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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.12.2020

„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben." (Albert Einstein)

Honigbienen - geheimnisvolle Waldbewohner
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Nicht nur der Klimawandel, sondern auch unserer Lebensweise trägt dazu bei, dass man immer seltener Bienen zu sehen bekommt. Das hauptsächlich durch die Industrialisierung verursachte Bienensterben nimmt ...

Nicht nur der Klimawandel, sondern auch unserer Lebensweise trägt dazu bei, dass man immer seltener Bienen zu sehen bekommt. Das hauptsächlich durch die Industrialisierung verursachte Bienensterben nimmt von Jahr zu Jahr zu und ist einer Katastrophe gleichzusetzen, denn gibt es keine Bienen mehr, hängt auch das Leben des Menschen an einem seidenen Faden. Bienen sind die Hauptbestäuber von Gemüse und Früchten, sorgen so dafür, dass wir Menschen zu essen haben. Gerade deshalb sollte man diese wunderbaren kleinen stacheligen Geschöpfe als eines der herausragenden Wunder der Natur betrachten.
Mit „Honigbienen-geheimnisvolle Waldbewohner) widmen sich Ingo Arndt und der Fotograf Jürgen Tautz diesen ungewöhnlichen Erdbewohnern und lassen dem interessierten Leser nicht nur einige wissenswerte Informationen zukommen, sondern bringen ihm diese kleinen fleißigen Geschöpfe mit einzigartigem Bildmaterial sehr nahe. Sachliche, unverkrampfte und leicht verständliche Texte lassen den Leser in die Bienenwelt eintauchen und ihre Bedeutung in der Gesamtheit der Schöpfung erkennen, die so einfach und doch so außerordentlich wirkungsvoll ist.
Das begleitende Fotomaterial ist sowohl einzigartig als auch unglaublich faszinierend, beim Betrachten hat man das Gefühl, ein Teil des Bienenvolkes zu sein, das in sich in ihrer Gemeinschaft umeinander tummelt und in der jeder eine gewisse Rolle einnimmt.
Jeder, der sich für die Natur interessiert, sollte dieses Buch einmal zur Hand nehmen, er wird es nicht wieder hergeben und diese kleinen Wesen noch mehr zu schätzen wissen. Absolute Empfehlung, von solchen Büchern müsste es viel mehr geben!!!

Veröffentlicht am 06.12.2020

Die Geschichten hinter den Gemälden

Gesichter mit Geschichten: 43 Porträts in der Kunst
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Oftmals betrachtet man Kunstgemälde in Museen oder Galerien und fragt sich, wer wohl die Personen sind, die vom Künstler auf Leinwand verewigt wurden. Während es bei manchen eine überlieferte Geschichte ...

Oftmals betrachtet man Kunstgemälde in Museen oder Galerien und fragt sich, wer wohl die Personen sind, die vom Künstler auf Leinwand verewigt wurden. Während es bei manchen eine überlieferte Geschichte gibt, wie z.B. bei abgebildeten Familienangehörigen, Thronfolgern oder Personen der Geschichte, sind es gerade die Bilder, von denen man wenig bis gar nichts weiß, die einen umso mehr faszinieren.
Das Buch „Gesichter mit Geschichten: 43 Porträts in der Kunst“ von Michele Robecchi und Francesca Bonazzoli beinhaltet nicht nur epochal sehr unterschiedliche Kunstwerke aus einer Zeitspanne von knapp 700 Jahren, sondern lässt den Betrachter in ihrer Diversität an den verschiedensten Lebenssituationen teilhaben. In farbenprächtigen großformatigen Abbildungen kann man die Werke bis ins kleinste Detail bewundern, während man die damit verbundenen Geschichten kennenlernen darf. Es ist wie ein verbotener Blick durchs Schlüsselloch, der dem Betrachter ganz neue Erkenntnisse bringt, um dann mit einem zweiten unverbrauchten frischen Blick das Kunstwerk ganz neu zu entdecken.
Unter den dargestellten Werken findet man u.a. Caravaggios „Madonna die Pellegrini“, Da Vincis „Dame mit dem Hermelin“ oder Tizians „Danae“, sondern auch Werke von Gerhard Richter, Hans Holbein d. J., El Greco, Otto Dix, Renoir, Thomas Gainsborough, Raffael, Dante Garbriel Rossetti, Picasso, Francis Bacon, Frida Kahlo, Andy Warhol, Rembrandt, Klimt und Goya, um nur einige zu nennen.
Mein persönliches Highlight ist „Dame mit dem Hermelin“ von Leonardo da Vinci, da es eines jener Werke ist, die ich selbst schon sehr nahe in Augenschein nehmen durfte anlässlich einer großen Ausstellung. Das Ende des 15. Jh. entstandene Bild war bei seinem Fund schon sehr restaurationsbedürftig und musste entsprechend geschützt werden. Die Geschichte dahinter gleicht einem Skandal, denn der damalige Mailänder Herrscher Ludovico Sforza beging einen großen Faux pas. Mehr wird hier nicht verraten…
Ein wirklich schönes Buch, das neben den Darstellungen und offenbarten Geschichten zusätzlich dazu anregt, andere Kunstwerke eingehender zu betrachten in der Hoffnung, dass sich einem dabei etwas Neues ins Auge springt. Absolute Empfehlung für alle Kunstliebhaber!

