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Veröffentlicht am 14.03.2020

Neustart mit Hindernissen

Obstblütenträume
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Der Gutshof ihrer Großeltern in der Eifel wird Paulas neue Heimat und Arbeitsstätte, nachdem sie der lärmenden Großstadt den Rücken zugekehrt hat. Die Ruhe auf dem Land lässt Paula runterkommen und ihre ...

Der Gutshof ihrer Großeltern in der Eifel wird Paulas neue Heimat und Arbeitsstätte, nachdem sie der lärmenden Großstadt den Rücken zugekehrt hat. Die Ruhe auf dem Land lässt Paula runterkommen und ihre Träume in Angriff nehmen, denn sie möchte den Biomarkt mit eigenen Produkten wie eigenem Ziegenkäse, selbstgemachtem Apfelaufstrich und eigens gebrannten Likören erobern. Zusätzlich sollen es noch Blockhäuser für Feriengäste geben, die Tischler Theo fertigen soll. Leider liegt Paula die nötige finanzielle Weitsicht überhaupt nicht, so dass sie schon recht bald vor großen Problemen steht. Nicht nur Hofarbeiter Finn steht ihr in ihrer schweren Stunde zur Seite, sondern auch Theo erweist sich als Fels in der Brandung und treibt zudem Paulas Herzschlag gefährlich nach oben…
Cordula Gravensteiner hat mit „Obstblütenträume“ einen gefühlvollen und unterhaltsamen Liebesroman vorgelegt, der den Leser mit einem flüssig-leichten und warmherzigen Erzählstil in die wunderschöne Eifel entführt, um dort Paulas Neustart mitzuerleben und in Gerüchen und Düften zu schwelgen, die einem während der Lektüre die Sinne vernebeln. Realistisch stellt die Autorin die Schwierigkeiten dar, die mit der Verwirklichung von Paulas Traum einhergehen: die Umstellung auf Bio, die finanziellen Risiken, aber auch Dinge von der Pike auf zu lernen, mit denen man bisher keinerlei Erfahrung hatte. Dem gegenüber steht Paulas Enthusiasmus, sie brennt für das, was sie tut und erkämpft sich jeden Millimeter. Überhaupt wird in dieser Geschichte ganz eindeutig hervorgehoben, wieviel Mut und Kraft es braucht, etwas völlig Neues, Unbekanntes in Angriff zu nehmen und dass auch nicht immer alles glatt läuft. Die Autorin holt mit ihren Worten nicht nur wunderschöne Landschaftsbilder im Kopf des Lesers hervor, auch die aufgeführten Köstlichkeiten kitzeln die Sinne des Gaumens und der Nase.
Die Charaktere sind lebendig in Szene gesetzt und wirken wie Menschen, die man schon jahrelang kennt. Deshalb fällt es nicht schwer, sie mit ihren individuellen Ecken und Kanten ins Herz zu lassen, denn sie wirken glaubwürdig und authentisch, so dass man mit ihnen fühlen darf. Die 30-jährige Paula ist eine Frau mit Herz und Schnauze und die geborene Kämpferin. Sie lässt sich durch Rückschläge nicht unterkriegen und auch, wenn sie kurzfristig mal in ein Loch fällt, steht sie auf, richtet ihr Krönchen und geht wieder mutig voran. Finn ist Geselle an Paulas Hof und steht seiner Chefin immer zur Seite. Tischlermeister Theo ist ein Naturbursche, der gerne mit den Händen arbeitet. Er ist zuverlässig und verantwortungsbewusst, ist aber ein gebranntes Kind durch Erfahrungen in der Vergangenheit. Oma Claire ist eine weise Perle mit ausgezeichneten Kochkünsten. Ebenso überzeugen weitere Protagonisten mit ihren Episoden und machen die Geschichte rundum gelungen.
Mit „Obstblütenträume“ ist der Autorin eine schöne und kurzweilige Wohlfühlgeschichte gelungen, die neben wunderbaren Landschaftsbeschreibungen auch eine Handlung wie aus dem realen Leben bietet, wobei sowohl die Liebe als auch die Gaumenfreuden nicht zu kurz kommen. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.03.2020

"Der Schöpfer hat Italien nach Entwürfen von Michelangelo gemacht." (Mark Twain)

Die Schwestern der Villa Fiore 2
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Bianca Massinelli führt das auf dem Weingut ihrer Familie gelegene Restaurant Fiore mit geschickter Hand und einem Ideenreichtum an frischen Gerichten, wodurch sie sich inzwischen einen sehr guten Ruf ...

