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Veröffentlicht am 30.12.2019

"Das ist die Berliner Luft..."

Mut ist, wenn man Angst hat
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Die 49-jährige Hanauerin Olga Faust reist mit zwei Koffern nach Berlin, um dort einen Neustart zu wagen. Sie hat ungesehen ein Zimmer in einer Schöneberger WG und einen Job als Anwaltsgehilfin ergattert. ...

Die 49-jährige Hanauerin Olga Faust reist mit zwei Koffern nach Berlin, um dort einen Neustart zu wagen. Sie hat ungesehen ein Zimmer in einer Schöneberger WG und einen Job als Anwaltsgehilfin ergattert. Schon die WG stellt Olga vor Herausforderungen, denn die skurril zusammengewürfelte Gemeinschaft bietet von allem etwas. Die 86-jährige Wohnungsbesitzerin und Altberliner Pflanze Fritzi, die nicht nur durch ihr breites Berlinern besticht, sondern auch mit ihren erschaffenen Skulpturen die Räume füllt, der 16-jährige Enkel Tom mit Hund Wotan, der keinen Bock auf Schule hat, der arbeitslose Herbert und Fritzis Lebensgefährte Egon sorgen dafür, dass Olga kaum zur Ruhe kommt. Die Arbeit in der Anwaltskanzlei ist ebenso unkonventionell, denn der Empfangschef Clemens ist eine Seele von Mensch ebenso wie das „Seelchen“, eine Anwältin für Migrationsprobleme, während „Steppi“ den Kommandoton drauf hat. Die 65-jährige Zufallsbekanntschaft Theo sorgt ebenfalls für unvorhersehbare Abwechslung in Olgas neuem Leben, während sie sich immer noch nicht klar darüber ist, was sie eigentlich will…
Brigitte Heinrich hat mit „Mut ist, wenn man Angst hat“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der recht kurzweilig zu lesen ist aufgrund des flüssigen Schreibstils, des eingepflegten Dialekts der original Berliner Schnauze und der Wahl ihrer Protagonisten. Der Leser steht Olga von der ersten Seite an bei ihrem Neustart bei und darf sich während der Geschichte in ihrem Herzen und ihrer Seele umsehen. Während Olga zuerst Zurückhaltung übt, um sich zu orientieren, machen es ihr die Bewohner der WG recht leicht, sich zu akklimatisieren, denn sie wird sofort gut aufgenommen und in so manches Geheimnis eingeweiht. Die Autorin hat ein breites Spektrum an Themen in ihre Geschichte aufgenommen. Da geht es um die erste Liebe, Arbeitslosigkeit, langgehegte Schuldgefühle sowie das Verstecken von abgewiesenen Asylsuchenden – alles auf recht unterhaltsame Art miteinander verwoben, dem Leser aber dennoch genug Stoff zum Nachdenken bietet. Farbenfrohe Beschreibungen der Berliner Örtlichkeiten lassen sofort Bilder im Kopf des Lesers entstehen und in den Straßen von Schöneberg wandeln.
Die Charaktere sind lebendig und vor allem glaubwürdig gezeichnet, der Leser fühlt sich in ihrer Mitte sofort wohl und wird als unsichtbarer Gast in alle Belange miteinbezogen. Olga ist eine Frau am Scheideweg. Sie hat Angst vor Nähe, gibt sich sehr kühl und zurückhaltend, jedoch merkt man schnell, dass sie sich nach einer Schulter zum Anlehnen sehnt und nicht allein durchs Leben gehen möchte. Zu Beginn wirkt sie etwas naiv und unbedarft für ihr Alter, andererseits kann man ihren Mut und ihre Abenteuerlust nur bewundern, sich in der Mitte des Lebens ins Unbekannte zu wagen. Fritzi ist eine herzensgute Frau, die heimlich an einer alten Schuld trägt. Egon ist ein stiller Mann, der meist als Beobachter agiert, während Fritzis Enkel Tom für einigen Wirbel sorgt. Der arbeitslose Herbert ist fordernd und bestimmend, allerdings auch sehr gebildet und macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. Theo ist verheiratet, hat mit dem Altwerden zu knabbern und möchte sich noch einmal lebendig fühlen.
„Mut ist, wenn man Angst hat“ ist ein sehr kurzweiliger Roman über einen Neustart mit einigen Verwicklungen, wie es im richtigen Leben auch vorkommt. Mit trockenem Humor und viel Berliner Schnauze bietet die Geschichte gute Unterhaltung. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 30.12.2019

