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Veröffentlicht am 31.05.2020

Liebe und Leid in Zeiten der Cholera

Die Krankenschwester von St. Pauli – Tage des Schicksals
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1885 Hamburg. Im ärmlichsten Teil der Stadt, dem Gängeviertel, lebt Svantje Claasen mit ihren Eltern und dem kleinen Bruder Piet. Schon früh hegt sie den Wunsch, einmal Krankenschwester zu werden und arbeitet ...

1885 Hamburg. Im ärmlichsten Teil der Stadt, dem Gängeviertel, lebt Svantje Claasen mit ihren Eltern und dem kleinen Bruder Piet. Schon früh hegt sie den Wunsch, einmal Krankenschwester zu werden und arbeitet fleißig dafür, dass dies nicht nur ein Traum bleibt. Als sie nach ihrer Ausbildung dem wohlhabenden Tuchhändler Friedrich Falkenberg begegnet, verlieben sich die beiden Hals über Kopf ineinander. Doch sie stammen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, eine Verbindung zwischen ihnen beiden wird von Friedrichs Eltern nicht toleriert. Dann bricht in Hamburg die Cholera aus, die Svantje vor eine große Herausforderung stellt…
Rebecca Maly hat mit „Die Krankenschwester von St. Pauli – Tage des Schicksals“ den ersten Band ihrer historischen Krankenschwester-Trilogie vorgelegt, die sich mit der Zeitspanne von 1885 bis 1892 im damaligen Hamburg befasst. Der flüssige und bildgewaltige Schreibstil lädt den Leser ein, in das vergangene 19. Jahrhundert einzutauchen und sich den damaligen gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten gegenüber zu sehen. Die Geschichte ist in zwei Teile gegliedert, der erste befasst sich mit der Vorstellung der diversen Charaktere, während sich im zweiten alles um den Choleraausbruch dreht. Die Autorin bedient sich für ihre Geschichte wechselnder Perspektiven, so erlebt der Leser die unterschiedlichen Sichtweisen von Svantje, Friedrich, Raik, Hilde und Richard, die allesamt einen guten Querschnitt der Bevölkerung abbilden. Der historische Hintergrund wurde von Maly sehr gut recherchiert und mit ihrer Handlung verwoben. So erfährt der Leser nicht nur von der Machtergreifung der Sozialisten, den Standesunterschieden sowie den sich langsam bildenden Arbeiteraufständen, sondern auch vom Ausbruch der Choleraepidemie, die zu Beginn ignoriert wurde und dann doch immer mehr Todesopfer fordert. Sehr bildhaft beschreibt die Autorin, wie die Sterbenden dahinsiechen, die Toten auf Karren abtransportiert werden. Aber auch das Gängeviertel, der Hafen und die Werft werden in sehr detaillierten Bildern entworfen, so dass der Leser während der Lektüre alles hautnah vor sich sehen kann. Der Spannungslevel ist von Beginn an vorhanden und steigert sich im Verlauf der Geschichte immer weiter in die Höhe, wobei die Autorin mit einigen überraschende Wendungen aufwartet, die den Leser an den Seiten kleben lassen.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und detailliert entworfen und mit Leben gefüllt. Ausgestattet mit menschlichen Eigenschaften überzeugen sie durch Authentizität und Glaubwürdigkeit. Der Leser fügt sich schnell in ihr jeweiliges Umfeld ein und darf mit ihnen hoffen, bangen und fühlen. Svantje ist eine fleißige, disziplinierte und starke Frau, die ihr Ziel nie aus dem Auge verliert. Sie ist hilfsbereit und strahlt Optimismus aus, der ihr so manchen Weg ebnet. Friedrich ist frei von jeglichem Standesdünkel und kämpft verbissen für seine Liebe zu Svantje. Raik ist ein aller Jugendfreund Svantjes, der sich gegen die Missstände in der Werft auflehnt und schon bald mitten im Arbeiterkampf steckt. Richard ist der Sohn des Werftbesitzers Harkenfeld, der erbitterten Widerstand gegenüber seinem Vater leistet und gleichzeitig ein Geheimnis hütet. Seine Schwester Hilde wirkt zwar etwas verwöhnt, jedoch träumt sie wie so viele von der einzigen wahren Liebe und möchte keine von den Eltern beschlossene Vernunftehe eingehen, um an den Meistbietenden verschachert zu werden.
„Die Krankenschwester von St. Pauli – Tage des Schicksals“ ist ein sehr gelungener Trilogie-Auftakt, der mit sehr guter historischer Hintergrundrecherche und einer spannenden Geschichte im alten Hamburg auf ganzer Linie überzeugt. Die Handlung um Liebe, Familie, Geheimnisse und gesellschaftliche sowie politische Verschiebungen verspricht abwechslungsreiche Lesestunden. Verdiente Leseempfehlung und gespanntes Warten auf Band 2.

