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Veröffentlicht am 19.09.2021

Wie Adam und Eva im Garten Eden

Das Parfum der Liebe
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1904. Viola hat sehr an ihrer geplatzten Verlobung zu knabbern. Um sie diese Schmach vergessen zu lassen und auf andere Gedanken zu bringen, lädt ihr Onkel Nepomuk sie auf eine Expeditionsreise nach Ecuador ...

1904. Viola hat sehr an ihrer geplatzten Verlobung zu knabbern. Um sie diese Schmach vergessen zu lassen und auf andere Gedanken zu bringen, lädt ihr Onkel Nepomuk sie auf eine Expeditionsreise nach Ecuador ein, um ihm dort zur Hand zu gehen. Als Apotheker sucht er nach seltenen Pflanzenarten und Viola soll diese in Zeichnungen festhalten. So begibt sich Viola von Dresden aus nach Südamerika, wo sie mit ihrem Onkel in einer landestypischen Hacienda untergebracht ist, wo sie schon bald durch ein Missgeschick den Hamburger Parfümhersteller Adrian de Vries kennenlernt. Adrian, der sich dort auf die Suche nach neuen außergewöhnlichen Düften machen möchte, ist Viola von Anfang an ein Dorn im Auge, hält sie ihn doch für einen eingebildeten, reichen Lackaffen. Doch schon bald weckt nicht nur Adrians „Duftsuche“ ihr Interesse, auch der Mann selbst hat für sie eine besondere Anziehungskraft. Auch Adrians Interesse für Viola ist schnell geweckt, allerdings gibt es da ein Problem…
Hanna Caspian hat mit „Das Parfum der Liebe“ einen farbenprächtigen Kurzroman vorgelegt, der den Leser nicht nur zu einem Kurzurlaub nach Südamerika einlädt, sondern auch mit einer romantischen Geschichte das Leserherz erwärmt. Der flüssige, bildgewaltige und gefühlvolle Erzählstil der Autorin lässt keine Wünsche offen, katapultiert den Leser an den Anfang des vergangenen Jahrhunderts in die wunderschöne exotische Kulisse Ecuadors, projiziert traumhafte Bilder der dortigen Landschaft mit ihrer Blütenvielfalt und kitzelt dabei des Lesers Nase mit vielen verschiedenen Duftkomponenten. Caspian versteht es meisterlich, ihre Leser mit farbenfrohen Landschaftsbeschreibungen ebenso zu fesseln wie mit einer liebevoll verzwickt gestalteten Liebesgeschichte, beides lässt die Seiten nur so durch die Finger fliegen.
Die Charaktere sind lebendig und facettenreich gestaltet, so dass sie sich sofort im Leserherz einnisten. Viola ist offene junge Frau, deren Interessen breit gefächert sind und die viel Lebensfreude und Kraft ausstrahlt. Onkel Nepomuk ist ein ebenso interessanter wie weiser Mann mit einem großen Herzen. Adrian de Vries wirkt auf den ersten Blick wie ein vermögender Geck, doch entpuppt er sich als überaus sympathischer Zeitgenosse, der erst lernen muss, was für ihn das Beste ist. Florence ist eine Giftnatter, die sich für den Nabel der Welt hält, um den sich alles zu drehen hat. Egozentrisch wie arrogant zieht sie die Strippen nach ihrem Gusto, um ihren Willen zu bekommen.
„Das Parfum der Liebe“ überzeugt durchweg mit einer warmherzigen, spannenden und sehr farbenfrohen Geschichte vor historischem Hintergrund, die dem Leser neben einem exotisch angehauchten Kurzurlaub auch Sonnenstrahlen fürs Herz gönnt. Wunderbar erzählt und genau richtig für die immer dunkler werdenden Tage. Prädikat „ausgezeichnet“!!!

