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Veröffentlicht am 22.09.2020

"Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." (George Santayana)

Ein neuer Himmel
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1938 Berlin. Die jüdische Musiklehrerin Hannah Rosenberg bekommt von ihrer großen Liebe Peter Hagen den Laufpass, weil sie nicht zu seiner Karriere als Anwalt im Reichsinnenministerium passt und auch seine ...

1938 Berlin. Die jüdische Musiklehrerin Hannah Rosenberg bekommt von ihrer großen Liebe Peter Hagen den Laufpass, weil sie nicht zu seiner Karriere als Anwalt im Reichsinnenministerium passt und auch seine Familie Einwände gegen die Verbindung hat. Schon bald heiratet Peter eine andere. Hannah ist enttäuscht und gesteht Peter nichts von ihrer Schwangerschaft. Als Hannah aufgrund ihrer jüdischen Herkunft sowohl Anstellung als auch Wohnung verliert, flüchtet sie aus Berlin und wird mit ihrer kleinen Tochter Melina auf dem Erlenthaler Sandnerhof in der Nähe von Würzburg von der Gutsfamilie freundlich aufgenommen. Jeder im Umfeld des Hofes nimmt an, dass Hannah und Melina mit der Gutsfamilie verwandt sind. Doch die nationalsozialistische Jagd auf die Juden offen ausbricht und damit auch das Landleben infiziert, muss Hannah sich immer mehr davor fürchten, mit ihrer Tochter in ein Lager deportiert zu werden…
Margit Steinborn hat mit „Ein neuer Himmel“ einen berührenden historischen Roman vorgelegt, der neben der Geschichte von Hannah und Peter auch den geschichtlichen Hintergrund wunderbar authentisch mit ihrer Handlung verbindet. Der flüssig-bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser in die Vergangenheit in Deutschlands dunkelste Zeit reisen, um dort nicht nur Hannahs Schicksal mitzuerleben, sondern auch Peters Aufstieg bei den Nationalsozialisten. Mit wechselnden Perspektiven schafft die Autorin es ausgezeichnet, dem Leser zwei völlig verschiedene Welten der damaligen Zeit aufzuzeigen. Während man Hannah mit ihrer Tochter auf der Flucht begleitet, sich mit ihnen auf dem Land in Sicherheit wiegt, um schlussendlich doch in Auschwitz zu landen, erlebt man gleichzeitig den steilen Aufstieg von Peter im Reichsministerium, wo dieser gleich unter Himmler Position bezieht. Feinfühlig, aber auch empathisch zeichnet Steinborn die Landidylle, wo die Menschen andere Sorgen haben, als sich um die Judenfrage zu kümmern, bis diese am Ende auch von der unmenschlichen Nazidoktrin infiltriert wird. Im krassen Gegensatz dazu stehen die Dinge, die Peter mitzuentscheiden hat, immer mehr sein Gewissen plagen und sich auf seine eigenen Werte besinnen lässt. Gekonnt verbindet Steinborn den historischen Hintergrund mit den Geschicken ihrer Protagonisten, so dass der Leser das Gefühl hat, anhand von Hannahs Schicksal das so vieler anderer Verfolgter hautnah zu teilen.
Die Autorin hat ihre Charaktere liebevoll in Szene gesetzt und mit menschlichen Zügen ausgestattet, so dass sie für den Leser nicht nur glaubwürdig und realistisch sind, sondern vor allem greifbar nah, um mit ihnen die Emotionen zu teilen. Hannah ist eine wunderbare Protagonistin, die dem Leser sofort ans Herz wächst. Sie drängt sich nicht auf, hat eine liebevolle enge Beziehung zu ihrer Tochter Melina, ist sie doch das Bindeglied zu ihrer großen Liebe. Klara und Friedrich Sander nebst Familie sind warmherzige und ehrliche Menschen, die mit der damaligen Politik nicht konform gehen. Sie üben Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft, ebenso wie Pfarrer Simon Petersen. Peter Hagen ist ehrgeizig, fleißig und regimetreu, aber auch blind und leichtgläubig. Erst im Verlauf der unmenschlichen Tötungsmaschinerie meldet sich sein Gewissen immer lauter, die Zweifel seines Tuns bringen ihn dazu, sich auf seine ehemals hohen Werte zu besinnen.
„Ein neuer Himmel“ ist ein tiefgründiger und vor allem sehr emotionaler Roman, der den Leser durch eine wahre Achterbahn der Gefühle jagt. Neben schrecklicher Angst handelt er aber auch von Mitmenschlichkeit, Hoffnung und Liebe, was den Leser nicht nur nachdenklich stimmt, sondern tiefen Respekt abringt im Gedenken an all die Schicksale, die durch die damalige Hölle mussten und diejenigen, die sich ohne Furcht gegen das Grauen stemmten. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 20.09.2020