Veröffentlicht am 31.05.2020

Annas aufregender Neustart auf Texel

Der Sommer der Inselblumen
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Nachdem Anna gerade erst gesundheitlich wieder einigermaßen auf die Füße gekommen ist, bricht nun auch noch ihr berufliches und privates Glück zusammen. Erst verliert sie ihren Job als Floristin und muss ...

Nachdem Anna gerade erst gesundheitlich wieder einigermaßen auf die Füße gekommen ist, bricht nun auch noch ihr berufliches und privates Glück zusammen. Erst verliert sie ihren Job als Floristin und muss dann feststellen, dass ihr Freund Simon sich inzwischen mit ihrer Chefin Karin vergnügt. Den einzigen Ausweg sieht sie in der Annahme des großelterlichen Erbes, so reist sie in Begleitung ihres Dackels Prinz Harry von Hamburg auf die holländische Insel Texel, um in den Bujinshof einzuziehen und mit einem eigenen Blumenladen einen Neuanfang zu wagen. In Physiotherapeutin Britt hat Anna schnell eine Freundin gefunden, auch Biobauer Luuk unterstützt sie bei allem. Aber es sind nicht nur die Erinnerungen an die Vergangenheit, die Anna das Leben schwer machen, sondern es gibt anscheinend auch jemanden, der ihr nichts Gutes will und sie aus der Anonymität heraus attackiert. So hat sich Anna ihren Neustart auf Texel nicht vorgestellt. Wird sie die alten Erinnerungen endlich hinter sich lassen und vielleicht auch eine neue Liebe finden?
Mina Gold hat mit „Der Sommer der Inselblumen“ einen richtig dicken Schmöker vorgelegt, der nicht nur einen Neuanfang, sondern auch Spannung, Liebe und mit der holländischen Nordseeinsel Texel ein schönes Inselfeeling verspricht. Der flüssig-leichte, bildhafte und gefühlvolle Schreibstil gestattet dem Leser, sofort in die Seiten einzutauchen und Anna wie ein Schatten in ihr neues Leben zu folgen. Schon das Inselsetting wird farbenfroh beschrieben, so dass dem Leser während der Lektüre sofort das Kopfkino anspringt, der alte Hof vor dem inneren Auge Gestalt annimmt, die Strandspaziergänge am Meer und auch das Blumen-Café greifbar werden. Besonderes Geschick beweist die Autorin aber mit den zwischenmenschlichen Beziehungen ihrer sehr unterschiedlich angelegten Protagonisten. Die Inselgemeinschaft und die Attacken auf Anna stehen in einer seltsamen Symbiose, lassen den Spannungspegel steigen und stacheln die Neugier des Lesers an herauszufinden, was die Ursachen für die Feindseligkeiten sein könnte. Auch Annas alte und etwas verschüttete Erinnerungen werden gekonnt in der Handlung integriert und bieten genügend Raum für Spekulationen. Der bunte Strauß von Bewerbern auf Annas Herz bietet zusätzlich einiges an Unterhaltung und lässt den Leser rätseln, wer am Ende wohl ans Ziel kommt.
Die Charaktere sind vielfältig gestaltet, besitzen glaubwürdige menschliche Züge und strahlen Lebendigkeit aus. Der Leser fühlt sich ihnen schnell verbunden, nimmt Anteil an ihrem Schicksal und fiebert mit ihnen mit. Anna ist durch einige Rückschläge ziemlich gebeutelt und muss erst einmal zur Ruhe kommen. Sie liebt ihren Dackel abgöttisch, aber auch jeglicher Süßkram lässt ihre Augen leuchten. Sie ist eher zurückhaltend, besitzt aber eine innere Stärke, die sie nach vorn blicken lässt. Roos ist eine herzliche und offene Frau, auf die man sich immer verlassen kann. Britt ist eine Freundin zum Pferdestehlen, die pragmatisch die Probleme angeht. Luuk arbeitet als Biolandwirt und steht mit Rat und Tat zur Seite. Sem ist ein alter Freund aus Annas Jugend. Ole ist Britts Bruder und ein offenherziger Frauenheld, dem man nie lange böse sein kann. Dackel Harry ist der heimliche Star der Geschichte, denn er schleicht sich ganz schnell ins Leserherz.
„Der Sommer der Inselblumen“ ist ein 600-seitiger Schmöker, der von Anfang bis Ende spannend unterhält. Gefüllt mit viel Inselflair, Schicksalsschlägen, alten Familiengeschichten, neuen Freunden und einiger Romantik fliegen die Seiten nur so dahin. Die schönen Rezepte im Anhang sind eine Probe wert! Verdiente Leseempfehlung für den nächsten Urlaub!