Veröffentlicht am 19.09.2021

"Ein Traum ist unerlässlich, wenn man die Zukunft gestalten will." (Victor Hugo)

Die Hafenschwester (3)
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1923 Hamburg. Die 45-jährige Krankenschwester Martha und ihre Familie haben den Ersten Weltkrieg mehr schlecht als recht überstanden und nun in der Weimarer Republik aufgrund der Hyperinflation all ihre ...

1923 Hamburg. Die 45-jährige Krankenschwester Martha und ihre Familie haben den Ersten Weltkrieg mehr schlecht als recht überstanden und nun in der Weimarer Republik aufgrund der Hyperinflation all ihre mühsam ersparten Rücklagen verloren. Während Ehemann Paul seine Arbeit als Ingenieur im Hafen verrichtet, kümmert sich Martha in der Klinik liebevoll um ihre Patienten. Ihre drei Kinder Rudi, Ella und Fredi sind inzwischen erwachsen. Obwohl Ella von einem Studium als Ärztin träumt, muss sie zugunsten ihres Bruders Rudi zurückstecken und eifert ihrer Mutter mit einer Ausbildung zur Krankenschwester nach, um gleichzeitig der Familie unter die Arme zu greifen. Rudi hat sich zu einem Filou und Lebemann entwickelt, der sich immer wieder in Schwierigkeiten bringt und dann auch noch die Familie mit hineinzieht. Fredi hat sich bei der Polizei in die Mordkommission hochgearbeitet. Und während die Nazis Deutschland erobern, steht er schon bald vor der schwierigen Entscheidung, seinem Bruder Rudi aus der Patsche zu helfen, wobei er sich in brandgefährliche Situationen begibt…
Melanie Metzenthin hat mit „Als wir an die Zukunft glaubten“ den finalen Band ihrer „Hafenschwester“-Trilogie vorgelegt, der wie seine Vorgänger erneut mit viel Spannung, Familiengeschichte und exzellent recherchiertem historischem Hintergrund überzeugen kann. Der flüssige, farbenprächtige und gefühlvolle Erzählstil katapultiert den Leser in die Zeit zurück ins letzte Jahrhundert, wo er sich zum letzten Mal in Marthas Familie einnistet, um dort die Entwicklungen in einem Zeitrahmen von der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges mitzuerleben. So findet man sich mal mitten in der Hyperinflation wieder, in der viel alles verlieren, die Arbeitslosigkeit wächst und das Leid der Hamburger Bürger immer unerträglicher wird. Aber auch die Machtgewinnung der Nazis, die Bombardierung Hamburgs und daraus resultierende Feuersbrunst werden von der Autorin hautnah zum Leser transportiert, während sie ihre Geschichte rund um Martha und ihre Familie spannend ausformt. Martha und Paul überlassen ihren Kindern die Hauptbühne, die sich alle in unterschiedliche Richtungen entwickeln, gleichzeitig aber auch den Zeitgeist wiederspiegeln. Ella muss als junge Frau hinter ihrem älteren Bruder Rudi zurückstecken und eine Ausbildung machen, obwohl sie lieber studiert hätte. Rudi jedoch weiß das Opfer wenig zu schätzen, treibt sich lieber rum statt zu studieren und bringt seine Familie aufgrund seiner Nichtsnutzigkeit in große Schwierigkeiten, die sein Bruder durch gewagtes Eigenengagement abzuwenden versucht. Metzenthins Erzählkunst ist fabulös, nicht nur der wunderbar mit der Handlung verwebte historische Hintergrund überzeugt, sondern auch die Familiengeschichte in all ihren Facetten. Der Spannungslevel ist deshalb durchweg auf hohem Niveau und lässt den Leser regelrecht an den Seiten kleben.
Liebevoll und detailliert gestaltete Charaktere schleichen sich sofort ins Leserherz, denn sie wirken mit ihren menschlichen Eigenschaften sehr glaubwürdig und überzeugend. Martha ist der Fels in der Brandung: stark, mutig, fleißig und mit einem Kämpferherz ausgestattet, die alles für ihre Lieben tut. Mit Ehemann Paul geht sie durch dick und dünn. Elli ist eine sympathische junge Frau, die ihren Traum erst einmal begraben muss, aber ihn nicht vergisst, denn sie hat den Kampfgeist ihrer Mutter geerbt. Rudi ist ein Tunichtgut, der es sich auf Kosten der Familie gutgehen lässt. Er gerät immer wieder in Schwierigkeiten, für die andere die Kohlen aus dem Feuer holen müssen. Fredi ist ein cleverer und zuverlässiger junger Mann, der für seine Familie einiges auf sich nimmt.
Mit „Als wir an die Zukunft glaubten“ ist Metzenthin ein wunderbares Finale ihrer Trilogie gelungen, dass sich durch eine wunderbare historische Hintergrundrecherche sowie einer mit viel Gefühl und Spannung gespickten Familiengeschichte auszeichnet. Absolute Leseempfehlung für einen Pageturner der Extraklasse!

