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Veröffentlicht am 09.11.2019

Inselweihnacht in Mure

Weihnachten in der kleinen Sommerküche am Meer
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Auf der schottischen Insel Mure ist der Winter eingekehrt, und Weihnachten ist nicht mehr fern. Während Flora schwanger ist und noch immer nicht weiß, wie sie es ihrem Liebsten Joel sagen soll, weil dieser ...

Auf der schottischen Insel Mure ist der Winter eingekehrt, und Weihnachten ist nicht mehr fern. Während Flora schwanger ist und noch immer nicht weiß, wie sie es ihrem Liebsten Joel sagen soll, weil dieser immer noch in der Weltgeschichte rumgondelt, sind in der Schule die Proben für das Krippenspiel in vollem Gange, für das Lorena sogar Ib und Ash eingeplant hat, vielleicht auch, um Saifs Aufmerksamkeit zu erregen, in den sie so hoffnungslos verliebt ist. Derweil sucht Saif weiterhin nach seiner Frau und kümmert sich nach der Arbeit in der Praxis um den schwerkranken Colton, der hingebungsvoll von seinem Mann Finton gepflegt wird. Dann taucht auch noch Coltons Bruder Tripp auf der Insel auf, weil er Geld braucht, und bringt einige Unruhe mit sich…
Jenny Colgan hat mit „Weihnachten in der kleinen Sommerküche am Meer“ den dritten Band um die Geschehnisse auf der schottischen Insel Mure vorgelegt, in dem es auch diesmal wieder viele verschiedene Probleme zu lösen gilt. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, der Leser mischt sich schnell wieder unter die Inselbewohner, nimmt seinen Platz in Floras Café ein und verfolgt die einzelnen Schicksale hautnah mit. Die unterschiedlich angelegten zwischen menschlichen Beziehungen geben der Handlung ihren besonderen Reiz, wirken sie doch wie aus dem wahren Leben gegriffen, zumal sie sich auf einer kleinen abgeschiedenen Insel abspielen, wo jeder jeden kennt. Die verschiedenen Lebensansichten werden hier ebenso deutlich wie das Thema Integration. Die Weihnachtszeit wird stimmungsvoll durch das schön geschmückte und köstlich duftende Café hervorgehoben, aber die Stürme im Leben der einzelnen Protagonisten kehren immer wieder die Realität hervor. Die Autorin lässt allerdings auch noch zusätzliche Nebenschauplätze einfließen, die die Handlung eigentlich gar nicht braucht, denn die einzelnen Schicksale sind völlig ausreichend. Das Inselleben in der rauen Landschaft und der Zusammenhalt der Bevölkerung werden dagegen wieder einmal wunderbar beschrieben.
Die Charaktere sind vielfältig angelegt und mit Leben versehen. Durch ihre glaubhaften Ecken und Kanten wachsen die Protagonisten dem Leser immer mehr ans Herz und lässt ihn mit ihnen leiden, hoffen und bangen. Flora ist eine gute Seele, aber momentan ist sie verunsichert. Sie ist schwanger und weiß nicht, wie es bei ihr und Joel weitergehen soll. Deshalb hat sie ihm die frohe Botschaft auch noch nicht verkündet. Joel, der im Auftrag von Colton ständig unterwegs ist, kümmert sich meist nur um sich selbst. Finton leidet mit Colton und opfert sich regelrecht auf. Lorena ist in Saif verliebt, der aber nur die Suche nach seiner Frau im Kopf hat und davon nichts merkt. Tripp ist ein unverschämter Kerl, der erst mal Anstand lernen muss. Aber auch die anderen Bewohner von Mure drücken der Handlung ihren Stempel auf.
„Weihnachten in der kleinen Sommerküche am Meer“ ist ein unterhaltsamer und gefühlvoller Roman, der sich sehr kurzweilig lesen lässt und dessen zwischenmenschliche Beziehungen einem nahe gehen. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 09.11.2019

Nomaden im Krieg

Der Kinderzug
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Sommer 1943. Aufgrund ständiger Bombardierungen ist ein regulärer Schulbetrieb nicht mehr möglich, so dass die Schulen geschlossen werden und die Kinder mitsamt ihren Lehrern in sichere Gebiete gesandt ...