Veröffentlicht am 31.05.2020

Bayerische Romanze

Sommernächte am Tegernsee
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Als sie von ihrem einzigen Verwandten, ihrem Onkel Sebastian, den kleinen Landgasthof „Die Goldenen Eiche“ am Tegernsee übertragen bekommt, um selbst ins Seniorenstift zu ziehen, kann es Sabine Moser kaum ...

Als sie von ihrem einzigen Verwandten, ihrem Onkel Sebastian, den kleinen Landgasthof „Die Goldenen Eiche“ am Tegernsee übertragen bekommt, um selbst ins Seniorenstift zu ziehen, kann es Sabine Moser kaum glauben. Seit sie denken kann, möchte sie den familieneigenen Betrieb fortführen, der mit eine spektakulären Aussicht und Spitzenküche bei vielen Gästen beliebt ist. Die zufällige Begegnung mit Thorsten bleibt Sabine nachhaltig im Gedächtnis, denn sie fühlt sich auf unerklärliche Weise sofort zu ihm hingezogen. Aber macht auch ihr Bankberater Martin ihr den Hof. Als es zu einem Unfall kommt, muss Sabine eine Entscheidung treffen…
Johanna Nellon hat mit „Sommernächte am Tegernsee“ einen netten kurzweiligen Unterhaltungsroman vorgelegt, der als Hintergrundkulisse ein alpennahes Reiseziel in Oberbayern hat. Wer die urigen und idyllisch gelegenen Landgasthöfe dort kennt, freut sich auf eine gemütliche Wohlfühlgeschichte. Mit dem locker-leichten Erzählstil gelingt der Einstieg in die Geschichte recht schnell, allerdings ist etwas Konzentration gefordert, weil die Autorin mit mehreren Handlungssträngen jongliert und dabei leicht der Überblick verloren gehen kann. Farbenfrohe Landschaftsbeschreibungen zaubern während der Lektüre schöne Bilder im Kopf hervor, die Autorin lässt so manche regionale Sehenswürdigkeit in ihre Handlung mit einfließen, aber auch den Landgasthof hat man sofort vor Augen, dem man gern einen Besuch abstatten würde, um dort eine der wunderbaren Leckereien zu kosten, die in der Geschichte aufgeführt und von der Autorin per Rezept am Ende an den Leser weitergegeben werden. Die Handlung selbst ist im Großen und Ganzen recht vorhersehbar, einen Spannungslevel sucht man vergeblich, und auch die dazu angelegten Wendungen sind schnell durchschaut.
Die Charaktere spiegeln einen kleinen Querschnitt der Gesellschaft wieder, besitzen realistische menschliche Eigenschaften und wirken glaubwürdig. Doch so richtig nah kommt der Leser ihnen nicht, dazu fehlt es der Geschichte ein wenig an Gefühl und Warmherzigkeit. So betrachtet man ihre Unternehmungen mit dem gebührenden Abstand. Sabine ist eine Frau, die zupacken kann, um ihren Traum zu leben. Sie ist eine exzellente Köchin und besitzt ein offenes Wesen, das die Gäste anzieht. Markus ist ein Mann, der sich nicht in die Karten schauen lässt. Er hat zwei Gesichter und versucht vor allem, sich seinen Vorteil zu sichern. Thorsten besitzt eine sympathische offene Art. Ria ist eine Frau, die nur an sich selbst denkt. Aber auch Elisabeth und Onkel Sebastian spielen in dieser Geschichte eine Rolle.
„Sommernächte am Tegernsee“ ist ein durchweg kurzweiliger Unterhaltungsroman, der nicht nur Urlaubsfeeling verbreitet, sondern auch der Liebe einen großen Platz einräumt. Nette Lektüre für zwischendurch.

