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Veröffentlicht am 20.11.2021

Was heute wie ein Unglück aussieht, kann sich morgen als Glück erweisen. (Vicki Baum)

Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher
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20er Jahre Berlin. Rosalie Gräfenberg ist geschieden und eine recht bekannte Journalistin, die mit der Schriftstellerin und Redakteurin Vicky Baum eng befreundet ist. Auf einem Bankett begegnet sie dem ...

20er Jahre Berlin. Rosalie Gräfenberg ist geschieden und eine recht bekannte Journalistin, die mit der Schriftstellerin und Redakteurin Vicky Baum eng befreundet ist. Auf einem Bankett begegnet sie dem verwitweten Direktor des Verlagshauses Ullstein, Dr. Franz Ullstein, mit dem sie nicht nur interessante Gespräche führt, sondern sein Herz sofort in Brand setzt. Schon bald macht er ihr einen Heiratsantrag, was seiner Familie ein Dorn im Auge ist und sie alles versuchen, um eine Ehe der beiden zu verhindern. Doch Rosalie nimmt den Antrag an und stellt sich mit Hilfe von Vicky Baum und deren Sekretärin Lilli Blume dem Familienwiderstand entgegen. Werden die drei Frauen am Ende triumphieren?
Beate Rygiert hat mit „Die Ullstein-Frauen und das Haus der Bücher“ einen sehr interessanten historischen Roman über das bekannte Verlagshaus vorgelegt, indem sie Realität und Fiktion wunderbar miteinander vermischt und vor allem drei Frauen den Vortritt lässt, hier die Hauptrollen zu übernehmen. Der flüssige, bildhafte und atmosphärische Erzählstil Rygierts erlaubt dem Leser eine Zeitreise in eine spannende Zeit Berlins, den Goldenen Zwanzigern, wo er mit Rosalie, Vicky und Lilli auf drei sehr unterschiedliche Frauen trifft, die mit ihrer inneren Stärke von Beginn an überzeugen können. Alle drei Frauen stehen im Berufsleben, verdienen sich ihren Lebensunterhalt selbst und setzen alles daran, in einer Männerdomäne ihre Frau zu stehen, wo ihnen oft genug Widerstand entgegenschlägt. Vor allem Rosalie hat mit Diffamierungen und Verleumdungen zu kämpfen, die von Franz Ullsteins Familie in die Welt gesetzt werden, um ihre Verbindung zu Franz und eine Ehe zu unterbinden. Wie gut, wenn man dann verlässliche Freundinnen und helfende Hände zur Verfügung hat, die im Verlagshaus etabliert sind und somit einiges verhindern können. Die Autorin gewährt dem Leser zudem Einblick in das Verlagswesen mit seiner Komplexität, das sie für den Leser gut aufbereitet und in ihre Handlung integriert hat. Ebenfalls erwähnenswert ist der gut recherchierte historische Hintergrund und das Leben der unterschiedlichen Gesellschaftsschichten sowie die damalige Rolle der Frau, die wunderbar in der Geschichte miteinander verwoben wurden.
Die Charaktere sind mit menschlichen Ecken und Kanten liebevoll und realistisch in Szene gesetzt. Der Leser folgt ihnen gern und schließt vor allem die drei Frauen schnell ins Herz. Rosalie ist eine gebildete, selbstbewusste, unabhängige und starke Frau, die sich so schnell nicht unterbuttern lässt. Sie weiß sich durchzusetzen, stößt aber immer wieder an die von Männern gesetzten Grenzen, die sie aber zu durchbrechen versucht. Vicki Baum ist ebenfalls eine Frau, die immer wieder in die Männerdomäne vordringt und sich nichts verbieten lässt. Sie weiß zu argumentieren, ist intelligent sowie literarisch recht gewandt. Lilli Blume ist von eher zurückhaltender Natur, was vielleicht auch mit ihrem gesellschaftlichen Status zu tun hat. Sie stammt nicht wie Vicki und Rosalie aus der gehobenen Gesellschaftsschicht, besticht aber durch ihre Liebenswürdigkeit und Verbundenheit. Sie ist vertrauenswürdig und verlässlich, was sie schnell zur Vertrauten von Rosalie und Vicki werden lässt.
„Die Ullstein-Frauen und das Haus der Bücher“ ist ein fesselnder und spannender historischer Roman über die Welt des Verlagswesens, vor allem aber über drei selbstbewusste Protagonistinnen, die der dominierenden Männerwelt die Stirn bieten. Wunderbar erzählt, was eine absolute Leseempfehlung verdient!

