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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2019

Die Halbinsel voller Wunder

50 Dinge, die man in Istrien getan haben muss
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"50 Dinge, die man in Istrien getan haben muss" ist ein sehr gelungener Reiseführer, wobei man natürlich nicht von einem Reiseführer im klassischen Sinn sprechen kann. Dennoch finden Urlauber darin jede ...

"50 Dinge, die man in Istrien getan haben muss" ist ein sehr gelungener Reiseführer, wobei man natürlich nicht von einem Reiseführer im klassischen Sinn sprechen kann. Dennoch finden Urlauber darin jede Menge Tipps und Anregungen. Silvia Trippolt-Maderbacher sieht ihr Buch als "fröhliche Einstimmung" für eine Istrienreise und war mutig, 50 Orte herauszugreifen und die auf je einer Seite genauer zu beschreiben. So habe ich erfahren, dass in Istrien Lavendel blüht und man Trüffel finden kann, dass sogar der erste Vampir sein Zuhause in Istrien hatte und keinesfalls aus Transsilvanien kommt. Genau diese Anekdoten und Informationen machen Silvia Trippolt-Maderbachers neuestes Buch so lesenswert und unterscheiden es von anderen Büchern über diese außergewöhnliche kroatische Region.

Veröffentlicht am 24.05.2019

Cormoran Strike ermittelt

Der Ruf des Kuckucks
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Lula Landry, ein gefragtes Model, stürzt in London von einem Balkon. Für die ermittelten Beamten steht der Fall schnell fest: Es handelte sich um Selbstmord. Lulas Bruder beauftragt jedoch den Privatdetektiv ...

Lula Landry, ein gefragtes Model, stürzt in London von einem Balkon. Für die ermittelten Beamten steht der Fall schnell fest: Es handelte sich um Selbstmord. Lulas Bruder beauftragt jedoch den Privatdetektiv Cormoran Strike nach dem Mörder zu suchen. Afghanistan Veteran Strike nimmt die Ermittlungen auf und bringt allerhand Ungereimtheiten und Erschreckendes aus der Welt der schönen und Reichen ans Tageslicht.

Mit "Der Ruf des Kuckucks" hat J.K. Rowling alias Robert Galbraith ihr Krimidebüt rund um den kauzigen Privatdetektiv Strike erschaffen. Es ist ihr v.a. dank dieses Protagonisten gelungen, den Hörer zu fesseln. Dennoch kann auch Cormoran Strike nicht über die eine oder andere Länge hinwegtäuschen.

Veröffentlicht am 20.05.2019

Das Leben des Wolli Köhler

Große Freiheit
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St. Pauli ist ein Mythos und den bedient auch Rocko Schamoni in seinem Roman "Große Freiheit". Wolfgang "Wolli" Köhler heißt der Protagonist, oder besser gesagt Held, ehemaliger Volkspolizist, der sich ...

St. Pauli ist ein Mythos und den bedient auch Rocko Schamoni in seinem Roman "Große Freiheit". Wolfgang "Wolli" Köhler heißt der Protagonist, oder besser gesagt Held, ehemaliger Volkspolizist, der sich in einer deutschen Kleinstadt einem Zirkus anschließt, unter Tage arbeitet und schließlich als Drogendealer und Barkeeper auf der großen Freiheit landet. Dort steigt er schließlich zum "außergewöhlichsten Puffboss St. Paulis" auf, liest Camus und definiert den Antihelden. Dieser "Aufsteiger" lebte tatsächlich auf St. Paul und Schamoni hat ihn wohl immer wieder getroffen und war so von seinem Charisma beeindruckt, dass er ihm ein Buch widmete. Wolli erging es jedoch nicht viel anders als anderen Kiezgrößen, auch er verstarb verarmt. Leider kratzt Schamoni à la "früher war alles besser" nur an der Oberfläche, schafft Stereotype, die man in und auswendig kennt, und eine verklärte Nostalgie wo keine ist.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Ein langer Weg nach Hause

Mein Freund Fred und unser langer Weg nach Hause
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Craig ist als Soldat in einer afghanischen Taliban-Hochburg im Einsatz, als ihm ein tölpeliger Hundewelpe mit kurzen Beinen und großen Augen zuläuft. Der zutrauliche Welpe bekommt den Namen Fred und ist ...

Craig ist als Soldat in einer afghanischen Taliban-Hochburg im Einsatz, als ihm ein tölpeliger Hundewelpe mit kurzen Beinen und großen Augen zuläuft. Der zutrauliche Welpe bekommt den Namen Fred und ist bald aus dem Camp nicht mehr wegzudenken. Als es für Craig an der Zeit ist heimzukehren, bringt er es nicht übers Herz, den kleinen Hund im Kriegsgebiet zurückzulassen. Er schmiedet einen wagemutigen Plan und schmuggelt Fred in die USA. Zu diesem Zeitpunkt ahnt er noch nicht, dass Fred für ihn schon bald zum Retter in der Not wird."