Prädikat "besonders wertvoll"

Tanz mit mir, Aurelia
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1647 London. Der junge John Annesley ist Wasserträger und wurde nach dem Tod seines Vaters von seinem Onkel und seiner Tante aufgenommen, wo die strenge Lehre der Puritaner sein Leben prägte, deren Grundsätze ...

1647 London. Der junge John Annesley ist Wasserträger und wurde nach dem Tod seines Vaters von seinem Onkel und seiner Tante aufgenommen, wo die strenge Lehre der Puritaner sein Leben prägte, deren Grundsätze Enthaltsamkeit und ein einfaches Leben sind und auch das Weihnachtsfest verbietet. Eines Tages trifft er während seiner Arbeit auf Aurelia, die Tochter eines gutsituierten Graveurs. Aurelia ist aufgeschlossen, fröhlich und möchte dem Leben alles abgewinnen, was es zu bieten hat. Dazu gehören natürlich auch Musik, Besuche im Theater, aber vor allem Weihnachten. John und Aurelia leben völlig verschiedene Leben, doch fühlen sie sich voneinander angezogen. Werden sie eine Chance haben?
Titus Müller hat mit „Tanz mit mir Aurelia“ eine wunderbare und gefühlvolle Kurzgeschichte vorgelegt, die man nicht schöner erzählen kann. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft, emotional und mit leisen poetischen Tönen, wie sie der Autor ganz außerordentlich gut beherrscht. Der Leser reist in die Zeit zurück und hat von Beginn an die Möglichkeit, sowohl John als auch Aurelia zu folgen und ihre jeweiligen Lebens- und Glaubenseinstellungen kennenzulernen. Dabei gibt Müller dem Leser einen sehr guten Einblick in die Lehre des Puritanismus, der das Leben der Menschen sehr beschränkt auf harte Arbeit, Enthaltsamkeit und jeglichen Verzicht auf Vergnügungen, die das Leben bunt und fröhlicher gestalten. Der Puritanismus erlaubt keinerlei Ablenkungen vom Glauben und für Außenstehende eine große Herausforderung. Die sowohl bei John als auch bei Aurelia aufkommenden Fragen über das Leben des jeweils anderen geben auch dem Leser einiges zum Nachdenken. Die Dialoge sind so tiefsinnig gewebt, dass man beide Seiten der Argumentation gut nachvollziehen kann. Auf gekonnte Weise verknüpft der Autor den historischen Hintergrund mit seiner Geschichte und lässt sie dadurch sehr authentisch werden.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und wirken mit ihren unterschiedlichen Ecken und Kanten sehr lebendig und realistisch, der Leser darf sowohl John als auch Aurelia bis tief ins Herz schauen. John ist ein fleißiger Mann, der in einfachen Verhältnissen aufwuchs, aber liebevoll, wenn auch streng, erzogen wurde. Er scheut keine harte Arbeit, ist hilfsbereit und tiefgläubig. Aurelia stammt aus einer wohlhabenden Familie, die sich aufgrund des Puritanismus momentan eher bedeckt hält. Sie ist aufgeschlossen, lebensbejahend und liebt Musik und Theater. Das eingeschränkte Leben will sie nicht akzeptieren, sie hat ihren eigenen Kopf. Allerdings ist sie auch neugierig und weiß die richtigen Fragen zu stellen, um andere zum Nachdenken zu bringen. Aber auch sie selbst ist offen und verständnisvoll genug für andere Lebensweisen.
„Tanz mit mir Aurelia“ ist ein kleines, aber sehr feines Buch, dass tiefsinnige Fragen aufwirft und den Leser während einer wunderbar erzählten Geschichte dauerhaft zum Nachdenken anregt. Gerade in der heutigen Zeit sollte es nicht nur um Schwarz oder Weiß gehen, sondern vor allem um die vielen Schattierungen von Grau dazwischen. Wunderbar geschrieben und mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ versehen!