Veröffentlicht am 20.11.2021

„Ohne Familie zittert der Mensch, allein auf der Welt, vor Kälte.“ (Andre Maurois)

Das Flüstern des roten Ahorns
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Sechs lange Jahre hat Musikstudentin Hannah ihre Heimat Quesnel im kanadischen British Columbia nicht mehr betreten, seitdem ihr Vater und ihre Großmutter Dora sie und ihre Mutter aus dem Haus gejagt haben. ...

Sechs lange Jahre hat Musikstudentin Hannah ihre Heimat Quesnel im kanadischen British Columbia nicht mehr betreten, seitdem ihr Vater und ihre Großmutter Dora sie und ihre Mutter aus dem Haus gejagt haben. Als sie in ihren Semesterferien per Telefonat von Doras Unfall erfährt, entschließt sich Hannah, endlich nach Hause zurückzukehren, um nicht nur ihre Großmutter in deren Pension zu unterstützen, sondern auch endlich reinen Tisch zu machen und die mysteriösen Umstände zu erfahren, unter denen die Ehe ihrer Eltern damals zerbrach und sie mit ihrer Mutter in einer Nacht-und-Nebel-Aktion das Haus verlassen musste. Dora ist nicht gerade erfreut, als Hannah bei ihr auf der Matte steht, doch kann sie wegen ihrem gebrochenen Arm nicht auf deren Hilfe verzichten. Obwohl Dora von ihren Nachbarn Nathan und Sally unterstützt wird, kann sie jede helfende Hand gebrauchen und Hannah lässt sich auch nicht abweisen. Während Hannah sich in der Pension nützlich macht, lernt sie den Engländer Nick mit seiner kleinen Tochter Maggie kennen, die als Gäste dort loggieren. Schon bald kommen sich Nick und Hannah näher, doch Nick hat ebenso ein Geheimnis, das es aufzudecken gilt, wie die alte Familiengeschichte, die Hannah erst sehr spät von der störrischen Dora offenbart wird...
Kate Dakota hat mit „Das Flüstern des roten Ahorns“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der vor der malerischen Kulisse British Columbias nicht nur ein Familiengeheimnis in sich birgt, sondern auch mit einer romantischen Liebesgeschichte punkten kann. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser schnell an Hannahs Seite gleiten, wo er ihr bei ihren Unternehmungen über die Schulter schaut und gemeinsam mit ihr so manches Geheimnis lüftet. Während die Autorin bildhaft die Landschaft in Szene setzt, erfährt der Leser nach und nach von der tiefen Liebe, die zwischen Hannahs Eltern herrschte und dann plötzlich ohne Vorwarnung zerbrach. Kleine Liebesbotschaften, die ihre Eltern überall in der Pension versteckt haben, füllen einen ganzen Karton, den Hannah von Dora erhält und einmal mehr deutlich machen, dass eine andere Frau nicht der Grund dafür sein kann, dass Hannahs Vater sich von ihrer Mutter trennte. Je mehr Hannah bei ihrer Großmutter nachbohrt, umso mehr verschließt sich Dora, doch irgendwann bröckelt deren Fassade und die Wahrheit gelangt endlich an die Oberfläche, was Hannah erst einmal einen Schlag versetzt. Der Engländer Nick und Maggie sind für sie in dieser Zeit die einzigen Lichtblicke, wenn Hannah auch dort mit einigen Dämonen aus Nicks Vergangenheit zu kämpfen hat. Sehr empathisch bringt die Autorin ernste Themen in ihrer Geschichte unter, die alle Beteiligten viel Kraft und Geduld kosten, doch die auch den Kampf aufnehmen, um die Dinge endlich hinter sich zu lassen.
Die Charaktere sind lebendig gestaltet und mit glaubwürdigen menschlichen Eigenheiten versehen. Sie wachsen dem Leser schnell ans Herz, der sich bald als Teil ihrer Gemeinschaft fühlt und mitfiebert. Hannah ist eine hilfsbereite, freundlich Frau, die ein außergewöhnliches musisches Talent besitzt. Zudem ist sie schlagfertig und hat Humor, wenn auch das Schicksal sie gebeutelt hat und ihr einige Überraschungen ins Haus stehen, die sie erst einmal verdauen muss. Dora ist eine unterkühlt wirkende ältere Dame, die nur nach außen kratzbürstig wirkt, das Herz aber am rechten Fleck hat. Nick ist ein einfühlsamer und sympathischer Kerl, der seine kleine Tochter auf Händen trägt und alles für sie tun würde. Aber auch Sally und Nathan Tallot sowie deren Sohn spielen eine wichtige Rolle in dieser Geschichte.
„Das Flüstern des roten Ahorns“ verschafft dem Leser mit einer gefühlvollen Geschichte eine unterhaltsame Auszeit, denn der Mix aus Familiengeheimnis und Liebesgeschichte birgt einiges an Tragödie, Missverständnissen und Spannung vor dem Hintergrund einer wunderschönen Landschaftskulisse. Verdiente Leseempfehlung für eine schöne Lektüre!

