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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2019

Cidre, Calvados und Camenbert

Normandie Reiseführer Michael Müller Verlag
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Der MM-Verlag setzt mit Ralf Nestmeyer auf das richtige Pferd. Zum einen hat er einen wunderbar abwechslungsreichen und unterhaltsamen Schreibstil, der seine Reiseführer von anderen deutlich abhebt, zum ...

Der MM-Verlag setzt mit Ralf Nestmeyer auf das richtige Pferd. Zum einen hat er einen wunderbar abwechslungsreichen und unterhaltsamen Schreibstil, der seine Reiseführer von anderen deutlich abhebt, zum anderen ist der Normandie-Führer gespickt mit Details wie Empfehlungen bzgl. Restaurants und Übernachtungsmöglichkeiten sowie mit Shoppingtipps, Sehenswürdigkeiten und Museen, Stadtplänen, außergewöhnlichen Naturschauspiele und sogar einem kleinen Wanderführer. Deshalb ziehe ich auch einen Reiseführer einer Region, in diesem Fall der Normandie, immer einem, der ein komplettes Land beschreibt, vor. Nestmeyer versteht es, den informativen und sachlichen Teil mit jeder Menge Hintergrundinformationen und Anekdoten aufzufrischen und gleichzeitig merkt man, dass er selbst vor Ort war, die Region kennt, sauber recherchiert und selbst ausprobiert hat.

Der Normandie Reiseführer kommt sicherlich dieses Jahr noch ins Gepäck auf meine Reise dorthin und ich bin sicher, dass er mich sowohl inspirieren als auch im wahrsten Sinne des Wortes gut führen wird.

Veröffentlicht am 22.04.2019

600 Bräute auf dem Weg übers Meer

Über uns der Himmel, unter uns das Meer
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Ich muss gestehen, dass es sich bei "Über uns der Himmel, unter uns das Meer" mein erstes Exemplar der Bestseller-Autorin ist. Spiegel Bestsellerliste hin oder her, ich hatte meine Bedenken und wurde eines ...

Ich muss gestehen, dass es sich bei "Über uns der Himmel, unter uns das Meer" mein erstes Exemplar der Bestseller-Autorin ist. Spiegel Bestsellerliste hin oder her, ich hatte meine Bedenken und wurde eines Besseren belehrt. Vielleicht lag es daran, dass ich das Hörbuch gehört habe und die Originalfassung bereits 2005 erschien, jedoch erst 2016 in Deutsch veröffentlich wurde. Des Weiteren fließt Jojo Moyes eigene Familiengeschichte ins dieses Buch mit ein.

Am Cover erkennt man sofort Moyes Bücher. Das Layout ist immer ähnlich, allein farblich gibt es Unterschiede.

Luise Helm setzt ihre einprägsame Stimme brillant ein und es ist eine Freude, ihr fast neun Stunden zuzuhören.

Die erste CD hat einige Längen, doch dann nimmt die Geschichte Fahrt auf, als die 600 Bräute sich ebenfalls auf einem ehemaligen Flugzeugträger auf der Fahrt nach England befinden. Die Handlung spielt unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg und die jungen Australierinnen sollen mit heiratswilligen Briten vereint werden. Diese waren oft nur einige Tage oder Wochen in Australien stationiert, wo sich die jungen Paare kennenlernten. D.h. die Frauen reisen ins Ungewisse, manche schwanger, viele mit Träumen und alle mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Anhand von Biografien vierer Frauen, die in Rückblenden vervollständigt werden, wird die Überfahrt, aber auch deren Schicksale detailliert erzählt. Eine der Frauen ist Moyes australische Großmutter, die in Großbritannien ihre große Liebe, Moyes Großvater, wieder getroffen hat.
Sobald der Hörer mit auf See ist, will man die Geschichte nicht mehr unterbrechen. Sie ist spannend, kurzweilig, berührend und gleichzeitig unterhaltsam.

Veröffentlicht am 19.04.2019

Wie der Mensch die Natur und sich selbst zähmte

Spiel des Lebens
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Alice Roberts ist vom Fach. Als Medizinerin, Anthropologin und Paläopathologin weiß sie ganz genau über was sie schreibt. Der Untertitel ihres neuesten Buches lautet "Wie der Mensch die Natur und sich ...