Veröffentlicht am 26.12.2019

Friedas Entscheidung

Jahre an der Elbchaussee
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1925 Hamburg. Während die Geschäfte der Schokoladenmanufaktur sehr gut laufen und Frieda immer mehr von ihrem Vater in die Geschäfte eingebunden wird, kann sie es gar nicht mehr erwarten, endlich Per Möller ...

1925 Hamburg. Während die Geschäfte der Schokoladenmanufaktur sehr gut laufen und Frieda immer mehr von ihrem Vater in die Geschäfte eingebunden wird, kann sie es gar nicht mehr erwarten, endlich Per Möller zu heiraten, der inzwischen ein Haus an der Elbchaussee erworben hat. Aber bevor es zur Hochzeit kommt, taucht auf einmal Friedas erste große Liebe Jason wieder auf und bringt sie völlig durcheinander. Seine damalige überstürzte Abreise hat viele Fragen zwischen ihnen offen gelassen, nun muss sich Frieda erst einmal ihrer Vergangenheit stellen, bevor sie sich auf etwas Neues einlassen kann. Die Machtergreifung der Nazis belastet Frieda zusätzlich, denn deren politische Gesinnung bringt ihre jüdische Freundin Clara von jetzt auf gleich in Gefahr. Wird die Familie die aufkommenden Schwierigkeiten meistern können?

Lena Johannson hat mit “Jahre an der Elbchaussee” den zweiten Band ihrer Hamburg-Saga vorgelegt, der dem ersten an Hamburger Lokalkolorit, geschichtlichem Hintergrund und Spannung in Nichts nachsteht. Der Erzählstil ist flüssig-leicht und bildhaft, der Leser lässt sich an Friedas Seite nieder und darf sie bei ihrem weiteren Werdegang beobachten. Die Handlung umfasst die Zeit von 1925 bis 1937 und aufgrund der guten Hintergrundrecherche erlebt der Leser die politische und gesellschaftliche Entwicklung hautnah mit, die sich mit großen Schritten Bahn bricht und das Leben der Menschen von Grund auf verändert. Frieda ist für die damalige Zeit recht privilegiert, denn sie hat das Glück, einen Vater zu haben, der viel Verständnis für ihre Eigenständigkeit und ihr Interesse am Geschäft hat und sie ins Familienunternehmen mit einbezieht, was Frauen damals eher verwehrt wurde. Durch die lebhaften Beschreibungen darf der Leser sich während der Lektüre im alten Hamburg umsehen und hat viele schöne Bilder im Kopf.

Die Charaktere wurden gegenüber dem ersten Band weiterentwickelt, wirken lebendig und authentisch aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften. Der Leser fühlt sich ihnen schnell verbunden und kann mit ihnen hoffen, fiebern und bangen. Frieda hat sich aufgrund ihres Interesses und ihres Selbstbewusstseins mit Hilfe ihres Vaters eine Position in der Schokoladenmanufaktur ergattert. Sie ist offen, ehrlich, hat das Herz am rechten Fleck und ist sich doch oftmals unsicher, welchen Weg sie für ihr Leben einschlagen soll. Die Vergangenheit holt sie ein und bringt ihre wohl geplante Zukunft ebenso durcheinander wie die politische Entwicklung im Land. Clara ist Friedas beste Freundin und eine gute Seele. Per ist ein fortschrittlich denkender Mann, der seine Frau in jeder Hinsicht unterstützen würde. Aber auch die übrigen Protagonisten wie z.B. Jason sorgen für allerlei Turbulenzen und Spannung.

“Jahre an der Elbchaussee” ist eine gelungene Fortsetzung der Hamburg-Saga mit gut recherchiertem historischen Hintergrund. Sehr kurzweilig zu lesen und mit einer verdienten Leseempfehlung ausgestattet!

Veröffentlicht am 22.12.2019

Folge dem Herzen

...als der Himmel uns berührte
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Gerade hat die Architektin Mia Lorenz feststellen müssen, dass ihr Ehemann Tristan recht umtriebig ist und sie nach Strich und Faden betrügt. So ergreift sie die Flucht und reist zu ihrer Freundin Dana ...