Veröffentlicht am 07.11.2021

"Wünsche sind nie klug. Das ist sogar das beste an ihnen." (Charles Dickens)

Das Kaffeehaus - Geheime Wünsche
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1891 Wien. Nach dem Tod ihres Onkels Stefan Danzer hat dieser der 21-jährigen Sophie von Werdenfels sein Kaffeehaus vermacht, so dass sie nun alle Fäden in der Hand hält, um das Traditionshaus weiterzuführen. ...

1891 Wien. Nach dem Tod ihres Onkels Stefan Danzer hat dieser der 21-jährigen Sophie von Werdenfels sein Kaffeehaus vermacht, so dass sie nun alle Fäden in der Hand hält, um das Traditionshaus weiterzuführen. Allerdings muss sich Sophie schon bald mit dem langjährigen Geschäftsführer Toni Schleiderer herumschlagen, der sich schon selbst als Erben des Kaffeehauses gesehen hat und ihr nun bei Entscheidungen ständig Scherereien bereitet. Aber Sofie lässt sich nicht beirren und führt das Haus nach ihren Vorstellungen, wozu auch individuelle, aufsehenerregende Schaufensterdekorationen gehören, für die Gustav Klimt Pate steht. Fortan gibt sich die Wiener Künstlerszene dort die Klinke in die Hand. Obwohl das Kaffeehaus all ihre Aufmerksamkeit benötigt, muss sie auch noch für ihre Mutter als auch Schwester Milli da sein, die nach der Trennung von ihrem Stiefvater bei ihr einziehen. Richard von Löwenstein, Sophies große Liebe, steht ihr treu zur Seite, doch auch er hat mit einer unglücklichen, arrangierten Ehe zu kämpfen. Werden Sophie und Richard irgendwann endlich ihre Liebe öffentlich leben können?
Marie Lacrosse hat mit „Geheime Wünsche“ den dritten und finalen Band ihrer „Kaffeehaus“-Trilogie vorgelegt, der den Vorgängern an Dramatik, Spannung und exzellent recherchiertem historischen Hintergrund in nichts nachsteht und den Leser von Seite 1 an begeistern kann. Mit flüssigem, farbenfrohem und gefühlvollem Erzählstil lässt die Autorin den Leser erneut ins Wien des 19. Jahrhunderts eintauchen, wo er sich in einer gemütlichen Ecke im Kaffeehaus Prinzess niederlässt, um das weitere Schicksal von Sophie, ihrer Familie, Richard von Löwenstein und dem Unternehmen mitzuverfolgen. Gekonnt verwebt die Autorin geschichtliche Details und damalige gesellschaftliche Gepflogenheiten mit ihrer Geschichte, lässt gleichzeitig die Crème de la Crème der Wiener Künstlergemeinschaft vor den Augen des Lesers vorbeiziehen und katapultiert den Leser mit bildhaften Beschreibungen in die wohlige und gemütliche Atmosphäre des Kaffeehauses, wo es nach dem schwarzen