Harriets Traum
Stadt der Träume19./20. Jh. San Francisco, Kalifornien. Harriet Caldwell hat sich schon immer für Schiffe und Technik interessiert. Als älteste Tochter möchte sie unbedingt ihrem Vater Arthur nachfolgen und die familieneigene ...
19./20. Jh. San Francisco, Kalifornien. Harriet Caldwell hat sich schon immer für Schiffe und Technik interessiert. Als älteste Tochter möchte sie unbedingt ihrem Vater Arthur nachfolgen und die familieneigene Caldwell Shipping Company übernehmen. Doch als der durch einen Schlaganfall außer Gefecht gesetzt wird, muss Harriet die Ärmel hochkrempeln, um sich ihren Anspruch zu erkämpfen, denn es werden ihr, auch aus der eigenen Familie, immer wieder Steine in den Weg gelegt. Immer wieder begegnet sie dabei Frank Maynard, der in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs und davon träumt, im Filmgeschäft Karriere zu machen. Als 1906 ein schweres Erdbeben San Francisco heimsucht, brechen schwere Zeiten an für Harriet und Frank…
Kate O’Hara hat mit „Stadt der Träume“ den ersten Teil ihrer historischen Familiensaga rund um die Reederfamilie Caldwell vorgelegt und nimmt den Leser mit in das alte Kalifornien, wo er nicht nur einiges über das Reedereigeschäft kennenlernt. Der fesselnde Erzählstil ist durchweg flüssig und farbenfroh, so dass der Leser mit den ersten Zeilen regelrecht in den Seiten verschwindet, um sich in San Francisco am Embarcadero gelegenen Hafen umzusehen und Harriets Treiben während einiger Jahre zu begleiten. Wechselnde Perspektiven erlauben es zudem, auch Franks Entwicklung kennenzulernen. Die Autorin lässt mit bildhaften Beschreibungen die alte Stadtkulisse wieder auferstehen und bringt nebenbei einiges an interessanten Informationen über das Schifffahrtsgeschäft in ihrer Geschichte unter. Die unterschiedlichsten Gesellschaftsformen sind ebenso Thema wie die Rolle der Frau zur damaligen Zeit, vor allem die Erwartungen, die von ihrer Familie an Harriet gestellt werden. Der Einblick in die Familiendynastie sowie die unterschiedlichsten Geheimnisse und Intrigen sind wunderbar in die Handlung eingeflochten und lassen die Spannung immer wieder ansteigen. Auch die sich langsam entwickelnde Filmindustrie und die ersten Lichtspieltheater haben in diesem historisch angehauchten Roman eine Rolle, die sich vermutlich in den Folgebänden noch intensivieren wird. Das starke Erdbeben von 1906 ist hier Spannungsanker und Wendepunkt.
Die Charaktere wurden lebendig und glaubwürdig inszeniert. Sie bestechen mit Individuellen Eigenschaften und geben dem Leser die Möglichkeit, sich an ihre Fersen zu heften, um mit ihnen zu fiebern. Harriet stammt aus einer wohlhabenden Familie, was ihr Schicksal eigentlich vorprogrammieren sollte, mit einer Heirat in bessere Kreise den Status zu erhalten. Doch Harriet ist selbstbewusst, neugierig, intelligent und vor allem sehr entschlossen, sich ein Leben nach eigenen Vorstellungen zu kreieren. Sie ist willensstark und hat Kampfgeist, lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Frank ist ein abenteuerlustiger Mann, der den ärmlichen Verhältnissen den Rücken gekehrt hat und sich daran macht, seinen Traum zu verwirklichen, ins Filmgeschäft einzusteigen. Arthur Caldwell ist ein bodenständiger Mann, der das Interesse seiner Tochter für die Reederei fördert. Harriets Mutter ist ein Snob und benimmt sich wie eine Diva, nach deren Wünschen alle zu springen haben. Die weiteren Protagonisten tragen mit ihren eigenen Auftritten ebenso zur Handlung bei und machen sie bunt und abwechslungsreich.
Mit „Stadt der Träume“ ist O’Hara ein spannender Auftakt gelungen, der den Leser mit einer sehr unterhaltsamen Geschichte, viel Hintergrundwissen sowie einen gut recherchierten historischen Hintergrund überzeugen kann. Die Fortsetzung wird mit Spannung erwartet! Verdiente Leseempfehlung!