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Veröffentlicht am 08.08.2021

"Die Kirschen in Nachbars Garten, die waren so süß und so rot" (Peter Alexander)

Die Zeit der Kirschen
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Seit einem Jahr sind Köchin Aurélie und Bestsellerautor André ein Paar, der Valentinstag soll nun die Krönung sein, denn André plant, seiner Herzdame endlich einen Heiratsantrag zu machen. Doch dann kommt ...

Seit einem Jahr sind Köchin Aurélie und Bestsellerautor André ein Paar, der Valentinstag soll nun die Krönung sein, denn André plant, seiner Herzdame endlich einen Heiratsantrag zu machen. Doch dann kommt alles völlig anders, als geplant. Aurélies Restaurant „Le Temps des Cerises“ ist nicht nur extem gut besucht, sondern bekommt ausgerechnet an dem Tag einen Michelin-Stern verliehen, was sich kurze Zeit später als Verwechslung herausstellt und den eigentlichen Gewinner Jean-Marie Marronnier auf den Plan ruft, der Aurélie anruft und diskreditiert. Bei einem gemeinsamen Fototermin mit Marronnier muss Aurélie sich eingestehen, dass der Mann gar nicht so übel ist. André kann seine Eifersucht kaum zügeln und sieht seine Felle davon schwimmen…
Jeder, der sich damals in die Geschichte von André und Aurélie verliebte, hat sich bestimmt oftmals die Frage gestellt, wie es mit den beiden wohl weiterging. Nun hat Nicolas Barreau mit „Zeit der Kirschen“ die Geschichte seines romantischen Bestsellers „Das Lächeln der Frauen“ fortgeschrieben und als Leser darf man erneut in die Stadt der Liebe reisen, um den weiteren Verlauf der Liebesgeschichte hautnah mitzuverfolgen. Flüssig, farbenfroh, charmant und mit viel französischem Flair bestellt der Autor seine Leserschar in Paris ein, um dort in Aurélies Restaurant den besten Platz zu ergattern und von dort die Geschicke der Protagonisten zu verfolgen. Durch wechselnde Perspektiven steckt man mal im Kopf von André, mal in dem von Aurélie, verfolgt ihre Gedankengänge und erlebt so auch die Missverständnisse, die bei den beiden immer wieder zu Irritationen führen. Aus dem Off wird mit einigem Witz kommentiert, was die Handlung noch lebendiger und nahbarer macht. Gekonnt verwebt Barreau Romantik mit Problematik, facht dabei das Gefühlsbarometer des Lesers an, der sich mal auf die eine, mal auf die andere Seite schlägt und dem Ausgang regelrecht entgegenfiebert, während er sich vom Pariser Flair vereinnahmen lässt und allerlei Köstlichkeiten Nase und Gaumen in Entzücken versetzen. Die Fortsetzung ist zwar gelungen, doch es fehlt ihr an dem Überraschungseffekt und dem Bittersüßen, das der erste Band durch und durch verkörperte. Diese Geschichte ist zwar romantisch, kurzweilig und unterhaltsam, doch kann sie nicht ganz an „Das Lächeln der Frauen“ heranreichen.
Die Charaktere sind lebendig und authentisch in Szene gesetzt, ihre glaubwürdigen Ecken und Kanten nehmen den Leser sofort für sich ein, der sie auf Schritt und Tritt beobachtet. André ist beruflich erfolgreich, aber ohne richtiges Durchsetzungsvermögen und bei all seiner Schüchternheit ein Genießer. Aber er ist auch seiner bei Aurélie nicht sicher, was ihm so allerlei Kopfschmerzen bereitet und ihn oftmals wie einen Chaoten dastehen lässt. Zu lange hat er ihre Beziehung als selbstverständlich hingenommen und es im Alltag schleifen lassen. Aurélie ist eine wunderbare, liebenswerte Frau, die ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat. Sie hat ein großes Herz, das sie gern mit allen teilt. Jean-Marie versteckt hinter seiner arroganten Manier ein ganz annehmbares Wesen, doch sollte man immer genauer hinschauen.
Keine Frage: „Zeit der Kirschen“ ist romantisch, konfliktbeladen und durchaus lesenswert, beschert es dem Leser nicht nur eine wunderbare unterhaltsame Geschichte, bei der die Zeit dahinfliegt und man sich gedanklich ins zauberhafte Paris träumt. Doch diesem Roman fehlt das Bittersüße und die Magie von „Das Lächeln der Frauen“, deshalb nur eine verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.08.2021