"Mein Wissen über Kunst endete im Impressionismus." (Peggy Guggenheim)

Miss Guggenheim
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1941. Als die Nationalsozialisten sich immer mehr in Europa breit machen, sieht die Kunstsammlerin Peggy Guggenheim, die selbst jüdischer Abstammung war, keinen anderen Ausweg, als mit ihrer Familie, ihrem ...

1941. Als die Nationalsozialisten sich immer mehr in Europa breit machen, sieht die Kunstsammlerin Peggy Guggenheim, die selbst jüdischer Abstammung war, keinen anderen Ausweg, als mit ihrer Familie, ihrem Geliebten, dem Maler Max Ernst, und ihrer Gemäldesammlung im Gepäck per PanAm Clipper von Lissabon nach New York zu flüchten, bevor dies für Auswanderer nicht mehr erlaubt war. In Amerika sucht Peggy geeignete Räumlichkeiten, um sich endlich den Wunsch einer eigenen Galerie zu erfüllen und ihre Sammlung der Öffentlichkeit preiszugeben. Peggy etabliert sich auch als Mäzenin, die viele Künstler gefördert hat und an deren Erfolg sie maßgeblich beteiligt ist. Die Beziehung zu Max Ernst verläuft sich bald, denn Peggy ist niemand, der sich mit einer Nebenrolle begnügt. 1947 schließt Peggy ihre New Yorker Galerie, bricht ihre Zelte ab und kehrt nach Europa zurück, um sich in Venedig niederzulassen…
Leah Hayden hat mit „Miss Guggenheim“ einen akribisch recherchierten und sehr informativen Roman vorgelegt, der die bekannte Kunstsammlerin Peggy Guggenheim für den interessierten Leser wieder lebendig werden lässt. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser schnell ins vergangene Jahrhundert schlüpfen, um über zwei Zeitebenen das Leben und Wirken von Peggy Guggenheim hautnah mitzuerleben. Die Autorin gibt dem Leser nicht nur Einblicke in das Privatleben der Protagonistin, sondern lässt ihn auch Luft in der damaligen Künstlerszene schnuppern, während große Namen der Kunst vorbeiflanieren, die mit Peggy beruflich und privat verkehrten. Da darf man neben Max Ernst auf Pablo Picasso, Salvador Dali, Jackson Pollock, Mondrian und Kandinsky treffen, deren Gemälde man heute in den Museen der Welt bewundern kann, und beneidet Guggenheim insgeheim dafür, diese Künstler persönlich gekannt zu haben. Die Autorin hat ihre Geschichte gut umgesetzt, mit vielen interessanten Fakten gefüllt und bedient sich einer fesselnden Berichterstattung, die den kunstliebenden Leser an den Seiten kleben lässt.
Die Charaktere wurden von der Autorin sehr lebendig und authentisch in Szene gesetzt, der Leser darf ihnen auf Schritt und Tritt folgen, um selbst ein Gefühl für die damalige Zeit zu bekommen. Peggy Guggenheim ist eine selbstbewusste, extrovertierte und exzentrische Frau, die nicht nur für ihren Traum kämpft, sondern auch mit viel Mitgefühl und Hilfsbereitschaft gesegnet ist. Ihre größte Liebe ist die Kunst und den Kunstschaffenden vorbehalten. Ihr verdankt die Gegenwart einige der schönsten und interessantesten Gemälde und Skulpturen, die ohne ihr Engagement wahrscheinlich zerstört oder verloren gewesen wären. Insgeheim hat sie wohl auch auf ein privates Glück gehofft, doch ihre beiden Ehen haben ihr nicht das gegeben, was sie sich wünschte. Max Ernst ist ein Egomane, der nicht damit zurechtkommt, dass Peggy sich nicht in seinen Schatten stellt.
„Miss Guggenheim“ ist ein farbenfrohes und lebendiges Portrait der damaligen Zeit, vor allem aber eine Homage an eine interessante und wichtige Persönlichkeit der Kunstszene. Verdiente Leseempfehlung für einen spannenden und gefühlvollen Einblick!

