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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.07.2018

Die Kunst des Schönen Schreibens

Handlettering
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"Aufrichtig und persönlich sind Briefe unter Freunden, kreativ und wertvoll sind Botschaften, die von Hand in Schönschrift verfasst werden. Hier kommt beides zusammen: Inspirierende Briefe großer Persönlichkeiten, ...

"Aufrichtig und persönlich sind Briefe unter Freunden, kreativ und wertvoll sind Botschaften, die von Hand in Schönschrift verfasst werden. Hier kommt beides zusammen: Inspirierende Briefe großer Persönlichkeiten, gelesen von Thomas Loibl, Rosalie Thomass und Peter Veit, zeugen von innigen Freundschaften. Anleitungen und Vorlagen laden dazu ein, sich selbst der Kunst des Handletterings zu widmen und einzigartige Grußbotschaften für liebe Menschen zu gestalten."

Das Hörbuch ist sehr schön gestaltet und enthält zehn Handlettering-Vorlagen im Postkartenfomat, eine CD mit Auszügen von Briefen berühmter Schriftsteller wie z.B. Goethe an Schiller, Mörike an Storm oder van Gogh an Gauguin. Die Autoren werden in einer kleinen Broschüren kurz beschrieben.

Das Hören dieser Texte, insgesamt 76 Minuten lang, soll zum eigenen Schreiben inspirieren sowie zum Gestalten der Postkarten. Ist das nicht eine tolle Idee? Was gibt es Schöneres als einen handgeschriebenen Liebes-oder Dankesbrief, allein die Umsetzung anhand des vorhandenen Materials scheitert. Die Texte der CD sind aus dem Zusammenhand gerissen und sie animieren mich nicht, selbst zu schreiben. Die Postkarten kann man schön gestalten und beschriften, allerdings nicht indem man auf die Texte der CD achtet. Aufgrund dieser Diskrepanz geht das Konzept leider für mich nicht auf, zumal die Qualität der gesprochenen Texte z.T. zu wünschen übrig lassen.

Ich konnte die an sich sehr schöne Idee leider nicht umsetzen.

Veröffentlicht am 11.07.2018

Deutschland 1952

Bühlerhöhe
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"Rosa Silbermann reist mit einem geheimen Auftrag in das Nobelhotel Bühlerhöhe. Sie soll Bundeskanzler Konrad Adenauer schützen. Rosa ist in den 1930er Jahren aus Köln nach Palästina emigriert und arbeitet ...

"Rosa Silbermann reist mit einem geheimen Auftrag in das Nobelhotel Bühlerhöhe. Sie soll Bundeskanzler Konrad Adenauer schützen. Rosa ist in den 1930er Jahren aus Köln nach Palästina emigriert und arbeitet für den israelischen Geheimdienst. Ihre Gegenspielerin ist die misstrauische Hausdame Sophie Reisacher, die ihre Heimatstadt Straßburg verlassen musste und für den gesellschaftlichen Aufstieg alles geben würde. Rosa und Sophie wissen, was es heißt, wenn ein ganzes Land neu beginnen will."

Der auf 581 Minuten gekürzten Fassung verleiht Anne Moll ihre Stimme. Man kennt sie aus dem Tatort, dem Polizeiruf 110 oder aus dem Großstadtrevier. Sie hat eine wirklich gute Stimme, wenn sie das tut was ein Sprecher tut - lesen. Sobald sie jedoch versucht, den einzelnen Protagonisten individuelle Stimmen einzuhauchen, wird es grausam. Sie versucht sich am schwäbischen und schweizerdeutschem Dialekt, die sich einfach nur undefinierbar anhören. Leider misslingt ihr auch Adenauers Sprache, der für sein Kölsch bekannt war. M.E. geht alles, was sie in diese Richtung unternimmt, völlig schief und hat meinen Hörgenuss sehr getrübt, zumal die Versuche der Dialektsprache für das Hörbuch gar nicht wichtig sind.

Ich habe schon zwei bis drei Stunden gebraucht, bis sich mir Brigitte Glasers Roman erschloss. Dann fanden Handlungsstränge zusammen, Beziehungen zwischen den einzelnen Personen wurde klarer, die Zeitsprünge machten Sinn und es entstand ein spannendes Gesamtbild, das zum einen die Lage emigrierter Juden in Palästina beschreibt, zum anderen aber auch die politische Lage im Nachkriegsdeutschland. Der im Buch beschriebene Anschlag auf Adenauer ist zwar fiktiv, aber keineswegs frei erfunden. Adenauer lebte gefährlich, die Widergutmachungszahlungen wurden sowohl im Bundestag als auch in Israel kontrovers diskutiert und das Leben in Deutschland Anfang der 50er Jahre war alles andere als normal.