Bianca Massinelli führt das auf dem Weingut ihrer Familie gelegene Restaurant Fiore mit geschickter Hand und einem Ideenreichtum an frischen Gerichten, wodurch sie sich inzwischen einen sehr guten Ruf erworben hat, der für einen steten Strom hungriger Gäste sorgt, die das Besondere lieben. Doch ausgerechnet, als sich ein Restauranttester angekündigt hat, lässt sie ihr Chefkoch Carlo samt kassiertem Vorschuss im Regen stehen. Allein kann Bianca die Küche nicht stemmen, da sie immer noch mit den Spätfolgen eines lange zurückliegenden Unfalls zu kämpfen hat, aber sie hat Glück im Unglück, denn ein Hotelgast namens Nando Branconi entpuppt sich als Sternekoch und hilft kurzerhand in der Küche aus. Dabei kommen sich Nando und Bianca näher, das scheint allerdings jemandem ein Dorn im Auge zu sein, denn plötzlich wird das Restaurant sabotiert. Auch Biancas Nachforschungen nach dem Unfallfahrer, dem sie ihre Einschränkungen zu verdanken hat, gestalten sich schwierig. Wird sie je erfahren, wer sie angefahren hat?
Constanze Wilken hat mit „Biancas Geschichte“ den zweiten Teil ihrer Dilogie „Die Schwestern der Villa Fiore“ einen wunderbar warmherzigen und gefühlvollen Nachfolgeband vorgelegt, der dem Vorgänger in Nichts nachsteht. Der flüssig-leichte, farbenfrohe und anrührende Erzählstil entführt den Leser schnell in die wunderschöne Toskana, um im Massinelli-Haushalt einzuziehen und Bianca und ihr Schicksal näher kennenzulernen. Bildhafte Beschreibungen lassen nicht nur herrliche Landschaften vor dem inneren Auge vorbeiziehen, sondern fangen auch das Flair des Restaurantambientes ein und die italienische Lebensfreude sowie die Leidenschaft für genussvolle Speisen ein, die einem schon beim Gedanken daran das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Wechselnde Erzählperspektiven lassen mal Bianca, mal Nando zu Wort kommen und erlauben dem Leser einen tieferen Einblick in die Geschehnisse, die Gedanken- und Gefühlswelt der Akteure, aber auch Teresa darf aus dem Nähkästchen ihrer Vergangenheit plaudern. Die Autorin transportiert in gefühlvoller Weise aber auch den Familienzusammenhalt der Massinellis sowie Biancas Trauma seit dem Unfall, das sie bisher nicht überwunden hat und unter dessen Auswirkungen sie bis heute körperlich leidet. Der Spannungsbogen, zu Beginn noch gemächlich angelegt, steigert sich im Verlauf der Handlung deutlich auf ein schönes Niveau und veranlasst den Leser, sich von den Seiten gar nicht mehr zu trennen.
Die Charaktere sprühen vor Lebendigkeit und italienischem Charme, wirken glaubwürdig und der Realität entsprungen. Der Leser fühlt sich ihnen wie bei alten Freunden sofort eng verbunden und hadert, hofft und fiebert mit ihnen. Bianca ist mit Leib und Seele Gastgeberin und Köchin, sie liebt es zu verwöhnen und zu experimentieren, um die Gaumen der Gäste zu erfreuen. Dabei ist sie zurückhaltend und innerlich auch zerrissen, denn aufgrund ihres Handicaps ist sie voller Selbstzweifel, doch sie strahlt auch Stärke und Güte aus. Als Koch ist Nando eine Perle, doch mit seinem Einfühlungsvermögen und seiner Warmherzigkeit tut er sich noch mehr hervor, dabei hat er in seiner eigenen Familie so manche Baustelle, die ihm das Leben schwer macht. Seine Ex-Frau Arianna ist eine Schlange, die nur an sich denkt. Elena macht in ihrer Eifersucht einige Dummheiten, die unverzeihlich sind. Sara ist unnahbar, hat selbst einige Leichen im Keller und schimpft sich doch Biancas Freundin. Aber auch die Massinellis, allen voran Nonna Teresa, haben einiges zu dieser Geschichte beizutragen, so dass man sich gar nicht von ihnen trennen mag.
Mit „Biancas Geschichte“ der „Schwestern der Villa Fiore“ ist Constanze Wilken wieder ein ganz besonderes Buch gelungen, das den Leser nicht nur mit italienischem Flair und tollen Akteuren wunderbar unterhält, sondern sich während der Lektüre klammheimlich ins Herz schleicht und dort einnistet. Absolute Leseempfehlung für eine zauberhafte und warmherzige Geschichte voll Dolce Vita!

