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Veröffentlicht am 29.02.2020

"Freundschaft, das ist wie Heimat." (Kurt Tucholsky)

Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung
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20 Jahre ist es her, dass Hauke seine Heimatinsel Föhr verlassen hat. Als berühmter Krimiautor lebt er inzwischen in Berlin. Eine Lesung in Gretas Inselbuchhandlung führt ihn nun zurück auf die Insel, ...

20 Jahre ist es her, dass Hauke seine Heimatinsel Föhr verlassen hat. Als berühmter Krimiautor lebt er inzwischen in Berlin. Eine Lesung in Gretas Inselbuchhandlung führt ihn nun zurück auf die Insel, wo er nach all den Jahren auch seine drei besten Freunde aus Kinder- und Jugendtagen, Wiebke, Kai und Nicole wiedertrifft, zu denen seit Haukes Inselabschied nach dem Abitur absolute Funkstille herrschte, weil es zu einem Vertrauensbruch zwischen ihnen kam. Auf Föhr können sie sich allerdings nicht aus dem Weg gehen, vor allem bei Hauke und Wiebke kratzen Erinnerungen und verletzte Gefühle an der Oberfläche und schon bald muss sich zeigen, ob ihre Freundschaft noch etwas wert ist…
Janne Mommsen lädt den Leser mit „Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung“ erneut auf einen kleinen Traumurlaub auf die Insel Föhr ein, wo er neben einer frischen Meeresbrise und Gretas urgemütlichen und farbenfrohen Buchhandlung in das Leben neuer sowie altbekannter und liebgewonnener Protagonisten schnuppern darf. Ein flüssiger, bildhafter und gefühlvoller Erzählstil laden geradezu dazu ein, in den Seiten zu versinken und sich im Kreis der alten Clique niederzulassen. Wechselnde Erzählperspektiven geben dem Leser einen Blick in die Gedanken- und Seelenwelt der beiden Hauptprotagonisten Hauke und Wiebke, die einem während der Lektüre schnell ans Herz wachsen und ebenso nachdenklich wie emotional reagieren lassen aufgrund der Erinnerungen, die sie teilen und der sich anbahnenden Ereignisse. Auf wunderschöne Weise vermittelt der Autor dem Leser das Gemeinschaftsgefühl der kleinen Inselgemeinde sowie den Wert alter Freundschaften. Mit überraschenden Wendungen schafft er zudem unvorhergesehene Spannungsmomente, so dass man das Buch gar nicht aus der Hand legen kann. Dafür sorgen zusätzlich auch die Strandbesuche, die Aussicht aufs Meer sowie Ausflüge ins altbekannte Erdbeerparadies.
Liebevoll erschaffene Charaktere, die mit ihren ganz persönlichen Eigenschaften vor Leben sprühen, nehmen den Leser schnell in ihre Mitte und lassen ihn an ihrem Leben hautnah teilhaben. Greta führt die Inselbuchhandlung und ist die „Mittelsfrau“ in allen Lebenslagen. Mit gutem Rat und geschickter Hand trifft sie oftmals den Nerv der Suchenden. Hauke ist ein gefeierter Autor, der sich insgeheim nach seiner Heimat und den alten Freunden gesehnt hat. Endlich ist er mal ehrlich zu sich selbst und merkt bald, dass es Zeit ist, dies auch allen anderen gegenüber zu sein. Wiebke ist eine offene und freundliche Frau, die noch immer tiefverletzt ist. Sie kann zupacken, obwohl ihr langsam alles über den Kopf wächst. Kai ist eine gescheiterte Existenz, der erst in der Not zeigen kann, was in ihm steckt. Nicole ist die Kühle, die die Nerven behält und immer etwas auf Distanz zu bleiben scheint. Aber als Kleeblatt sind Hauke, Wiebke, Kai und Nicole unschlagbar, sie ergänzen sich gut und können den Leser begeistern.
Mit „Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung“ spendiert Janne Mommsen dem Leser wieder eine unwiderstehliche Geschichte voller Wärme, Herz und salziger Meeresluft, die man einfach lesen muss. Nach der letzten Seite bleibt der Leser wunderbar zufrieden, glücklich und mit einem Lächeln auf den Lippen zurück und wünscht sich einfach nur, dass schon bald der nächste Inselausflug ansteht. Einfach zauberhaft – absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Sophias Weg in die Schönheitsbranche

Die Farben der Schönheit – Sophias Hoffnung (Sophia 1)
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1926 Berlin. Sophia Krohn, Chemiestudentin und Tochter eines Drogisten, wird von einem verheirateten Dozenten schwanger. Als dieser sich daraufhin von ihr abwendet, muss Sophia leider auch auf die Unterstützung ...