Sommer 1943. Aufgrund ständiger Bombardierungen ist ein regulärer Schulbetrieb nicht mehr möglich, so dass die Schulen geschlossen werden und die Kinder mitsamt ihren Lehrern in sichere Gebiete gesandt werden. Die junge Lehrerin Barbara Salzmann ist als Begleiterin für die sogenannte Kinderlandverschickung verantwortlich für eine Gruppe von Mädchen. Ihre erste Etappe auf Usedom bietet eine angenehme Unterkunft mit guter Verpflegung, da ist die benachbarte Jungengruppe nicht so gut dran, denn diese werden auf den Krieg regelrecht gedrillt. Als der Krieg auch hier immer näher kommt, muss Barbara mit ihrer Gruppe das Haus räumen. Die nachfolgenden Orte werden immer ungemütlicher, die Angst der Kinder wächst von Tag zu Tag, was zu Spannungen führt, denen Barbara gerecht werden muss, sich oftmals aber überfordert fühlt, denn auch in ihr wächst die Angst…
Michaela Küpper hat mit ihrem Buch „Der Kinderzug“ die Kinderlandverschickung während der Nazizeit thematisiert und ein Stück deutscher Zeitgeschichte sehr informativ, bildhaft und spannend aufbereitet. Der Schreibstil ist flüssig, berührend und tiefgründig, der Leser bekommt durch gut gewählte Perspektivwechsel einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der verschiedenen Protagonisten und kann sich so einen Rundumblick der Lage verschaffen, die sich auf einen Zeitraum von zwei Jahren erstreckt. Durch die Sichtweisen der Lehrerin Barbara sowie der Kinder Gisela, Edith und Karl erlebt der Leser die Odyssee sowohl der Kinder als auch der Begleitpersonen hautnah mit. Die Aufgabe von Barbara war kein leichtes Unterfangen, denn die Kinder mussten ihre Familien verlassen, was sie wechselseitig zu einem Elternersatz, aber zu einer Respektsperson werden lässt. Die eigenen Ängste mussten unterdrückt werden, um den Kindern Stärke und Sicherheit zu vermitteln. Gleichzeitig war es ihre Aufgabe, sich vor die Kinder zu stellen, um sie vor den Auswüchsen der Nazipolitik zu schützen, während sie diese selbst immer mehr in Frage stellte und sich doch davor hüten musste, dies nicht allzu offensichtlich werden zu lassen, denn der Feind war überall.
Die Charaktere sind sehr individuell und mit viel Liebe zum Detail zum Leben erweckt worden, so dass es dem Leser leicht fällt, sie nahe an sich herankommen zu lassen, sich mit ihnen zu identifizieren, ihre Ängste und Sorgen zu teilen und mit ihnen zu fühlen. Barbara wirkt zu Beginn der Handlung noch sehr steif und unnahbar. Sie ist eine ehrliche und anständige Frau, die sich in die Kinder hineinfühlt und versucht, sie zu aufrechten Menschen zu erziehen. Erst im Verlauf der Geschehnisse erlebt der Leser ihre unterschwelligen Ängste, die sie immer menschlicher wirken lassen. Die kleine Edith ist mit ihrer Schwester Gisela in der Mädchengruppe. Das Verhalten von Edith geht dem Leser sehr ans Herz, denn sie versteht nicht so richtig, was ihre Welt so aus den Angeln hebt, sondern vermisst Mama und Papa und klammert sich an ihre große Schwester, die, selbst noch ein Kind, ihr etwas Geborgenheit vermittelt. Lydia ist ein Kind ihrer Zeit und Anhängerin der Nazis. Zum einen ist sie eine falsche Schlange, die andere bevormundet oder sie in Schwierigkeiten bringt, aber sie zeigt auch Gefühl und Hilfsbereitschaft, während sie sich um Kranke kümmert. Aber auch Karl und die Ritters sind für diese Geschichte unerlässlich.
„Der Kinderzug“ ist ein eindrucksvoller und tiefgründiger Roman, der mit ausgezeichneter Recherche und einfühlsam erzählter Handlung überzeugen kann. Hier ist eine absolute Leseempfehlung mehr als verdient!

Veröffentlicht am 03.11.2019

Norwegische Leckereien

Die Kinder des Nordlichts
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Nachdem Maries Großmutter Lisbeth gestorben ist, hält sie nichts mehr in Norwegen. Gemeinsam mit ihrer Freundin Elin reist sie nach Deutschland zurück, denn auch Elin hat vor kurzem nicht nur ihre Großmutter, ...

