berentsch wachsen behütet in einem gutbürgerlichen Unternehmenshaushalt auf. Beide sind vom Wesen her grundverschieden, doch sind sich die Schwestern eng verbunden. Eines Tages reist die jüngere Schwester Viviane aus und schließt sich der Liebe wegen einem Wanderzirkus an. Fortan wird ihr Name im Elternhaus nicht mehr erwähnt und Elisabeth bleibt allein zurück. Es ist die Zeit des ersten Weltkrieges und Deutschland kommt nicht zur Ruhe…

Marie Jansen hat mit ihrem Roman „Als wir Schwestern waren“ einen sehr unterhaltsamen, berührenden und spannenden Familienroman vorgelegt, der sich über viele Jahrzehnte spannt und in zwei Handlungssträngen erzählt wird. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und bildhaft, der Leser wird mal in das eine Jahrhundert mal in das andere katapultiert und begleitet die Protagonisten auf ihren abenteuerlichen Wegen. Das Einstreuen von Tagebucheintragungen ebenso wie von Briefen geben der Handlung Einblicke in ein Leben des vergangenen Jahrhunderts zu Kriegszeiten. Ebenso ist zu erwähnen, dass sich die Eintragungen und Briefe gegenseitig ergänzen und Fragen, die bei dem einen entstehen, im anderen teilweise beantwortet werden. Der Handlungsstrang, der in der Gegenwart spielt, steht dem in der Vergangenheit in nichts nach. Beide wissen zu fesseln und zu begeistern. Die Landschaftsbeschreibungen sind malerisch und sehr detailliert, wer die französische Küste kennt, wird sich schnell heimisch fühlen und vor dem inneren Auge Bilder hervorrufen können, die das Fernweh aufkommen lassen.

Die Charaktere wurden sehr authentisch und lebensecht skizziert, die Protagonisten haben ihre Ecken und Kanten, Sorgen und Nöte, so dass man sich sehr gut mit ihnen identifizieren kann, weil sie glaubhaft wirken. Simone ist eine sympathische Frau, die mit ihrer momentanen Lebenssituation hadert. Sie liebt ihren Beruf, aber ihre Beziehung zu Jens macht ihr zu schaffen, schon lange leben sie nebeneinander her und das Gefühl, von Jens ausgenutzt zu werden, lässt sich nicht vertreiben. Auch ihre eigene familiäre Situation ist schwierig, der Kontakt zur Mutter nur sporadisch und wenig herzlich, ansonsten ist sie auf sich allein gestellt. Die ersteigerten Gegenstände werden ihr Leben verändern und sie mit Dingen konfrontieren, die sie sich nicht hätte vorstellen können. Elisabeth ist eine Frau, die durch eine Krankheit in der frühen Kindheit entstellt wurde und somit ihren Eltern eher als Last gilt, da man sie nicht mehr standesgemäß verheiraten kann. Ihr Leben besteht aus der Erfüllung der Erwartungen anderer, während ihre eigenen Wünsche außen vor bleiben. Als sich ihr doch noch ein wenig Glück am Horizont zeigt, greift sie zu und verteidigt dieses mit allen Mitteln, ohne an die Folgen zu denken. Viviane ist jung und ungestüm, ohne jeden Standesdünkel. Sie will ihr Leben frei gestalten und ergreift die erste Möglichkeit, aus dem elterlichen Käfig auszubrechen und sich für die Freiheit zu entscheiden, auch wenn dieser Weg mit vielen Entbehrungen und schmerzhaften Erfahrungen gepflastert ist. Pascal ist ein sympathischer Mann, der sich erst einmal im Hintergrund hält, dabei hat er mehr zu sagen, als auf den ersten Blick zu ersehen ist.

„Als wir Schwestern waren“ ist ein Roman, der ein lange gehütetes Familiengeheimnis aufdeckt und dessen Folgen bis in die Gegenwart reichen. Ein absolut spannender und unterhaltsamer Schmöker für alle, die dieses Genre lieben und sich in verschiedenen Zeitepochen verlieren können. Unbedingte Leseempfehlung für eine tolle Geschichte, die noch ewig hätte so weitergehen können!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Nur, wer sich selbst verzeiht, ist offen für Gott

Zum Schweigen gezwungen
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Bryce Bishop ist Geschäftsmann und besitzt ein Unternehmen für Münzhandel in Chicago. Doch Bryce langweilt sich, denn seine Mitarbeiter sind ausgesprochen fleißig und nehmen ihm jegliche Arbeit ab. Eines ...