Für all diejenigen, die sich für die deutsche Geschichte und v.a. die der jungen Bundesrepublik interessieren, ist das Hörbuch sehr hörenswert.

Veröffentlicht am 09.07.2018

Alma Klimt-Mahler-Gropius-Werfel

Die Muse von Wien
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Caroline Bernards Buch ist Teil der Reihe "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe", die im Aufbau Verlag erschienen ist. Der autobiografische Roman hält sich chronologisch sehr genau an das reale Leben ...

Caroline Bernards Buch ist Teil der Reihe "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe", die im Aufbau Verlag erschienen ist. Der autobiografische Roman hält sich chronologisch sehr genau an das reale Leben der Alma Mahler-Werfel. Alma wurde 1879 als Tochter des Malers Emil Schindlers in Wien geboren. Sie verkehrt schon sehr früh in der Wiener Künstlerszene und lernt bekannte Maler, Musiker und Schriftsteller persönlich kennen. Sie gilt als schönstes Mädchen in der ganzen Stadt und ist sich ihrer Wirkung, v.a. auf Männer, durchaus bewusst. Als 17jährige macht ihr bereits Klimt den Hof, andere Künstler folgen - alle älter und die meisten behandeln sie nicht einmal besonders gut. Ihr Hang zu älteren Männern mag daran liegen, dass sie ihren Vater früh verlor und, so Freuds Theorie, eine Vaterfigur sucht. Das mag auch der Grund sein, wieso sie sich zu dem wesentlichen älteren Komponisten und Dirigenten Gustav Mahler hingezogen fühlt. Auch Alma spielt hervorragend Klavier und komponiert eigene Stücke. Vor der Heirat erklärt jedoch Mahler in einem 20seitigen Brief was er von Alma erwartet, sollte sie ihn heiraten wollen; u.a. der Verzicht auf ihre eigene musikalische Karriere. Alma heiratet ihn dennoch 1902 in der Wiener Karlskirche. Obwohl Gustav Mahler Alma abgöttisch liebt, dreht sich alles um seine Entfaltung, sei es bei seiner Arbeit an der Wiener Hofoper, beim Komponieren seiner Symphonien oder seinem Verständnis von Gesellschaftsleben. Alma und Gustav bekommen zwei Töchter, von denen eine im Kindesalter an Diphterie stirbt. Alma kann diesen Schicksalsschlag nie überwinden, zumal ihr die bedingungslose Unterstützung Gustav Mahlers immer schwerer fällt. Sie merkt, dass sie sich viel zu sehr zurücknimmt und ihre eigenen Bedürfnisse nicht leben kann. Sei es, dass sie sexuell in ihrer Ehe extrem unbefriedigt ist, sei es, dass sie ihre musikalische Leidenschaft nicht ausleben kann. So lernt sie während eines Kuraufenthalts den jungen Architekten Walter Gropius kennen, den sie nach Gustav Mahlers Tod heiratet, und beginnt mit ihm eine leidenschaftliche Affäre. Eine Trennung von Gustav Mahler kommt für sie jedoch nicht in Frage und als dieser von Walter Gropius erfährt, bemüht er sich mit allen Kräften, seine Ehe zu retten. Mit dem Tod Gustav Mahlers endet das Buch, was ich sehr schade finde. Zu diesem Zeitpunkt ist Alma Mahler erst Anfang 30. Sie hat noch zwei Ehen, div. Affären, die Geburt eines Sohnes uvm. vor sich. Davon erfährt der Leser leider nichts.

Das Buch hatte für mich einige Längen, weil der Blick zu stark auf die Ehe mit Gustav Mahler und Almas Liebschaften gerichtet ist. Ich hätte noch gerne mehr über ihre Persönlichkeit erfahren. Davon abgesehen, konnte ich mich gut in Almas Zerrissenheit hineinversetzen und mir das Wien nach der Jahrhundertwende vorstellen. Das Buch hat mein Interesse an anderen Büchern dieser Reihe, wie z.B. "Mademoiselle Coco" oder "Die Tochter des Malers", geweckt.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Marseille - individuell reisen

Marseille MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag
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Auch mit dieser Ausgabe ist Ralf Nestmeyer wieder ein sehr guter Reiseführer, in diesem Fall über Marseille, gelungen, erschienen im Michael Müller Verllag. Auf knapp 200 Seiten bekommt der Leser geballte ...

