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Veröffentlicht am 03.02.2019

Suche Arbeit und finde die Liebe

Ein Job für Neill Archer
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1893. Neill Archer schlägt sich seit 3 Jahren quer durchs Land, um Geld zu verdienen, damit er mit seinem besten Freund Josaiah zusammen eine Farm kaufen kann. Nun ist er in der kleinen Ortschaft Dry Gulch ...

1893. Neill Archer schlägt sich seit 3 Jahren quer durchs Land, um Geld zu verdienen, damit er mit seinem besten Freund Josaiah zusammen eine Farm kaufen kann. Nun ist er in der kleinen Ortschaft Dry Gulch gelandet. Auf der Suche nach Arbeit macht er sich erst einmal auf in die Kirche, denn dort kann man Kontakte knüpfen, aber leider hat niemand einen Tipp für ihn. Jedoch findet er nach dem Gottesdienst einen Zettel in seiner Bibel, der ihm den Weg zur Witwe Clara Danvers weist, deren Dach dringend repariert werden muss. Neill macht sich auf den Weg dorthin und findet eine Ruine vor. Hier gibt es viel zu reparieren und nicht nur das Dach. Auch die hochschwangere Bewohnerin Clara hat ihre Problem mit einem machtbesessenen Schwiegervater. Neill erkennt schnell, dass es hier an allen Ecken und Enden Hilfe bedarf. Wird es ihm gelingen, die Schwierigkeiten aus dem Weg zu schaffen?
Karen Witemeyer hat mit „Ein Job für Neill Archer“ eine sowohl spannende als auch romantische und historisch angehauchte Kurzgeschichte geschrieben, die dem Leser eine erholsame kleine Auszeit und gleichzeitig schöne Lesemomente beschert. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, von der ersten Seite an versinkt der Leser in einem vergangenen Jahrhundert und findet sich an Neills Seite im texanischen Westen wieder, wo Werte wie Familie, Zusammengehörigkeitsgefühl, Hilfsbereitschaft, Offenheit und Ehrlichkeit noch eine Rolle spielen und auch der christliche Glaube tief in den Menschen verankert war, ihnen Trost, Hoffnung und Kraft spendete. Alles Werte, die man manchmal in der heutigen Zeit vermisst und sich nach ihnen zurücksehnt, als die Welt noch überschaubarer und vielleicht auch etwas altmodischer war. Der Familienzusammenhalt spielt in dieser Geschichte ebenfalls eine große Rolle, wo jeder für jeden einsteht und ihm bei Schwierigkeiten unter die Arme greift.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und mit Leben versehen worden. Mit ihren individuellen Eigenschaften wirken sie für die damalige Zeit authentisch und realitätsnah. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen, mit ihnen leiden und mitfiebern, dass das Gute gewinnt. Neill ist ein freundlicher und offener Mann, der sich seinen Traum mit ehrlicher Arbeit erfüllen will. Dafür ist ihm keine Arbeit zu schwer oder mühselig. Er ist mitfühlend, fürsorglich und hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Clara musste schon einige Schicksalsschläge einstecken, dazu gehört auch die Ausgrenzung aus der Gesellschaft aufgrund ihrer Herkunft. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die sich allein durchkämpfen musste, dabei aber immer eine Schulter zum Anlehnen vermisst hat. Vertrauen fällt ihr schwer aufgrund von vielen Enttäuschungen, das muss sie langsam wieder lernen. Auch die weiteren Protagonisten wie Neills Brüder Archer, Jim oder sein Freund Josaiah haben in dieser Geschichte ihren festen Platz und halten die Werte hoch, die ein christliches Leben ausmachen.
„„Ein Job für Neill Archer“ ist eine wunderschöne Kurzgeschichte, die dem Namen „Kleine Auszeit“ alle Ehre macht und sowohl durch eine romantische Liebesgeschichte wie auch christliche Werte besticht. Vertrauen, Vergebung und Hoffnung haben in ihr einen großen Stellenwert und machen die Geschichte sehr lesenswert. Sehr zu empfehlen!

