Profilbild von Durga108

Durga108

Lesejury Star
offline

Durga108 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Durga108 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.09.2018

Das Leben ist schön!

Man muss auch mal loslassen können
0

"Spiegel-Bestsellerautorin Monika Bittl begeistert mit einem heiteren Roman über drei höchst unterschiedliche Frauen am Tiefpunkt ihres Lebens und ihren Weg aus der Lebenskrise, über die Kraft der Gemeinsamkeit, ...

"Spiegel-Bestsellerautorin Monika Bittl begeistert mit einem heiteren Roman über drei höchst unterschiedliche Frauen am Tiefpunkt ihres Lebens und ihren Weg aus der Lebenskrise, über die Kraft der Gemeinsamkeit, das Suchen und Finden der Liebe und die irrwitzige Schönheit des Lebens!
Stress im Beruf, Existenzängste, Liebeskummer, schwere Krankheit, finanzieller Ruin - die Anforderungen, die das Leben beständig an Jessy, Charlotte und Wilma stellt, die Sorgen und Nöte im Alltag - es ist einfach zu viel. Es fehlt kein Tropfen mehr, der das Fass zum überlaufen bringt, das Fass ist schon längst leer. Die Lebenskrise perfekt. Und jetzt ist Schluss. Denn nun sind die drei Frauen fest entschlossen, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Felsenfest. Wirklich! Nur irgendwie geht dabei ständig etwas schief. Als sie eines Abends beschließen, von einer Brücke zu springen, stellen sie einhellig fest, dass es da viel zu tief runter geht..."

Wilma, Charlotte und Jessie haben echte Probleme, auch wenn ich nicht ganz nachvollziehen kann, dass sie sich deshalb umbringen wollen. Doch bekanntlich sind Probleme ja subjektiv und für andere ist das wirkliche Ausmaß einer persönlichen Misere nicht immer nachvollziehbar. Aus geplanten Suizidgedanken wird eine verschworene Gemeinschaft, die sich im Laufe der Geschichte vergrößert und immer skurriler wird. So tun sich fünf gescheiterte Existenzen zusammen und stellen fest, dass das Leben richtig schön sein, man Problemen die Stirn bieten kann, es Auswege gibt und man gemeinsam stärker ist.

Bittls Schreibe ist flüssig, etwas trivial, daraus ist aber ein durchaus humorvoller Roman entstanden, der den Leser schmunzeln, manchmal sogar laut auflachen lässt und ihn sicherlich für einige Zeit seine Probleme vergessen.

Veröffentlicht am 25.09.2018

4 Lebensgeschichten

Drei Frauen am See
0

Ja, ich bin skeptisch wenn ich Dora Heldt höre. Die Sylter Bestsellerautorin ist eher für ihre seichte Strandkorblektüre bekannt, doch dieses Buch weicht glücklicherweise davon ab.

"Zehn Jahre sind vergangen, ...

Ja, ich bin skeptisch wenn ich Dora Heldt höre. Die Sylter Bestsellerautorin ist eher für ihre seichte Strandkorblektüre bekannt, doch dieses Buch weicht glücklicherweise davon ab.

"Zehn Jahre sind vergangen, seit die Freundinnen Marie, Frederike, Alexandra und Jule im Streit auseinander gegangen sind. Als Marie unerwartet stirbt und die verbliebenen Drei zur Testamentseröffnung einbestellt werden, kommt es zu einer höchst befremdlichen Zusammenkunft im Haus am See. Früher haben die Jugendfreundinnen hier jedes Pfingsten verbracht und glückliche Stunden miteinander erlebt. Und genau diesen Ort sollen sie nun von Marie erben. Unter einer Bedingung: In den kommenden fünf Jahren müssen die drei Frauen wieder an Pfingsten hier zusammenkommen..."