"Schicksal ist nie eine Frage der Chance, sondern eine Frage der Wahl." (Isaac Newton)

Drei Frauen und ein Sommer
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Schon wieder hat die knapp 40-jährige Architektin Kiki kein glückliches Händchen, was Männer betrifft, denn für den Letzten war sie eine Affäre, bevor es zum Traualtar geht. Um ihr Mütchen zu kühlen, lässt ...

Schon wieder hat die knapp 40-jährige Architektin Kiki kein glückliches Händchen, was Männer betrifft, denn für den Letzten war sie eine Affäre, bevor es zum Traualtar geht. Um ihr Mütchen zu kühlen, lässt sie sich von ihrer herrischen Mutter Helga zu einer Reise in die Schwäbische Alb überreden, um dort ihrer 91-jährigen Tante Elsie einen Besuch in der Rehaklinik abzustatten. Doch schon die Fahrt wird zum Albtraum aufgrund der Fahrkünste von Helga, die den Wagen mitten in der Pampa zum Streiken bringen. Auf der Suche nach Hilfe stranden die beiden Frauen in dem kleinen Dörfchen Ehrenweiler, wo Schreiner Jakob bald Kikis Herz höher schlagen lässt. Überhaupt strahlt der Ort was Magisches aus und Kiki das Gefühl gibt, schon einmal dort gewesen zu sein. Aber erst nach und nach offenbart sich Kiki, was es mit Tante Elsies Verbindung zu Ehrenweiler auf sich hat…
Lucinde Hutzenlaub hat mit „Drei Frauen und ein Sommer“ einen witzig-unterhaltsamen Roman mit tiefgründiger Note vorgelegt, in den sich der Leser erst einleben muss, um dann gern zu verweilen und sich als Teil der illustren Protagonistenrunde zu betrachten. Der locker-flockige, bildreiche und warmherzige Erzählstil lädt dazu ein, sich Kiki, Helga und Elsie anzuschließen auf eine Reise, die sowohl in die Vergangenheit als auch in die Gegenwart und am Ende in die Zukunft führt. Schon der Prolog, der von der Trennung von Elsie und Kurt im Zweiten Weltkrieg 1944 erzählt, die sich inniglich lieben, macht neugierig auf die Handlung, die nun folgt. Während Elsie sich in der Gegenwart von einem Bruch in einer Klinik erholt und das dortige Personal auf Trab bringt mit ihren Eigenheiten, ist das gegensätzliche Mutter-Tochter-Paar auf dem Weg zu ihr und landen ungewollt in dem Örtchen Ehrenweiler, das so viel mit Elsies Vergangenheit zu tun hat, was die beiden allerdings noch nicht ahnen. Die illustre Dorfbewohnerschar mit ihrer lebhaften Warmherzigkeit lässt Helga auftauen und in ihrem Element sein, derweil Kiki ihr Leben reflektiert und sich Hals über Kopf genau dem Mannsbild gegenüber sieht, der eigentlich der Richtige wäre, wäre er nicht der Falsche. Verrückte Welt, doch nach und nach lässt die Autorin den Leser Einzelheiten entdecken, bringt Elsies Vergangenheit mit ins Spiel und lüftet so alte Geschichten und Geheimnisse, die für alle nicht nur eine Überraschung, sondern vor allem auch für deren eigenes Seelenwohl von Bedeutung sind. Schlagfertige Dialoge mit Witz, Gefühlschaos und vor allem die zwischenmenschlichen Beziehungen sind in diesem Roman so gut gelungen, so dass der Leser neben einem schönen Kopfkino auch das Gefühlschaos der einzelnen Protagonisten hautnah miterlebt.
Die lebendig gestalteten Charaktere überzeugen durch glaubhafte menschliche Eigenheiten, die dem Leser das Gefühl geben, sie schon lange zu kennen und so mit ihnen eine Einheit zu bilden, die mitfiebern sehr einfach macht. Elsie ist eine spannende Frau, die schon als junges Mädchen so einiges erlebt hat, ein interessantes Leben führte und nun im Alter erkennen lässt, dass es immer nur den einen gegeben hat, dem ihr Herz gehört. Kiki wirkt für ihr Alter zu Beginn eher nervtötend naiv und ohne Antrieb. Sie ist unzufrieden mit ihrem Leben, benötigt aber noch den nötigen Schubs in die richtige Richtung, um endlich etwas zu ändern. Helga lernt man mit Haaren auf den Zähnen kennen, nur um dann festzustellen, dass die Frau nur resolut und lebenserfahren ist, sich nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen lässt und ein Herz besitzt, das weicher ist, als ihr niederstarrender Blick vermuten lässt. Jakob und Tochter Mia sind ein eingespieltes Team, zu dem auch „Little Richard“ gehört. Roswitha ist der Knaller, die ihren Theo voll im Griff hat. Überhaupt sind die Dorfbewohner das Tüpfelchen auf dem i.
„Drei Frauen und ein Sommer“ ist spritzig und voller Witz, warmherzig, lebendig und gefühlvoll, mitten aus dem Leben und doch irgendwie magisch. Und wer wünscht sich nicht ein wenig Magie gerade in diesem Sommer? Verdiente Empfehlung!

