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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.10.2019

Gefährliche Abhängigkeit

Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein. Jetzt sitzt du in der Falle.
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Ella ist so was wie das heutige Siri oder Amazons Alexa, der man kurze Befehle gibt, die dann ausgeführt werden. Ella allerdings ist auf einem Smartphone installiert und “dient” Katrin, der das Telefon ...

Ella ist so was wie das heutige Siri oder Amazons Alexa, der man kurze Befehle gibt, die dann ausgeführt werden. Ella allerdings ist auf einem Smartphone installiert und “dient” Katrin, der das Telefon gehört. Von jetzt auf gleich hat Ella keine Lust mehr, auf Katrin zu reagieren, ganz im Gegenteil sie hat sich ihre “Herrin” zum Feindbild auserkoren. Hat Ella einen Programmierfehler?

Eine Gruppe von jungen Leuten macht sich auf die Reise in ein abgelegenes Bergsteigerhotel. Sie möchten 5 Tage völlig offline, also ohne Mobiltelefon und Computer auskommen, um sich von dem alltäglichen Stress zu erholfen und wieder mehr miteinander zu unternehmen und zu reden. Doch dann ist Thomas, ein Gruppenmitglied, verschwunden und taucht einige Zeit später schwer missbraucht wieder auf.

Arno Strobel hat mit seinem neuesten Thriller “Offline” wieder ein sehr aktuelles Thema aufgenommen. Mit flüssigem und psychologisch geschicktem Erzählstil wird bereits im Prolog schon so viel Spannung aufgebaut, dass sich die Seiten regelrecht zwischen den Händen des Lesers verselbständigen und das Adrenalin während der Lektüre regelrecht durch die Adern gepumpt wird, während man sich von der Geschichte völlig vereinnahmen lässt. Mit dem Thema “Künstliche Intelligenz”, wie sie zum Teil schon im heutigen Alltag gebräuchlich ist und auch in der Industrie genutzt wird hat Strobel wieder ein heißes Eisen angepackt und hält den Menschen den Spiegel vor. Wir verlassen uns immer mehr auf die Technik und denken gar nicht daran, dass diese digitalen und computergesteuerten Maschinen sich auch mal gegen uns wenden könnten. Sie wurden zwar von Menschen programmiert und gebaut, doch können sich dort auch Fehler einschleichen und durch einen technischen Defekt genau das Gegenteil bewirken, als für das, wofür sie gemacht wurden.

“Offline” verspricht schon mit den ersten Kapiteln wahnsinnig viel Spannung und psychologisches Geschick, die einiges an Gänsehaut und Kribbeln verursachen. Wieder ein Pageturner der Extraklasse!

Veröffentlicht am 12.10.2019

Ein Klick zur Liebe

Der Preis der Liebe
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Daisy Pendleton führt in Coppers Creek den Blumenladen zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter. Nebenbei engagiert sie sich ihrer Gemeinde, deren Pastor Jack McReady ist und mit dem Daisy ein freundschaftliches ...