Veröffentlicht am 18.09.2021

"Berlin schmeckt nach Zukunft, dafür nimmt man den Dreck und die Kälte gern in Kauf." (C. Zuckmayer)

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
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1920 Berlin. Die 30-Jährige Ärztin Magda Fuchs lässt nach dem tragischen Tod ihres Mannes alles hinter sich und tauscht das eher piefige Hildesheim gegen die Spreemetropole, um dort eine Anstellung als ...

1920 Berlin. Die 30-Jährige Ärztin Magda Fuchs lässt nach dem tragischen Tod ihres Mannes alles hinter sich und tauscht das eher piefige Hildesheim gegen die Spreemetropole, um dort eine Anstellung als Polizeiärztin anzutreten. Berlin bemüht sich zwar, den Regelbetrieb als schillernde Großstadt wieder aufzunehmen, doch überall sind noch die Spuren des Krieges sichtbar, vor allem bei den Menschen. Schon bald lernt Magda nicht nur die Schattenseiten Berlins kennen in Form von alltäglicher Gewalt, Hunger und Armut, sondern hat auch bei einem Mordfall ihren ersten Einsatz. Die Konfrontation mit den Schicksalen vernachlässigter und verwahrloster Kinder, die schutzlos teils missbraucht und verkauft werden sowie deren Mangelernährung und die prekären Lebensverhältnisse der armen Familien, mit denen Magda tagtäglich zu tun hat, treibt sie um. Durch ihre Arbeit lernt Magda die Fürsorgerin Ina kennen, die sich mit unermüdlichem Einsatz für die Kinder einsetzt und findet in ihr schon bald eine gute Freundin. Aber auch Frauen wie Celia von Liebenau, Doris Kaufmann und Ruth Jessen kreuzen Magdas Weg…
Das Autorenduo Helene Sommerfeld hat mit „Das Leben, ein ewiger Traum“ den Auftakt für ihre neue historische Trilogie um die Polizeiärztin Magda Fuchs vorgelegt, der mit einer akribischen Recherche und einer spannenden Handlung ausgezeichnet zu unterhalten weiß. Der flüssige, bildgewaltige, gefühlvolle und teils dialektgefärbte Erzählstil lässt den Leser schnell in die Seiten abtauchen, wo er sich im Berlin der Goldenen Zwanziger wiederfindet und nicht nur Magdas Fußstapfen folgt. Den Autoren gelingt es wunderbar, das Aufstreben der Stadt lebendig werden zu lassen und die Gegensätze zwischen Arm und Reich besonders hervorzuheben. Während die reichen Bonzen sich schon wieder herausputzen und in den Lokalen auf den Tischen tanzen, darbt die restliche Bevölkerung vor sich hin, leidet Hunger und ums Überleben kämpfen. Gerade das Schicksal der Kinder geht bei der Lektüre besonders an die Nieren und als Leser durchläuft man dabei so manche Achterbahn der Gefühle. Über wechselnde Perspektiven erhält der Leser nicht nur Einblick in die Welt von Magda, sondern darf auch Celia näher kennenlernen, die in einer arrangierten Ehe ausharren muss, während sie lieber Medizin studiert hätte. Die Autoren bilden das damalige Rollenbild der Frau der unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten sehr gut ab, wobei gerade ihre Protagonistinnen für einen neuen Zeitgeist stehen, denn sie wirken selbstbewusst, kämpferisch, mutig, stark und lassen sich nicht unterkriegen.
Eine ausgewogene Vielfalt an Charakteren macht die Handlung vielschichtig, alle sind mit glaubhaften menschlichen Eigenschaften ausgestattet, die es dem Leser leicht machen, sich an ihre Fersen zu heften. Magda lässt sich auf das Abenteuer ein, für ihren Neuanfang den Kleinstadtmief gegen die Großstadt einzutauschen. Sie ist mutig, hilfsbereit, stark und hat das Herz am rechten Fleck. Auch Ina besitzt ein mitfühlendes und fürsorgliches Herz, kümmert sich aufopfernd um die ihre Schutzbefohlenen. Celia ist noch sehr jung und naiv, doch ihre Träume musste sie schon früh begraben. Sie sitzt in einem goldenen Käfig und sehnt sich danach, diesem zu entkommen. Aber auch Doris, Ruth und Kuno Mehring haben wichtige Rollen in dieser vielseitigen Handlung.
„Das Leben, ein ewiger Traum“ ist ein gelungener Auftakt, der mit einer spannenden Geschichte, starken Frauen und deren Lebenswege sowie mit seinem verwebten farbenprächtigen historischen Hintergrund überzeugt. Absolute Leseempfehlung für einen wahren Pageturner!