Veröffentlicht am 07.08.2021

Sarahs Balanceakt zwischen zwei Welten

Das Auktionshaus (Die Auktionshausserie 1)
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1910 London. Für die aus ärmlichen Verhältnissen des Londoner Armenviertels Soho stammende Sarah Rosewell hofft, eines Tages ihrem gewalttätigen Elternhaus zu entfliehen. Ihre verändert sich die Welt von ...

1910 London. Für die aus ärmlichen Verhältnissen des Londoner Armenviertels Soho stammende Sarah Rosewell hofft, eines Tages ihrem gewalttätigen Elternhaus zu entfliehen. Ihre verändert sich die Welt von einem Tag auf den anderen, als sie eine Brosche nebst Handtasche findet und dadurch die Bekanntschaft von Lady Sudbury macht. Sarah wird von ihr als Gesellschafterin angestellt und bildet sie darin aus, ein besonderes Auge für Kunst und Antiquitäten zu bekommen, aber auch Sprachen gehören zu ihrem Lernprogramm. Sarah darf Lady Sudbury nicht nur auf Auktionen begleiten, sondern erhält durch sie auch Zutritt zu den Landsitzen der High Society. Immer mehr perfektioniert sie ihr Wissen und darf bald für das angesehene Auktionshaus Varnham’s arbeiten, für deren Kunden sie die ausgefallensten und wertvollsten Stücke findet. Schnell steigt sie Karriereleiter bei Varnham’s empor, was ihr Neider einbringt, die es gar nicht erwarten können, dass sie strauchelt. Als Sarah in dem Fotografen Philip ihre große Liebe findet, ist es ihre Herkunft, die eine Ehe mit ihm unmöglich macht. Ein Brief bringt Sarahs Leben zusätzlich in die Bredouille, denn schon lange hütet sie ein Geheimnis, das nun an die Oberfläche zu geraten droht. Und dann beginnt der erste Weltkrieg…
Amelia Martin (alias Constanze Wilken) hat mit „Das Auktionshaus-Der Glanz Londons“ den fesselnden Auftaktband ihrer historischen Auktionshaus-Saga vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an zu fesseln weiß, zumal die Autorin einiges an eigener Erfahrung und Fachwissen in ihre Geschichte einfließen lässt. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser ins vergangene Jahrhundert reisen, wo er sich kurz vor dem Ersten Weltkrieg an der Seite von Sarah wiederfindet und ihr fortan wie ein Schatten bis in die Nachkriegszeit folgt. Mit viel Empathie und Einfühlungsvermögen zeichnet die Autorin die gesellschaftlichen Gesellschaftsformen im damaligen England nach, wo Standesdünkel an der Tagesordnung