Gerade hat die Architektin Mia Lorenz feststellen müssen, dass ihr Ehemann Tristan recht umtriebig ist und sie nach Strich und Faden betrügt. So ergreift sie die Flucht und reist zu ihrer Freundin Dana und deren Ehemann Lex nach Kanada, um dort auf deren Ranch ihr Mütchen zu kühlen. Dort begegnet sie auch deren Adoptivsohn, das Halbblut Aidan, wieder, den sie zuletzt vor 15 Jahren als 12-jährigen gesehen hat. Zwischen den beiden sprühen sofort die Funken, doch nah einiger Zeit muss Dana zurück nach Deutschland, wo sie erneut mit der Untreue ihres Gatten konfrontiert wird und einen folgenschweren Unfall erleidet, der ihr die Stimme raubt. Mia hat genug von Tristan und reist kurzerhand wieder nach Kanada, wo sie sich schon bald ihren Gefühlen für Aidan stellen muss, denn auch er hat sich in sie verliebt. Bevor Mia und Aidan auch nur eine Entscheidung treffen können, taucht Tristan auf der Ranch auf und es kommt zu einem Eklat…

Jani Friese hat mit “…als der Himmel uns berührte” einen gefühlvollen Liebesroman vorgelegt, der nicht nur seine Protagonisten durch ein Wechselbad der Gefühle jagt, sondern auch den Leser. Der Schreibstil ist flüssig-leicht und bildgewaltig, schnell heftet sich der Leser an die Seite von Mia und erlebt mit ihr die Höhen und Tiefen der Ehe mit Tristan sowie ihre Verzweiflung und Mutlosigkeit. Mias Gedanken- und Gefühlswelt sind dabei ein offenes Buch und lassen kaum Fragen offen. Die Autorin lässt in ihre Handlung einige Themen einfließen, so geht es nicht nur um Untreue, sondern auch um die Suche nach der Identität sowie die Verarbeitung von schmerzlichen Erfahrungen und der Einklang von Mensch, Tier und Natur. Die Beschreibungen der kanadischen Landschaft sowie die eingestreuten Informationen über das Leben und die Rituale der kanadischen Ureinwohner sind so bildhaft, dass man als Leser während der Lektüre nicht nur die wunderschöne Kulisse vor Augen hat, sondern auch einiges über die First Nations lernt.

Die Charaktere sind lebendig, aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften überzeugen sie mit Authentizität. Der Leser kann seine Sympathien gleichmäßig verteilen und mit den Protagonisten fühlen. Mia ist eine betrogene Frau, die immer wieder versucht, ihrer Ehe noch eine Chance zu geben. Leider wirkt sie mit ihren 35 Jahren oftmals sehr naiv, dass man sie am Liebsten schütteln möchte, damit sie zur Vernunft kommt. Dana ist eine echte Freundin, die nicht nur hilfsbereit ist, sondern das Herz am rechten Fleck hat. Aidan ist ein junger Mann, der von den First Nations abstammt und nicht nur ein Herz für Tiere hat. Er wirkt sehr erwachsen, pflegt seine Kultur und hat ein besonderes Verständnis für die Natur. Tristan ist ein Lügner und Betrüger, der vor nichts zurückschreckt, um seinen Willen zu bekommen. Mias Eltern sind gefühlskalt und hegen für ihre eigene Tochter weniger Gefühl als für andere. Aber die eigentlichen Stars in diesem Buch sind Hund Jay und Pferd Ghost, die mehr verstehen, als so mancher Erwachsene.

“…als der Himmel uns berührte” ist ein unterhaltsamer Liebesroman mit Herzschmerz vor der herrlichen Kulisse der kanadischen Rocky Mountains. Die Naivität der Hauptprotagonistin zwingt leider zum Punkteabzug, ansonsten ist es eine sehr romantische und kurzweilige Geschichte, die auf jeden Fall eine Leseempfehlung verdient!