Veröffentlicht am 08.09.2021

Back to the 70's - Flowerpower mit den Powerfrauen

Die Wunderfrauen
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1972. Während in München die Olympischen Spiele stattfinden, hat Luise Dahlmann alle Hände voll zu tun, um ihren kleinen Lebensmittelladen in Starnberg über Wasser zu halten, denn die Konkurrenz durch ...

1972. Während in München die Olympischen Spiele stattfinden, hat Luise Dahlmann alle Hände voll zu tun, um ihren kleinen Lebensmittelladen in Starnberg über Wasser zu halten, denn die Konkurrenz durch die immer mehr verbreiteten Supermärkte nimmt ihr immer mehr Kunden weg. Auch in ihrer Ehe mit Hans steht es nicht zum Besten, denn zu oft schon ist er ihr in den Rücken gefallen. Freundin Helga Löw steht als Ärztin ihre Frau und schlägt ein gutes Klinikangebot aus, weil sie mit einer eigenen Praxis liebäugelt. Zudem tauchen auf einmal ihre Eltern bei ihr auf und beanspruchen Platz in ihrem Leben. Zusätzlich hütet sie ein Geheimnis, das sie nicht einmal mit ihren Freundinnen teilt, vielleicht aus Angst? Marie Brandstetter trauert noch sehr immer um ihren verstorbenen Mann, hält die Familie zusammen und mobilisiert all ihre Kräfte, um einen Reiterhof mit Leben zu füllen. Annabel von Thaler entwickelt sich zur Spürnase und fördert alte Verbrechen aus der Vergangenheit zutage. Gleichzeitig erdrückt sie ihre behinderte Tochter Marlene mit ihrer Liebe und sieht gar nicht, was diese eigentlich will. Jede Menge Baustellen bei den Wunderfrauen, wie wird sich ihr Leben in den 70ern entwickeln?
Stephanie Schuster hat mit „Freiheit im Angebot“ den dritten Teil ihrer historischen „Wunderfrauen“-Trilogie rund um die vier Freundinnen Luise, Helga, Marie und Annabel vorgelegt. Der locker-flüssige, farbenfrohe und packende Erzählstil lädt den Leser ein, sich wieder unter das Damen-Quartett zu mischen und die neuesten Entwicklungen hautnah mitzuerleben. Ein rätselhafter Prolog gibt vorab schon Rätsel auf, für dessen Lösung der Leser sich aber etwas gedulden muss. Erst einmal taucht man über wechselnde Perspektiven ein in das Leben der vier Frauen, macht sich ein Bild über die momentane Lebens, Gedanken- und Gefühlslage, die offen vor ihm liegt. Gleichzeitig erlebt der Leser die engen Bindungen zwischen den Freundinnen mit, die sich jederzeit unterstützen und Hilfestellung