Veröffentlicht am 20.09.2020

Das Leben macht, was es will

Der kleine Unterschied
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Schlimmer kann es für die Fotografin Maite nicht mehr kommen, denn nicht nur ihre Ehe ist den Bach runter, ihr Exmann hat sie geradezu ruiniert. Sie hat keine andere Wahl und zieht wieder bei ihren Eltern ...

Schlimmer kann es für die Fotografin Maite nicht mehr kommen, denn nicht nur ihre Ehe ist den Bach runter, ihr Exmann hat sie geradezu ruiniert. Sie hat keine andere Wahl und zieht wieder bei ihren Eltern ein, doch ein neuer Job muss her, egal als was. Ein Anstellung als Kindermädchen bei einem wohlhabenden alleinerziehenden Witwer mit zwei Kindern kommt Maite da gerade recht, aber von Beginn an ist der Wurm drin. Die Kinder Bruno und Sofia machen Maite das Leben schwer, die Annäherung an die beiden stellt Maites Geduld auf eine harte Probe. Noch schlimmer gebärdet sich aber Vater Mario, bei dem Maite nie weiß, woran sie mit ihm ist. Eben noch unheimlich charmant und nahezu zum Verlieben, ist er im nächsten Moment verschlossen, unfreundlich und distanziert. Maite erlebt ein Wechselbad der Gefühle, aber sie fühlt endlich wieder etwas…
Paloma Ainsa hat mit „Der kleine Unterschied“ einen unterhaltsamen Roman vor spanischer Kulisse vorgelegt, in dem es neben einer sich anbahnenden Liebesbeziehung vor allem um die zwischenmenschlichen Beziehungen aller Beteiligten geht. Der flüssig-leichte und gefühlvolle Schreibstil ist mit einigem Humor gespickt. Der Leser findet sich schnell als unsichtbarer Schatten an Maites Seite wieder und darf nicht nur an dem Drama ihres Lebens teilhaben, sondern auch miterleben, was das Schicksal mit ihr und den anderen Protagonisten vorgesehen hat. Die Autorin wagt sich in ihrer Geschichte an einige schwierige Themen, so geht es nicht nur um Trauerbewältigung, Demenz sowie das Verlassen und Betrogen werden, sondern auch darum, sein Leben neu zu ordnen, wieder Vertrauen zu fassen und dem Glück eine neue Chance zu geben. Mit spielerischem Wortwitz und doch einigem Tiefgang lässt Ainsa ihre Protagonisten miteinander agieren und legt so nach und nach deren Geschichten offen, die für ihre jeweilige Gefühlslage verantwortlich sind. Feinfühlig beschreibt die Autorin Maites Engagement bei den ihr anvertrauten Kindern, die noch immer unter dem Tod der Mutter leiden, aber auch den Umgang mit der dementen Dona Catalina oder den engen Zusammenhalt in Maites eigenem Familien- und Freundeskreis. Farbenfrohe Schilderungen der Örtlichkeiten lassen zudem beim Leser ein Kopfkino starten, sieht er doch alles bildhaft vor sich.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt, individuelle Eigenschaften lassen sie glaubwürdig und realitätsnah wirken, so dass der Leser sich in ihrer Mitte wohl fühlt und mitfiebern kann. Maite knabbert gerade an dem unsäglichen Betrug ihres Exmannes, der ihr alles genommen hat, was ihr lieb und teuer war. Doch sie lässt sich nicht hängen, sondern krempelt die Ärmel hoch und stellt sich den Herausforderungen. Maite ist mitfühlend, warmherzig und vor allem sehr hilfsbereit. Mario ist ein trauernder Mann, der nichts mit sich anfangen kann. Er wirkt oftmals arrogant und selbstherrlich, er kann aber auch liebenswürdig und charmant sein. Bruno und Sofia vermissen ihre Mutter, haben deren Tod noch nicht verarbeitet und fühlen sich auch von ihrem Vater allein gelassen. Maites Mutter Rosa ist eine Seele von Mensch und hat das Herz am rechten Fleck. Dona Catalina ist eine einsame alte Dame, deren eigene Erinnerungen von Tag zu Tag schwinden. Aber auch Viriginia, Juan Luis und Virginia spielen in dieser Geschichte wichtige Rollen.
„Der kleine Unterschied“ kommt einer Geschichte aus dem wahren Leben sehr nahe. Es geht um Familie, Liebe, Vertrauen, Problembewältigung und die Hoffnung auf einen Neuanfang. Aufgrund der unterhaltsamen und gefühlvollen Erzählweise kann man das Buch kaum aus der Hand legen. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.09.2020

Kriegszeiten

Die Krankenschwester von St. Pauli – Jahre des Aufbruchs
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1914 Hamburg. Der Erste Weltkrieg hält auch Einzug in Svantje Claasens Leben und das ihrer Familie. Gemeinsam mit ihrer Tochter Karoline behandelt sie die verwundeten Frontsoldaten notdürftig, denn die ...