Veröffentlicht am 06.12.2020

"Feder und Papier entzünden mehr Feuer als alle Streichhölzer der Welt." (M. S. Forbes)

Milena und die Briefe der Liebe
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1916 Prag. Als Tochter eines gutsituierten Zahnarztes wächst Milena Jesenska zu einer modernen und selbstsicheren jungen Frau heran. Obwohl ihr Vater ein strenges Auge auf sie hat, darf sie ein Studium ...

1916 Prag. Als Tochter eines gutsituierten Zahnarztes wächst Milena Jesenska zu einer modernen und selbstsicheren jungen Frau heran. Obwohl ihr Vater ein strenges Auge auf sie hat, darf sie ein Studium beginnen. Ihre Vorliebe für Besuche in den Prager Kaffeehäusern bringt sie in die Gesellschaft des dort verkehrenden Künstlervolks, wobei sie auch den Schriftsteller Franz Kafka kennenlernt, mit dem sie sofort eine Art Seelenverwandtschaft verbindet. Von ihrem Vater aufgrund ihrer Liaison mit dem jüdischen Literaturkritiker Ernst Polak verstoßen, heiratet sie diesen und geht mit ihm nach Wien. Den Kontakt zu Franz Kafka erhält sie jedoch per Briefwechsel aufrecht. Als ihre Ehe scheitert, wendet Milena sich an Franz, dem sie vorschlägt, seine Werke ins Tschechische zu übersetzen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Doch schon bald entwickeln sich zwischen ihr und dem Schriftsteller tiefere Gefühle…
Stephanie Schuster hat mit „Milena und die Briefe der Liebe“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der die ungewöhnliche Beziehung zwischen dem berühmten Schriftsteller Kafka und der bisher unbekannten Journalistin und Übersetzerin Milena Jesenska beleuchtet. Der flüssige und bildhafte Erzählstil lässt den Leser ins vergangene Jahrhundert nach Tschechien und Wien reisen, um eine recht selbstbewusste jungen Frau kennenzulernen und einige Jahre ihres Lebensweges zu begleiten. Während Kafka eigentlich jedem heute ein Begriff sein sollte, ist seine Verbindung zu Milena Jesenska vielen gar nicht bekannt. Als Tochter einer angesehenen Familie stand sie unter der Knute ihres Vaters, der ihren schon in jungen Jahren unbändigen Freiheitsdrang immer wieder zu beschneiden versuchte. Ihr Umgang mit jüdischen Künstlern, vor allem aber die Beziehung zu Polak war ihm ein Dorn im Auge, weshalb er sie auch in eine Psychiatrie einweisen ließ, um dieser einen Riegel vorzuschieben, was allerdings nicht von Erfolg gekrönt war. Der Leser erlebt mit, wie Milena sich in Wien allein durchs Leben schlagen muss, während ihr Ehemann seine Freiheiten propagiert und sie in keiner Weise unterstützt. Mit der brieflichen Kontaktaufnahme zu Kafka, die erst eher beruflicher Natur war, wird eine persönliche Beziehung zwischen den beiden in Gang gesetzt, die schon bald in flammenden Gefühlen füreinander Ausdruck findet, jedoch nie weiter ging aufgrund der Bindungsangst des psychisch-labilen Kafka.
Die Charaktere sind sehr lebendig und glaubwürdig dargestellt, so dass der Leser den Eindruck gewinnt, sowohl Milena, Polak, Kafka sowie Dr. Jan Jesensky in ihrem Alltag kennenzulernen und zu manchem von ihnen sogar eine persönlichere Beziehung aufzubauen. Es ist nicht verwunderlich, dass Milena gerade wegen ihrer strengen Erziehung durch ihren Vater ihren Freiheitsdrang entwickelt hat, der schon fast als Gefängnisausbruch gewertet werden darf. Sie ist eine selbstsichere und offene Frau, die jedoch auch mit einiger Naivität ausgestattet ist. Für die damalige Zeit ist sie recht modern veranlagt, die daraus resultierenden Folgen waren für sie aber in jeder Hinsicht recht schmerzlich. Polak war ein selbstverliebter Mann, der sein Ego durch unzählige Frauenbekanntschaften streichelte und sich gegenüber seiner Ehefrau in keinerlei Verantwortung sah. Kafka hingegen war ein Träumer, der die Liebe auf ein Podest stellte und sobald es ernster wurde, Reißaus nahm vielleicht aus Angst, dass seine Erwartungen sich doch nicht erfüllen würden.
In „Milena und die Briefe der Liebe“ wird der gut recherchierte Hintergrund mit einiger Fiktion verknüpft, woraus eine recht unterhaltsame Geschichte entstanden ist, die dem Leser die Verbindung zwischen Kafka und Milena Jesenska näher bringt. Kurzweilig und empfehlenswert!