1926 Berlin. Sophia Krohn, Chemiestudentin und Tochter eines Drogisten, wird von einem verheirateten Dozenten schwanger. Als dieser sich daraufhin von ihr abwendet, muss Sophia leider auch auf die Unterstützung ihrer Eltern verzichten, die von ihrer Tochter maßlos enttäuscht sind und sie des Hauses verweisen. Allein Henny erweist sich in Sophias Not als wahre Freundin und lässt sie in ihrer Wohnung Zuflucht finden, und organisiert ihr sogar eine Anstellung als Garderobiere. Als Henny ein Engagement als Tänzerin in Paris erhält, reisen die beiden Frauen gemeinsam in die französische Metropole. Paris erweist sich für Sophia zuerst als hartes Pflaster. Aber dann wendet sich das Blatt, als sie mit einer eigenen Rezeptur eine Creme entwickelt und damit die Aufmerksamkeit von Helena Rubinstein auf sich zieht. Die Kosmetikmogulin lädt Sophia nach New York ein und diese folgt ihr in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Wird Sophia dort endlich eine Glückssträhne haben?
Corina Bomann hat mit „Sophias Hoffnung“ den ersten Teil ihrer historischen Puderkrieg-Trilogie vorgelegt. Der flüssig-leichte, gefühlvolle und bildhafte Schreibstil katapultiert den Leser schon mit den ersten Zeilen knapp 100 Jahre in der Zeit zurück, um sich unsichtbar an Sophias Fersen zu heften und ihr in den nächsten Jahren bei ihren schicksalshaften Erfahrungen über die Schulter zu sehen sowie eine weite Reise mit ihr anzutreten. Die Autorin hat ein geschicktes Händchen, gut recherchierte Historie mit ihrer fiktiven Geschichte zu verbinden. So erfährt der Leser nicht nur einiges über die damaligen sozialen, politischen und gesellschaftlichen Strukturen, sondern auch darüber, wie schwierig es für Frauen damals war, einen Beruf oder ein Studium zu ergreifen, um damit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Auch die gesellschaftliche Ächtung als unverheiratete schwangere Frau wird hier deutlich gemacht, selbst der Familie ist der gute Ruf wichtiger als das eigene Kind. Der Ausflug in die Kosmetikindustrie ist ebenfalls sehr gut gelungen. Bekannte Frauen der Branche wie Helena Rubinstein und Elizabeth Arden sind heute noch ein Begriff, gelten sie doch heute noch als harte Konkurrentinnen und Vorreiterinnen der Kosmetikindustrie. Unterhaltsam, farbenfroh und fesselnd weiß die Autorin, das Schicksal ihrer Protagonistin mit der aufstrebenden Schönheitsindustrie zu verbinden, so dass man das Buch gar nicht aus der Hand legen mag.
Die Charaktere sind liebevoll und lebendig in Szene gesetzt, sie überzeugen durch ihre glaubwürdige persönliche Note und machen es dem Leser leicht, ihnen zu folgen und mit ihnen zu leiden und zu hoffen. Sophia ist eine intelligente junge Frau, die leider durch ihre Naivität ins Unglück stürzt. Doch sie besitzt Optimismus sowie Kämpfergeist, sie gibt nicht auf, und aus einer zufälligen Chance kann sie einiges herausholen. Henny ist eine wirklich liebe Freundin, die sich an Sophias Tiefpunkt fürsorglich um diese kümmert. Helena Rubinstein ist bereits eine gestandene Größe in der Geschäftswelt, was sie etwas abgehoben und von oben herab wirken lässt. Dabei ist sie im Warschauer Ghetto groß geworden und hat selbst ein Imperium aufgebaut. Darren ist ein sympathischer Mann, mit dem sich Sophia schnell anfreundet, haben sie doch die gleichen beruflichen Interessen. Sophias Eltern sind hart und nur auf ihren Ruf bedacht, weshalb sie eine Härte an den Tag legen, die einen sprachlos macht. Ebenso überzeugen die weiteren Protagonisten mit ihren Auftritten und machen die Geschichte zu einem wahren Leseerlebnis.
„Sophias Hoffnung“ ist ein wunderbarer und sehr fesselnder Roman über die aufstrebende Schönheitsbranche und den Machtkampf zweier Imperien, angesiedelt in den 20er/30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Aber auch die Liebe und so mancher Schicksalsschlag findet den Weg in die wunderbare Geschichte, die sich als wahrer Pageturner entpuppt. Auf Teil 2 darf man gespannt sein. Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 27.02.2020