1914 Hamburg. Der Erste Weltkrieg hält auch Einzug in Svantje Claasens Leben und das ihrer Familie. Gemeinsam mit ihrer Tochter Karoline behandelt sie die verwundeten Frontsoldaten notdürftig, denn die Versorgungslage ist eng und macht sich auch innerhalb der Bevölkerung bemerkbar. Als Tochter Karoline heiratet und sich für den Lazarettdienst an der Front meldet, um ihrem Mann zu folgen, tut es ihr Svantje gleich, will sie doch weiter ein Auge auf ihre Tochter haben. Friedrich bleibt derweil zuhause, denn er ist aufgrund seiner Verletzung nicht kriegstauglich. Bei hrem Frontdienst erleben sowohl Svantje als auch Karoline sämtliche Schreckensszenarien des Krieges. Als Karoline schwanger wird, beendet sie die Arbeit im Lazarett, während Svantje weiterhin ihren Dienst tut und sich auf einmal als Gefangene in Feindeshand befindet. Ob sie ihre Lieben je wieder in die Arme schließen kann?
Rebecca Maly hat mit "Die Krankenschwester von St. Pauli - Jahre des Aufbruchs" den dritten Band ihrer historischen St. Pauli-Serie vorgelegt, der nicht nur mit geschichtlichem Hintergrundwissen glänzt, sondern auch mit einer spannenden Handlung zu punkten weiß. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser 100 Jahre in der Zeit zurückreisen, um sich alsbald mit Svantje und deren Familie im tiefsten Kriegsgeschehen wiederzufinden und ihr Schicksal zu begleiten. Der Handlungszeitraum umspannt die Jahre 1914 bis 1917, in denen die Autorin den Ersten Weltkrieg sehr wortgewaltig wieder lebendig werden lässt. Die Umstellung der Werften zu Waffenherstellern wird ebenso erwähnt wie die schlimme Lage der Bewohner Hamburgs, denen neben den zu beklagenden toten Familienmitgliedern auch noch an vielem mangelt. Die grausamen Schlachten zwischen Franzosen, Briten und Deutschen in Ypern wird zum wahren Höllenschlund, weil dort mit Giftgas experimentiert wurde. Und mittendrin erlebt man Svantjes Wirken wie ein Kampf gegen Windmühlen, die sich schon bald auf gefährlichem Terrain bewegt. Der Autorin gelingt es geschickt, den Leser an die Seiten zu fesseln und ihn durch eine wahre Gefühlsachterbahn zu jagen, so lebhaft sind ihre Schilderungen sowie der hoch angelegte Spannungsbogen.
Ihre Charaktere hat die Autorin immer weiter entwickelt und ihnen dadurch nicht nur Menschlichkeit, sondern vor allem Authentizität verliehen, was Nähe zum Leser schafft, der sich ihnen schnell verbunden fühlt und mit ihnen bangt, hofft und fiebert. Svantje ist eine gestandene Frau, die zupacken kann und hilft, wo immer es nötig ist. Sie sorgt sich um ihre Lieben, strahlt Mut und Stärke aus. Karoline hat das Helfergen von ihrer Mutter geerbt und packt im Lazarett kräftig mit an. Sie ist allerdings etwas feinfühliger als ihre Mutter, die schon mehr Lebenserfahrung hat. Doch der Krieg lässt auch Karoline sehr schnell erwachsen werden. Richard Harkenfeld muss seinen Mann an der Front stehen, während die familieneigene Werft als Rüstungsunternehmen umfunktioniert wurde. Ebenso überzeugen Friedrich und weitere Protagonisten in dieser spannenden Geschichte.
Mit "Die Krankenschwester von St. Pauli - Jahre des Aufbruchs" hat Rebecca Maly den spannendsten Teil ihrer Serie vorgelegt, der sowohl mit historischem Hintergrundwissen als auch mit einer bildhaft-düsteren und gefühlvollen Erzählweise den Leser an den Seiten kleben lässt. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.09.2020

„Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr.“ (Marie Curie)

Madame Curie und die Kraft zu träumen (Ikonen ihrer Zeit 1)
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1891Paris. Durch ihren Vater, einen Lehrer für Mathematik und Physik geprägt, zeigt die Polin Maria Salomea Sklodowska Curie ein reges Interesse an diesen Fächern. Ihre Mutter starb an Tuberkulose und ...

