Ein grausamer Tanz
Die TanzendenIm Zuge meiner Bookstagram Klassenfahrt nach Frankreich habe ich eine Leserunde gestartet mit „Die Tanzenden“ von Victoria Mas, aus dem Piper Verlag.
Klappentext:
Im berühmtesten Krankenhaus der Stadt, ...
Im Zuge meiner Bookstagram Klassenfahrt nach Frankreich habe ich eine Leserunde gestartet mit „Die Tanzenden“ von Victoria Mas, aus dem Piper Verlag.
Klappentext:
Im berühmtesten Krankenhaus der Stadt, der Salpêtrière, sollen Louise und Eugénie in dieser Ballnacht glänzen. Ob die Hysterikerinnen nicht gefährlich seien, raunt sich die versammelte Hautevolee zu. Für Louise und Eugénie aber steht an diesem Abend alles auf dem Spiel: Sie wollen aus ihrer Rolle ausbrechen, wollen ganz normale Frauen sein, wollen auf dem Boulevard Saint-Germain sitzen und ein Buch lesen dürfen, denken und träumen und lieben dürfen wie die Männer.
Meinung:
Die Geschichte ist sehr interessant und macht neugierig. Der Schreibstil ist faszinierend: Einerseits poetisch und bildhaft, aber oft auch sehr nüchtern, fasst schon distanziert.
Der Roman weckt tiefe Sympathien für die jungen Frauen und man möchte sie quasi ermuntern, sich gegen überlegene Obrigkeiten aufzulehnen: Denn vor allen hat mich das Buch sehr wütend gemacht. Wütend auf die Männer wie sie mit den Frauen umgegangen sind – mit so viel verbaler und körperlicher Gewalt. Unfassbar! Da die Geschehnisse auch historische Bezüge haben, wirkt es noch realistischer und bedrohlicher und lässt einen dankbar sein über die Rechte sowie Freiheiten, die man heute in Europa als Frau besitzt.
„Sie selbst ist ihre letzte Rettung, an einem Ort, der die Menschen vernichtet, sobald sie Schwäche zeigen - darüber ist sich die junge Frau im Klaren.” S. 138
Die Frauen der Geschichte sind alle sehr unterschiedlich und bilden gut, die verschiedenen gesellschaftlichen Typen, der damaligen Zeit ab und zeigen auf, dass wirklich jeder dort landen konnte. Am besten hat mir die Charakterentwicklung und berührende Geschichte von Luise gefallen und am meisten bestürzt hat mich die von Thèrese.
Eugénie gegenüber bin ich zwiespältig: auf der einen Seite ist sie oft zu abgeklärt, dann wieder sehr naiv, aber auch sehr stark und kämpferisch.
Ein paar Seiten mehr hätten dem Roman gutgetan, um der Geschichte noch etwas mehr Tiefe zu verleihen und die Charaktere, wie Eugénie besser auszubauen, und das Ende hat mich etwas enttäuscht. Trotzdem hat es mir gefallen.
„Die Tanzenden“ ist ein aufwühlender Roman, über Frauensolidarität und die grausame Behandlung der Frauen im Irrenhaus, der zeigt, wie leicht unangepasste Frauen im 19. Jahrhundert, dort landen konnten.