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Wenn man den Träumen noch Leben schuldet

Das Haus der verlorenen Träume
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Isabel arbeitet in London als Controllerin bei einer Investmentbank. Gerade hat sie sich eine teure Eigentumswohnung geleistet, in der sie zukünftig mit ihrem Verlobten Jack leben möchte. Doch als der ...

Isabel arbeitet in London als Controllerin bei einer Investmentbank. Gerade hat sie sich eine teure Eigentumswohnung geleistet, in der sie zukünftig mit ihrem Verlobten Jack leben möchte. Doch als der sie mit einer Kollegin betrügt und dann auch noch ihre geliebte Großtante Ada stirbt, zieht es Isabel den Boden unter den Füssen weg. Sie nimmt sich vier Wochen Urlaub und reist in die Toskana zur Testamentseröffnung, bei der sie erfährt, dass sie das schöne Bauernhaus nebst eigenem Weinberg nur zur Hälfte erbt. Der andere Teil geht an ihre ehemalige Jugendliebe und besten Freund Neri, der als Sohn des Grafen von Torrelupo eine besondere Stellung hat, an der damals die Beziehung zu ihm zerbrochen ist und Isabel seither keinen Schritt mehr auf toskanischen Boden gesetzt hat. Kaum hat sich Isabel in dem alten Haus ihrer Tante niedergelassen, stürmen die Erinnerungen von damals auf sie ein, als sie jeden Sommer dort verbracht hat. Aber auch Neris Anwesenheit fördert einige Bruchstücke zutage, die Isabel bis heute nicht verwunden hat…
Lisetta Renzi hat mit „Das Haus der verlorenen Träume“ einen unterhaltsamen Liebesroman vorgelegt, dessen Geschichte die malerisch-romantischen Toskana als Hintergrundkulisse hat. Der eingängig-flüssige und gefühlvolle Erzählstil verführt den Leser sofort und lässt ihn gemeinsam mit Isabel eine nostalgische Reise antreten, in denen nicht nur alte Erinnerungen eine Rolle spielen, sondern auch gewichtige Entscheidungen endlich fällig werden. Besonders hervorzuheben sind die den Kapiteln vorangestellten Beschreibungen über einzelne Gegenstände und Raumgestaltungen, die ganz wunderbar zur Thematik des jeweiligen Inhalts passen und gleichzeitig schöne Tipps geben, die eigenen vier Wände gemütlich zu gestalten. Der Zauber der Toskana und seiner Weinberge sowie die italienische Lebensfreude seiner Bewohner werden durch farbenfrohe Beschreibungen an den Leser übertragen, der den würzigen Geruch von besonderen Kräutern, Käse und Wein alsbald in der Nase hat und sich wünscht, in einer lauen Sommernacht mit den Protagonisten an einem Tisch zu sitzen und es sich gutgehen zu lassen. Die Geschichte birgt zwar keine großen Überraschungen, transportiert aber ein wunderbares Gefühl von Urlaub und Fernweh.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und bestechen mit ihren individuell angelegten Eigenschaften durch Glaubwürdigkeit und Authentizität. Der Leser fühlt sich von Beginn an wohl mit ihnen und kann ihre Gefühle und Handlungen gut nachvollziehen. Isabell ist eine Frau, die gern die Kontrolle behält und nichts dem Zufall überlässt. Sie hat Angst vorm Fliegen und vorm Tauchen, beschäftigt sich lieber mit Zahlen und Dingen, die keinerlei Emotionen hervorrufen. Eigentlich ist sie aber ein sehr gefühlvoller Mensch mit einem guten Auge für Details, doch dies hat sie jahrelang unterdrückt. Je länger sie sich in der Toskana aufhält, umso emotionaler und offener wird sie wieder für die Dinge, die sie einmal geliebt hat. Neri ist ein attraktiver junger Mann, der gern mit den Händen arbeitet. Von Kindheit an wurde er mit einem gewissen Standesdünkel erzogen, der ihm oftmals im Weg steht. Er ist fleißig, beliebt und hat eine gute Antenne für die Gefühle anderer. Aber auch Giovanna, Kate, Jack und Bardo sind für den Verlauf der Geschichte nicht unwichtig.
„Das Haus der verlorenen Träume“ ist ein gefühlvoller Liebesroman, den man am besten im Italienurlaub oder in einer Hängematte unter einem schattigen Baum genießen sollte, um dabei ins Träumen zu geraten. Schöne Wohlfühlgeschichte mit Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.03.2020