war und Frauen mit Fachwissen und Expertise in gehobenen Arbeitspositionen fast undenkbar. Durch die Bekanntschaft mit Lady Sudbury und harte Arbeit öffnen sich für Sarah Türen, die ansonsten fest verschlossen geblieben wären. Sarahs Zerrissenheit wird sehr gut von der Autorin transportiert, denn der Balanceakt zwischen zwei Welten, ihrer alten im Armenviertel von Soho, wo ihre Familie noch lebt, und ihrer neuen im Auktionshaus sind nicht miteinander zu vereinbaren. Es wäre ein gefundenes Fressen für all jene, die ihr ihre Position neiden und nur einen Grund suchen, sie fallen zu sehen. Bittersüß und spannend auch die eingeflochtene Liebesgeschichte, die durch die gesellschaftlichen Unterschiede nicht erfüllbar erscheint.
Die Charaktere sind sehr lebensnah gezeichnet und mit menschlichen Eigenschaften versehen, die sie dem Leser glaubhaft und nahbar machen. Gern heftet er sich an ihre Fersen und fiebert mit, wie sich die Geschichte wohl für alle Beteiligten entwickeln wird. Sarah ist eine sympathische junge Frau, die einem sofort ans Herz wächst. Mit Fleiß, Ehrlichkeit, Leidenschaft und harter Arbeit erkämpft sie sich einen einflussreichen Platz in der Geschäftswelt. Ihre Wendigkeit, schnelle Auffassungsgabe sowie ihr gutes Auge bescheren ihr Selbstsicherheit, aber auch Anerkennung. Lady Sudbury ist eine warmherzige Frau, die den Diamanten unter den Kohlesteinen gefunden hat und diesen nun mit viel Hingabe schleift, bis er formvollendet ist. Philip ist ein freundlicher Mann, der aus einer guten Familie stammt und seine Haut nicht so einfach abstreifen kann.
„Das Auktionshaus-Der Glanz Londons“ ist eine wunderbare zusammengestellte Mischung aus historischem Roman, Liebesgeschichte und Stippvisite in die Welt der Auktionen, Kunstgegenstände und –liebhaber. Fesselnd, spannend und gefühlvoll erzählt, ist das Buch ein wahrer Pageturner, der das Kopfkino anspringen lässt. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 07.08.2021

„Wer anderen die Freiheit verweigert, verdient sie nicht für sich selbst.“ (Abraham Lincoln)

Die Heimkehr der Störche (Die Gutsherrin-Saga 2)
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1952. Der Stübeckhof in der Lüneburger Heide ist der Zufluchtsort von Dora Twardy und ihrer Familie nach der Vertreibung vom heimatlichen Gut in Ostpreußen, der sich schon bald wie ein Gefängnis anfühlt ...