Auch mit dieser Ausgabe ist Ralf Nestmeyer wieder ein sehr guter Reiseführer, in diesem Fall über Marseille, gelungen, erschienen im Michael Müller Verllag. Auf knapp 200 Seiten bekommt der Leser geballte Informationen zur der französischen Stadt am Mittelmeer, dafür nimmt man auch gerne ein kleineres Schriftbild in Kauf. Ralf Nestmeyer kennt die Region wie seine Westentasche und hakt nicht nur die üblichen Sehenswürdigkeiten, Restaurants und Übernachtungsmöglichkeiten ab, er gibt zusätzlich eigene Tipps weg von den ausgetretenen Touristenpfaden. Er erschließt die Stadt und deren Umgebung anhand sechs verschiedener Touren, die ganz detailliert inklusiver Fotos und Kartenausschnitten beschrieben werden. Auf den letzten ca. 80 Seiten erhält der Leser unter der Rubrik "Nachlesen & Nachschlagen" die Reiseführer typischen Inhalte wie Stadtgeschichte, Essen und Trinken, Kultur, Anreise, einen kleinen Französisch-Wortschatz usw.

Ich lese Nestmeyers Reiseführer ganz besonders gerne, weil sie sich von den sonst eher trockenen und rein informativen Büchern dieser Art dadurch unterscheiden, dass er immer wieder kurze außergewöhnliche Informationen oder Anekdoten über die Stadt einstreut. Er nennt diese Anschnitte "Marseille im Kasten" und der Leser erfährt z.B. unter "Marseille - Stadt der Laster und des Verbrechens" etwas über die Unterwelt in Marseille der letzten 300 Jahre oder unter "Staatliche Willkür" u.a. etwas über die Gefängnisinsel Ile d'If. Ein Metro- und Straßenbahnplan sowie ein Stadtplan zum Herausnehmen sind selbstverständlich ebenfalls vorhanden.

Für mich sind die Reiseführer des Michael Müller Verlags, insbesondere die von Ralf Nestmeyer über Frankreich, die erste Wahl für jeden Frankreich Urlaub, egal ob ich nur übers Wochenende nach Straßburg fahre oder für zwei Wochen an die Cote d'Azur oder in die Bretagne.

Veröffentlicht am 03.07.2018

Muss man?

1000 Dinge die man im Leben getan, gesehen und probiert haben muss
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Die Autorinnen, Stefanie Rehmann und Noemi Caruso, haben es tatsächlich geschafft, 1000 Dinge aufzulisten, die man ihrer Meinung nach im Leben getan, gesehen und probiert haben muss. Beide haben den Schweizer ...

Die Autorinnen, Stefanie Rehmann und Noemi Caruso, haben es tatsächlich geschafft, 1000 Dinge aufzulisten, die man ihrer Meinung nach im Leben getan, gesehen und probiert haben muss. Beide haben den Schweizer way2 Verlag gegründet, in dem auch dieses Buch erschienen ist.

Ich bin etwas hin- und hergerissen, ambivalent sozusagen. Die Idee ist nicht schlecht, jedoch auch leider nichts Neues. Ich würde behaupten, es ist das 1000. Bucketlist-Book. Eine Bucketliste ist eine Art Wunschliste; eine Liste von Dingen, Erfahrungen usw., die man tun möchte bevor man "in die Kiste springt" ("kick the bucket"). Im Film "Das Beste kommt zum Schluss" mit Morgan Freeman und Jack Nicholson kommt eine solche Liste zum Einsatz und ist seitdem in aller Munde.

Der Unterschied zu anderen Bucketlist-Büchern ist im Prinzip nur die Anzahl der Dinge. Dadurch entstand ein gut 500 Seiten starkes Buch mit zwei Fotos bzw. zwei Dingen pro Seite, die man in seinem Leben getan haben sollte bevor man in die Kiste springt. Manches hat mich wirklich inspiriert und motiviert, es ebenfalls auszuprobieren wie z.B. "auf der chinesischen Mauer entlang wandern" oder "einen Schotten unter den Rock schauen". Manches scheint m.E. nur aufgezählt worden zu sein, um eben die 1000 Dinge zu erreichen, wie z.B. "bei einer Schneeballschlacht dabei sein", "finanziell von niemandem abhängig zu sein" oder "eine Petition unterschreiben und mithelfen, die Tierwelt zu unterstützen". Das Layout ist leider auch nicht sehr ansprechend. Die Fotos sind ausschließlich schwarz/weiß und ein paar farbige Bilder hätten das Buch etwas abwechslungsreicher gemacht.

Mir hätte eine Bucketlist mit weniger, dafür außergewöhnlicheren Dingen wesentlich besser gefallen. Das wäre m.E. für Leser viel interessanter und inspirierender.