Daisy Pendleton führt in Coppers Creek den Blumenladen zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter. Nebenbei engagiert sie sich ihrer Gemeinde, deren Pastor Jack McReady ist und mit dem Daisy ein freundschaftliches Verhältnis pflegt. In der Liebe herrscht bei Daisy allerdings Flaute, sie hat sich auf einem Dating Portal namens „Flutter“ angemeldet, um endlich ihrem Traummann zu begegnen. Sie hat keine Ahnung, dass sie schon seit langer Zeit die Traumfrau von Pastor Jack ist, der es nicht riskieren will, ihre Freundschaft und ihr Vertrauen zu verlieren, wenn er ihr seine Liebe gesteht. Aber während Jack denkt, dass niemand von seinen Gefühlen weiß, haben seine Freunde die Situation schon längst durchschaut und eröffnen für den zurückhaltenden Pastor kurzerhand ein Profil mit Pseudonym auf dem „Flutter“-Portal, um ihn endlich mit Daisy zusammenzubringen. Schnell entwickelt sich zwischen Jack und Daisy online ein reger Nachrichtenaustausch, wobei Daisy allerdings keine Ahnung hat, dass ihr Pastor Jack schreibt, der ihr gerade bei einer heiklen Familienangelegenheit eine große Stütze ist…
Denise Hunter hat mit „Der Preis der Liebe“ einen sehr unterhaltsamen und berührenden Roman vorgelegt, der nicht nur mit einer romantischen Liebesgeschichte punkten kann, sondern auch mit Familiengeheimnissen und dem gesellschaftlichen Miteinander in einer Kleinstadt. Der Schreibstil ist flüssig-leicht und gefühlvoll, der Leser lernt schon gleich zu Beginn Daisy kennen, darf sich an ihre Fersen heften, ihre Familie und Freunde kennenlernen. Die Autorin beschreibt das Leben in einer Südstaatenkleinstadt so anschaulich, dass man sich die Bewohner und deren Gemeinschaft wunderbar vorstellen kann. Sie hat für ihre Handlung auch einige ernstere Themen parat, so geht es um junge Mädchen ohne Familie mit einer Hoffnung auf Perspektive, um die Leseschwäche Legasthenie, um Vertrauen, Unterstützung der Schwächsten und auch um Lebenslügen, die plötzlich ans Licht kommen. Alles wurde behutsam und gekonnte miteinander verwoben, so dass die Handlung rundum zu lesen ist wie aus dem Alltag einer Kleinstadt, in der man sich rundum wohlfühlen kann. Auch der christliche Gedanke kommt in dieser Geschichte nicht zu kurz, denn neben kleinen Hilferufen und Gebeten geht es in der Handlung auch um ein freundliches Miteinander, Nächstenliebe und Verzeihen. All dies wird mittels Dialogen, aber auch durch die handelnden Protagonisten wunderbar zum Ausdruck gebracht.
Die Charaktere sind wie aus dem Leben gegriffen, wirklichkeitsnah, authentisch und glaubwürdig. Der Leser fühlt sich ihnen sofort verbunden und kann ihre Handeln und Tun gut nachvollziehen. Daisy ist eine freundliche und hilfsbereite junge Frau, die für alle ein offenes Ohr hat und jeden unterstützt, der ihre Hilfe benötigt. Sie ist sensibel gegenüber ihren Mitmenschen und besitzt ein besonderes Organisationstalent. Aber Daisy ist auch verletzlich und schämt sich für ihre Schwächen, was sie nur noch liebenswerter erscheinen lässt. Jack ist einige Jahre älter als Daisy und genießt als Pfarrer das Vertrauen seiner Gemeinde. Er ist eine Sportskanone, aber auch ein guter Zuhörer, besitzt Empathie und Hilfsbereitschaft. Allerdings ist er auch sehr zurückhaltend und ängstlich, wenn es darum geht, sein Ziel zu erreichen. Julia ist eine freundliche Frau, die für einigen Wirbel sorgt. Aber auch weitere Protagonisten wie Karen oder Kade sorgen für eine rundum kurzweilige und unterhaltsame Lektüre.
„Der Preis der Liebe“ ist ein Buch nicht nur für Fans von romantischen Liebesgeschichten, sondern spricht auch die an, die gern Familiengeheimnisse aufdecken. Ein zauberhafter Roman, der mit der ersten Seite in eine andere Welt entführt. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 05.10.2019

Eine Geschichte zum Kopfschütteln

Dieser eine Augenblick
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Die Endzwanzigerin Charlotte lebt in Los Angeles und verdient ihr Geld als Kellnerin, weil sie sich bisher noch nicht für eine berufliche Richtung entschieden hat. Doch auch beziehungstechnisch floppt ...