1891Paris. Durch ihren Vater, einen Lehrer für Mathematik und Physik geprägt, zeigt die Polin Maria Salomea Sklodowska Curie ein reges Interesse an diesen Fächern. Ihre Mutter starb an Tuberkulose und der Vater eröffnete nach seiner Entlassung als Lehrer im öffentlichen Schuldienst ein eigenes Pensionat. Als 24-jährige schafft sie es endlich, ihrer von Russland besetzten Heimat zu entkommen und ein Studium der Physik an der Sorbonne zu beginnen, dessen Lizenziat sie im Jahr 1893 als Jahrgangsbeste abschloss. 1894 hielt sie dann auch noch den Abschluss für Mathematik in ihren Händen. Während ihres Studiums musste Maria als Hauslehrerin arbeiten, um sich die Gebühren an der Sorbonne zu verdienen. 1895 heiratete sie ihre große Liebe Pierre Curie, der sich ebenfalls der Wissenschaft verschrieben hatte und mit dem sie gemeinsam für ihre Forschungen 1903 den Nobelpreis für Physik erhielt. Nach dem Tod ihres Mannes wurde Marie Curie 1911 für ihre außerordentlichen Leistungen mit einem weiteren Nobelpreis für Chemie unsterblich.
Susanna Leonard hat mit „Madame Curie und die Kraft zu träumen“ eine sehr informative Biografie in einen unterhaltsamen Roman verpackt, um einer außergewöhnlichen Frau ein Denkmal zu setzen und sie gleichzeitig wieder zum Leben zu erwecken. Der flüssige, farbenfrohe und packende Erzählstil lässt den Leser in der Zeit zurückreisen, um das Leben von Marie Curie von Kindheit an kennenzulernen. Durch unterschiedlich geschaffene Perspektiven, in denen eine gealterte Marie Curie auf ihr Leben zurückschaut, bekommt der Leser den Eindruck vermittelt, die Lebensgeschichte aus erster Hand zu erfahren. Die Autorin hat sich sehr nahe an den Fakten orientiert und zeichnet das Bild einer wissensdurstigen und selbstbewussten Frau auf, die den Kampf gegen die Männerwelt aufnimmt, um zu beweisen, dass auch Frauen durchaus in der Lage sind, komplizierte Wissenschaften zu studieren bzw. mit Intelligenz auch voranzubringen. Curie muss durch ein Tal von Missachtung, Verhöhnung, Ungerechtigkeit, um ihre Ziele zu erreichen. Kein Opfer ist ihr zu groß, um ihre Forschungen betreiben zu können, ihr Mut und ihre Ausdauer sind geradezu legendär, denn sie hat nie aufgehört, an sich zu glauben. Der Autorin gelingt es wunderbar, dem Leser diese außerordentliche Frau nahe zu bringen und zu verdeutlichen, dass es sich lohnt, für das zu kämpfen, was man liebt. Das liegt vor allem auch an der ausgezeichneten historischen Recherche und dem Feingefühl der Autorin für ihre Protagonistin.
Die Charaktere sind mit menschlichen Eigenschaften ausgestattet, wirken authentisch und realtitätsnah. Der Leser hat den Eindruck, als sitze er mit Curie am Tisch und lausche ihrer Geschichte. Marie Curie war schon als Kind meist die Klassenbeste aufgrund ihres Wissensdursts und Forscherdrangs. Da es ihr ein Studium in ihrer polnischen Heimat verwehrt blieb, ging sie nach Frankreich, aber auch dort wurde sie als Frau im naturwissenschaftlichen Bereich belächelt. Doch all dies lässt Curie an sich abprallen, was ihr am Ende als Professorin nicht nur einen Lehrstuhl an der Sorbonne einbringt, sondern zusätzlich zwei Nobelpreise. Pierre Curie war ein liebevoller Ehemann, der seiner Frau den verdienten Respekt zollte, auch wenn dies leider nicht auf das Umfeld abfärbte. Als Doppelpack waren sie in der Wissenschaft nahezu unschlagbar und ihre Erfolge sind noch heute in vielerlei Hinsicht richtungsweisend.
„Madame Curie und die Kraft zu träumen“ ist eine Homage an eine der außergewöhnlichsten Frauen im Wissenschaftsbereich. Wunderbar erzählt und mit vielen interessanten Informationen versehen ist dieser historische Roman ein Genuss. Absolute Leseempfehlung!