Veröffentlicht am 30.05.2020

Eine gefährliche Liebe

Die sardische Hochzeit
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1922. Leo Lanteri, der Erbe einer Olivenplantage, wird von seinem Vater aus der Schusslinie katapultiert und ins sardische Sassari geschickt, nachdem er in seiner ligurischen Heimat Sant’Amato im Affekt ...

1922. Leo Lanteri, der Erbe einer Olivenplantage, wird von seinem Vater aus der Schusslinie katapultiert und ins sardische Sassari geschickt, nachdem er in seiner ligurischen Heimat Sant’Amato im Affekt den neuen Verlobten seiner Ehemaligen Silvia getötet hat. Leo, ein Kriegsveteran, der noch immer unter den Folgen seiner Erlebnisse leidet, fühlt sich von Anfang an in dem kleinen Ort unwohl, wo immer mehr Einwohner Mussolini sowie seine faschistische Politik unterstützen. Bei dem Besuch des Landgutes der Familie Soriga, wo Leo sich die Olivenstöcke der „Pecora nera“ ansehen möchte, trifft er auf die Tochter des Hauses Gioia. Schon beim ersten Blickwechsel verlieben sich Leo und Gioia Hals über Kopf ineinander. Aber Gioia ist mit dem Pferdezüchter Gavino Marras verlobt und soll diesen in einer Woche heiraten, um die Familienfehde zwischen den Sorigas und den Marras zu beenden. Wird die Hochzeit wirklich stattfinden, oder findet Leo einen Weg, mit Gioia glücklich zu sein?
Grit Landau hat mit „Die sardische Hochzeit“ einen sehr unterhaltsamen, spannenden Roman vor historischem Hintergrund vorgelegt, der von der ersten Zeile an zu fesseln weiß. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser sofort in die Handlung eintauchen und nicht mehr hervorkommen, bis dieser absolute Pageturner beendet ist. An der Seite von Leo erlebt der Leser nicht nur seine Ankunft auf Sardinien, sondern nimmt hautnah an seinen Gedanken und inneren Kämpfen teil, die ihm das Leben zur Hölle machen. Aber ebenso darf man miterleben, wenn Leos Blick zum ersten Mal auf Gioia trifft oder seine Sympathie für Gavino Marras sich offenbart. Landau weiß geschickt mit den Emotionen zu spielen, erzählt ihre Geschichte so, dass der Leser alles wie einen Kinofilm vor dem inneren Auge mitverfolgen kann und gespannt darauf wartet, ob das Pulverfass, auf dem Leo sitzt, hochgehen wird. Auch die sardischen Gebräuche und Mythen, die jedem Kapitel voranstehen, entfalten sich innerhalb der Geschichte und machen dem