Profilbild von Dreamworx

Dreamworx

Lesejury Star
offline

Dreamworx ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Dreamworx über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.03.2018

Die Hansen-Dynastie

Die ferne Hoffnung
0

1888 Hamburg. Der Patriarch Peter Hansen leitet zusammen seinen drei Söhnen Robert, Karl und Georg mit ein Handelskontor für Kaffee. Erst als Peter Hansen plötzlich stirbt, erfahren die Söhne, dass das ...

1888 Hamburg. Der Patriarch Peter Hansen leitet zusammen seinen drei Söhnen Robert, Karl und Georg mit ein Handelskontor für Kaffee. Erst als Peter Hansen plötzlich stirbt, erfahren die Söhne, dass das Kontor hoch verschuldet ist und sie kurz davor sind, alles zu verlieren. Sie müssen unbedingt eine weitere Einnahmequelle auftun, um das Geschäft halten zu können. Während einer Geschäftsreise lernen die drei in Wien einen Plantagenbesitzer aus Kamerun kennen, der sein Geld bisher mit Kakao verdient hat und nun seinen Besitz veräußern möchte. Schnell greifen die Brüder zu und schon bald macht sich Robert mitsamt seiner Frau und seinen Töchtern auf die Reise nach Kamerun, um die Plantage vor Ort zu betreiben. Währenddessen gründet Karl in Wien ein eigenes Kontor, um die Wiener Kaffeehäuser zu beliefern, die das Getränk immer mehr zu schätzen lernen. Georg übernimmt die Leitung des Familienkontors in Hamburg und führt dort die Geschäfte weiter. Als sie in Kamerun eintreffen, fühlt sich Robert in dem fremden Land sofort wohl, ebenso seine Tochter Luise. Ehefrau Elisabeth sowie Tochter Martha würden dagegen am liebsten sofort wieder Richtung Heimat aufbrechen. Wie wird es den drei Brüdern und ihren Familien ergehen? Werden sie erfolgreich sein?
Ellin Carsta hat mit ihrem historischen Buch „Die ferne Hoffnung“ den ersten Band ihrer neuen Trilogie um die Familie Hansen vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und gefühlvoll, schnell lässt sich der Leser in das 19. Jahrhundert entführen, um sich abwechselnd an der Seite der drei Brüder wiederzufinden und hautnah an ihrem Leben teilhaben sowie die einzelnen Schicksale mitzuverfolgen. Der Roman wird aus drei verschiedenen Sichtweisen erzählt, einer berichtet von Georg und seinem Leben in Hamburg, einer schildert die Erlebnisse von Karl in Wien und der dritte lässt den Leser an den Erfahrungen teilhaben, die Robert mit seiner Familie in Kamerun macht. Durch den ständigen Wechsel der Örtlichkeiten baut sich unterschwellig eine gewisse Spannung auf, die den Leser in Atem hält und das Buch nicht aus der Hand legen lässt. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin wunderbar recherchiert und mit der Handlung verflochten. Auch die exotische Welt Kameruns sowie die dortigen Arbeitsbedingungen werden eindrucksvoll geschildert und lassen den Leser an den schwierigen Arbeitsbedingungen teilhaben.
Die Charaktere sind sehr schön ausgestaltet und mit Leben versehen worden. Sie wirken sehr authentisch und durch ihre unterschiedlichen Eigenheiten und Einstellungen auch sehr real. Robert Hansen ist ein offener und fleißiger Mann, der sich schnell in einer völlig fremden Welt zuhause fühlt. Er packt mit an und kann seine Begeisterung für das fremde und exotische Land auch seiner Tochter Luise nahebringen. Luise hat allerdings auch andere Motive, warum sie das Land nicht mehr verlassen möchte, sie hat sich verliebt. Elisabeth und Martha sind die einfachen Lebensverhältnisse nicht gewohnt und wünschen sich zurück in ihr privilegiertes Leben nach Hamburg. Georg hält das Hamburger Familienkontor nur leidlich am Leben, er ist weiterhin auf die Unterstützung seiner Brüder angewiesen und der Verkauf von Kakao lässt sich nur langsam an. Karl hat mit seinem neuen Kaffeekontor in Wien mehr Erfolg, denn die Österreicher kommen immer mehr auf den Geschmack des Getränks. Alle drei Brüder sind fleißig und scheuen keine neuen Wege, um die Schulden abzutragen und sich eine Existenz aufzubauen. Aber sie werden auch tatkräftig unterstützt.
„Die ferne Hoffnung“ ist der wunderbare Start einer neuen historischen Familiensaga über die Kaffeehandelsfamilie Hansen, die den Leser nicht nur an faszinierende Orte führt, sondern auch hautnah an der Entwicklung innerhalb der Familie und dem Geschäftsaufbau teilhaben lässt. Absolute Leseempfehlung für einen tollen Start – die Fortsetzung wird sehnlichst erwartet! Achtung: macht süchtig!!!