Frauenrolle gestern und heute

Mädelsabend
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Die 88-jährige Ruth van Rennings zieht mit ihrem 90-jährigen Ehemann Walter nach einem Sturz in die Seniorenresidenz Burg Winnenthal. Dort blüht Ruth regelrecht auf, denn schnell hat sie unter den Bewohnern ...

Die 88-jährige Ruth van Rennings zieht mit ihrem 90-jährigen Ehemann Walter nach einem Sturz in die Seniorenresidenz Burg Winnenthal. Dort blüht Ruth regelrecht auf, denn schnell hat sie unter den Bewohnern neue Freundinnen gewonnen, mit denen sie sich lebhaft austauscht. Aber auch der Chor hat es ihr angetan, bei dem sie kräftig mitwirkt. Walter dagegen möchte nichts mehr, als zurück in sein altes Zuhause, was die 65-jährige Ehe der beiden auf eine harte Probe stellt. Derweil erhält Enkelin Sara, eine alleinerziehende Mutter, die als Ärztin arbeitet, eine Zusage für ein Forschungsstipendium für Cambridge und muss sich bald entscheiden, wie ihr Leben mit ihrem Lebensgefährten Lars und Söhnchen Paul weitergehen soll, wenn sie für längere Zeit pendeln muss. Bei ihren Besuchen in der Seniorenresidenz bei den Großeltern merkt Sara bald, dass bei den beiden der Haussegen in Schieflage geraten ist…
Anne Gesthuysen hat mit „Mädelsabend“ einen unterhaltsamen und gleichsam tiefgründigen Generationenroman vorgelegt, der Vergangenheit und Gegenwart mit einer gewissen Leichtigkeit verbindet und einen guten Entwicklungsquerschnitt vom Zweiten Weltkrieg bis ins jetzt zieht. Der flüssig-gefühlvolle und feinsinnige Erzählstil lässt den Leser schnell in die Handlung eintauchen und sich sowohl an Ruths als auch an Saras bewegen, um beide mit ihrer Gedanken- und Gefühlswelt gut kennenzulernen. Dabei darf er die Unterschiedlichkeit der Möglichkeiten entdecken, die beiden Frauen in ihrer jeweiligen Zeit zur Verfügung standen bzw. stehen. Die Autorin lässt nicht nur die spießigen Fünfziger Jahre wieder auferstehen und macht einen Schwenk in die 70er, sondern gibt Einblick in Anti-Atomkraft-Demos, die rheinische Karnevalskultur sowie die sich in all den Jahren im Wandel befindliche Rolle der Frau. War sie am Anfang nur Hausfrau und Mutter und benötigte sogar die Erlaubnis ihres Ehemannes, um den Führerschein zu machen oder einer Arbeit nachzugehen, darf sie heutzutage nicht nur wählen, sondern ist auch beruflich gefordert und trifft mittlerweile ihre eigenen Entscheidungen. Wunderbar stellt die Autorin das Leben der 88-jährigen Ruth und ihrer über 30-jährigen Enkelin gegenüber und zeigt die unterschiedlichen Möglichkeiten der beiden Frauen in ihrer jeweiligen Zeit auf. Oftmals hat man als Leser das Empfinden, beide Schicksale in ähnlicher Art zu kennen. Gerade deshalb trifft die Geschichte einen Nerv.
Die Charaktere sind wunderbar lebendig gestaltet und wachsen dem Leser mit ihrem unterschiedlichen Naturell schnell ans Herz, so dass er mit ihnen fühlen und ihren Entscheidungen entgegenfiebern kann. Ruth ist eine Frau aus wohlhabendem Hause, die nach jahrzehntelanger Unterdrückung durch ihren Ehemann und die gesellschaftlichen Konventionen im Seniorenheim endlich aufblüht und auf den Geschmack der Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen, gekommen ist. Walter ist ein Griesgram, der das Heft in der Hand behalten will und seine Ehefrau nicht wiedererkennt, die sich auf einmal nichts mehr von ihm sagen lässt. Seine Autorität schwindet schneller, als ihm lieb ist. Kein Wunder, dass er lieber wieder nach Hause möchte, wo er noch das Sagen hatte. Sara ist eine selbständige Frau, die sich beruflich weiterentwickeln möchte. Aber sie ist auch Lebensgefährtin und Mutter, so dass ihr die Entscheidung nicht leicht fällt. Doch so modern sich ihr Freund Lars auch gibt, fällt er schnell in die Rolle eines Mannes, der seine Frau lieber bei sich haben möchte, um ihre Pflichten zu erfüllen.
„Mädelsabend“ ist ein sehr interessanter und nachdenklich stimmender Roman über die Rolle der Frau und der Entwicklung von damals bis heute, die gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen und wie sie sich dabei selbst nicht verlieren sollten, um diesen zu entsprechen. Wunderbar feinsinnig erzählt kann es hier nur eine absolute Leseempfehlung geben! Vor allem Männer sollten diesen Roman aufmerksam lesen…