Nachdem Maries Großmutter Lisbeth gestorben ist, hält sie nichts mehr in Norwegen. Gemeinsam mit ihrer Freundin Elin reist sie nach Deutschland zurück, denn auch Elin hat vor kurzem nicht nur ihre Großmutter, sondern auch das Dach über dem Kopf und das Café verloren, dass sie zusammen mit ihrer Oma geführt hat. In Deutschland werden sie von Maries alter Freundin Gertrud herzlich aufgenommen, die für Elin auch sogleich eine Überraschung parat hat, denn sie hat Elins Großvater Wilhelm ausfindig gemacht, den diese noch nie kennengelernt hat und der die große Liebe ihrer Großmutter war. Doch die erste Begegnung zwischen Elin und Wilhelm ist eine große Enttäuschung. Wilhelm weigert sich, in Elin seine Enkelin zu sehen. Elin ist am Boden und möchte am liebsten sofort zurück nach Norwegen, obwohl sie dort vor dem Nichts steht. Aber mit Maries und Gertruds Unterstützung sowie einem gewagten Plan lässt sich Elin auf das Abenteuer ein, in Wiesbaden ein kleines Café zu eröffnen. Die Organisation geht drunter und drüber und es ist kurz vor Weihnachten. Wird es gelingen, einen guten Neustart hinzulegen? Und noch wichtiger: wird Elin ihren Großvater wiedersehen?
Linda Winterberg alias Nicole Steyer hat mit „Die Kinder des Nordlichts“ eine weihnachtliche Kurzgeschichte als Fortsetzung ihres Buches „Das Haus der verlorenen Kinder“ vorgelegt. Der Erzählstil ist flüssig und bildhaft, so dass der Leser sich schnell an Maries und Elins Seite wiederfindet und sich gemeinsam mit ihnen auf den Weg nach Deutschland macht, um dort einen mit einigen Hürden gespickten neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Wer die meisterhaft erzählten Bücher der Autorin kennt, wird von diesem Kurzroman enttäuscht sein, denn hier geht es nicht um aufzudeckende Geheimnisse oder zu Herzen gehende Schicksale. Es ist wirklich mehr einer Kurzgeschichte zuzuordnen, die in der Vorweihnachtszeit verankert ist und den Neustart von Marie und Elin begleitet, die sich mit der Ausstattung und Eröffnung eines Cafés einen Traum erfüllen. Diskrepanzen zwischen Realität und schriftstellerischer Freiheit werden dabei offensichtlich, sollten aber nicht so sehr ins Gewicht fallen, um sich die Freude an der Geschichte verderben zu lassen. In gefühlvoller und warmherziger Weise wird norwegisches Flair mit deutscher Lebensart gemixt und nebenbei mit wundervollen Leckereien der Gaumen verführt. Das zwischenmenschliche Miteinander und das gegenseitige Unter-die-Arme-greifen steht hier im Vordergrund.
Lebendige Charaktere mit glaubhaften Ecken und Kanten geben dem Leser die Möglichkeit, sich unter ihnen wohlzufühlen und mit ihnen für die Dauer der Lektüre gerne zu folgen, wobei einiges an vorweihnachtlicher Stimmung und Unternehmerstress durch die Seiten weht. Marie und Elin sind gute Freundinnen, die durch dick und dünn gehen. Gertrud ist eine liebevolle Frau, die hilfreich zur Seite steht. Karl-Theodor ist ein alter und charmanter Freund, der eine neue Zukunft möglich macht. Sein Enkel Tom steht hilfreich zur Seite und verdreht jemandem den Kopf. Wilhelm leugnet die Vergangenheit, die ihn aber dann doch einholt.
„Die Kinder des Nordlichts“ lässt sich gut zur vorweihnachtlichen Einstimmung lesen, man sollte allerdings nicht zu viel erwarten. Nette kurzweilige Geschichte, die mit reichlichen norwegischen Köstlichkeiten verführt.

Veröffentlicht am 03.11.2019

Nichts ist, wie es scheint

Die Erben von Snowshill Manor
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1805 England. Weil ihr Vater gegen ihre Liebe zum Gärtner Percy ist und sich einen adäquaten Umgang für seine Tochter wünscht, schickt Jonathan Satchmore seine Tochter, die 19-jährige Catherine, zu einer ...