Die Endzwanzigerin Charlotte lebt in Los Angeles und verdient ihr Geld als Kellnerin, weil sie sich bisher noch nicht für eine berufliche Richtung entschieden hat. Doch auch beziehungstechnisch floppt es bei Charlotte immer wieder, denn sie verliert ihr Herz immer wieder an recht schräge Typen. Als sie auf den Künstler Adam trifft, der gerade in der Bredouille steckt, hilft Charlotte ihm und landet mit ihm sofort in der Kiste. Am nächsten Morgen ist es wie bei einem One-Night-Stand: er ist froh, wenn sie bald geht und Charlotte bekommt den Typen nicht mehr aus dem Kopf und will ihn unbedingt wiedersehen. Doch Vorsicht mit den Wünschen – sie könnten in Erfüllung gehen…
Renée Carlino hat mit „Dieser eine Augenblick“ einen seichten und nichtssagenden Liebesroman vorgelegt, dessen Hype überhaupt nicht nachvollziehbar ist. Der Schreibstil ist zwar flüssig, jedoch fehlt es ihm an Gefühl und Stetigkeit, der Leser wird in der Geschichte sehr gefordert, denn schon die Hauptprotagonistin bringt ihn mit ihrem Verhalten an den Rand der Verzweiflung. Aber auch die sprunghafte Handlung ist nicht dazu angetan, Lesefreude zu empfinden und die Geschehnisse nachzuvollziehen. Schlimm ist schon die Tatsache, dass eine Frau in dem Alter bisher noch keinerlei Entscheidungen treffen konnte, was sie beruflich machen will. Auch ihr Männerverschleiß ist grenzwertig und wie sorglos sie sich von einer Beziehung in die nächste stürzt. Die große Liebe findet man so bestimmt nicht. Ebenso merkwürdig ist die Tatsache, dass ihr Adam nicht aus dem Kopf geht, sie aber wie ein Schmetterling gleich mit dem nächsten rummacht. Die Handlung ist mehr als flach, dass sich der Eindruck nicht verdrängen lässt, dass es sich hier eher um einen Groschenroman handelt. Der Geschichte fehlt es zudem an Spannung und einer gewissen Struktur sowie glaubhafter Dialoge, um annähernd interessant zu werden.
Die meisten Charaktere sind oberflächlich gestaltet und strahlen keinerlei Sympathie aus. Der Leser läuft so am Rand mit, kann viele ihrer Handlungsweisen überhaupt nicht nachvollziehen und nur mit dem Kopf schütteln bei dem Gedanken, wie sie sich für ihr Alter verhalten. Charlotte benimmt sich nicht wie eine Erwachsene, sondern eher wie ein Teenager in ihrer Ausprobierphase. Sie ist nicht nur unzuverlässig, wankelmütig und unreif, sie ist auch extrem flatterhaft und benimmt sich oftmals wie der berühmte Elefant im Porzellanladen. Sie vermittelt durchgehend den Eindruck, dass sie nicht weiß was sie eigentlich will. Das ist anstrengend und geht auf die Nerven. Helen ist Charlottes Freundin, die diese eigentlich gar nicht verdient hat. Helen ist eine offene, fröhliche und hilfsbereite Frau. Adam ist ein Typ, der ein Geheimnis hütet, das aber eigentlich schon durch sein Verhalten und seine Wohnung schon zu Beginn offensichtlich ist. Seth ist ein ehrlicher und freundlicher Mann, er zeigt Einfühlungsvermögen und Verständnis.
„Dieser eine Augenblick“ ist eine durchweg konstruierte, langeweilige und unglaubwürdige Geschichte, die keinerlei Emotionen hervorruft. Die Moral dieses Romans ist: lese ihn lieber nicht! Durchgefallen!

Veröffentlicht am 04.10.2019

Die Familiengeschichte der Sadlers

Heimat ist ein Sehnsuchtsort
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1928 Breslau/Schlesien. Laurenz Sadler verliebt sich schon bei ihrer ersten Begegnung Hals über Kopf in Annemarie und macht sie schon bald zu seiner Frau. Das junge Ehepaar zieht auf den familiären Sadlerhof, ...

