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Veröffentlicht am 28.01.2021

"Innovation beginnt im Kopf mit einer kühnen Idee und dem Mut zum Risiko." (Björn Engholm)

Die Frauen vom Jungfernstieg. Gerdas Entscheidung
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19. Jh. Hamburg. Mit dem Kauf des Labors von Paul Carl Beiersdorf ist der Neuanfang von Oscar und Gerda Troplowitz besiegelt. Die beiden verlassen ihre schlesische Heimat, um in Hamburg heimisch zu werden ...

19. Jh. Hamburg. Mit dem Kauf des Labors von Paul Carl Beiersdorf ist der Neuanfang von Oscar und Gerda Troplowitz besiegelt. Die beiden verlassen ihre schlesische Heimat, um in Hamburg heimisch zu werden und Oscar als Apotheker anhand der Entwicklung einer eigenen Produktpalette seine innovativen Ideen in die Tat umzusetzen kann. Den Namen Beierdorf hat Oscar für sein Unternehmen beibehalten und nach dem Erwerb neuer Maschinen und der Verbesserung der Arbeitsbedingungen stellen sich schon bald die ersten Erfolge sowohl im In- als auch im Ausland ein. Doch Erfolg hat auch seine Schattenseiten und lässt die Neider sich das Maul über Oscar und Gerda zerreißen, weil sie Neuzugereiste sind und zudem noch Juden. Um den Widersachern den Wind aus den Segeln zu nehmen, lädt die kunstbegeisterte Gerda die Haute Volee der Hamburger Gesellschaft zu abendlichen Soireen ein, damit der Name Beiersdorf mehr Aufwind bekommt…
Lena Johannson hat mit „Die Frauen vom Jungfernstieg – Gerdas Entscheidung“ den Grundstein für ihre historische Jungfernstieg-Trilogie gelegt und präsentiert eine Geschichte, die auf wahren Tatsachen beruht und die Entwicklung eines Unternehmens und seiner Eigentümer aufzeichnet, dessen Name nicht nur in Deutschland kaum wegzudenken ist, dem vor allem die 1911 entwickelte Niveacreme Weltruhm verlieh. Mit flüssig-leichtem und bildhaftem Erzählstil lädt die Autorin den Leser zu einer Zeitreise ein, um nicht nur durch Gerda das Unternehmerpaar Troplowitz kennenzulernen, sondern auch den Aufbau und beginnenden Triumphzug einer Dynastie mitzuerleben. Wechselnde Perspektiven geben nicht nur einen tiefen Einblick in das Leben und Wirken des Ehepaares Troplowitz, sondern auch in das Dasein einer einfachen Arbeiterin sowie einer jungen Künstlerin. Obwohl so unterschiedlich in ihren gesellschaftlichen Positionen, verbindet sich das Schicksal der Frauen nach und nach miteinander. Der Aufbau des Beiersdorf-Unternehmens sowie der Innovationsreichtum unterschiedlichster Produkte wird von der Autorin spannend mit in die Handlung eingewebt. Vorausschauende Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, die nicht nur die Messlatte für andere Unternehmen höher gelegt hat, sondern auch für Missgunst und Neid sorgten, sowie die gesellschaftlichen und politischen Zustände sind ebenfalls interessant mit der Geschichte verbunden, so dass der Leser während der Lektüre einen facettenreichen Rundumblick erhält. Die damalige Judenfeindlichkeit stößt einem dabei sauer auf, hat man doch vor Augen, was sich Jahre später daraus entwickelte.
Ihren Charakteren hat die Autorin facettenreiche Gesichter verliehen, die den Leser mit ihren glaubwürdigen menschlichen Eigenheiten sofort einfangen und mit sich ziehen. Gerda ist eine warmherzige und vielseitig interessierte Frau. Mit Hilfsbereitschaft, Engagement und viel Liebe stärkt sie ihrem Mann den Rücken und lässt sich nicht so schnell aus der Bahn werfen. Oskar ist ein Mann mit innovativen und zukunftsorientierten Ideen, ein Tüftler und Erfinder für das Wohl der Menschen. Toni hat das Schicksal schon böse mitgespielt, doch sie lässt sich als Kämpfernatur nicht unterkriegen und besitzt ein helles Köpfchen. Irma hadert mit den gesellschaftlichen Frauenbild ihrer Zeit, dem fehlenden Respekt und der abschätzigen Behandlung. Als Künstlerin fühlt sie sich den Männern ebenbürtig, ist mutig und entschlossen, will sich beweisen.
„Die Frauen vom Jungfernstieg – Gerdas Entscheidung“ ist ein rundum gelungener historischer Roman, der nicht nur die Anfänge eines Weltkonzerns Revue passieren lässt, sondern zusätzlich mit drei interessanten Frauentypen punkten kann. Unterhaltsame Lektüre, die einen regelrechten Sog entwickelt. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.01.2021

"Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen." (Aurelius Augustinus)

Wo wir Kinder waren
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2019. Die entfremdeten Familienmitglieder Eva, Jan und Iris sind die Erben der 1898 im thüringischen Sonneberg von Albert Langbein gegründeten Spielzeugfabrik, die in den vergangenen knapp 120 Jahren die ...

2019. Die entfremdeten Familienmitglieder Eva, Jan und Iris sind die Erben der 1898 im thüringischen Sonneberg von Albert Langbein gegründeten Spielzeugfabrik, die in den vergangenen knapp 120 Jahren die Weimarer Republik sowie zwei Weltkriege und den Mauerbau in Deutschland überstanden und vielen Ortsbewohnern Arbeit gegeben hat, nur um jetzt nach der Wiedervereinigung Konkurs anzumelden und die Pforten schließen zu müssen. Der aus Cousin und Cousinen bestehenden Erbengemeinschaft bleibt nur, die alten Räumlichkeiten des Stammhauses zu räumen und entrümpeln. Dabei kommen ihnen immer wieder alte Bilder und Erinnerungen hoch, die sie mit der alten Spielzeugfabrik verbinden. Eine Internetauktion lässt in Eva, Iris und Jan die Idee heranreifen, die Fabrik doch noch einmal zum Leben zu erwecken. Werden sie als Familie wieder zusammenwachsen und hat die Spielzeugfabrik noch eine Zukunft?
Kati Naumann hat mit „Wo wir Kinder waren“ einen unterhaltsamen und anrührenden historischen Roman vorgelegt, in dessen Seiten sich das Schicksal der Familie Langbein und ihres Traditionsunternehmens von der Vergangenheit bis hin zur Gegenwart verbirgt. Gekonnt stellt die Autorin dem Leser mit bildhaftem, flüssigem und gefühlvollem Erzählstil zuerst die drei seit längerer Zeit im Clinch liegenden Urenkel des Firmengründers in der Gegenwart vor, die sich bei Internetauktion für eine alte Puppe des Langbeinimperiums gegenseitig in die Quere kommen. Bei der anstehenden Räumaktion des Familienstammsitzes müssen Iris, Jan und Eva allerdings an einem Strang ziehen, um alles zu bewältigen. Während sie bei der Entrümpelung ihren alten Erinnerungen nachhängen, verwandelt sich die Spielzeugfabrik von einem Schwarz-Weiß-Bild in ein Farbfotografie, wird lebendig und greifbar, fast vergleichbar mit einem Daumenkino. Über unterschiedliche Perspektiven taucht der Leser immer mehr in das über vier Generationen bestehende Familienunternehmen ein, dass nicht nur einige gesellschaftliche und politische Höhen und Tiefen hat meistern müssen. Auch die Beschäftigung vieler ortsansässiger Arbeiter, die sich in Heimarbeit mit der Herstellung von Puppen, Spielzeugautos und allerlei Kinderträumen ihren Lebensunterhalt verdienten, wird durch die Rückblenden bis ins Jahr 1910 von der Autorin sehr plastisch geschildert. Der Leser verfolgt die Handlung mit leuchtenden Augen und einem herrlichen Kopfkino, das dem wunderbar in ihrer Geschichte eingewebten geschichtlichen Hintergrund ebenso geschuldet ist wie den spannend erzählten alten Erinnerungen der drei Urenkel und deren zwischenmenschlicher Beziehung.
Lebendig und facettenreich gestaltete Charaktere mit menschlichen Ecken und Kanten nehmen den Leser von Beginn an mit in die Handlung hinein, wo er gemeinsam mit ihnen im alten Stammhaus wandeln darf, während er ihre alten Geschichten hautnah miterleben darf. Eva, Jan und Iris schleichen sich erst nach und nach ins Leserherz, denn ihre Zwistigkeiten müssen vorher ausgeräumt werden, um der Sympathie Platz zu machen. Die älteren Generationen allerdings, bestehend aus Albert, Mina, Otto, Flora und vielen anderen erobern den Leser im Sturm und lassen vor allem die Verbundenheit innerhalb der Familie ganz deutlich hervortreten.
Mit „Wo wir Kinder waren“ gewährt Kati Naumann dem Leser nicht nur Eintritt in Teile ihrer eigenen Familiengeschichte, sondern lenkt ihn wunderbar durch deutsche Historie und lässt neben einer interessanten und spannenden Handlung auch den Kindertraum wahr werden, einmal in einer Spielzeugfabrik zu sein. Herrlich authentisch und berührend erzählt, so dass das Buch kaum aus der Hand zu legen ist. Absolute Leseempfehlung für diesen Genuss! Chapeau – besser geht es nicht!