1805 England. Weil ihr Vater gegen ihre Liebe zum Gärtner Percy ist und sich einen adäquaten Umgang für seine Tochter wünscht, schickt Jonathan Satchmore seine Tochter, die 19-jährige Catherine, zu einer befreundeten adligen Familie ins Herrenhaus Snowshill Manor, wo sie als Gesellschafterin der unleidlichen Lady Martha Darabont fungieren soll, die ihr Dasein im Rollstuhl fristet. Dort lernt sie schnell das adelige Leben in Form gesellschaftlichen Verpflichtungen als Begleitung von Lady Martha kennen, die allerdings ständig an ihr herumnörgelt. Catherine bemerkt recht schnell, dass die Ehe von Lady Martha nicht gerade glücklich und auch Sohn Callum nicht gerade ein Ausbund an Tugend ist. Während ihres Aufenthalts auf Snowshill Manor erfährt Catherine auch von einem gut gehüteten Familiengeheimnis, dessen Spuren sie nachgeht und so auf einige überraschende Erkenntnisse stößt. Und sie lernt Gabriel Harrington kennen, den attraktiven Verwalter von Tulips Hall, der auf geheimnisvolle Weise mit den Darabonts verbunden scheint…
Ingrid Kretz hat mit „Die Erben von Snowshill Manor“ einen sehr unterhaltsamen und fesselnden historischen Roman vorgelegt, das den Leser von der ersten bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt, bevor alle Geheimnisse gelüftet sind. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und atmosphärisch dicht, der Leser wird in ein vergangenes Jahrhundert entführt und darf Catherine bei ihrem Abenteuer über die Schulter sehen. Packend und farbenfroh schildert die Autorin das Leben eines Adelshaushalts auf dem Land und gewährt dem Leser ebenso einen Einblick in die damaligen Vergnügungsveranstaltungen wie Bälle oder nachmittägliche Teestunden in der pulsierenden Metropole London, wobei man während der Lektüre wunderbare Bilder vor Augen hat und sich als Teil des Ganzen fühlt. Dabei hebt die Autorin auch die unterschiedlichen Gesellschaftsstrukturen hervor. Der Roman hat aber auch eine spannende Note, denn Catherines Neugier lässt einen auf die Jagd nach einem alten Familiengeheimnis gehen, das einige Überraschungen bereithält. Der christliche Aspekt ist in der Handlung sehr ausgewogen und passend eingesetzt. Kleine Gebete und Anrufe gehören ebenso dazu wie die Handlungen einiger Protagonisten, die von Nächstenliebe und gegenseitigem Respekt zeugen.
Die Charaktere sind liebevoll skizziert und wirken mit ihren sehr menschlichen Ecken und Kanten wunderbar lebendig und realitätsnah. Der Leser fühlt sich von Beginn an mit ihnen wohl und darf eine recht bunte Gesellschaft von Protagonisten erleben. Catherine ist für ihr Alter schon eine recht selbstbewusste junge Frau, die offen und respektvoll gegenüber ihren Mitmenschen ist. Sie wirkt im Einklang mit sich selbst, lässt sich durch Gott lenken. Gabriel ist ein charmanter Mann, der in seiner Arbeit als Verwalter aufgeht. Er ist ehrlich, fleißig und vor allem in jeder Lage hilfsbereit. Callum ist ein arroganter Mann, der meint, alles müsse sich um ihn drehen. Er ist machtgierig und egoistisch. Lady Martha ist eine kaltherzige Frau, die alles und jeden für ihr Schicksal verantwortlich macht. Sie ist eine unzufriedene und ungerechte Frau, die ihren Frust an anderen auslässt. Aber auch Vicky, Helen oder Lord Darabont drücken mit ihren Auftritten der Geschichte ihren Stempel auf und lassen sie rundum zu einem Lesevergnügen werden.
„Die Erben von Snowshill Manor“ vereint auf fesselnde Weise eine spannende Jagd nach einem Familiengeheimnis mit einer sich anbahnenden Liebesgeschichte vor historischer Kulisse. Einmal abgetaucht, kann der Leser sich von der Geschichte kaum lösen. Ein toller Schmöker mit Botschaft, absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 03.11.2019

Leider nur Mittelmaß

Unter samtweichem Himmel
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Als die Architektin Bethany Quinn die Nachricht vom dem Herzanfalls ihres geliebten Großvaters Dan erhält, ist das für sie ein harter Schlag. Seit 10 Jahren war sie nicht mehr in dem kleinen Ort Peaks, ...