Leser so manche Handlungsweise besser zugänglich. Gleichzeitig hat Landau den von ihr exzellent recherchierten politischen und gesellschaftlichen Hintergrund so gut mit ihrer Handlung verwoben, dass man als Leser auch noch eine Zeitreise in die Vergangenheit antritt in eine Gemeinschaft voller alter Werte und Traditionen, die sich durch die Machtergreifung Mussolinis in einem Spaltungsprozess befindet.
Die Charaktere sind fein nuanciert und liebevoll in Szene gesetzt worden. Sehr lebendig, glaubwürdig und vor allem authentisch nehmen sie den Leser schnell für sich ein, der so die Möglichkeit erhält, mit ihnen zu fühlen und zu fiebern. Leo ist ein gebrochener Mann, der nicht nur durch seine Kriegserlebnisse gebrochen wurde, sondern sich auch durch sein ungezähmtes Wesen in Schwierigkeiten gebracht hat. Äußerlich wirkt er zurückhaltend, jedoch brodelt es in ihm und macht ihn unberechenbar. Er liebt den Jazz und seine ligurische Heimat, die er schrecklich vermisst. Gioia ist eine sehr musikalische Frau. Sie soll eine Vernunftehe mit ihrem Schulfreund eingehen, um es der Familie recht zu machen, dabei würde sie lieber heute als morgen aus Sassari verschwinden und in die Stadt ziehen, wo mehr Leben und vor allem Musik ist. Teresina Soriga ist die Patriarchin des Hauses und wirkt wie eine alte Hexe. Boi ist ein Angestellter Sorigas, der eine schmierige undurchsichtige Art an sich hat. Gioias Verlobter Gavino hat gerade sein Jurastudium beendet. Er befindet sich wie Gioia in einer Zwickmühle. Weitere Nebendarsteller haben ebenso einen berechtigten Platz in dieser durchweg faszinierenden Geschichte.
„Die sardische Hochzeit“ ist ein fesselnder Roman vor historischem Hintergrund, der Einblick gibt in alte sardische Traditionen und gesellschaftliche Bande. Die Autorin hat politische Gegner, alte Familienfehden und –geheimnisse, Intrigen sowie die Liebe wunderbar miteinander verbunden und bietet dem Leser ein buntes und sehr packendes Spektrum. Sehr gelungen, Chapeau!

Veröffentlicht am 30.05.2020

Toskanische Gartenliebe

Die geheimnisvollen Gärten der Toskana
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Das Leben von Floristin Jessy läuft gerade nicht so rund. Erst lässt ihr Freund sie sitzen und dann schließt der Blumenladen, in dem sie arbeitet. Bei einem Besuch bei ihrer Mutter lässt sie sich überreden, ...