Veröffentlicht am 05.12.2020

Kochen ist kein Hexenwerk

Emmi kocht einfach
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Wer Kinder hat, die erwachsen werden und ausziehen, der hofft, dass sie sich eigenständig ernähren und sich auch mal selbst etwas Leckeres auf dem Herd zubereiten können, vor allem, wenn sie sich nicht ...

Wer Kinder hat, die erwachsen werden und ausziehen, der hofft, dass sie sich eigenständig ernähren und sich auch mal selbst etwas Leckeres auf dem Herd zubereiten können, vor allem, wenn sie sich nicht in der Nähe von „Hotel Mama“ niederlassen. Da wir Christiane Emma Prolics Kochblog schon eine Weile verfolgen und inzwischen einige der Empfehlungen nachgekocht haben, haben wir unserem Nachwuchs jedem eines von ihren Büchern als „Küchennachschlagewerk“ mit ins Gepäck gegeben, um die Nahrungsverwertung sicherzustellen.
Das Buch startet mit einem persönlichen Vorwort, wo die Autorin schon so einige Tipps und Tricks zum Besten gibt, die selbst alten Kochhasen hilfreich sind. U. a. geht es da ums Schneiden von Roten Beeten, Fettentfernung aus Soßen, das Soßenbinden, das Erkennen von frischen Eiern, der Umgang mit Fleisch, Brühen, Fonds, Gewürzen und Kräutern, Ölen, Käse, welche Küchenhelfer, Messer und Vorräte hilfreich sind.
Die Gliederung geht von Salaten, über Beilagen, Eintöpfe, Suppen, Hauptgerichte, Nudel- und Reisgerichte, Quiches, Tartes, Süßspeisen, Desserts bis hin zum Backen. Eine Zutatenliste, ein Saisonkalender sowie ein Rezeptregister runden dieses Buch wunderbar ab, zumal die benötigten Lebensmittel überall erhältlich sind.
Mit „Emmi kocht einfach“ gelingt auch Anfängern mühelos eines der 75 gut durchdachten Rezepte. Ob es die Gemüsequiche ist, der Caesars Salat oder auch die Bananen-Schoko-Muffins, hier wird jeder fündig, der sich selbst bekochen will und nicht unbedingt ein Küchenprofi ist. Die Rezepte sind ausführlich beschrieben und lassen auch einen Laien sein Erfolgserlebnis haben, wenn die erste selbstgekochte Mahlzeit auf dem Tisch steht.
Ein tolles Einsteigerkochbuch, das in Studentenbuden und Kleinhaushalten gute Dienste leistet. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 05.12.2020

"Der Mensch ist nichts anderes, als was er selbst aus sich macht." (Jean-Paul Sartre)

Stella Fortuna
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1920 kommt Mariastella Fortuna im Dorf Ievoli im italienischen Kalabrien zur Welt. Aufgrund des frühen Todes ihrer älteren Schwester erbt sie deren Vornamen und damit ist das Schicksal für ihr weiteres ...