Als die Architektin Bethany Quinn die Nachricht vom dem Herzanfalls ihres geliebten Großvaters Dan erhält, ist das für sie ein harter Schlag. Seit 10 Jahren war sie nicht mehr in dem kleinen Ort Peaks, weil sie die Vergangenheit hinter sich lassen wollte und mit ihr ihre Familie und ihre beste Freundin Robin. Aber jetzt zieht es Bethany zurück nach Peaks, um Dan beizustehen und sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Dazu gehört auch ein Besuch bei Robin, die gerade ihren Ehemann verloren und erfahren hat, dass sie schwanger ist. Robin macht es Bethany leicht und knüpft nahtlos an die alte Vertrautheit an. Robins Schwager Evan Price, der inzwischen bei Großvater Dan lebt und ihm auf der Farm hilft, ist von ihrer Rückkehr dagegen nicht so begeistert und lässt Bethany genau wissen, was er von ihr hält. Als Dan plötzlich stirbt, sehen sich Evan und Bethany dazu gezwungen, sich zusammenzuraufen, denn beide erben Dans Nachlass. Doch sie geraten immer wieder aneinander, so dass Bethany Peaks so schnell wie möglich wieder verlassen möchte. So einfach ist das allerdings nicht, denn Robin braucht sie gerade jetzt und sie möchte sie nicht noch einmal im Stich lassen…
Katie Ganshert hat mit „Unter samtweichem Himmel“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der mit einem flüssigen und bildhaften Schreibstil zu überzeugen weiß. Gleich zu Beginn darf der Leser Bethany kennenlernen und ihr unsichtbar folgen, während sich deren Leben von jetzt auf gleich schlagartig verändert. Schon der Prolog gibt dem Leser zu denken, wenn er davon liest, dass ein 12-jähriges Mädchen versucht, sich in der Badewanne zu ertränken. Was war der Auslöser? Diese Frage beschäftigt den Leser während der gesamten Geschichte, jedoch wird die Auflösung erst auf den letzten Seiten präsentiert. Das Geheimnis um Bethanys Flucht aus Peaks wird ebenfalls auf die lange Bank geschoben und erst sehr spät an den Leser gebracht. Obwohl die Geschichte so einige emotionale Höhepunkte zu bieten hat, bleibt die Erzählweise eher sachlich und wenig einfühlsam. Die Handlung wird zwar aus der Sicht von Bethany in der dritten Person geschildert, doch es gibt einzelne Kapitel, die in der Ich-Form von Bethanys Vergangenheit erzählen, die annähernd etwas Wärme und Gefühl ausstrahlen, während es im Rest des Buches leider eher daran mangelt. Da der Leser über lange Zeit keinerlei Anhaltspunkte bekommt, in welcher Richtung er rätseln soll, was Bethanys Beweggründe sind, zieht sich die Handlung über Strecken wie Kaugummi. Eine etwas ausgewogenere Streuung von Hinweisen wäre hier schön gewesen. Der christliche Aspekt ist in diesem Buch ebenfalls verwirrend dargestellt. Obwohl es einige Anrufe zu Gott sowie kleine Gebete gibt, wird erst am Ende so richtig klar, worum es hier eigentlich geht.
Die Charaktere sind unterschiedlich ausgearbeitet und besitzen menschliche Ecken und Kanten. Allerdings besteht während der gesamten Lektüre eine gewisse Distanz zum Leser, denn lassen Wärme und glaubhafte Emotionen vermissen. Bethany ist eine eher unterkühlte Person, die schon in Chicago mit ihrem Freund eine merkwürdige Beziehung führt, die recht leb- und lieblos wirkt. Die Rückkehr in ihre Heimatstadt lässt auch die nötigen Gefühle vermissen, die man nach 10 Jahren Abwesenheit eigentlich vermuten sollte. Bethany wirkt durch und durch spröde und unnahbar, was auf Dauer einfach anstrengend ist. Robin dagegen ist eine natürlich Frau, die gerade einiges mitmachen muss. Obwohl in Trauer, verhält sie sich manchmal wie ein kleines Mädchen, doch ihre Unsicherheit sei ihr verziehen aufgrund der traumatischen Erlebnisse. Evan ist zwar ein offener und ehrlicher Mann, allerdings hat er die Angewohnheit, schon vorher Schlüsse zu ziehen, bevor er den ganzen Hintergrund kennt. Dies zieht sich durch die gesamte Handlung. Bethanys Mutter ist eine schwache Frau, die bis zum Schluss eine Randfigur bleibt und der Konflikt zwischen den beiden bis zum Schluss nicht gelöst wurde.
„Unter samtweichem Himmel“ ist ein gut zu lesender Roman, der allerdings nicht berühren kann aufgrund fehlender Emotionen, Tiefgründigkeit und ungeklärter Konflikte. Leider nur Mittelmaß!