Veröffentlicht am 03.03.2018

Tulpenkrimi

Tulpengold
0

1636 Amsterdam. Der 17-jährige Pieter fängt bei dem Maler Rembrandt von Rijn als neuer Malerlehrling an. Er ist ein etwas sonderbarer Kautz und ein Außenseiter, allerdings ist er auch sehr intelligent ...

1636 Amsterdam. Der 17-jährige Pieter fängt bei dem Maler Rembrandt von Rijn als neuer Malerlehrling an. Er ist ein etwas sonderbarer Kautz und ein Außenseiter, allerdings ist er auch sehr intelligent und besitzt eine Vorliebe für Mathematik und fürs Malen. An seinem Antrittstag findet er auf dem Weg dorthin einen toten Tulpenhändler. Doch es bleibt nicht bei dem einen Toten, immer mehr Tulpenhändler werden ermordet aufgefunden. Und sie haben noch eine Gemeinsamkeit, denn sie alle wollten sich auch von Pieters Lehrmeister Rembrandt malen lassen. Hat der Maler etwas mit der Ermordung der Toten zu tun? Oder geht es um den Tulpenhandel, wo Tulpen doch damals eine wertvolle Währung waren und die Preise dafür immer weiter steigen?
Eva Völler hat mit ihrem Buch „Tulpengold“ einen spannenden historischen (Kriminal-)Roman vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Der Schreibstil ist flüssig und bildgewaltig, schnell taucht der Leser in ein vergangenes Jahrhundert ein und erlebt als unsichtbarer Schatten Pieters Welt mit eigenen Augen. Die Autorin hat gut recherchiert und den historischen Hintergrund sehr schön mit ihrer Geschichte verwebt. So bekommt der Leser Einblick in eine Kunstmalerwerkstatt, Informationen über den damaligen Tulpenhandel und die Kostbarkeit der Zwiebeln sowie über die ehemaligen Sitten und Gebräuche im alten Amsterdam und die Lebensumstände der früheren Bewohner Amsterdams. Der Spannungsbogen wird recht schnell hoch angelegt und steigert sich während der Geschichte immer mehr bis zum finalen Schluss. Durch die lebhafte Erzählweise der Autorin entsteht so ein schöner Film vor dem inneren Auge, während man der spannenden Handlung folgt.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und mit Leben versehen worden. Durch die Vermischung von fiktiven Protagonisten mit tatsächlichen historischen Personen gelingt es der Autorin, dem Leser das Gefühl zu vermitteln, dass sich die Handlung tatsächlich so zugetragen haben könnte. Die Romanfiguren wirken authentisch und sehr real. Pieter ist ein außergewöhnlicher und hochintelligenter junger Mann, der es nicht leicht hat, weil ihn alle wie einen Außenseiter behandeln. Aufgrund seiner Begabungen ist er seinem Umfeld nicht ganz geheuer. Dabei ist er von recht naiver Natur, hält vieles für die Wahrheit und lässt eine gewisse Skepsis vermissen, sie ist ihm einfach nicht gegeben. Vielmehr versucht er, das Leben auf mathematische Weise und seiner ureigenen Denkweise zu verstehen und nach Lösungen zu suchen. Im Nachwort der Autorin erfährt der Leser dann auch, dass man seine Verhaltensweise heutzutage wohl unter dem Asperger-Syndrom einordnen würde. Rembrandt ist der typische Künstler, der nur an die Malerei denkt und wie er sie am besten zum Ausdruck bringt. In Gelddingen ist er völlig unfähig und wäre ohne seine Frau Saskia schon längst in der Gosse gelandet. Dabei ist er sehr eigenwillig und stur – Künstler eben. Auch die weiteren Charaktere geben der Geschichte mit ihrem Auftauchen zusätzliche Spannung.
„Tulpengold“ ist ein sehr spannender und unterhaltsamer historischer Roman, der gleichzeitig einen Krimi beinhaltet. Historienfans und Krimifreunde werden an diesem Buch gleichermaßen ihre Freude haben. Leseempfehlung für ein Eintauchen ins 17. Jahrhundert auf den Spuren alter Meister und toter Tulpenhändler.