Kriegsjahre

Cavendon Hall – Jahre des Schicksals
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1938. Der Zweite Weltkrieg steht kurz bevor und sowohl die adligen Inghams als auch die Dienstbotenfamilie Swann hoffen noch darauf, dass England sich nicht einmischen wird. Doch die Hoffnung ist vergebens, ...

1938. Der Zweite Weltkrieg steht kurz bevor und sowohl die adligen Inghams als auch die Dienstbotenfamilie Swann hoffen noch darauf, dass England sich nicht einmischen wird. Doch die Hoffnung ist vergebens, einmal mehr sind sie gefordert, sich um den Zusammenhalt der Familie sowie um das allgemeine Überleben ihrer Mitmenschen zu kümmern. Derweil müssen sie zusehen, wie ihre Kinder und Enkel zum Kriegsdienst eingezogen werden und können nur beten, dass der Krieg bald endet und alle wohlbehalten in den Schoß der Familie zurückkehren werden…
Barbara Taylor Bradford hat mit „Jahre des Schicksals“ den dritten Teil ihrer historischen Familienreihe um CavendonHall vorgelegt und sich diesmal die Zeit des Zweiten Weltkriegs sowie der Belastungen und Entwicklungen in den beiden Familien annimmt. Der Leser zieht gern wieder nach Yorkshire in den Familiensitz der Ingrams ein und darf sich bei einem Tässchen Tee für die nächste Zeit ganz auf die Aktivitäten der Bewohner konzentrieren. Mit flüssig-leichten und farbenfrohen Worten führt die Autorin den Leser in eine emotionale Geschichte, denn die Zeiten stehen auf Krieg und setzen den einzelnen Familienangehörigen aufs Schärfste zu. Die Inghams sind nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Landbewohner verantwortlich, deren Wohl sie ebenfalls verpflichtet sind. Aber auch die einschneidenden Veränderungen innerhalb der Familie, die Sorge um die Kinder und Enkel, die zum Kriegsdienst einberufen werden, werden sehr einfühlsam und glaubhaft geschildert. Die bildhaften Beschreibungen lassen die Handlung während der Lektüre vor dem inneren Auge des Lesers wie einen Kinofilm ablaufen, so dass man das Gefühl hat, bei allem hautnah dabei zu sein. Überraschende Wendungen tragen außerdem dazu bei, die Spannung immer wieder zu steigern.
Die bereits bekannten Charaktere wurden glaubhaft weiter entwickelt und neue gut inszeniert eingeführt. Der Leser hat das Gefühl, zu Gast bei alten Freunden zu sein und an ihren Schicksalen teilzuhaben. Wie in vielen Familien üblich, gibt es auch hier einige Intrigen, Neid, Liebesbande, Verluste und einiges mehr, was durchlebt werden will. Die ungewöhnlichen Bande und der Zusammenhalt zwischen den Ingrams und ihren langjährigen Dienstboden sind eng und lassen die herrschaftliche und bürgerliche Seite oftmals verschwimmen, vor allem jetzt in den Kriegsjahren, die ihnen gemeinsam einiges abverlangt. Als Leser hofft man, dass Daphne, Charlotte, Dulcie und Cecily mit ihren Familien heil durch den Krieg kommen werden und keine Verluste zu beklagen haben.
„Jahre des Schicksals“ ist ein unterhaltsamer und schöner Schmöker, der den Leser à la „Downton Abbey“ abtauchen lässt und kurzweilig sowie spannend eine turbulente Zeit mit den Familienangehörigen erleben lässt. Verdiente Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 07.03.2020

„Die Liebe ist viel schöner, wenn man nicht verheiratet ist.“ (Maria Callas)

Die Diva
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1958. Die berühmte Operndiva Maria Callas hat jahrelang ihre Stimme zu Höchstleistungen gezwungen, doch nun fordert der Körper seinen Tribut und zahlt es ihr mit dem baldigen Versagen ihrer Stimme zurück. ...