Veröffentlicht am 26.01.2021

"Die Zukunft gehört denen, die an die Wahrhaftigkeit ihrer Träume glauben."(Eleanor Roosevelt)

Verrat mir deine Träume
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Juliet hat immer noch die rosarote Brille des Verliebtseins auf der Nase und träumt von einem Heiratsantrag ihres Liebsten Lorenz. Doch der hat ganz andere Pläne, in denen Julie keinen Platz hat. Lorenz ...

Juliet hat immer noch die rosarote Brille des Verliebtseins auf der Nase und träumt von einem Heiratsantrag ihres Liebsten Lorenz. Doch der hat ganz andere Pläne, in denen Julie keinen Platz hat. Lorenz gibt ihr den Laufpass und versetzt ihr damit einen herben Schlag. Enttäuscht und unglücklich trinkt sich Julie ihren Frust von der Seele und meldet sich alkoholisiert in einem Datingportal an. Prompt meldet sich mit David auch schon ein potentieller Kandidat, auch wenn sie eigentlich gar nichts mit ihm gemeinsam hat und er das komplette Gegenteil von Lorenz widerspiegelt. Aber das ist Julie jetzt auch egal, Hauptsache, sie kommt so bald wie möglich über den Schmerz hinweg. Und David wäre genau der Richtige, um sich abzulenken, denn der kommt ihr schon nicht zu nahe. Glaubt Julie….
Subina Giuletti hat mit „Verrat mir Deine Träume“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der dem Leser nicht nur eine Geschichte mit Herz präsentiert, sondern ihn dabei auch auf eine Reise der Erkenntnis schicken möchte. Der locker-flüssige und bildhafte Erzählstil umgarnt den Leser und lässt ihn an Juliets Seite gleiten, um ihr bei gleich zu Beginn bei ihrem ganz persönlichen Unglück beizustehen. Juliets Versuche, sich durch Alkohol ins Land des Vergessens zu katapultieren sind zwar fragwürdig, doch lässt es sie auch aktiv werden, um nicht im Sumpf aus Selbstmitleid und Verzweiflung zu versinken. „Aber in der Einsamkeit frisst der Teufel fliegen“ heißt es ja so schön. So erlebt der Leser mit, wie sich Juliet und David kennenlernen, aber auch, wie Juliet von ihrer sonstigen Handlungsweise abweicht und sich auf Dinge einlässt, die sie vorher vielleicht nicht in Betracht gezogen hätte. Die Ablenkung von ihrem eigentlichen Dilemma wird von der Autorin gut umgesetzt und bietet so manche Überraschung nicht nur für Juliet, sondern auch für den Leser. Die Zeit mit Juliet und David ist nicht langweilig, während man als Leser selbst so einige Dinge zum Nachdenken serviert bekommt.
Die Charaktere sind sympathisch ausstaffiert und überzeugen mit glaubhaften menschlichen Eigenschaften, kommen dem Leser jedoch nicht wirklich nah. Der Leser heftet sich an ihre Fersen und fungiert mehr als Beobachter. Juliet ist eine Träumerin, die sich ihre Zukunft an Lorenz‘ Seite schon in den buntesten Farben ausgemalt hat. Der Tiefschlag stürzt sie zwar in Verzweiflung, doch hat man bei ihr immer das Gefühl von verdecktem Optimismus. Juliet unternimmt etwas gegen ihre Enttäuschung, mögen manche Wege auch zweifelhaft sein, doch lässt sie sich nicht hängen und versucht, sich abzulenken. David ist auf den ersten Blick vielleicht nicht der Richtige für Juliets momentane Verfassung, aber er gibt nicht schnell auf, ist hartnäckig, ein bisschen stur, aber irgendwie liebenswert.
„Verrat mir Deine Träume“ ist eine unterhaltsame Geschichte für kurzweilige Lesestunden, unter die so manche Lebensweisheit untergemischt ist. Angenehm zu lesen, für zwischendurch ganz nett, mehr leider nicht!