Veröffentlicht am 03.02.2019

Ein Leben wie eine Patchwork-Decke

Der Stoff des Lebens
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Gerade meint es das Leben nicht besonders gut mit Simone. Der Ex-Mann bekommt mit einer anderen ein Kind, was er mit ihr nie haben wollte. Nun ist es für Simone zu spät. Und dann stirbt auch noch ihre ...

Gerade meint es das Leben nicht besonders gut mit Simone. Der Ex-Mann bekommt mit einer anderen ein Kind, was er mit ihr nie haben wollte. Nun ist es für Simone zu spät. Und dann stirbt auch noch ihre Mutter Anna, zu der sie immer so ein gutes Verhältnis gehabt hat, ganz im Gegensatz zu ihrer Schwester. Simone fühlt sich einsam und allein, steht vor der Riesenaufgabe, nun auch noch den Nachlass ihrer Mutter zu regeln. Beim Ausräumen stößt sie auf eine kleine Truhe mit unterschiedlichen bunten Stoffresten. Was es wohl damit auf sich hat? Simone wittert ein Geheimnis und fängt an, in der Vergangenheit ihrer Mutter zu stöbern, die sie schnell auf eine abenteuerliche Reise führt, wo sie den Stoffen folgt. Simone lernt nicht nur ihre Mutter neu kennen, diese Reise ist bestimmt auch ihr Schicksal neu…
Sylvia Benesch hat mit ihrem Buch „Der Stoff des Lebens“ einen sehr interessanten und unterhaltsamen Roman vorgelegt, der eine alte Familiengeschichte in sich vereint und den Leser nicht nur in die Vergangenheit abtauchen lässt, sondern auch gedanklich mit Simone auf eine abenteuerliche Reise schickt, um Dinge aus dem Leben ihrer Mutter aufzudecken, die sich wie ein Stoffstück langsam entfalten und ihre Farben geheimnisvoll schimmern lassen sowie ihr Geheimnis preisgeben. Der Schreibstil ist einnehmend flüssig, gefühlvoll und farbenprächtig, der Autorin gelingt es mühelos, den Leser zu umgarnen, ihn wie eine Seidenspinne mit ihrer Handlung zu umweben und ihn in der berührenden Geschichte festzuhalten, bis alles aufgedeckt und das Bild vollständig ist. Durch die verarbeiteten Themen wie Vertreibung und Flucht gewinnt die Handlung an Ernsthaftigkeit und Dramatik, was auf die gute Recherche der Autorin zurückzuführen ist. Durch die wechselnden Perspektiven wird eine unterschwellige Spannung erzeugt, die den Leser das Buch nicht aus der Hand legen lässt. Die gedankliche Reise nach Irland, Italien und ins exotische Myanmar während der Lektüre geben der Handlung das gewisse Etwas und auch den Spekulationen Raum, was sich wohl als nächstes offenbart.
Den Charakteren wurde Leben und Seele eingehaucht, sie wirken durchweg authentisch und vor allem sehr menschlich, so dass man sich als Leser wunderbar mit ihnen identifizieren, ihre Gefühle, Sorgen und Hoffnungen teilen kann und mit ihnen fiebert. Simone ist eine Frau am Scheidepunkt, bisher hat es das Leben nicht so gut mit ihr gemeint, sie musste sich von einigen Träumen verabschieden und hadert noch damit, wohin ihre Reise wohl gehen mag. Aber Schicksalsschläge sind oftmals Krafttreiber, so geht Simone ohne großen ausgefeilten Plan ein Experiment an, das sie persönlich wachsen lässt sowie ihre Neugier auf die Dinge, die sie herausfindet. Ihre Mutter Anna war eine Frau, die schon früh Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen musste, weil es das Schicksal von ihr verlangte, wobei sie ihre Träume immer bewahrte und die Stoffe ihr Leben kennzeichneten.
„Der Stoff des Lebens“ ist eine wunderschöne Zeitreise mit vielen kraftvollen Bildern und Emotionen, die das Leserherz berührt und noch nachklingt. Wunderbar erzählt und sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 02.02.2019

Die Liebe ist der Leuchtturm, der den Weg nach Hause weist, wenn man allein ist

Leuchtturmliebe
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Nina ist am Boden zerstört, denn soeben hat sie erfahren, dass sich ihr Wunsch von eigenen Kindern nicht erfüllen wird. Umso schlimmer ist es da, auch noch herauszufinden, dass ihr Freund sie betrügt. ...