Muntermacher ebenso verführerisch durftet wie nach köstlichem Gebäck. Dabei lässt Lacrosse auch die Rolle der Frau zur damaligen Zeit nicht außer Acht, denn diesen war es eigentlich nicht bestimmt, ein Geschäft zu führen. Sophie hat einiges an Verantwortung zu tragen, denn nicht nur die Führung des Kaffeehauses obliegt ihr, sie muss sich auch um ihre Familie, insbesondere um ihre jüngere Schwester Milli kümmern, die unter Alpträumen und Hysterie leidet. In ihrem Fall soll Dr. Sigmund Freud helfen, der als Nervenarzt tätig ist und das Kaffeehaus regelmäßig frequentiert. Lacrosse hat die besondere Gabe, ihre Protagonisten mit realen Personen wunderbar interagieren zu lassen, so dass man als Leser das Gefühl hat, hautnah dabei zu sein und alles vor dem inneren Auge mitzuverfolgen.
Die Charaktere sind lebendig ausgestaltet und haben erneut eine glaubwürdige Entwicklung durchlaufen, die sie dem Leser noch mehr ans Herz wachsen lassen, der sie neugierig bei ihren Unternehmungen verfolgt. Sophie ist eine liebevolle und warmherzige Frau, die niemandem ihre Hilfe und Unterstützung verweigert. Sie ist durchsetzungsstark und energisch genug, sich gegen andere zur Wehr zu setzen und ihre Träume zu verwirklichen. Richard konzentriert sich zwar auf seine militärische Karriere, doch sucht er verzweifelt nach einem Ausweg aus seiner unglücklichen Ehe. Toni Schleiderer ist ein konservativ denkender Mann, der sich an Neuerungen erst gewöhnen muss. Seine etwas arrogante Art Sophie gegenüber zeugt von Unsicherheit und Eigennutz. Aber auch Henriette, Milli, Amalie von Thurnau sowie die Riege aus bekannten Künstlern, Literaten, Medizinern und Kämpferinnen für das Frauenrecht besetzen wichtige Rollen in dieser Geschichte und machen diesen Pageturner dadurch umso farbenprächtiger und unterhaltsamer.
Mit „Geheime Wünsche“ heißt es leider Abschied nehmen von einer fesselnden, spannenden Geschichte, die auf wunderbare Weise Historie, Liebe und Familiengeschichte in sich vereint. Absolute Leseempfehlung für ein einzigartiges Highlight! Chapeau!!!

Veröffentlicht am 31.10.2021

"Tust du nichts für deinen Nächsten, sind alle deine Gebete umsonst." (Chinesisches Sprichwort)

Wenn die Schatten einmal weichen
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1939 Niederlande. Gemeinsam mit Ehemann Pieter und ihren drei Kindern lebt und arbeitet Lena de Vries auf einem Bauernhof. Ihrer ältesten Tochter Ans dagegen ist das alles zu eng, sie ergreift die erste ...