geben. Die Autorin färbt ihre Geschichte im Stil der damals bekannten Pril-Blumen kunterbunt ein, lässt den Leser an Luises „Ladenkunde-Album“ regen Anteil nehmen, da es immer wieder wie ein Pop-Up zwischen den Seiten hervorblitzt und allerlei Ratschläge, Lebenshilfe und Bayrisch für Anfänger im Angebot hat. Gleichzeitig lässt Schuster nicht nur den damaligen Zeitgeist, sondern auch historische Fakten wie den Terroranschlag bei den Olympischen Spielen, aber auch Alltägliches miteinfließen, das einem als älterer Leser so bekannt vorkommt. Zudem hat sie auch noch mit Annabel eine Protagonistin, die in der Vergangenheit herumstochert und abscheuliche Dinge ans Tageslicht bringt, die während des Zweiten Weltkriegs im nächsten Umfeld stattgefunden haben. Durch die vielen farbenfroh und gut geschilderten Ereignisse, die Schlag auf Schlag erfolgen, ist der Spannungslevel durchgehend hoch und lässt den Leser regelrecht an den Seiten kleben, fühlt man sich doch so sehr in die Zeit zurückversetzt.
Die Charaktere sind liebevoll und lebendig in Szene gesetzt, haben sich glaubwürdig weiterentwickelt und nehmen den Leser sofort für sich ein, der ihnen auf Schritt und Tritt folgt. Luise ist eine Perle, die sich warmherzig um alle kümmert. Auch Marie vergisst bei ihrer Fürsorge für die Familie fast sich selbst. Annabel ist selbstbewusster geworden, weiß sich zu behaupten und lässt sich nichts mehr vormachen. Helga ist intelligent, selbstsicher und weiß, was sie will. Dabei müsste sie sich gerade jetzt erst einmal um sich selbst kümmern.
„Freiheit im Angebot“ ist nicht nur großartige Unterhaltung vor historischem Hintergrund der 70er Jahre, sondern lässt den Leser miterleben, mitfiebern, mithoffen und mitbangen. Er wird ein Teil der Wunderfrauen und mag sich gar nicht von ihnen trennen. Eine herrliche Zeitreise mit tollen Charakteren, die einem noch lange in Erinnerung bleiben werden. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.09.2021

„Wer mit sich selbst in Frieden leben will, muss sich so akzeptieren, wie er ist.“ (Selma Lagerlöf)

Frühlingsfunkeln am Liliensee
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1966 Schwarzwald. Zimmermann Georg Vogel hat am Liliensee seine Heimat gefunden, wo er neben dem eigenen Campingplatz auch Erlebnis- und Wandertouren für Touristen ausrichtet. Mit der 25-jährigen Marlies ...