1958. Die berühmte Operndiva Maria Callas hat jahrelang ihre Stimme zu Höchstleistungen gezwungen, doch nun fordert der Körper seinen Tribut und zahlt es ihr mit dem baldigen Versagen ihrer Stimme zurück. Eine Erholungsphase ist nicht in Sicht, denn Maria ist ein gefragter Star, der auf den Bühnen der Welt für ausverkaufte Häuser sorgt. Als sie dem griechischen Reeder Aristoteles Onassis begegnet, entbrennt zwischen den beiden eine gefährliche Liebesbeziehung, obwohl beide noch mit ihren jeweiligen Partnern verheiratet sind. Onassis und Maria sind jahrelang fast unzertrennlich, bis er die ehemalige amerikanische First Lady Jackie Kennedy trifft und diese 1968 heiratet. Für Maria Callas kam dies einem Todesstoß gleich, von dem sie sich nie richtig erholte…
Michelle Marly beleuchtet mit „Die Diva“ die explosive Liebesbeziehung zwischen der weltbekannten griechisch-amerikanischen Sopranistin Maria Callas und dem berüchtigten Reeder Aristoteles Onassis. In ihrem Roman mit autobiographischen Zügen lässt Marly in flüssigen und einfühlsamen Worten die charismatische, die Göttliche „La Divina“ Maria Callas für die Zeitspanne von 1958 bis 1969 wiederauferstehen. Der Leser begibt sich auf eine Zeitreise in die Mitte des letzten Jahrhunderts, um die Begegnung zweier schwieriger Persönlichkeiten und ihre teils recht ungesunde Beziehung mitzuerleben, die sich in der schillernden Welt des glamourösen Jet Sets bewegen und deren Verhalten nie unauffällig und unkommentiert blieb. Die Autorin stellt dabei die besondere Abhängigkeit Marias heraus, die schon seit ihrer Kindheit unter Ablehnung, Verlustängsten und dem Ehrgeiz anderer litt. Die Autorin lässt den Leser während der Lektüre hinter die Kulissen der Opernwelt schauen und gewährt auch einen tiefen Blick in das Seelenleben ihrer Protagonistin. Mit der farbenfrohen Erzählweise erreicht Marly einmal mehr, dass der Leser sich eher mittendrin statt nur dabei fühlt und sowohl die Operndiva als auch den exzentrischen Reeder von einer etwas persönlicheren Seite kennenlernt, was nicht nur kurzweilig, sondern auch sehr spannend ist.
Die Charaktere hat Marly wunderbar eingefangen und lebendig werden lassen. Sie verströmen den elitären Flair eines glamourösen Paares, lassen aber auch einen Blick in ihre Seelen zu, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Maria Callas wurde schon in ihrer Kindheit durch den Weggang des Vaters und den Drill der Mutter geprägt. Sie konnte es nie jemandem recht machen, setzte deshalb an sich selbst extrem hohe Maßstäbe. Ihr außergewöhnliches Talent machte sie an den Opernhäusern dieser Welt zu einem Star der Superlative. Doch auch als gefeierter Star war sie eine Frau, die unter Verlustängsten und Ablehnung litt, die hemmungslos und mit jeder Faser ihres Herzens bis zum Exzess liebte, aber auch so unsäglich unter der Trennung litt und nie darüber hinweg kam. Onassis war ein Selfmade-Billionaire, der mit Kunst nichts am Hut hatte und Frauen als schmückendes Beiwerk betrachtet. Nicht gerade attraktiv, aber unermesslich reich war er ein egozentrischer Playboy, dem eine Frau nicht reichte. Seine Beziehung zu Maria war allerdings anders, denn sie stammten aus ähnlichen Verhältnissen und verdankten ihren Erfolg unermüdlichem Fleiß und harter Arbeit, gerade deshalb passten sie so gut zusammen.
„Die Diva“ ist ein tiefgründiger, gut recherchierter Roman mit autobiographischen Zügen über einen wichtigen Lebensabschnitt des Jahrhunderttalents der Opernszene, Maria Callas. Ihre unglückliche Liebesbeziehung zu Aristoteles Onassis berührt ebenso wie ihre göttliche Stimme. Nach dieser Geschichte hört man einige ihrer Interpretationen mit anderen Ohren. Absolute Leseempfehlung!