1928 Breslau/Schlesien. Laurenz Sadler verliebt sich schon bei ihrer ersten Begegnung Hals über Kopf in Annemarie und macht sie schon bald zu seiner Frau. Das junge Ehepaar zieht auf den familiären Sadlerhof, wo sie mit Laurenz‘ Eltern unter einem Dach leben sowie ein Knecht und eine Haushaltshilfe. Schon bald haben sie zwei kleine Mädchen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Kathi ist hochbegabt, interessiert sich für Physik und Technik, während ihre Schwester Franzi unter einer schweren chronischen Erkrankung leidet und viel Fürsorge benötigt. Während sich in der Welt außerhalb von Petersdorf langsam die Nazis ihre Fühler ausstrecken, wachsen die beiden Schwestern liebevoll umsorgt in einer friedlichen Umgebung auf. Dann gewinnt die 15-jährige Kathi einen Mathematikwettbewerb und rückt nicht nur sich selbst, sondern auch die Familie ins Licht der Öffentlichkeit, weil sich die Regierung in Berlin für sie interessiert. Das gefällt vor allem ihrer Mutter Annemarie gar nicht, die selbst streng ein Geheimnis hütet. Annemarie muss handeln, um ihre Kinder zu schützen…
Hanni Münzer hat mit „Heimat ist ein Sehnsuchtsort“ den ersten Band ihrer Heimat-Reihe vorgelegt, der nicht nur mit einem sehr gut recherchierten Hintergrund punkten kann, sondern auch mit einer wunderbaren, spannend erzählten tiefgründigen Familiengeschichte begeistern kann, die sich an die der Autorin anlehnt. Der Schreibstil ist flüssig, einfühlsam, unverblümt und immer mit einer unterschwelligen Spannung versehen. Der Leser taucht schon mit dem Prolog in diese faszinierende Geschichte ein und erlebt im Kreise der Sadlers im idyllischen Petersdorf an der deutsch-polnischen Grenze das Schicksal der Familie von 1928 bis ins Jahr 1946. Sehr authentisch und bildhaft schildert Münzer nicht nur den Zusammenhalt der Ortsbewohner, sondern auch die Veränderungen der politischen Szenerie und deren Auswirkungen auf die Bevölkerung, das Schüren von Ängsten und die ansteigende Gefahr, die auch von jemandem ausgehen kann, den man schon lange kennt. Auch die Ausstattung des Buches lässt keine Wünsche offen, so findet der Leser nicht nur Landkarten und eine Personenliste, es gibt auch ein aussagekräftiges Nachwort, eine Zeittafel und ein Glossar, die bei der Lektüre gute Dienste leisten.
Die Charaktere sind voller Leben und mit viel Sinn fürs Detail skizziert. Mit ihren individuellen Eigenschaften wirken sie nicht nur authentisch und der Realität entsprungen, sie erobern auch das Herz des Lesers im Sturm. Laurenz ist ein Mann, der seinen Traum aufgibt und sich um den elterlichen Hof kümmert. Er ist ein liebevoller Ehemann und Vater, der seine Lieben um jeden Preis beschützen will. Annemarie ist eine Frau, die Rätsel aufgibt. Sie lebt für ihre Familie, während sie insgeheim etwas aus ihrer Vergangenheit vor ihnen verbirgt. Laurenz‘ Mutter Charlotte ist ein richtiger Drachen, doch in der Not kann man sich auf sie verlassen. Köchin Dorata ist fürsorglich und der gute Geist im Sadlerhaus, sie kann aber auch Dinge sehen, die andere nicht einmal erahnen. Kathi ist ein fröhliches Kind, das neugierig auf die Welt ist und mit Freund Anton alles erkunden muss. Franzis Schicksal geht ans Herz, denn sie kann sich nur durch Laute verständigen, lebt in ihrer eigenen Welt und wird von allen beschützt. Elsbeth Lettich ist Antons Mutter und ein wahres Biest. Als Frau des Bürgermeisters meint sie, ihre Nase in alle Angelegenheiten stecken zu dürfen. Sie ist eine Schlange in Menschengestalt, vor der man sich hüten sollte. Aber auch die anderen Nebendarsteller geben der Handlung zusätzliche Impulse und tragen dazu bei, dass die Geschichte rundum fesselnd und spannend bleibt.
Mit „Heimat ist ein Sehnsuchtsort“ ist Hanni Münzer ein umwerfender Pageturner als Auftakt für ihre Familien-Saga gelungen. Eine faszinierende Geschichte über Liebe, Glück, Intrigen, Krieg und Geheimnisse. So packend und überzeugend erzählt, dass man als Leser gar nicht Abschied nehmen mag von den Sadlers. Alles richtig gemacht –Chapeau! Besser geht es nicht!