1952. Der Stübeckhof in der Lüneburger Heide ist der Zufluchtsort von Dora Twardy und ihrer Familie nach der Vertreibung vom heimatlichen Gut in Ostpreußen, der sich schon bald wie ein Gefängnis anfühlt aufgrund der zänkischen Bäuerin sowie der Ausgrenzung durch die Dorfbewohner. Trotzdem hält Dora sieben Jahre durch, bis sie sich endlich mit Curt von Thoraus Tochter Clara nach Ostberlin flüchtet, um dort einen Studienplatz für Tiermedizin an der Humboldt-Universität anzunehmen. Sie kommen bei Verwandten ihres jüngeren Bruders unter. Bei ihrer Suche nach Curt findet sie diesen in einem Stasi-Gefängnis und setzt Himmel und Hölle in Bewegung, damit er entlassen wird. Doras Teilnahme an dem Aufstand am 17. Juni 1953 wird ihre zum Verhängnis, der sie erneut zur Flucht zwingt, diesmal vom Osten in den Westen, wo sie nicht nur vor dem Nichts steht und sich mit Clara ein neues Zuhause aufbauen muss, sondern auch von Curt getrennt ist, den sie unbedingt bei sich haben möchte…
Theresia Graw hat mit „Die Heimkehr der Störche“ den zweiten Teil ihrer historischen Familiensaga vorgelegt, der an Spannung und Dramatik dem ersten Band in nichts nachsteht und sich an ihre eigene Familiengeschichte anlehnt. Der flüssige, bildhafte und fesselnde Erzählstil lässt den Leser sofort eine Reise in die Vergangenheit antreten, um dort an Dora Twarys Seite sinken und die 50er Jahre gemeinsam mit ihr zu verbringen. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin wunderbar mit ihrer Handlung verwoben, so dass der Leser das Gefühl hat, alles hautnah mitzuerleben. In der Lüneburger Heide ist das Leben für die Twardy-Familie nicht gerade leicht, denn als Flüchtlinge werden sie wie viele andere zu jener Zeit nicht nur misstrauisch beäugt, sondern sehen sich auch Ausgrenzungen und Beschimpfungen ausgesetzt. Die Reise mit Dora und Clara nach Ostberlin ist abenteuerlich, weil ungewiss. Dort ist nicht nur die Versorgungslage der Bevölkerung schlecht, auch die Denunziationen und Bespitzelungen durch das DDR-Regime spitzen sich immer mehr zu, so dass man nicht weiß, wem man noch trauen kann. Überhaupt sind die Unterschiede zwischen Ost und West sehr gut und nachvollziehbar eingearbeitet, auch der Gedanken- und Gefühlswelt Doras offenbart sich dem Leser, der sich oftmals selbst hinterfragt, wie er wohl reagieren würde. Die freiheitlichen Einschränkungen bringen Dora an ihre Grenzen, auch sie wird schnell ein Opfer davon und muss erneut alles zurücklassen, um im Westen Zuflucht zu finden. Die farbenfrohen Beschreibungen bescheren dem Leser während der Lektüre ein wunderbares und gleichzeitig spannendes Kopfkino, in dem er zeitgleich eine wahre Achterbahn der Gefühle durchläuft.
Die Charaktere wurden lebendig und realistisch in Szene gesetzt, ihre Weiterentwicklung ist authentisch und glaubwürdig. Der Leser kann sich kaum aus ihrem Schatten lösen und fiebert mit, ob sie ihre Ziele erreichen können. Dora hat sich von ihrer Naivität gelöst, wirkt reifer und erwachsener, sorgt sich um die, die sie liebt und stellt sich den Widerständen immer wieder entgegen. Clara hat in Dora eine fürsorgliche Ziehmutter gefunden, die sich gut um sie kümmert und nicht im Stich lässt. Curt von Thorau sitzt seit Jahren im Stasi-Gefängnis, das ihm alles abverlangt. Aber auch Doras Familie und einige Weggefährten machen die Handlung so spannend, dass der Leser das Buch nicht aus der Hand legen kann.
„Die Heimkehr der Störche“ ist eine sehr gelungene Fortsetzung, ein wunderbarer und unwiderstehlicher Mix aus Familiengeschichte, Liebe und deutscher Zeitgeschichte, der so sehr zu fesseln weiß, dass man während der Lektüre alles um sich herum vergisst. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 07.08.2021

Erneuter Besuch in Ligurien

Der Jasminblütensommer
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Seit einem Jahr lebt Giulia nun im ligurischen Levanto in der Jasminvilla ihres Großvaters. Nun steht die erste Ernte an und zum Einstand wird ein großes Fest gefeiert, bei dem nicht nur ihr neuer Familienzweig ...