Bryce Bishop ist Geschäftsmann und besitzt ein Unternehmen für Münzhandel in Chicago. Doch Bryce langweilt sich, denn seine Mitarbeiter sind ausgesprochen fleißig und nehmen ihm jegliche Arbeit ab. Eines Abends lernt er auf dem Firmenparkplatz Charlotte Graham kennen, die ein Konkurrenzgeschäft neben seinem Laden aufmachen möchte. Aber das ist nicht der eigentliche Grund, dies soll Bryce bald erfahren. Denn Charlotte ist durch eine Erbschaft unermesslich reich und hat ihn mit dem Geschäft nur geködert. Schon bald weiß Bryce gar nicht mehr, wie das Wort „Langeweile“ geschrieben wird, denn Charlotte weiht ihn in kleinen Stücken in den Umfang ihrer Erbschaft, aber auch über ihr eigenes Schicksal ein. Bryce ist von dieser Frau fasziniert, merkt aber auch, dass Charlotte von etwas Dunklem getrieben wird. Ist sein Glaube stark genug, auch Charlotte wieder Vertrauen zu lehren und bedingungslos an Gott zu glauben?
Dee Henderson hat mit ihrem Roman „Zum Schweigen gezwungen“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen Roman vorgelegt, den man fast schon im Bereich Krimi einordnen könnte. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und fesselt von der ersten Seite ab, so dass es schwerfällt, das Buch mal aus der Hand zu legen. Die Erzählweise ist oftmals so bildhaft, dass der Leser das Gefühl hat, mit den Protagonisten in einem Raum zu sein und sie zu beobachten. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut, aber unterschwellig steigert er sich bis auf die letzten Seiten des Buches. Die Erzählweise der Handlung ist genial, wie eine Puzzlestück entfaltet sich die eigentliche Tragödie erst nach und nach und lässt einem den Atem stocken. Die Charaktere sind sehr interessant angelegt, da treffen alle möglichen Verhaltensmuster aufeinander, die mal sympathisch, mal nervig anmuten, doch allesamt sind begründet. Bryce ist ein gläubiger Mann, der sich in seinem Beruf langweilt. Er vermisst die Leidenschaft, die ihn mal dazu getrieben hat, mit Münzen zu handeln. Deshalb betet er bei Gott um eine Eingebung und die Beendigung der Langeweile. Überhaupt sind Bryce‘ Gebete ein wichtiger Bestandteil der Handlung, sie sind so menschlich, alltäglich und oftmals doch so selbstlos. Seine Zwiegespräche mit Gott erinnern an die eigenen, die man täglich im Stillen führt und sich so manche Hilfe erhofft. Bryce lebt mit seinem Glauben und dies von morgens bis abends, er ist selbstlos, gütig und verständnisvoll, bringt seinen Mitmenschen Respekt entgegen und glaubt an das Positive im Leben. Dagegen ist Charlotte eine gepeinigte Seele, die ihren Glauben verloren hat und nicht mehr auf Gott vertrauen kann aufgrund all der Dinge, die sie erlebt hat. Sie ist auf der Flucht vor sich selbst, dabei wünscht sie sich nichts mehr, als endlich wieder in der normalen Welt anzukommen. Charlotte ist eine eher pragmatische Frau, künstlerisch veranlagt mit einem guten Blick für die täglichen Dinge und die Menschen, die ihr begegnen. Sie vertraut nur sehr schwer, doch sie sieht die Menschen um sich herum mit einem Blick in deren Inneres. Charlotte fühlt sich schuldig und hat das Gefühl, für alle Zeiten Buße tun zu müssen. Auch kann sie sich nicht vorstellen, dass sie geliebt wird um ihrer selbst willen. Das muss sie erst langsam wieder lernen. Auch die anderen Protagonisten passen mit ihren Geschichten sehr gut in die Handlung und machen das Buch dadurch noch viel spannender, denn die Zusammenhänge werden erst viel später sichtbar.
„Zum Schweigen gezwungen“ ist ein spannender, christlicher Roman mit einer Handlung, die jeden Krimileser begeistern dürfte. Besonders schön sind die heimlichen Gebete und die Gespräche über Gott, weil sie so gut in den Zusammenhang passen und wirken deshalb so gar nicht missionierend. Dee Henderson ist ein wirklich gutes Buch gelungen, dass einmal mehr zeigt, dass man Geduld haben muss und dass Gott sich bei allem, was er geschehen lässt, etwas gedacht hat, vor allem das Zeigen von Menschlichkeit, Vertrauen, Liebe und Verzeihen. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vom Aufdecken von Geheimnissen und der Suche nach Liebe