Nina ist am Boden zerstört, denn soeben hat sie erfahren, dass sich ihr Wunsch von eigenen Kindern nicht erfüllen wird. Umso schlimmer ist es da, auch noch herauszufinden, dass ihr Freund sie betrügt. In Wuppertal hält sie nichts mehr, sie lässt alles hinter sich und eröffnet auf der Insel Norderney eine kleine, aber feine Confiserie, mit der sie die Träume aller Süßschnäbel erobern will. Als ihr der Surfer Finn das Leben rettet, ahnt Nina nicht, dass er sie eigentlich gar nicht ausstehen kann, hat sie doch seinem besten Freund den Laden vor der Nase weggeschnappt. Sie fühlt sich irgendwie zu ihm hingezogen. Aber auch Finn merkt, dass seine Wut langsam verraucht und Nina mehr in seinen Gedanken auftaucht, als ihm eigentlich lieb ist…
Lotte Römer hat mit ihrem Buch „Leuchtturmliebe“ einen wunderschönen Liebesroman vorgelegt, der seine Handlung vor der Traumkulisse Norderneys hat und mit einem flüssigen und gefühlvollen Schreibstil den Leser direkt auf die herrliche Insel lockt, um sich in Ninas kleiner Confiserie ein Plätzchen zu suchen und bei dem Duft von Schokolade und anderen Köstlichkeiten dem Treiben von ihr und Finn zuzusehen. Dabei bleiben ihm nicht nur die Gedanken und Gefühle der Protagonisten verborgen, die die Autorin warmherzig zu transportieren weiß. Die einzelnen Schicksalsschläge wirken realistisch, die Sorgen und Ängste sind gut nachvollziehbar und schlüssig. Auch die zauberhafte Insellandschaft zieht während der Lektüre vor dem inneren Auge des Lesers vorbei und lässt ihn eine romantische Auszeit vom Alltag erleben. Leuchttürme üben von jeher eine Faszination auf die Menschen aus, ruft ihr Licht in der Nacht doch die heim, die man liebt. So spielt auch in dieser Geschichte der Leuchtturm eine Rolle und weckt das gefühlvolle Herz. Die wunderbaren Leckereien der kleinen Confiserie lassen einem zudem das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und mit individuellen Eigenschaften versehen, die sie glaubhaft, sehr menschlich und deshalb auch sehr liebenswert machen. Der Leser kann sich wunderbar in sie hineinversetzen und mit ihnen leiden, fühlen und sich einfach wohl fühlen. Nina ist eine Frau, die gerade so einige Schläge zu verdauen hat. Doch davon lässt sie sich nicht runterziehen, sondern krempelt die Ärmel hoch und nimmt ihr Schicksal in die eigenen Hände. Ein Sprung ins Ungewisse, aber mit der nötigen Tatkraft und dem Mut einer Optimistin wirft sie sich erneut ins Leben. Das macht sie sehr sympathisch und liebenswert. Finn ist ein rauer Kerl, ein Küstensurfer, der erst einmal ziemlich trocken und eher unfreundlich daher kommt. Erst auf den zweiten Blick erkennt man sein freundliches und charmantes Wesen, das ihn so anziehend macht. Ebenso überzeugen die Nebendarsteller wie der kleine Jonas und geben der Handlung zusätzliche Impulse.
„Leuchtturmliebe“ ist ein rundum gelungener Roman zum Wohlfühlen, der einige ernste Themen in sich vereint. Romantik und Liebe kommen hier genauso wenig zu kurz wie Freundschaft und den Start in ein neues Leben. Alles liebevoll verpackt und in einer tollen Kulisse platziert. Wunderschön und sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 27.01.2019

Suchtfaktor Gut Greifenau

Gut Greifenau - Nachtfeuer
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1914. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges müssen sowohl Konstantin als auch Nikolaus an die Front rücken, während das Gut in den Händen von Konstantins Vaters bleibt und auch eine Aussöhnung mit Rebecca ...