1939 Niederlande. Gemeinsam mit Ehemann Pieter und ihren drei Kindern lebt und arbeitet Lena de Vries auf einem Bauernhof. Ihrer ältesten Tochter Ans dagegen ist das alles zu eng, sie ergreift die erste Chance, die sich ihr bietet, um in die Großstadt Leiden zu ziehen, um dort als Gesellschafterin für die depressive Professorengattin Eloise Huizenga zu arbeiten. In dem Haushalt trifft Ans auf die junge jüdische Geigenspielerin Miriam, die zusammen mit ihrem Vater vor den Nazis von Köln in die Niederlande geflohen ist und bei den Huizengas untergekommen sind. Doch dann überrollen die Nazis das Land und übernehmen das Regiment. Während Lena sich zur Aufgabe macht, sich gegen die Nazis zu stellen und die Juden zu unterstützen, schließt sich Ans einer im Untergrund agierenden Widerstandsgruppe an und setzt sich immer wieder großen Gefahren aus. Und Miriam, die inzwischen mit Avi verheiratet und Mutter ist, muss sich vom Liebsten trennen, dass sie besitzt…
Lynn Austin hat mit „Wenn die Schatten einmal weichen“ einen sehr berührenden und tiefgründigen historischen Roman vorgelegt, der den Leser nicht nur in die grausame Zeit des Zweiten Weltkrieges zurückreisen, sondern darüber hinaus das Schicksal von drei eindrucksvollen Frauen kennenlernen lässt, die mit ihrem Mut, ihrer Tatkraft und ihrem Glauben zu beeindrucken wissen. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil schickt den Leser sofort auf Zeitreise ins damalige Holland, um über wechselnde Perspektiven mal auf Lena und ihre Familie in der ländlichen Idylle zu treffen, mal auf Ans und deren Leben in der Stadt Leiden sowie auf Miriam, die gerade aus Deutschland geflohen und in Leiden Unterschlupf gefunden hat. Der Einmarsch der Nazis in den Niederlanden verändert das Leben aller drei Frauen auf unterschiedliche Weise, jedoch beweist jede von ihnen Mut zu drastischen Entscheidungen, wobei sie die Gefahr immer wieder auszublenden versuchen. Während sich die Schlinge der Nazis immer mehr um sie zuzieht, gehen sie Wege, die den Leser nicht nur durch eine Achterbahn der Gefühle jagen, sondern ihnen auch den tiefsten Respekt zollt für ihren Widerstand gegen das grauenvolle Regime. Wohlwissend, dass sie ebenfalls von den Nazis hart bestraft werden, setzen sich sowohl Ans als auch Lena für die Verfolgten und Gejagten ein, zeigen dabei ein großes Maß an Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe. Sie handeln in Gottvertrauen und versuchen dieses auch anderen zu vermitteln, die die Hoffnung schon aufgegeben haben. Hier wurde der christliche Aspekt von der Autorin wunderbar mit ihrer fesselnden Handlung verwoben.
Die Charaktere sind liebevoll und lebendig angelegt und entwickeln sich während der Geschichte vor den Augen des Lesers weiter, der gar nicht anders kann, als sich wie ein Schatten an ihre Fersen zu heften. Lena ist eine liebevolle und warmherzige Frau, die an den immer wiederkehrenden Schicksalsschlägen zu zerbrechen droht, wenn ihr Mann Pieter sie nicht auffangen würde. Gleichzeitig besitzt sie den Mut einer Löwin, den sie auch ihrer Tochter Ans vermacht hat. Ans ist unerschrocken, dickköpfig und weltoffen, aber auch mit einem großen Gerechtigkeitssinn ausgestattet. Sie stellt sich unerschrocken den Gefahren, um anderen zu helfen. Miriam ist eine feinsinnige Künstlerseele, die mit dem Geigenspiel ihr eigenes Leben rettet, jedoch vorher das Wichtigste in ihrem Leben gehen lässt. Eloise ist eine weise ältere Dame, die mit ihren Worten manches ins rechte Bild rückt. Aber auch Pieter, Abba, Avi, Wim und Maaike haben wichtige Auftritte in dieser packenden Geschichte.
„Wenn die Schatten einmal weichen“ ist ein historischer Roman, der aufs Tiefste berührt ob der einzelnen Schicksale und den Gräueltaten, die die Menschen zur damaligen Zeit unter dem Naziregime durchleben mussten. Eine Reise durch das gesamte Gefühlsbarometer, die eine absolute Leseempfehlung mehr als verdient! Unbedingt lesen!!!

Veröffentlicht am 30.10.2021

"Es ist ehrenwert, sich der Schönheit zu widmen." (Estée Lauder)

Ein Traum von Schönheit
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1928 New York. Die junge Esther Mentzer unterstützt ihren Onkel John in der Apotheke bei der Herstellung von Salben und Medikamenten, obwohl sie insgeheim auf eine Karriere am Broadway hofft. Doch das ...