Veröffentlicht am 04.10.2019

Der Zauber des Riverside Bookshops

Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse
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Die junge Charlotte lebt in Schweden, ist durch den Unfalltod ihres Mannes bereits Witwe, was ihr immer noch nachhängt und führt allein die gemeinsam gegründete Kosmetikfirma weiter. Da wird sie von der ...

Die junge Charlotte lebt in Schweden, ist durch den Unfalltod ihres Mannes bereits Witwe, was ihr immer noch nachhängt und führt allein die gemeinsam gegründete Kosmetikfirma weiter. Da wird sie von der Nachricht überrascht, den Riverside Bookshop in London geerbt zu haben von ihrer Tante Sara, der sie nie begegnet ist. Charlotte wundert sich über das Erbe und reist nach London, um den Laden schnellstmöglich zu verkaufen. Doch dann betrifft sie den Buchladen, der sofort eine besondere Faszination auf sie ausübt, aber auch die Begegnung mit Martinique und Sam, die den Bookshop seit Saras Tod weiter betreiben, lässt sie nicht kalt. Trotz schlechter Geschäftslage möchte Charlotte versuchen, den Laden wieder zum Laufen zu bringen. Gleichzeitig will sie mehr über ihre Tante Sara herausfinden und warum diese ausgerechnet ihr den Buchladen vermacht hat. Ob Charlotte deren Geheimnis lüften kann?
Frida Skybäck hat mit „Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der den Leser auf eine Wohlfühlreise schickt und ihn an der Seite der Protagonisten eine Achterbahn der Gefühle erleben lässt, während einige Geheimnisse nach und nach entblättert werden. Der Schreibstil ist flüssig, anrührend und farbenfroh, an der Seite von Charlotte darf der Leser eine aufregende Reise antreten, um sich in einem alten Buchladen einzunisten und die Akteure zu beobachten. Die Autorin erzählt ihre Geschichte über zwei Zeitebenen, wobei die eine sich mit Charlotte und der Gegenwart beschäftigt, während die zweite die Vergangenheit von Charlottes Mutter Kristina und deren Schwester Sara 30 Jahre zuvor beleuchtet. Gekonnt miteinander verknüpft wird das Familiengeheimnis stückchenweise enthüllt. Die alte Buchhandlung wird so detailliert und gemütlich beschrieben, dass man als Leser dort gern in einem alten Sessel sein Lager aufschlagen würde. Aber auch ein Stadtbummel durch London kann reizvoll sein.
Die Charaktere sind mit viel Liebe zum Detail ausgestaltet und mit Persönlichkeit versehen. Individuelle Ecken und Kanten lassen sie lebendig und vor allem glaubwürdig wirken, der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen. Charlotte musste schon als junge Frau einen schweren Schicksalsschlag verkraften, allerdings ist sie noch immer nicht darüber hinweg. Das Erbe ist eine willkommene Abwechslung, die ihr zusätzlich einen Teil ihrer Familiengeschichte eröffnet, die sie nicht kannte. Charlotte ist freundlich, aber auch manchmal etwas zu verschlossen. Martinique ist eine warmherzige und treue Seele, deren Hilfsbereitschaft oftmals ausgenutzt wird. Sam dagegen ist eher schroff und unbequem, aber sie hat auch ein weiches Herz, was es zu schützen gilt. Weitere Protagonisten wie William, Sara, Kristina oder auch ein Kater namens Tennyson bringen mit ihren Auftritten zusätzlichen Unterhaltungswert sowie etwas Humor in die Geschichte.
In „Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse“ dreht sich alles um Familiengeheimnisse, Freundschaften und Neuanfänge. Ein unterhaltsamer und gefühlvoller Schmöker für lange Winterabende. Verdiente Leseempfehlung!