Veröffentlicht am 27.02.2020

Victorias Schicksal

Glanz der Ferne
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Ende des 19. Jh. in Berlin. Nachdem Victoria von Gentzsch wieder einmal aus einem Internat für wohlhabende Damen rausgeflogen ist und ihr Ruf durch zwielichtige Bekanntschaften immer mehr Schaden nimmt, ...

Ende des 19. Jh. in Berlin. Nachdem Victoria von Gentzsch wieder einmal aus einem Internat für wohlhabende Damen rausgeflogen ist und ihr Ruf durch zwielichtige Bekanntschaften immer mehr Schaden nimmt, wird ihr der Kontakt zur Familie ihrer verstorbenen Mutter Gunda gewährt und geht von nun an in der Tuchfabrikantenfamilie von Hartung ein und aus. In Großmutter Theresa, Tante Friederike sowie deren Anhang erfährt Victoria zum ersten Mal die Bedeutung von Liebe und Zuneigung, die ihr im eigenen Elternhaus unter Vater Gustav und ihrer Stiefmutter Malvine bisher verwehrt blieben. Währenddessen gerät die Tuchfabrik der von Hartungs durch viele verlorene und stornierte Aufträge immer mehr in Schieflage. Theo kann sich das nicht erklären und fällt aus allen Wolken, als er erfährt, wer dahinter steckt…
Das Autoren-Duo Iny Lorentz hat mit „Glanz der Ferne“ den finalen Band ihrer historischen „Berlin-Trilogie“ vorgelegt, der den Vorgängern in Spannung und Opulenz in Nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und gefühlvoll, so dass der Leser mit den ersten Worten regelrecht in die Seiten gesaugt wird und bis zum Schluss an ihnen kleben bleibt. In diesem Band darf der Leser über ein Jahrhundert in die Vergangenheit reisen und die junge Victoria sowie ihre Gedanken- und Gefühlswelt gut kennenlernen. Die Autoren haben wieder gute Recherchearbeit geleistet und den historischen sowie politischen Hintergrund mit ihrer Handlung geschickt und bildhaft verwoben. Sei es die Informationen über die Unterrichtsauswahl in den Mädchen-Internaten, Beamtenkorruption oder auch den Adel an sich. Besonders hervorgehoben wird aber die Rolle der Frau, die zur damaligen Zeit nur das schmückende Beiwerk des Mannes war, keine eigenen Rechte hatte und für den Haushalt zuständig war. Sie galt als unselbständiges Wesen, die sich bei allen wichtigen Fragen, sei es politisch oder auch was die Finanzen betrifft, im Hintergrund zu halten hatte. Der Spannungslevel ist zu Beginn im Mittelfeld angelegt, steigert sich aber im Verlauf der Geschichte immer weiter in die Höhe.
Den Charakteren wurde liebevoll Leben eingehaucht, mit ihren persönlichen Ecken und Kanten geben sie ein gutes Spiegelbild ihrer Zeit ab und wirken realistisch und glaubwürdig. Victoria lechzt regelrecht nach Anerkennung, Wärme und Geborgenheit, die sie in bei ihrem Vater und ihrer Stiefmutter vergeblich sucht. Der Frust über die konstante Ablehnung und Schuldzuweisung ihres Vaters lässt sie als Kämpfernatur aufmüpfig und defensiv werden, wobei sie sich selbst immer mehr isoliert, bis sie endlich in ihrer mütterlichen Verwandtschaft das findet, wonach sie sich gesehnt hat. Gustav von Gentzsch ist ein harter und ungerechter Mann, der zu keiner Gefühlsregung fähig zu sein scheint. Großmutter Theresa ist eine Seele von Mensch, die mit Weitsicht und Gespür zu lenken weiß. Theo von Hartung ist ein gewiefter Geschäftsmann, der alle Hände voll zu tun hat, das Familienunternehmen in ruhigeres Fahrwasser zu lenken. Aber auch weitere Protagonisten wie Rieke oder Malwine drücken der Handlung mit eigenen Auftritten ihren Stempel auf.
Mit „Glanz der Ferne“ hat das Autorenduo Iny Lorentz erneut einen wunderbaren Roman vorgelegt, der Liebe, Intrigen und Geheimnisse vor historischem Hintergrund in sich vereint und dem Leser einiges an Gefühl und Spannung bietet. Wunderbares Lesevergnügen mit einer regelrechten Sogwirkung! Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.02.2020