1920 kommt Mariastella Fortuna im Dorf Ievoli im italienischen Kalabrien zur Welt. Aufgrund des frühen Todes ihrer älteren Schwester erbt sie deren Vornamen und damit ist das Schicksal für ihr weiteres Leben besiegelt, denn Stella neigt leider dazu, dem Tod oftmals die Stirn bieten zu müssen. Für viele wirkt sie sonderbar oder gar verflucht, doch eigentlich besitzt sie nur einen unermüdlichen Lebenswillen, der sie wie ein Stehaufmännchen immer wieder zurückholt unter die Lebenden. Sie kümmert sich rührend um ihre kleine Schwester Cettina und beschützt sie vor ihrem Vater Antonio, in dessen Augen Frauen minderwertige Wesen sind und der sich deshalb seiner Frau Assunta mehr als einmal aufzwingt. Als die Familie vor Beginn des Zweiten Weltkriegs nach Amerika auswandert, hofft Stella, dort endlich mehr Eigenständigkeit zu erhalten. Leider hat ihre Familie einschließlich Cettina gar kein Verständnis dafür, was die beiden eng verbundenen Schwestern über lange Zeit entfremden soll…
Juliet Grames hat mit „Die sieben oder acht Leben der Stella Fortuna“ einen unterhaltsame historische Familiensaga vorgelegt, die dem Leser eine sehr eigenwillige und selbstbewusste Frau vorstellt. In ihrem Roman verarbeitet die Autorin nicht nur Teile ihrer eigenen Familiengeschichte, sondern lässt den Leser auch an einer spannenden vergangenen Zeitepoche teilhaben. Mit flüssigem und bildhaftem Erzählstil wird die Handlung aus Sicht von Stellas Enkelin berichtet, die das schicksalhafte Leben ihrer über 90-jährigen Großmutter vor dem Leser ausbreitet und dabei die Brücke vom Beginn in Italien bis zum Jetzt in Amerika schlägt. Der Alltag in einer von Traditionen geprägten Familie, deren Vater entweder durch Abwesenheit glänzt oder sich der Mutter aufdrängt und sein Frauenbild verdeutlicht, prägt Stellas Sicht auf die Welt und Lebensanschauung ebenso, wie die mehrfach vorkommenden Nahtoderfahrungen, von denen sie sich immer wieder wie durch ein Wunder erholt. Mit dem Umzug nach Amerika steht Stella vor der Herausforderung, nicht nur die Heimat hinter sich und ein völlig neues Land an sich heranzulassen, sondern muss als Tochter italienischer Einwanderer so manche Hürde nehmen, um dort Fuß zu fassen. Doch all das ist nichts gegenüber dem widerlichen und missbräuchlichen Verhalten ihres Vaters, der die Familie immer und immer wieder tyrannisiert. Als Leser sind einige Dinge nur schwer zu verdauen, leben wir doch heute in einer Zeit, wo wir uns viele Freiheiten gewährt werden und wir über uns selbst bestimmen können. Da wirkt Stellas Leben fast schon wie in einem Gefängnis. Ihr langjähriger Zwist mit ihrer jüngeren Schwester ist zudem eines der Geheimnisse, die ebenfalls nach und nach offenbart werden.
Die Charaktere sind sehr glaubwürdig und lebendig in Szene gesetzt und wirken mit ihren Eigenschaften sehr realitätsnah, so dass es dem Leser leicht fällt, sie zu beobachten, sie bei ihren Erlebnissen zu verfolgen und mitzufühlen. Stella wird es von Geburt an nicht leicht gemacht, ein eigenständiger Mensch zu sein, denn man verabreicht ihr den Namen einer Toten. Zahlreiche Unfälle lassen sie beinahe sterben, doch immer wieder steigt sie wie Phönix aus der Asche empor, um noch ein wenig eigenwilliger, selbstsicherer und trotziger zu werden. Mutter Assunta sowie Schwester Cettina bleiben ihren alten Traditionen treu und nehmen wenig Rücksicht auf die Gefühle von Stella. Antonio ist ein Ekel, dem man gern mal eins überbraten würde wegen seiner frauenfeindlichen Ansichten.
„Die sieben oder acht Leben der Stella Fortuna“ ist ein interessanter Einblick in das Leben einer italienischen Familie, die in die USA auswandert. Vor allem aber lernt man mit Stella eine Frau kennen, die sich vom Schicksal nicht unterkriegen und verbiegen lässt. Aufgrund des biografischen Hintergrunds sehr persönlich, spannend und lesenswert!