1928 New York. Die junge Esther Mentzer unterstützt ihren Onkel John in der Apotheke bei der Herstellung von Salben und Medikamenten, obwohl sie insgeheim auf eine Karriere am Broadway hofft. Doch das Zusammenmischen von pflegenden und heilenden Cremes weckt ebenfalls ihr Interesse und stachelt sie schon bald an, eigene Kreationen zu entwickeln. Vor allem ihre „All Purpose Creme“, die sie in kleinen Marmeladengläsern an Hotels, kleine Friseur- und Schönheitssalons sowie im Nachbar- und Bekanntenkreis in Eigenregie verkauft, wird schon bald zum Geheimtipp. Doch bis sie weltweit Erfolge als Kosmetikgröße Estée Lauder verbuchen kann, ist es noch ein langer und steiniger Weg…
Laura Baldini, hinter dessen Pseudonym sich Beate Maly verbirgt, hat mit „Der Traum von Schönheit“ einen unterhaltsamen, historischen Roman vorgelegt, der reale Begebenheiten und Fiktion wunderbar miteinander vermischt und Estée Lauder wieder lebendig werden lässt, die Schöpferin des weltbekannten Kosmetikkonzerns. Der fesselnde, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil katapultiert den Leser ins vergangene Jahrhundert, wo er auf die Tochter jüdisch-ungarischer Auswanderer trifft und sich an ihre Fersen heftet. Schon die Anfänge in der Apotheke ihres Onkels lassen eine hartnäckige und fleißige Arbeiterin in Esther vermuten, denn sie gibt nicht auf, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden ist, damit sie es ihren potentiellen Kunden anbieten kann. Ihr Innovationsgeist sowie das Verfolgen ihres Traums werden von Maly eindringlich und nachvollziehbar geschildert. Dass nicht immer alles sofort gut läuft, sondern nur harte Arbeit den Weg zu ihrem Erfolg pflastert, indem sie erst selbst Werbung für ihre Kosmetik betreibt, Proben verteilt und vor allem bezahlbare Produkte für alle Frauen auf den Markt bringt, ist glaubwürdig ins Bild gesetzt. Heutzutage ist Estée Lauder ein Konzern, der unter sich die teuersten Kosmetikfirmen vereint, was die meisten gar nicht wissen. Solch ein Unternehmen gelingt natürlich nur mit einem starken Partner an der Seite, den Esther in ihrem Ehemann Joseph Lauter gefunden hat. Während sie sich ganz dem Geschäft widmet, kümmert er sich um den gemeinsamen Sohn Leonard und den Rest. Allerdings zerbricht die Ehe 1939 (doch schon 1942 heiraten die beiden erneut), was zur damaligen Zeit ein Novum war und von vielen belächelt wurde. Baldini beschreibt den Zwiespalt ihrer Protagonistin sehr gekonnt und lebensnah, vor allem in Bezug auf die damalige Zeit. Neben einer sagenhaften beruflichen Erfolgsstory bildet sie auch das erst zerbrechliche, aber dann umso fester zementierte Glück der Kosmetikikone ab.
Die Charaktere sind detailliert ausgeformt und sehr lebendig in Szene gesetzt. Mit ihren realistischen menschlichen Ecken und Kanten fangen sie den Leser schnell ein, der ihnen ab der ersten Seite nicht von der Seite weicht. Esther „Esty“ ist eine Frau mit einer Vision, die sie mit viel Fleiß, Hartnäckigkeit und Einfallsreichtum verfolgt, um an die Spitze zu gelangen. Unermüdlich und mit viel Gespür und Innovationsgeist gelingt es ihr, langsam, aber stetig ihre Ziele wahr werden zu lassen. Allerdings ist sie auch eine Frau, die sich zwischen Beruf und Karriere aufreibt und dabei ihr Glück erst einmal verliert. Joseph ist ein liebevoller und fürsorglicher Ehemann, der kein Problem damit hat, seiner Frau den Karrierevortritt zu lassen.
Mit „Der Traum von Schönheit“ ist der Autorin ein großartiges Portrait der Kosmetiklegende gelungen, das aus einem wunderbaren Mix aus Realität und Fiktion besteht. Der interessiert Leser erfährt nicht nur etwas über die Gründung eines der weltweit größten Schönheitsimperien, sondern lernt auch eine außergewöhnliche Frau kennen, die ihrer Zeit weit voraus war. Absolute Leseempfehlung!!!