Veröffentlicht am 23.01.2021

Der fremde Sohn

Helenes Versprechen
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1947 New York. Die jüdische Kinderärztin Helene Bornstein hat Deutschland den Rücken gekehrt und ist nach Amerika emigriert, um dort endlich ihren Sohn Moritz wieder in ihre Arme zu schließen, den sie ...

1947 New York. Die jüdische Kinderärztin Helene Bornstein hat Deutschland den Rücken gekehrt und ist nach Amerika emigriert, um dort endlich ihren Sohn Moritz wieder in ihre Arme zu schließen, den sie knapp 10 Jahre zuvor mit einem Kindertransport von Frankfurt in die USA geschickt hat, um sein Leben zu retten. Eigentlich wollte sie ihm schon kurz nach dem Abschied folgen, doch dann blieb ihr der Weg aufgrund des Zweiten Weltkrieges versperrt. Nun steht sie ihm nach all den Jahren wieder gegenüber, doch ihr Sohn erkennt sie nicht und behandelt sie wie eine Fremde. Helene kommt bei ihrer Schwester Marlis unter, die Moritz damals aufgenommen hat. Marlis hat mit dem Amerikaner John eine eigene Familie gegründet und sich in den USA eingelebt. Für Moritz sind Marlis und John seine Familie, was soll er da mit einer fremden Mutter? Helene fällt nicht nur das Einleben in Amerika schwer, vor allem aber verfolgen sie die Kriegserlebnisse und die Sehnsucht nach ihrem Sohn, den sie so schmerzlich vermisst hat. Wird es für Helene einen Neuanfang geben und vor allem, wird sich Moritz ihr doch noch zuwenden?
Beate Rösler hat mit „Helenes Versprechen“ einen sehr eindringlichen, emotionalen historischen Roman basierend auf wahren Begebenheiten vorgelegt, in dem sie die Schicksale mehrerer Personen auf Papier gebannt hat, die stellvertretend für so viele andere der damaligen Zeit stehen und erzählt werden wollen. Mit flüssigem, empathischem und bildreichem Erzählstil lockt die Autorin den Leser in ihre Geschichte und hat ihn sofort am Haken, das Buch lässt sich quasi nicht mehr aus der Hand legen, so sehr versinkt man in das Leben von Helene. Die wechselnden Perspektiven, die einmal Helenes Vergangenheit reflektieren und zum anderen ihren Neustart in Amerika begleiten, lassen unterschwellig die Spannung steigen, zumal auch die zwischenmenschlichen Beziehungen eine große Rolle spielen. Die perfide Diskrepanz von der amerikanischen Familienidylle ihrer Schwester Marlis mit Tupperpartys und ausgeprägtem Rassismus gegenüber dem Grauen, das Helene als Jüdin während des Zweiten Weltkrieges erlebt hat, könnte nicht größer sein und ruft auch Erschrecken und Unverständnis hervor. Ihre gute Recherchearbeit beweist die Autorin durch das Verweben des historischen Hintergrunds, der nicht nur deutsche Geschichte beinhaltet, sondern auch jüdische Traditionen sowie den Glauben genauer beleuchtet. Die Lektüre wird durch ein lebhaftes Kopfkino begleitet, denn der Leser geht nicht nur mit Helene durch Kriegszeiten, sondern auch auf die Überfahrt nach Amerika und mitten hinein in den American Way of Life. Dabei schafft es die Autorin durchweg, ihre Handlungsfäden gut zu verfolgen und am Ende fest zusammenzuknoten. Auch der kurze Einblick in Helenes Zukunft ist gelungen und lässt den Leser zufrieden zurück.
Die Charaktere sind facettenreich und lebendig inszeniert, sie überzeugen durch menschliche Stärken und Schwächen sowie durch realistische Handlungszüge. Helene ist eine liebende Mutter, die ihr Leben für ihr Kind geben würde. Sie ist hilfsbereit, engagiert und setzt sich Gefahren aus, um andere zu retten. Die seelischen Narben hat sie in sich verschlossen, doch die Alpträume ihrer Erlebnisse holen sie immer wieder ein. Trotzdem besitzt sie den Mut und die Stärke, in einem völlig fremden Land einen Neustart zu wagen. Moritz ist ein Junge, der sich erst wieder erinnern muss, um zu verzeihen. Marlis hat die Vergangenheit hinter sich gelassen, wirkt oftmals egoistisch und selbstbezogen. Sie hat ihre alte Haut trotzdem nicht abstreifen können, egal wie lange sie schon dort ist. Aber auch Leon, Viktor, John, Sam und weitere Protagonisten spielen in diesem Epos eine Rolle.
„Helenes Versprechen“ ist ein lebendiges Zeitzeugnis, das man so schnell nicht vergisst. Der historische Roman begeistert mit interessanten Verflechtungen, einer Familiengeschichte, Kriegserlebnissen und vor allem mit einer eindrucksvollen Frau, die das Liebste, was sie besitzt, endlich wieder in die Arme nehmen will. Wunderbar erzählt und absolut zu empfehlen! Chapeau!!!