1966 Schwarzwald. Zimmermann Georg Vogel hat am Liliensee seine Heimat gefunden, wo er neben dem eigenen Campingplatz auch Erlebnis- und Wandertouren für Touristen ausrichtet. Mit der 25-jährigen Marlies findet sich auf einer seiner Touren eine abenteuerliche Frau ein. Marlies hat einen Aushilfsjob im Ort und braucht den ständigen Adrenalinschub, deshalb fordert sie die Gefahr regelrecht heraus. Das ist Georg eindeutig zu viel und wäscht Marlies gehörig den Kopf, die sich davon allerdings nicht viel annimmt. Das Leben ist zu spannend und wenn es das nicht ist, muss es spannend gemacht werden. Georg will sie auf keinen Fall wieder auf eine seiner Touren mitnehmen, doch Marlies gelingt es, einen Platz bei einer 3-Tage-Wanderung zu ergattern. Diese Wanderung wird sowohl für Georg als auch für Marlies zu einem echten Ereignis…
Elisabeth Büchle hat mit „Frühlingsfunkeln am Liliensee“ einen wunderbar gefühlvollen Roman vorgelegt, der den Leser gedanklich erneut an den idyllischen Liliensee im Schwarzwald reisen lässt, um dort die Erlebnisse von Georg und Marlies hautnah mitzuerleben. Der flüssige, farbenfrohe, teils humorige, aber auch anrührende Erzählstil katapultiert den Leser sofort in die Geschichte hinein, wo er schon bald auf Georg und Marlies trifft. Georg ist ein Mann, der seine Berufung gefunden hat und dies mit großer Zufriedenheit ausführt. Das Aufeinandertreffen mit der doch sehr rebellischen Marlies wirbelt sein leben gehörig durcheinander, was schnell zu hitzigen Dialogen führt, die dem Leser so manche Lachträne in die Augen treibt, aber auch nachdenklich stimmt. Dass Marlies immer wieder ihre Grenzen austesten will und dabei die Gefahr sucht, ist schon ein Warnsignal für etwas, dass bei ihr im Argen liegt. Während die Autorin den Leser mit wunderschönen Landschaftsbeschreibungen becirct und ihn davon träumen lässt, dort ebenfalls eine von Georgs Wanderungen begleiten zu dürfen, eröffnet sie ihm gleichzeitig nach und nach, warum Marlies sich so verhält. Unvorhergesehene Wendungen schüren die Spannung, die Geschichte entwickelt eine Sogwirkung, der sich der Leser kaum entziehen kann. Der christliche Aspekt wurde sehr schön mit der Handlung verknüpft. Es geht um Vertrauen, Hoffnung, Nächsten- und vor allem Selbstliebe sowie -erkenntnis. Auch die Romantik kommt in der Geschichte nicht zu kurz und bietet einige sehr emotionale Momente, die den Leser zu berühren wissen.
Die Charaktere sind sehr liebevoll und lebendig in Szene gesetzt. Mit ihrem authentischen Auftreten schleichen sie sich schnell ins Herz des Lesers, der sich als unsichtbarer Dritte in ihre Mitte schleicht, um keinen Augenblick zu verpassen. Georg ruht in sich selbst, er fühlt sich mit der Natur verbunden und möchte deren Reichtum mit anderen teilen. Er ist ein genügsamer, ruhiger Mann, der das Leben in all seiner Vielfalt schätzt. Marlies ist eine Kratzbürste, rebellisch, stur, leichtsinnig sucht sie die Gefahr, um sich auszutesten und bei anderen aufzufallen. Nach außen tritt sie selbstbewusst und schlagfertig auf, doch eigentlich ist sie zutiefst unsicher und fühlt sich unzulänglich. Es wirkt fast so, als müsse sie anderen beweisen, dass auch sie liebens- und beachtenswert ist. Aber auch die weiteren Protagonisten, allen voran Georgs Familie, tragen zum Wohlfühlfaktor dieser Geschichte bei.
„Frühlingsfunkeln am Liliensee“ ist ein wunderbar spannender, romantischer und aufregender Roman vor malerischer Naturkulisse, dessen Geschichte neben Urlaubsfeeling auch zum Nachdenken anregt und sich damit so richtig ins Herz stiehlt. Wunderschön – absolute Leseempfehlung!!