Dora Heldt taucht tief in die einzelnen Lebensgeschichten ein, sowohl zur Zeit als sie noch Freundinnen waren, als auch danach. Jede hat sich anders entwickelt und sie leben ganz unterschiedliche Leben. Sie hadern alle mit ihrem Schicksal und keine ist wirklich glücklich und zufrieden. Leider muss erst eine sterben, damit die restlichen drei Frauen ihr Leben überdenken und vielleicht sogar zu ihrer Freundschaft zurückfinden.


Ja, es handelt sich um eine leichte Sommerlektüre, die jedoch keineswegs seicht ist.

Veröffentlicht am 19.09.2018

Das Land, wo die Zitronen blühn

Bella Italia
0

"Italien, schon immer Sehnsuchtsziel der Deutschen, bis heute ihr meistbesuchtes Urlaubsland, war im 18. und 19., auch noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts die wichtigste Station der Grand Tour: Man brach ...

"Italien, schon immer Sehnsuchtsziel der Deutschen, bis heute ihr meistbesuchtes Urlaubsland, war im 18. und 19., auch noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts die wichtigste Station der Grand Tour: Man brach auf zur großen Reise, um sich zu bilden, um einzigartige Kunst- und Naturschätze kennenzulernen und bisweilen auch, um sich fern der Heimat ohne Reue die Hörner abzustoßen.

Eine illustre Reisegesellschaft aus den berühmtesten Schriftstellern, Philosophen, Malern ist es, die Werner Huber durch Italien begleitet. Er folgt ihren Spuren von Verona und Venedig bis nach Sizilien, verliert dabei aber nie den heutigen Reisenden aus dem Blick, der auf diese Weise wahre Insidertipps für eine Kulturreise durch Italien bekommt. Und auch den daheimgebliebenen Italien-Freund erwartet ein regelrechter Geistes- und Sinnenschmaus, denn Huber berichtet nicht nur: Er kann meisterhaft erzählen." Und das obwohl oder vielleicht gerade weil er Physiker ist.

J.W. von Goethe schreibt in "Wilhelm Meisters Lehrjahre": "Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn“. Auch die Herren Fontane, Nietzsche, Rilke, Lord Byron oder Grillparzer bereisten das Land, die Angst vor Ungeziefer, schlechtem Essen, Unwirtlichkeiten sowie Straßenräubern reiste mit. Goethes Tipp zur Reisezeit besagt: "Reise nur nicht im Anfang August, wo man des Tags von der Sonne gebraten und des Nachts von den Flöhen verzehrt wird.“ Huber reist selbst mehrmals auf den Spuren dieser großen Herren vorwiegend mit dem Zug quer durchs Land. Er schreibt flüssig und unterhaltsam seine Eindrücke nieder und nimmt die Daheimgebliebenen mit auf Reisen.

Veröffentlicht am 13.09.2018

Hörgenuss für drei Generationen

Das rote Adressbuch
0

Sofia Lundgren ist ein hervorragendes Debüt gelungen, mit dem sie nicht nur ihrer Tante Doris ein außergewöhnliches Denkmal setzt, sondern der älteren Generationen von Frauen im Allgemeinen.

"Doris wächst ...

Sofia Lundgren ist ein hervorragendes Debüt gelungen, mit dem sie nicht nur ihrer Tante Doris ein außergewöhnliches Denkmal setzt, sondern der älteren Generationen von Frauen im Allgemeinen.

"Doris wächst in einfachen Verhältnissen im Stockholm der Zwanzigerjahre auf. Als sie zehn Jahre alt wird, macht ihr Vater ihr ein besonderes Geschenk: ein rotes Adressbuch, in dem sie all die Menschen verewigen soll, die ihr etwas bedeuten. Jahrzehnte später hütet Doris das kleine Buch noch immer wie einen Schatz. Und eines Tages beschließt sie, anhand der Einträge ihre Geschichte niederzuschreiben. So reist sie zurück in ihr bewegtes Leben, quer über Ozeane und Kontinente, vom mondänen Paris der Dreißigerjahre nach New York und England – zurück nach Schweden und zu dem Mann, den sie einst verlor, aber nie vergessen konnte."