Alice Roberts ist vom Fach. Als Medizinerin, Anthropologin und Paläopathologin weiß sie ganz genau über was sie schreibt. Der Untertitel ihres neuesten Buches lautet "Wie der Mensch die Natur und sich selbst zähmte". Roberts pickt sich 10 Arten aus dem Pflanzen- und Tierreich heraus, die auf die menschliche Entwicklung einen entscheidenden Einfluss hatten, wie Hunde, Weizen, Rinder, Mais, Kartoffeln, Hühner, Reis, Pferde, Äpfel und zu guter Letzt den Menschen selber. Dabei handelt es sich um Tiere und Lebensmittel, die in der heutigen Zeit, zumindest im Westen, im Überfluss vorhanden sind und über die man sich keine Gedanken macht. Doch was wäre wenn es diese Pflanzen und Tiere nicht gäbe bzw. inwiefern haben sie die menschliche Evolution beeinflusst und der Mensch die Entwicklung dieser Arten? Anschaulich, ausführlich und äußerst unterhaltsam wird dem Leser so manches vor Augen geführt, was heute so selbstverständlich ist. Die Autorin veranschaulicht dies zuerst am Beispiel von Hunden. Wann war der Hund eigentlich ein Hund? Man weiß, dass vor ca. 12.000 Jahren der Hund domestiziert wurde. Vermutlich wurde ein Wolfwelpe von Menschen gezähmt, um es für bestimmte Zwecke zu nutzen. Was unterscheidet diese Unterart des Wolfes genetisch vom Wolf? Ihre These lautet, dass der Mensch sie alle zähmte, er wurde jedoch auch von ihnen gezähmt. Das mag bei Reis, Mais, Weizen und Äpfel etwas verwundern, aber wurde der Mensch nicht deshalb sesshaft, betrieb Ackerbau, konnte sich vermehren usw.. Man könnte das nun noch viel weiter spinnen.

Bei "Spiel des Lebens" handelt es sich um ein vielseitig recherchiertes, wissenschaftliches Buch, meisterhaft erzählt. Alice Roberts verpackt Archäologie, Anthropologie, Genetik sowie Ethik in eine allgemein verständliche, dennoch nie triviale Art und Weise.

Veröffentlicht am 19.04.2019

Brotbackliebe

Der Brotbackkurs
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Die Quereinsteigerin Valesa Schell hat sich ganz und gar dem Brotbacken verschrieben. Sowohl das Cover als auch die großformatigen Fotos machen Lust auf mehr und der Untertitel "Einfach starten - Profi ...

Die Quereinsteigerin Valesa Schell hat sich ganz und gar dem Brotbacken verschrieben. Sowohl das Cover als auch die großformatigen Fotos machen Lust auf mehr und der Untertitel "Einfach starten - Profi werden" lässt sich tatsächlich problemlos umsetzen. Ich backe weder besonders gerne, noch bin ich eine gute Bäckerin, sie hat mir jedoch Lust und vor allem Mut zum Nachbacken gemacht.

In einem allgemeinen Teil werden die einzelnen Backutensilien und div. Infos rund ums Brotbacken beschrieben. Darauf folgen die Kapitel nach Teigarten wie z.B. Sauerteig oder Teige mit Hefe usw. getrennt.

Zurzeit ist die Bekömmlichkeit von konventionell hergestelltem Brot in aller Munde. Durch eine viel zu kurze Teigführung (das "Gehen" des Teiges) mit viel zu vielen Triebmitteln liegen Brote oft schwer im Magen. Erstaunlich mit wie wenig Hefe Valesas Schells Rezepte auskommen, wenn man dem Teig nur einfach mehr Zeit lässt. Auch die Sauerteigherstellung ist kein Buch mit sieben Siegeln mehr, sondern gut nachvollziehbar und Schritt für Schritt beschrieben. Genauso wie die Rezepte an sich: Der Backprozess wird ganz genau erklärt, so dass auch ungeübten Bäckern leckere Brötchen, Baguettes und Brote gut gelingen werden.

"Der Brotbackkurs" hält was der Titel verspricht und macht Lust auf selbstgebackenes Brot. Nicht umsonst hat Valesa Schell einen gut besuchten Blog, der sich ausschließlich mit dem Brotbacken beschäftigt und eine eigene Facebook-Gruppe zum Thema, die größte Backgruppe im deutschsprachigen Raum überhaupt.

Also dann - einfach starten!

Veröffentlicht am 15.04.2019

Humanismus statt Kriegseinsatz

Die große Heuchelei
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Todenhöfer, der viele Jahre für die CDU im Bundestag saß, seit mehr als 50 Jahren Krisengebiete bereist, Bestseller-Autor ist und einer der schärfsten Kriegskritiker, will mit seinem Buch "Die große Heuchelei" ...

Todenhöfer, der viele Jahre für die CDU im Bundestag saß, seit mehr als 50 Jahren Krisengebiete bereist, Bestseller-Autor ist und einer der schärfsten Kriegskritiker, will mit seinem Buch "Die große Heuchelei" wachrütteln. Darin berichtet er kritsch über westliche Militäreinsätze in Syrien, Afghanistan usw. Zusammen mit seinem Sohn begibt er sich in Lebensgefahr. Das Credo des Buches: Der Westen muss die Menschenrechte vorleben, statt sie nur vorzuheucheln. Offziell kämpft der Westen für Werte, lt. Todenhöfer geht es allerdings ausschließlich um Macht, Märkte und Geld. Damit hat er nicht Unrecht und trifft den Nagel auf den Kopf. Meine Skepsis aufgrund des reißerischen Titelbildes musste ich nach einigen Seiten ablegen und dem Autor zustimmen. Dabei handelt es sich um keine leichte Lektüre, nicht aufgrund des Stils, der ist journalistisch und flüssig, die beschriebenen Szenen sind jedoch nichts für Zartbesaitete, wohl aber sehr realitätsnah und glaubhaft.

Zurzeit ist Todenhöfer mit seinem neuen Buch auf Lesereise und ich werde definitiv versuchen, ihn live zu sehen.