Veröffentlicht am 25.02.2018

„Schwestern sind verschiedene Blumen aus dem gleichen Garten“

Die andere Schwester
0

Die Schwestern Claire Cavenaugh und Meghann Dontess haben sich vor langer Zeit entfremdet und seither nur noch sporadisch Kontakt, da sie völlig verschiedene Lebensvorstellungen und –pläne haben, aber ...

Die Schwestern Claire Cavenaugh und Meghann Dontess haben sich vor langer Zeit entfremdet und seither nur noch sporadisch Kontakt, da sie völlig verschiedene Lebensvorstellungen und –pläne haben, aber auch vom Wesen her äußerst verschieden sind. Meghann ist eine knallharte Karrierefrau, die als Scheidungsanwältin Tag für Tag die Liebe in Scherben sieht. So lebt sie allein ein glamouröses Leben in Seattle und vergnügt sich ausschließlich mit kurzen Liebschaften, die ihr alle nichts bedeuten. Claire dagegen lebt noch immer mit ihrem Vater zusammen, unterstützt ihn bei der Arbeit des familieneigenen Campingplatzes und kümmert sich um ihre 5-jährige Tochter Ali. Dann findet Claire in Bobby die Liebe ihres Lebens und möchte ihre Schwester Meghann bei der Hochzeit dabei haben. Meghann, die nicht an die Liebe glaubt, macht sich auf den Weg, um ihrer Schwester ins Gewissen zu reden und sie von dieser Ehe abzuhalten. Während ihres Aufenthaltes in Hayden versuchen die Schwestern, sich auszusprechen und wieder näher zu kommen. Doch das ist schwieriger als gedacht…
Kristin Hannah hat mit ihrem Buch „Die andere Schwester“ einen sehr unterhaltsamen und emotionalen Roman vorgelegt, der den Leser ab der ersten Seite nicht mehr loslässt. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und bildhaft, schnell taucht der Leser in die Welt der ungleichen Schwestern ein, erlebt ihre Gedanken und Sorgen hautnah mit und darf auch einen Blick in ihre Vergangenheit werfen, der ihre Entfremdung und ihr heutiges Leben vorbestimmt haben. Der Autorin gelingt es auf wunderbare Weise mit ihrem einfühlsamen Schreibstil, die schmerzhaften Verletzungen, die durch eine Kindheit mit einer sprunghaften, zynischen und lieblosen Mutter verursacht wurden, dem Leser nach und nach zu offenbaren und aufzuzeigen, wie sehr dadurch die Einstellung der beiden Frauen auf die Liebe beeinflusst wurde. Gleichzeitig geht es um kaputtes Familienleben, Entfremdung, Schuldzuweisungen und Verzeihen. Der Einblick in die Familiengeschichte der beiden Schwestern und deren Lebensverlauf bis zur heutigen Zeit lässt den Leser nicht kalt. Gefühle wie Mitleid und Trauer stellen sich automatisch ein, aber unterschwellig auch die Hoffnung, dass die beiden doch noch einen Weg finden werden, wieder enger zusammenzuwachsen und sich erneut in Vertrautheit wiederzufinden.
Die Charaktere sind sehr individuell ausgestaltet und mit Leben versehen worden. Sie wirken authentisch und sehr realitätsnah. Meghann ist eine hart arbeitende Karrierefrau, die sich über die Liebe keine Illusionen mehr macht, was zum Teil ihrem Job als Scheidungsanwältin geschuldet ist. Sie hat ihr Herz vor allem und jedem verschlossen, um Verletzungen vorzubeugen. Deshalb ist sie eine einsame Frau, die sich insgeheim nach Geborgenheit, Liebe und Wärme sehnt und ihre Schwester über all die Jahre vermisst hat. Claire ist vom ersten Moment an eine sympathische Frau. Sie kümmert sich rührend um ihre kleine Tochter und um ihren Vater. Claire ist liebevoll und hilfsbereit, besitzt Freund, die sie sehr schätzen. Doch insgeheim leidet auch Claire unter ihrer verkorksten Kindheit und den Abstand zu ihrer Schwester. Elianna Sullivan, die Mutter von Claire und Meghann, ist eine selbstsüchtige und gefühlskalte Frau, die ihren Töchtern tiefe seelische Wunden zugefügt hat. Auch die übrigen Protagonisten wie Vater Sam, Bobby oder Joe haben mit ihrem Auftreten in dieser Geschichte ihre Berechtigung und geben der Handlung zusätzlich Spannung.
„Die andere Schwester“ ist ein hochemotionaler Roman über eine verkorkste Kindheit, zerbrochene Träume, über die Liebe und das Verzeihen, der sehr berührt und auch nach der letzten Seite noch nachklingt. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 24.02.2018

Die Entstehung des berühmtesten Parfüms der Welt - Chanel No 5

Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe
0

Nach dem Tod der Mutter wird Gabrielle „Coco“ Chanel von ihrem Vater, einem Hausierer, in einem Kloster abgeladen, und verbleibt dort, bis sie als junge Frau über ihren Geliebten, den Industriellensohn ...