Ist es nicht ein raffinierter Zug der Autorin, eine Geschichte anhand von Adresseinträgen zu erzählen? Auch wenn dadurch immer wieder zwischen verschiedenen Ebenen der Vergangenheit sowie der Gegenwart hin- und hergesprungen wird, vervollständigt sich Doris Biografie nach und nach zu einem erstaunlichen Gesamtbild. Was für eine Frau! Doris hatte ein schweres Leben, wusste sich aber immer zu helfen und hat sich nie unterkriegen lassen. Sie hat mehr ertragen als manch andere ertragen hätte können und kann auf ein erlebnisreiches Leben zurückblicken. Mich erinnert sie an meine Großmutter väterlicherseits, die ebenfalls vor dem 1. Weltkrieg geboren wurde, viel persönliches Leid erfahren hat und trotzdem eine so starke und liebenswerte Person war, die ich immer bewunderte.

Veröffentlicht am 29.08.2018

Der Fall Dora

Ida
0

Der Klapentext fasst wie folgt zusammen:
"Freuds unerhörte Patientin
Sie ist eine der bekanntesten Patientinnen des 20. Jahrhunderts: Dora, das jüdische Mädchen mit der »petite hystérie«, die es wagte, ...

Der Klapentext fasst wie folgt zusammen:
"Freuds unerhörte Patientin
Sie ist eine der bekanntesten Patientinnen des 20. Jahrhunderts: Dora, das jüdische Mädchen mit der »petite hystérie«, die es wagte, ihre Kur bei Sigmund Freud vorzeitig zu beenden. Für Katharina Adler war die widerständige Patientin lange nicht mehr als eine Familienanekdote: ihre Urgroßmutter Ida, die als der »Fall Dora« von der Nachwelt mal zum Opfer, mal zur Heldin stilisiert wurde. »Nach und nach wuchs in mir der Wunsch, dieses Bild von ihr zu ergänzen, ihm aber auch etwas entgegenzusetzen. Ich wollte eine Frau zeigen, die man nicht als lebenslängliche Hysterikerin abtun oder pauschal als Heldin instrumentalisieren kann. Eine Frau mit vielen Stärken und auch einigen Schwächen, die trotz aller Widrigkeiten bis zuletzt um ein selbstbestimmtes Leben ringt.« Von ihr, von Ida, handelt dieser mitreißende Roman: die Geschichte einer Frau zwischen Welt- und Nervenkriegen, Exil und Erinnerung."

Dieser Text führt etwas in die Irre, denn Katharina Adler erzählt zwar von Freuds gescheiterten Therapie an ihrer Urgroßmutter, aber auch viel mehr - über ihre Kindheit, ihre Ehe, die Flucht über Paris und Casablanca in die USA. Das alles hörte ich viel lieber als die beschriebenen Besuche beim großen Herr Freud, der ihr nichts als abwegige Fragen stellte und Idas Verhalten sexualisierte.
Am Ende des Hörbuchs, und somit auch am Ende von Idas Leben, habe ich mich gefragt, ob sie jemals in ihrem Leben glücklich war. Ich glaube, es gab davon nur wenige kurze Phasen in ihrem Leben - die erste Verliebtheit in ihrem Mann Ernst, die sog. Salons, die sie in ihrer Wiener Wohnung veranstaltete, die Geburt ihres Sohnes Knuth und die Zeit mit ihrem Schnauzer Tristan. Davon abgesehen, ist ihr Leben geprägt von Kämpfen und Krankheiten. Genauso wenig wie mit ihr gut umgegangen wurde, verstand sie es, mit ihren Mitmenschen, Sohn und Ehemann eingeschlossen, gut umzugehen. Dennoch ist ihr Leben außergewöhnlich und ihre Lebensgeschichte sehr hörenswert.