Zwei Frauen suchen ihr Glück in Indien
Die Rückkehr nach Assam1922 Edinburgh/Schottland. Clarissa kam vor einigen Jahren mit ihrer Schwester Olive aus Indien nach Schottland und mussten schwierige Zeiten durchleben. Nun stehen Verwandte von ihr vor dem Aufbruch nach ...
1922 Edinburgh/Schottland. Clarissa kam vor einigen Jahren mit ihrer Schwester Olive aus Indien nach Schottland und mussten schwierige Zeiten durchleben. Nun stehen Verwandte von ihr vor dem Aufbruch nach Indien: Sophie, die ihrer Liebe Tam dorthin folgen will und ihre Cousine und gleichzeitig beste Freundin Tilly, die mit ihrem Ehemann in die britische Kolonie umzieht. Obwohl Sophie nur ganz wage Erinnerungen an ihre Kindheit in Assam hat, fällt es ihr sehr schwer, sich in Indien einzuleben. Tilly dagegen versucht, ihre Einsamkeit und Langeweile damit zu kompensieren, Sophies Vergangenheit und deren Erinnerungen zu einem Bild zusammenzufügen und stößt dabei auf ein altes Geheimnis, dass die enge Freundschaft der beiden Frauen auf eine harte Probe stellt…
Janet MacLead Trottern hat mit „Die Rückkehr nach Assam“ den zweiten Teil ihrer Teeplantagen-Reihe vorgelegt, der erneut mit guter Hintergrundrecherche und einer spannenden Geschichte aufwarten kann wie bereits der Vorgänger. Der flüssige und bildhafte Schreibstil der Autorin entführt den Leser schnell ins vergangene Jahrhundert zurück, zuerst nach Schottland und von dort ins exotisch-farbenprächtige Indien, wo er zwei sich eng verbundenen Frauen auf einem neuen Lebensabschnitt folgt, der allerlei Überraschungen für beide bereithält. Die schwierige politische Lage wird sehr gut dargestellt und macht deutlich, wie sehr sich die Inder gegen die britische Herrschaft auflehnen. Bitterarme Lebensverhältnisse und kulturelle sowie religiöse Unterschiede stehen im Gegensatz zu Teegesellschaften und Leben im Überfluss. Die Autorin hat den geschichtlichen Hintergrund sehr gut mit ihrer Handlung verwoben und zeichnet ein Bild von einer zerrissenen und unterdrückten Gesellschaft, in denen eine gute Krankenversorgung ebenso Mangelware ist wie Gleichberechtigung, was oftmals zu Aufständen führt. Der Spannungslevel steigt innerhalb der Geschichte gemächlich an, kann sich aber mit dem ersten Band leider nicht messen. Dafür überzeugt der Roman einmal mehr mit wunderbaren Landschaftsbeschreibungen, die dem Leser schöne Bilder in den Kopf zaubern.
Die Charaktere sind gut in Szene gesetzt, wirken glaubwürdig und lebendig, jedoch schaffen sie keine Nähe zum Leser, wie es im ersten Band der Fall war. So muss er sich als Beobachter begnügen, der ihr Schicksal mit gewissem Abstand verfolgt, jedoch gefühlsmäßig nicht so involviert wird, wie er es sich wünschen würde. Sophie hat kaum Erinnerungen an ihre Kindheit in Indien. Umso mutiger ist sie, der Liebe wegen von Schottland nach Indien zu gehen, ohne zu wissen, was sie dort wirklich erwartet. Auch wenn sie Tilly in der Nähe hat, ist sie die meiste Zeit auf sich selbst gestellt. Tilly dagegen langweilt sich in der Abgeschiedenheit zu Tode. Sie hat sich das alles völlig anders vorgestellt. Sie ist nicht gerade die Geduldigste. Clarissa ist freundlich, offen und hilfsbereit. Aber auch andere Protagonisten wie Rafi oder Tam tragen ihren Teil zur Handlung bei.
„Die Rückkehr nach Assam“ ist ein historischer Abstecher in das koloniale Indien in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Bunt und farbenfroh erzählt, nimmt man als Leser nicht nur viele Informationen über Land und Leute mit, sondern darf zwei Frauen auf den Weg in eine ungewisse Zukunft begleiten. Unterhaltsam und mit Leseempfehlung.