Die Geschichte über den herrenlosen Streuner Fred , der von dem jungen Soldaten Craig Grossi nach seinem Afghanistaneinsatz in die USA mitgenommen wurde, ist äußerst rührselig, die Fotos tun ihr Übriges, und sie scheint trivial. Zudem ist Craig Grossi Soldat und im zivilen Leben Student und kein Schriftsteller, somit ist das Buch literarisch einfach gestrickt, dafür aber umso flüssiger zu lesen.

Craig beschreibt die ersten Monate mit Fred in den USA und seine Reise , die er mit Hund und einem guten Freund unternimmt. Die Kapitel der Reisebeschreibung wechseln mit Rückblenden ab, die den Afghanistan-Einsatz, Kampfhandlungen, getötete Kamerdaden usw. zum Thema haben. Dadurch wird der Roman auf eine andere Ebende gehoben und ist alles andere als trivial. Es handelt sich bei "Mein Freund Fred" aber keineswegs um einen Antikriegsroman, sondern greift die Einstellung der meisten Amerikaner auf, die v.a. patriotisch sind und den Militäreinsatz nicht in Frage stellen. Ich konnte durch Craigs Erlebnisse zum einen besser verstehen, warum junge Männer freiwillig nach Afghanistan ziehen, warum sie ihr Lebens aufs Spiel setzen, zum anderen wurde mir klar, was mit ihnen nach so einem Kriegseinsatz auf psychischer und physischer Ebene passiert. Manche sind verwundet, invalide, gezeichnet für ihr Leben, liegen monatelang im Krankenhaus, müssen zig OPs über sich ergehen lassen, um einigermaßen im Alltag zurecht zukommen. Allen gemeinsamen sind tiefe seelischen Wunden, die jeder anders verarbeitet. Uns allen ist das posttraumatische Belastungssyndrom geläufig, was aber wirklich dahintersteckt, wissen wir nicht und es ist zweifelhaft, ob man diesen jungen Männern ausreichend und adäquat hilft. Dabei sollte man bedenken, dass dies erst in den letzten Jahren auch von der Army als Krankheit anerkannt wurde. Um die Vietnam-Veteranen hat sich niemand gekümmert und viele von ihnen fanden nie mehr in die Gesellschaft zurück.

Da ich als Leser diesen Einblick gewinnen durfte, gebe ich Höchstpunktzahl, ganz unabhängig von der anrührenden Geschichte und des Schreibstils.

Veröffentlicht am 11.05.2019

193 Staaten

Fernweh im Herzen
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Nina Sedano hat ihren Beruf an den Nagel gehängt, um sich ganz dem Reisen zu widmen. Bei "Fernweh im Herzen" handelt es sich um ihr drittes Buch. Als Ländersammlerin ist sie in aller Munde, wurde in Geo ...

Nina Sedano hat ihren Beruf an den Nagel gehängt, um sich ganz dem Reisen zu widmen. Bei "Fernweh im Herzen" handelt es sich um ihr drittes Buch. Als Ländersammlerin ist sie in aller Munde, wurde in Geo interviewt, war mit ihrem neuesten Buch wochenlang auf der KulturSPIEGEL-Paperback-Bestsellerliste auf Platz 2 und bereiste als eine von nur fünf europäischen Frauen 193 UN-Staaten.

Sie sagt: " Wenn mich das Fernweh packt und ich mich wieder auf den Weg hinaus in die weite Welt mache, bedeutet das für mich, dem, was die Welt uns in ihrer schier unendlichen Vielfalt anbietet, mit Respekt und Demut zu begegnen. Ich ziehe los ohne Angst und mit dem Glauben an das Gute in den Menschen. Reisen schenkt mir einen unermesslichen Schatz an Erfahrungen, holt das Beste aus mir heraus und macht mich so unendlich reich."

Meine Erwartungen konnte Sedanos neuestes Buch nicht erfüllen. Es ist oberflächlich und hat Längen. Reines Sammeln, lässt einen Land und Leute nicht wirklich kennenlernen. Die Autorin bleibt in oberflächlichen Beschreibungen der Personen und Situationen hängen, die schnell langweilig und untinteressant werden. Sie springt nie auf die Metaebene oder setzt sich mit dem Thema auf einer tieferen Eben auseinander. Schade - Potential dafür gäbe es bestimmt.