1914. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges müssen sowohl Konstantin als auch Nikolaus an die Front rücken, während das Gut in den Händen von Konstantins Vaters bleibt und auch eine Aussöhnung mit Rebecca nicht stattgefunden hat. Leider hat Graf Adolphis kein Händchen für die Führung des Gutes, und schon bald türmen sich die Schulden. Deshalb gibt es keinen anderen Ausweg, als Katharina schnellstmöglich mit Ludwig von Preußen, dem Kaiserneffen, zu verheiraten. Katharina dagegen hofft immer noch auf die Rückkehr von Julius, um dem verhassten Ludwig und der Eheschließung zu entgehen. Auch Kutscher Albert ist weiterhin auf der Suche nach seinen Eltern und als er diese schließlich ausfindig macht, ist die Überraschung perfekt, denn diese Neuigkeit eröffnet völlig neue Perspektiven…
Hanna Caspian hat mit ihrem Buch „Gut Greifenau – Nachfeuer“ den zweiten Teil ihrer Greifenau-Trilogie vorgelegt, die den ersten Band an Spannung, Verwicklungen und Überraschungen noch übertrifft. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und detailreich, schnell lässt sich der Leser in die Seiten saugen und Gut Greifenau erneut einen Besuch abstatten, wobei man sich nun dort schon recht heimisch fühlt zwischen all den Bediensteten und den adligen Herrschaften. Unsichtbar und doch nicht unbeteiligt verfolgt der Leser das Treiben der einzelnen Gutsbewohner, die mit Anbeginn des Krieges so einiges an Ängsten und Entbehrungen in Kauf nehmen müssen, was andere wiederum nicht wahrhaben wollen und die Augen davor verschließen. Der Autorin gelingt es scheinbar mühelos, Historie mit Fiktion zu verweben und dem Leser nicht nur ein anschauliches Bild der damaligen Lebensumstände zu vermitteln, sondern auch die vielen Fallstricke aus Intrigen, Geheimnissen und Lügen wunderbar miteinander zu verstricken, so dass der Spannungsbogen nicht eine Sekunde lang abreißt, und der Leser regelrecht an den Seiten klebt. Aus wechselnden Perspektiven erhält der Leser ein wunderbares Bild sowohl hinter als auch vor den Kulissen und leidet, hofft und bangt mit den Protagonisten, als wäre er ebenso Teil der Familie. Der Knall am Schluss lässt nur einen Wunsch offen: Band 3 – wann kommst du?
Mit besonderer Liebe zum Detail wurden die Charaktere weiter ausgestaltet und erleben durchweg alle eine Entwicklung in ihrem Lebenslauf. Sie wirken greifbar, menschlich, lebensnah, aber auch abgehoben, unerbittlich oder unversöhnlich. Der Leser hat eine bunte Palette an Protagonisten, denen er seine Sympathie schenken kann, aber es gibt auch diejenigen, denen man die Pest an den Leib wünscht. Katharina ist nicht zu beneiden, denn sie soll das Bauernopfer sein, um die finanzielle Not der Familie zu lindern. Ludwig ist ein ekelhaftes Scheusal, dem man die gerechte Strafe wünscht. Konstantin sehnt sich nach Rebecca, die aber ist immer noch unversöhnlich. Adolphis ist ein Fehlgriff für die Gutsführung, sein Vergnügen sucht er außerhalb seines Hauses, was wohl auch mit zu den finanziellen Nöten der Familie führt. Feodora ist unbestritten eine Ignorantin erster Stunde und immer noch unerbittlich. Albert hegt sein Geheimnis und treibt die Spurensuche voran. Clara ist zu bedauern, sie trifft es besonders hart. Ebenso wichtig sind auch alle anderen Bewohner für das schöne Gesamtbild der Handlung.
„Gut Greifenau – Nachtfeuer“ ist ein sehr gelungener, vielschichtiger und hochspannender Roman mit vielen Verwicklungen, menschlichen Abgründen sowie den normalen Ängsten, Nöten, Träumen und Wünschen aller Bewohner, die das Gut zum Leben erwecken. Wunderbar lebendig erzählt und mit hohem Suchtpotential! Eine verdiente absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.01.2019

"Das Feuer brennt — die Liebe aber löscht." (Immanuel Gottlieb Kolb)

Wenn die Nacht in Flammen steht
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1947. Grace Holland lebt mit Ehemann Gene in einem kleinen Haus in Main und hat zwei kleine Kinder, um die sie sich liebevoll kümmert, während ihr Mann den Lebensunterhalt verdient. Mit ihrer besten Freundin ...