Die Liebenden von der Île de Ré
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Nachdem ihre Beziehung zu Jackson in den USA gescheitert ist, reist Charlotte, genannt Charlie, nach Europa zurück, um neu anzufangen. Für ihren Neustart reist sie auf die französische Île de Ré direkt ...

Nachdem ihre Beziehung zu Jackson in den USA gescheitert ist, reist Charlotte, genannt Charlie, nach Europa zurück, um neu anzufangen. Für ihren Neustart reist sie auf die französische Île de Ré direkt an der Atlantikküste gelegen, wo sie ihre Kindheit verbracht hat. Ihre Mutter hat ihr ein altes Gutshaus vererbt und Charlie beschließt, das Haus in ein Hotel zu verwandeln. Doch bis es eröffnet werden kann, steht Charlie vor jeder Menge Arbeit und Herausforderungen. Eine davon ist ihre erste große Liebe Rafaël, der auf einmal vor ihr steht, und auf den Charlie bis heute nicht gut zu sprechen ist. Zum anderen stößt Charlie im Haus auf alte Gemälde, die ihrer Mutter gehört haben. Diese Bilder wecken in Charlie die Neugier, etwas mehr darüber zu erfahren. Aber Nachfragen bei den Verwandten werden nie befriedigend beantwortet. Überhaupt scheint ihr die liebe Familie schon lange so einiges zu verschweigen, was Charlie jedoch nicht davon abhält, weiter zu forschen, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Wird Charlie endlich die Wahrheit herausfinden?
Gabriele Jaric hat mit ihrem Buch „Die Liebenden von der Île de Ré“ einen wunderschönen Debütroman vorgelegt, der sowohl von einem großen Familiengeheimnis als auch von der Liebe und vom Verzeihen handelt. Der Schreibstil ist flüssig, emotional und bildhaft, nimmt den Leser von Beginn an mit als unsichtbarer Schatten von Charlotte, um sie bei ihren Unternehmungen zu begleiten. Die Ich-Erzählform unterstützt das noch einmal mehr. Die Beschreibung der französischen Landschaft weckt den Wunsch, sofort die Koffer zu packen und sich selbst auf den Weg zu machen, um diesen malerischen Flecken Erde selbst zu sehen und zu entdecken. Die Charaktere sind vielfältig und detailliert angelegt, wodurch sie alle sehr authentisch und lebensecht wirken und der Leser seine Sympathien gerecht verteilen kann. Charlotte ist eine sehr sympathische Frau, die schon oft verletzt wurde, aber durch alle Widrigkeiten, die sich ihr in den Weg stellten immer mehr an Stärke gewinnt. Sie besitzt ein großes Herz und einen Sturkopf, aber auch eine besondere Sensibilität für die Menschen um sie herum. Charlottes Großeltern sind wie aus dem richtigen Leben gegriffen, besorgt, umsorgend und extrem beschützend. Rafaël ist ein netter Mann, der Charlotte in jungen Jahren schwer enttäuscht hat, aber seitdem ist einiges an Zeit vergangen. Auch er ist erwachsen geworden und zwischen ihm und Charlotte ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Jackson, Charlies Ex-Freund, ist ein Egoist par excellence, dem die Gefühle von Charlotte, aber auch von seiner kleinen Tochter Julie egal sind. Julie ist ein zauberhaftes Geschöpf, das man einfach lieben muss und der man ein unbeschwertes und glückliches Leben wünscht.
Mit „Die Liebenden von der Île de Ré“ ist Gabriele Jaric ein außergewöhnlich unterhaltsamer, aber auch emotionaler Roman gelungen, der jeden begeistern wird, der von schönen Liebesgeschichten und Familiengeheimnissen vor malerischer Kulisse nie genug bekommen kann. Ein zauberhaftes Debüt und eine absolute Leseempfehlung!