Selbstreflexion

Hotel du Lac
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Als die englische Schriftstellerin Edith Hope, eine Frau in den besten Jahren, ihren Bräutigam am Tag ihrer Hochzeit sitzen lässt, überreden ihre engsten Freunde sie, sich in Genf in einem eleganten Seehotel ...

Als die englische Schriftstellerin Edith Hope, eine Frau in den besten Jahren, ihren Bräutigam am Tag ihrer Hochzeit sitzen lässt, überreden ihre engsten Freunde sie, sich in Genf in einem eleganten Seehotel einzunisten und auszuspannen, bis sich das Gerede um ihre Person gelegt hat. Edith erreicht das luxuriöse Hotel und startet ihre Selbstreflexion, während ihr so manch skurriler Hotelgast über den Weg läuft. Während dort am Ort so gar nichts mehr los ist, da die Touristensaison zuende ist, hat Edith genügend Zeit, die Gegend zu erkunden, die weiteren Gäste kennenzulernen und sich in einem Rückblick über ihren Faux pas Gedanken zu machen…
Anita Brookner hat mit „Hotel du Lac“ wohl ihren eindrucksvollsten Roman vorgelegt, die Booker-Prize-prämierte Geschichte gehört zu den sogenannten Klassikern der Literatur. Der Schreibstil ist flüssig, dabei anspruchsvoll und der Zeit angemessen. Brookner, die sich mit der Schriftstellerei auskennt, lässt ihre Protagonistin Edith ebenfalls Bücher schreiben, so bewegt sie sich in sicheren Bahnen und weiß um die Gedanken, der Suche nach Lösungen, der nötigen Phantasie und die Entwicklung von Geschichten. Jedoch lässt sie Edith eher lieblos und geringschätzig ihrer Berufung nachgehen, während sich die Gedanken von Edith immer nur um ihre eigene Person und ihre Handlungen kreisen, diese aber dann sehr detailliert und aus allen nur möglichen Blickwinkeln betrachtet. Dabei kommt auch Ediths Vergangenheit nach und nach an die Oberfläche und die Ereignisse, die dazu führten, dass Edith sich nun in ihrem Genfer Exil aufhält. Brookner gelingt es mit ihrer Detailbesessenheit und ihrer Sprache, die Zeit sprichwörtlich einzufangen und den Leser einen Blick in die Seele ihrer Protagonistin werfen zu lassen.
Die wenigen Charaktere sind allesamt ungewöhnlich und fein ziseliert. Ihr zufälliges Zusammentreffen im Hotel und ihr Interagieren miteinander ist eher von nebensächlicher Natur, hauptsächlich steht Edith im Vordergrund mit ihren Gedanken und Gefühlen. Sie ist eine Frau, die wahrscheinlich selbst noch über ihren Mut staunt, ihren Bräutigam sitzengelassen zu haben, doch im Inneren weiß sie, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hat. Dies wird ihr erst bewusst, nachdem sie mit ihren Zufallsbekanntschaften (Madame de Bonneuil, Monica, Iris Pusey, Jennifer) unterhält, mehr von ihnen erfährt und Rückschlüsse auf ihre eigenen Taten zulässt.
Der Roman „Hotel du Lac“ lässt den Leser eine Woche in einem eleganten Hotel verbringen und Edith Hope bei ihrem eindrucksvollen Seelenstriptease Gesellschaft leisten. Tiefgründig und eindrucksvoll, jede Zeile wert!