Seit einem Jahr lebt Giulia nun im ligurischen Levanto in der Jasminvilla ihres Großvaters. Nun steht die erste Ernte an und zum Einstand wird ein großes Fest gefeiert, bei dem nicht nur ihr neuer Familienzweig aus Frankreich anreist, sondern ihr Marco sogar einen Heiratsantrag macht. Doch das Fest wird überschattet von schlechten Nachrichten. Marcos Schwester Laura, die von ihrer Mutter gerade erst eine Niere gespendet bekommen hat, liegt wieder im Krankenhaus, weil ihr Körper das Organ abstößt. Die Sorge um Laura bestimmt fortan den Alltag von Marco, Giulia und Lauras Tochter Aurora, zumal deren Vater auf einmal auf der Bildfläche erscheint. Aber auch Marcos Vater Alessandro sorgt für Aufregung, denn um Laura zu unterstützen, will er seinen Olivenhof an den Immobilienhändler Paolo Messi verkaufen. Es brauen sich große Wolken über der Jasminvilla zusammen…
Elena Conrad hat mit „Der Jasminblütensommer“ den zweiten Teil ihrer Jasminblüten-Saga vorgelegt, der den Leser nicht nur ins malerische italienische Ligurien entführt, sondern ihn auch über die neuesten Entwicklungen bei Giulia und Marco auf dem Laufenden hält. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Schreibstil lässt den Leser zum Jasminblütenfest in Giulias alte Villa einziehen, um dort die weiteren Ereignisse hautnah mitzuerleben. Um die gesamten Vorgänge zu verstehen und weiterfolgen zu können, empfiehlt es sich auf jeden Fall, den ersten Band vorab zu lesen. Auch in diesem Roman spiegelt die bildhafte Sprache der Autorin die wunderschöne Landschaft Liguriens wieder, die wie durch Zauberhand während der Lektüre vor dem inneren Auge des Lesers Gestalt annimmt. Die italienische Lebensfreude, der familiäre Zusammenhalt sowie einige Gaumenfreuden werden ebenso transportiert, so dass der Duft nach Jasmin, Tomaten und Kräutern die Nase erreicht und der Leser schon den Geschmack der wunderbaren Gerichte auf der Zunge spürt. Kochen und genießen ist in diesem Buch ebenso wichtig wie die Lösung privater Probleme innerhalb des Familienkreises. Die Beziehung von Giulia und Marco wird ein ums andere Mal auf die Probe gestellt und sorgt für einige kleine Dramen. Trotz allem kann der zweite Teil weder spannungsmäßig, vom Inhalt und vom Gefühl her an den ersten Band heranreichen. Der Leser hat oftmals den Eindruck, auf der Stelle zu treten und alles schon einmal gelesen zu haben. Auch die Spannung ist in diesem Roman völlig zum Erliegen gekommen, die Effekthascherei mit dem Brand war dafür zu kurz und schnell abgehandelt.
Die Charaktere sind lebendig und authentisch in Szene gesetzt, doch hat sich eine Barriere zwischen ihnen und dem Leser aufgebaut, die ihn eher auf den Platz des stillen Beobachters verweist, als aktiv am Geschehen teilzunehmen. Giulia hat alle Hände voll zu tun, ihren Verlobten und dessen Sorgen unter Kontrolle zu halten. Marco ist oftmals aufbrausend, lässt sein Gegenüber gar nicht ausreden, zieht voreilige Schlüsse und gibt sich ganz seinen Vorbehalten hin. Dabei hat er eigentlich ein gutes Herz. Paolo ist weiterhin ein undurchsichtiger Typ, der mit der Macht spielt, um seinen Willen zu bekommen. Seine Freundin Michelle ist wesentlich weitsichtiger und pragmatischer, durchschaut die Zusammenhänge sofort. Ebenfalls spielen Aurora, Alessandro, Fulvio, Trixi und Loretta eine Rolle in der Geschichte.
„Der Jasminblütensommer“ ist ein leichter, kurzweiliger Lesegenuss, der leider nicht an den Vorgängerband heranreicht. Zwar geben sich Liebe und Drama hier die Klinke in die Hand, aber es fehlt der besondere Kick, deshalb nur Mittelmaß. Eingeschränkte Leseempfehlung!