Veröffentlicht am 22.12.2019

Alte Freundschaftsbande

Winterfreundinnen
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Die beste Zeit zum Abnehmen ist nach Weihnachten dachte sich wohl Dörthes Freund, als er ihr einen Wellness-Fastengutschein im nordfriesischen St. Peter-Ording schenkt. Dörthe war seit ihrer Kindheit nicht ...

Die beste Zeit zum Abnehmen ist nach Weihnachten dachte sich wohl Dörthes Freund, als er ihr einen Wellness-Fastengutschein im nordfriesischen St. Peter-Ording schenkt. Dörthe war seit ihrer Kindheit nicht mehr dort und plagt sich nun mit Säften dazu, einige Pfunde zu verlieren. Währenddessen besucht Esther ihre Mutter, die bald ihren 80. Geburtstag feiert und fest mit Esthers Hilfe rechnet. Das Verhältnis der beiden ist ziemlich angespannt, so dass die gemeinsame Zeit dementsprechend schwierig ist. Maj-Britt dagegen hat St. Peter Ording noch nie verlassen und für dort das Restaurant “Seeschwalbe”, das auch schon bessere Zeiten gesehen hat. Durch Zufall treffen die in ihrer Jugend befreundeten Frauen wieder und erkennen bald, dass sie sich noch immer viel zu sagen haben und das alte Freundschaftsband noch nicht zerrissen ist….

Clara Weißberg hat mit “Winterfreundinnen” einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt. Der Erzählstil ist locker-flüssig und lässt den Leser schnell an die Seite der Protagonistinnen gleiten, wo er einen guten Einblick in ihre Gedanken- und Seelenwelt erhält, die alle drei in den besten Jahren so umtreibt. Die Autorin hat in ihre Geschichte Themen eingewoben, die wohl jede Frau im besten Alter beschäftigen. Da geht es um alleinerziehende Mütter, Figurprobleme, Ehefrauen, die einfach durch eine jüngere ersetzt wurden, schwierige Elternbeziehungen und die Suche nach dem eigenen Ich, vor dem man bisher immer auf der Flucht war, weil man sich mit den Bedürfnissen anderer auseinandersetzen musste. Auch die Angst vor einer ungewissen Zukunft wird hier gut herausgestellt. Die Landschaftsbeschreibungen sind farbenfroh herausgestellt, so dass der Leser bei der Lektüre die Nordsee regelrecht vor sich sieht und den salzigen Geruch in der Nase hat.

Die Charaktere sind wie aus dem wirklichen Leben gegriffen, sie besitzen individuelle Ecken und Kanten, die nicht nur glaubwürdig wirken, sondern es dem Leser zudem leicht machen, sich allen drei Frauen nahe zu fühlen und ihre Ängste und Zweifel nachzuvollziehen. Dörthe ist eine Frau voller Unsicherheit, die von ihrem Freund nur noch mehr befeuert wird. Anstatt ihm die Pistole auf die Brust zu setzen, fügt sie sich seinem Wunsch, ihre Figur auf Vordermann zu bringen. Ihr Selbstwertgefühl ist im Keller und macht sie zudem unzufrieden, dabei hat sie ein großes Herz. Esther ist eine erfolgreiche Reisejournalistin, die gar nicht schnell genug das Haus ihrer Adoptiveltern verlassen konnte. Sie leidet unter ihrer herrischen Mutter und auch unter dem kühlen Verhältnis zu ihr. Ihr fehlte es immer an Wärme und Geborgenheit, weshalb sie immer wieder auf der Flucht ist. Maj-Britt kümmert sich um das elterliche Restaurant, was ihr ein wenig Ablenkung von den privaten Sorgen bietet. Die Scheidung war schmerzhaft und die Tatsache, dass sie durch eine Jüngere ersetzt wurde, noch schlimmer. Da tut Unterstützung von Gleichgesinnten not.

“Winterfreundinnen” ist ein Roman wie aus dem wirklichen Leben, denn die Schicksale der Freundinnen sind Alltag, aber gerade deshalb auch so unterhaltsam. Als Leser fiebert man mit ihnen und wird dabei unsichtbar zur Vierten im Bunde. Unterhaltsam und ansprechend erzählt ist hier eine Leseempfehlung verdient!