Nach dem Tod der Mutter wird Gabrielle „Coco“ Chanel von ihrem Vater, einem Hausierer, in einem Kloster abgeladen, und verbleibt dort, bis sie als junge Frau über ihren Geliebten, den Industriellensohn Ètienne Balsan nach Paris kommt und mit seiner finanziellen Unterstützung ein Hutatelier eröffnet. Schnell erfreuen sich ihre ungewöhnlich schlichten Kreationen einer großen Beliebtheit und bescheren ihr mehr und mehr die Aufmerksamkeit der feineren und reichen Gesellschaft. Coco verliebt sich in den Engländer Arthur „Boy“ Chapel und obwohl dieser eine Ehe eingeht, bleiben die beiden fest liiert, bis Chapel Weihnachten 1919 bei einem Autounfall ums Leben kommt. Coco ist untröstlich und zieht sich völlig aus der Öffentlichkeit zurück um zu trauern. Dabei kommt ihr die Idee, Boy mit einem eigenen Duft ein Denkmal zu setzen. Dieses möchte sie ihren besten Kundinnen als limitierte Ausgabe zum Geschenk machen. Auf der Suche nach dem geeigneten Duft erhascht sie „eine Nase voll“ von einem Parfüm, das einst in Russland gefertigt wurde für die feine Gesellschaft und dessen Rezeptur nun nicht mehr existiert. Aber genau dieser Duft soll es sein, den Coco für sich auserwählt hat. Nun gilt es nur noch, den geeigneten Parfümeur zu finden, dem Coco mit Ernest Beaux begegnet. Schon bald ist das „Chanel No 5“ geboren und alle Frauen fliegen auf den Duft…
Michelle Marly hat mit ihrem Buch „Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe“ einen sehr unterhaltsamen und biografischen historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser schnell in die Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts eintauchen, um Gabrielle Coco Chanel auf Schritt und Tritt zu folgen und hautnah an ihrem Leben und ihren Ideen teilzuhaben. Die Autorin hat akribisch recherchiert und neben dem historischen Hintergrund auch den damaligen Freundes- und Künstlerkreis, in dem sich Coco Chanel bewegte, mit in die Handlung eingeflochten. Da tummelten sich neben dem Maler Pablo Picasso unter anderem Sergej Diaghilew, Igor Strawinsky und Georges Auric. Auch der engen Freundschaft zu Misia Sert und die Beziehung zu Dmitri Pawlowitsch Romanow wird Rechnung getragen und ausführlich beschrieben. Die Autorin hat sich sehr eng an die ihr zur Verfügung gestellten historischen Unterlagen gehalten, ebenso vieles hinterfragt, um möglichst nahe an der Wirklichkeit zu bleiben.
Die Charaktere sind sehr detailliert und liebevoll ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Sie wirken sehr realitätsnah und authentisch, so dass man sich als Leser ein sehr gutes Bild von ihnen machen kann. Gabrielle „Coco“ Chanel wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und hat sich aus eigener Kraft hervorgekämpft. Zuerst macht sie sich als Hutmacherin einen Namen, um schon bald mit eigenen einfachen Entwürfen für Matrosenhemden und kürzeren Röcken auf sich aufmerksam zu machen und zum Liebling der besser gestellten Gesellschaft zu avancieren. Gabrielle liebt ihre Arbeit, besitzt ein sicheres Stilgefühl, hat ständig neue Ideen im Kopf und ist doch gleichzeitig immer neugierig auf die Welt und neue Erfahrungen. Sie leidet immer mal wieder darunter, von dem einen oder anderen nicht anerkannt zu werden. Gleichzeitig hat sie ein großes Herz und unterstützt arme Künstler und deren Familien mit großen Summen, aber auch die Kunstszene an sich, indem sie Gelder für eine Ballettaufführung bereitstellt. Mit Arthur Chapel hatte sie ihre große Liebe, der noch viele Liebschaften folgten, aber ihren sicheren Hafen hat Coco Chanel nie gefunden.
„Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe“ ist ein wunderschöner Roman über das Leben der Gabriele Coco Chanel und die Entstehung des Duftes Chanel No 5, dem meistverkauften Parfüm der Welt. Eine unterhaltsame autobiografische Reise in das Paris der 20er Jahre einschließlich der großen Künstlergemeinde, die man alle gerne einmal kennengelernt hätte. Eine Homage an eine außergewöhnliche Frau! Unbedingt lesen!!!