Das Leben von Floristin Jessy läuft gerade nicht so rund. Erst lässt ihr Freund sie sitzen und dann schließt der Blumenladen, in dem sie arbeitet. Bei einem Besuch bei ihrer Mutter lässt sie sich überreden, sich auf eine Jobanzeige in der Toskana als Gartenhilfe zu bewerben. Die Zusage kommt prompt, so dass Jessy sich mitsamt ihrer Hündin Bella auf den Weg nach Italien in den Dunstkreis von Siena macht. Kaum dort angekommen, ist der Gärtner Gregorio, der sie eingestellt hat, erst einmal nicht gerade erfreut, als sich Jessy als Frau herausstellt. Doch Jessy macht ihm schnell klar, dass sie zupacken kann. Die Arbeit in der alten, etwas verwilderten Renaissance-Gartenanlage entpuppt sich zwar als Schwerstarbeit, Jessy genießt sie dennoch, denn nicht nur der Duft der Zitronenbäume lässt ihr Herz höher schlagen, sondern auch Gregorio verursacht Schmetterlinge in ihrem Magen. Wenn da nur nicht seine anspruchsvolle Mamma Rosella wäre, der Jessys Anwesenheit ein Dorn im Auge ist. Als Jessy bei Grabungsarbeiten alte Tonscherben mit mysteriösen Botschaften findet, sind sie und Gregorio bald einem alten Familiengeheimnis auf der Spur…
Anja Saskia Beyer hat mit „Die geheimnisvollen Gärten der Toskana“ einen sehr unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der den Leser nicht nur in eine der schönsten Gegenden Italiens entführt, sondern auch mit einer Romanze sowie der Aufdeckung eines alten Familiengeheimnisses aufwarten kann. Der flüssig-leichte und bildgewaltige Erzählstil der Autorin lässt den Leser wie von selbst in die Geschichte gleiten, sich unsichtbar an Jessys Seite stellen und mit ihr ein Abenteuer der gefühlvollen Art erleben. Schon die Beschreibungen der Landschaft und der Gärten sind so farbenfroh, dass sich dem Leser sofort ein wunderbares Kopfkino eröffnet, während die Seiten nur so durch die Finger rinnen und er den Duft von blühenden alten Rosensorten sowie reifen Zitronen in der Nase hat. Ihre Geschichte hat die Autorin nicht nur mit einer alten Familienfehde zwischen Nachbarn und einem Geheimnis versehen, sondern durch geschickt platzierte Wendungen den Leser nach und nach die Auflösung der Geschichte entdecken. Die Handlung ist durchweg abwechslungsreich gestaltet, der Einblick in die Welt der alten Gärten hochinteressant in die Geschichte mit eingebunden und liebevoll an den Leser gebracht, so dass man konstant das Gefühl hat, in einem bereichernden Kurzurlaub zu sein und dabei sogar noch eine Romanze erleben zu dürfen. Die eingestreuten Weisheiten von Jessys Oma sind ein zusätzliches Goody, die oftmals wie die Faust aufs Auge passen.
Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie bestechen mit Individualität sowie Authentizität und lassen sich den Leser ihnen nahe fühlen, der sich gerne an ihre Fersen heftet, mit ihnen liebt und mitfühlt. Jessy ist eine patente junge Frau, die gerade nicht auf einer Glückssträhne reitet. Zudem ist ihr Vertrauen in Männer schon durch ihren Vater gebrochen, was sich durch fehlgeschlagene Liebesbeziehungen noch verstärkt hat. Doch sie kann zupacken, hat ein offenes und freundliches Wesen und liebt die Arbeit in der Natur. Mit ihrer warmherzigen und offenen Art wächst sie dem Leser regelrecht ans Herz. Gregorio ist ein attraktiver Mann, der für und um das Familienerbe kämpft. Er leidet noch immer unter der verletzenden Art seines verstorbenen Vaters. Er ist Italiener mit englischen Vorfahren, so schlagen zwei Herzen in seiner Brust. Seine Mamma Rosella ist eine Frau mit Contenance, die aus einer feinen Familie stammt. Allerdings hat sie auch Haare auf den Zähnen und ist nicht gerade einfach zu handhaben. Auch Bella hat einen wichtigen Stammplatz in dieser Geschichte.
„Die geheimnisvollen Gärten der Toskana“ ist durch und durch ein Seelenschmeichler, der den Urlaub ins Haus bringt und das Herz für Romantik sowie die Nase für den Duft von Rosen und Zitronen öffnet. Ein wunderschöner Pageturner, die sich eine absolute Leseempfehlung verdient hat! Toll!!!