1947. Grace Holland lebt mit Ehemann Gene in einem kleinen Haus in Main und hat zwei kleine Kinder, um die sie sich liebevoll kümmert, während ihr Mann den Lebensunterhalt verdient. Mit ihrer besten Freundin Rosie, die gleichzeitig ihre Nachbarin ist, verbringt sie mit den Kindern gern Zeit am Meer. Doch dann kommt es nach einer langen Dürreperiode zu einem Feuer, das ihr Haus und alles, was Grace‘ Familie in all den Jahren angesammelt hat, verzehrt. Während ihr Ehemann Gene der Feuerwehr beim Löschen der Brände hilft, flüchtet Grace mit Rosie und den Kindern vor den Flammen ins Meer und können so ihr Leben retten. Aber Gene wird vermisst und niemand weiß, was mit ihm geschehen ist. Grace, erst 23 Jahre alt, muss nun allein und aus eigener Kraft für sich und ihre Kinder sorgen und ihrer aller Leben eine neue Zukunft geben…
Anita Shreve hat mit ihrem Buch „Wenn die Nacht in Flammen steht“ einen sehr spannenden und eindringlichen Roman vorgelegt, der mit seinem gekonnten Erzählstil und einer bildgewaltigen Sprache den Leser regelrecht an sich kettet und ihn in eine Zeit versetzt, als das Rollenbild von Mann und Frau noch recht festgelegt war. An der Seite von Grace erlebt man den gewöhnlichen Tagesablauf einer Familie, wobei es auch hier Probleme und Streitereien gibt, der Alltag der ehemaligen Verliebtheit Platz gemacht hat und jeder seinen Platz innerhalb dieses Konstrukts finden musste. Das hereinbrechende Feuerunglück stellt Grace vor ganz neue Herausforderungen, denn plötzlich ist sie ohne Ehemann und Ernährer. Mit fulminanten Bildern verwebt die Autorin die historisch belegte Feuersbrunst und ihre zerstörerische Gewalt mit ihrer Handlung, so dass man als Leser die Hitze auf der Haut und die Angst selbst spüren kann. Ebenso weckt sie Hilflosigkeit und Mitleid mit all jenen, die durch die Flammen so viel verlieren und mit praktisch Nichts dastehen. Der Roman beginnt zwar mit eher leisen Tönen, doch unterschwellige Konflikte sowie die Brandkatastrophe lassen die Spannung schnell steigen und auf gleichmäßigem Niveau verharren, das den Leser das Buch nicht aus der Hand legen lässt. Auch die geschickten angelegten Wendungen überraschen den Leser und geben der Geschichte immer neue Blickwinkel.
Die Protagonisten sind ausdrucksstark und detailliert skizziert, in ihrem Verhalten spiegeln sie den Zeitgeist einer vergangenen Generation. Mit glaubhaften Eigenschaften ausstaffiert wirken sie sehr lebendig, individuell und vor allem sehr real, was den Leser zum Mitfiebern und Mitbangen anregt. Grace ist eine Frau, die sich liebevoll um ihre Kinder kümmert und für den Haushalt sorgt. Sie hat viel zu jung geheiratet, hatte immer jemanden, der sie versorgt. Trotzdem ist ihr ihre Unzufriedenheit anzumerken. Nach dem Feuer steht sie vor Nichts, was in ihr anscheinend ungeahnte Kräfte frei setzt und als Löwenmutter alle Reserven mobil macht, um sich und ihre Kinder irgendwie durchzubringen. Aber sie verliert auch sich selbst dabei nicht aus den Augen und steht zum ersten Mal auf eigenen Beinen, ist für sich selbst verantwortlich, und gerade das scheint ihr die nötige Stärke zu verleihen.
„Wenn die Nacht in Flammen steht“ ist ein wahrer Pageturner, der dem Leser ein tolles Kopfkino sowie eine Achterbahn der Gefühle beschert. Wunderbar packend erzählt und absolut empfehlenswert!