Veröffentlicht am 24.02.2018

Das Geheimnis einer alten Fotografie

Was mein Herz dir sagen will
0

Die Fotografin Camille ist bereits seit 5 Jahren Witwe und trauert immer noch um ihren Ehemann. Für eine neue Beziehung fühlt sie sich noch nicht bereit. Während Camille einen alten Film bearbeitet der ...

Die Fotografin Camille ist bereits seit 5 Jahren Witwe und trauert immer noch um ihren Ehemann. Für eine neue Beziehung fühlt sie sich noch nicht bereit. Während Camille einen alten Film bearbeitet der dem Historiker Finn gehört, erreicht sie der Anruf, dass ihre Tochter Julie beim Surfen verletzt wurde und im Krankenhaus ist. Camille macht sich sofort auf den Weg und vergisst dabei den alten Film, der deshalb nicht mehr zu retten ist, worüber Finn nicht gerade erfreut ist. Als Camilles Vater Henry alte Fotos seiner Mutter Lisette findet, die er nicht kennt, möchte er mehr darüber herausfinden und lädt Camille und seine Enkeltochter ein, ihn in das alte Haus in der französischen Provence zu begleiten, wo er einst mit seinen Eltern gelebt hat. Aber auch Finn ist Teil der Reisegruppe. Werden sie dem Geheimnis von Lisette auf die Spur kommen? Und was wird aus Camille und Finn?
Susan Wiggs hat mit ihrem Buch „Was mein Herz Dir sagen will“ einen sehr unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und warmherzig, schnell findet sich der Leser an der Seite der Protagonisten wieder und darf ihnen unsichtbar bei ihren Erlebnissen und Gedanken folgen. Die Landschaftsbeschreibungen der französischen Provence sowie des alten Hauses sind so bildhaft und farbenfroh gehalten, dass der Leser sich alles wunderbar vorstellen kann. Die Handlung wird in zwei verschiedenen Perspektiven erzählt, der eine gewährt dem Leser Einblick in die Vergangenheit, der andere beschäftigt sich mit der Gegenwart, und die Fotografie ist hierbei das verbindende Element. Der historische Hintergrund über den zweiten Weltkrieg sowie die Zeit danach wurden sehr schön mit der Geschichte verwoben.
Die Charaktere wurden sehr liebevoll und detailliert herausgearbeitet. Sie wirken lebensnah und authentisch, so dass der Leser sich mit ihnen identifizieren kann und mit ihnen fühlt und leidet. Camille war mal eine lebenslustige und mutige Frau, doch seit dem tragischen Tod ihres Mannes ist sie mehr oder weniger nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ängstlich umsorgt sie ihre Tochter im Pubertätsalter und engt diese dadurch immer mehr ein, wodurch sich diese ihr immer mehr verschließt. Camille möchte sich nicht mehr verlieben aus Angst, nochmals solch einen Verlust zu erleiden, wie sie ihn schon einmal erlebt hat. Sie engagiert sich in ihrem Beruf, den sie liebt, doch in ihrem Leben fehlt es an Fröhlichkeit und einem Neuanfang. Julie liebt ihre Mutter, jedoch fühlt sie sich immer mehr wie in einem Käfig. Sie rebelliert und will sich ausprobieren, doch hat sie kaum Luft zum Atmen. Ihre Sorgen und Nöte vertraut sie ihrer Mutter schon länger nicht mehr an, damit diese sich nicht noch mehr Gedanken macht. Finn steht seit einer zerbrochenen Ehe mit der Liebe auf Kriegsfuß. Er stürzt sich lieber in seine Arbeit als Historiker und hält alle weiblichen Wesen auf Abstand. Insgeheim jedoch fehlt ihm die Nähe und Wärme in einer Beziehung. Auch die anderen Protagonisten beleben die Handlung durch ihr Erscheinen und runden diese ab.
„Was mein Herz Dir sagen will“ ist ein unterhaltsamer und romantischer Liebesroman, der nicht nur ein Familiengeheimnis in sich vereint, sondern auch viel andere Themen zur Sprache bringt. Ein Lesegenuss, der einen die Zeit vergessen lässt. Absolute Leseempfehlung!