Veröffentlicht am 23.01.2021

Der menschliche Potus

Ein verheißenes Land
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Dieses Buch verdeutlicht auf eindrucksvolle Weise, welch schreckliche Realität die letzten vier Jahre nach der Präsidentschaft Obamas herrschten. Schon nach wenigen Seiten wollte ich es abbrechen, weil ...

Dieses Buch verdeutlicht auf eindrucksvolle Weise, welch schreckliche Realität die letzten vier Jahre nach der Präsidentschaft Obamas herrschten. Schon nach wenigen Seiten wollte ich es abbrechen, weil es mich daran erinnert hat, wie gut es sich angefühlt hat, die acht Jahre unter seiner Präsidentschaft Amerikanerin gewesen zu sein. Danach gab es nichts als Peinlichkeit und Zynismus in einem System, das es jemandem, der so giftig wie Trump ist, erlaubte, gewählt zu werden.

Obama war kein Mr. Perfect, aber er ist ein anständiger Mensch mit so viel Ernsthaftigkeit, Empathie und Glauben an das Wohl Amerikas, wie man es von jemandem erwarten kann, der das Land führt. Dieses Buch gibt einen Einblick in Obamas Gehirn, als er die vielen kleinen Entscheidungen traf, die seinen Weg ins Weiße Haus bereiteten. Auch der intime Blick in das Familienleben der Obamas, seine Beziehungen zu Michelle, Sasha und Malia sind informativ und lassen ihn umso nahbarer wirken.
Ebenso inspirierend war seine Rede auf der Democratic National Convention 2004, die für Obama den Weg ins Weiße Haus ebnete. Seine Worte wirken heute noch viel intensiver als im Jahr 2004.

Millionen von Amerikanern vermissen Obama auf unterschiedliche Weise, vor allem aber aufgrund seiner Menschlichkeit und Nahbarkeit. Dieses Buch öffnet neue Wunden und erinnert an die wahre Natur derer, die versuchen, Obamas Erbe der dienenden Führung zu zerstören. Gleichzeitig ist es inspirierend und lässt einen hoffen, dass das Land wieder dorthin zurückfinden kann, wenn auch der Weg ein wesentlich steiniger wird.
Ein nachdenklich stimmendes, offenes und ehrliches Buch, das sich sehr gut lesen lässt und einen packt. Es weckt Empfindungen, wenn man gemeinsam mit ihm im Oval Office an diesem imposanten Schreibtisch sitzt und sich fragt, was man Wladimir Putin sagen wird, wenn der Anruf nach Moskau durchgestellt ist. Oder wie Obama es geschafft hat, seine positive Einstellung und seinen Verstand beizubehalten. Viele andere hätten schon früh aufgegeben. Aber seine Beharrlichkeit ist es, die Obama zu einem so effektiven Präsidenten gemacht hat.

In "Ein verheißenes Land“ geht es um Hoffnung und Veränderung. Und gerade die braucht Amerika jetzt in Hülle und Fülle. Absolut empfehlenswerte Lektüre, unabhängig von der politischen Gesinnung.