Profilbild von Eburiden

Eburiden

Lesejury Profi
offline

Eburiden ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Eburiden über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.10.2019

Klassischer Asterix, trotz neuem Zeichner- und Autorenteam

Asterix 38
0

In meiner Kindheit habe ich gerne Asterix gelesen, nun hatte ich schon ein paar Jahre keinen Asterix-Comic mehr in der Hand. Ich habe auch nur so nebenbei erfahren, dass der Comic von einem neuen Zeichner ...

In meiner Kindheit habe ich gerne Asterix gelesen, nun hatte ich schon ein paar Jahre keinen Asterix-Comic mehr in der Hand. Ich habe auch nur so nebenbei erfahren, dass der Comic von einem neuen Zeichner und einem neuen Autoren fortgeführt wird. Leider kann ich diesen Band (noch) nicht mit anderen Werken des neuen Teams vergleichen, aber ich fand ihn kurzweilig und unterhaltsam.

Asterix und Obelix erhalten die Aufgabe, auf Adrenaline, die Tochter des Vercingetorix aufzupassen, da die Römer hinter ihr her sind und die Tochter des Anführers der Arverner "römisieren" möchten. Doch diese sieht gar nicht ein, das zu tun, was man von ihr erwartet und sie büchst aus. Asterix und Obelix müssen ihr auf's Meer folgen und sich mit den Römern anlegen, um Adrenaline wieder in Sicherheit zu bringen. Eigentlich wollte Adrenaline nicht nach Londinium, doch sie verliebt sich ...

Adrenaline ist in diesem Band nicht die einzige, die nicht das tun möchte, was andere von ihr aufgrund ihres Vaters erwarten. Auch Selfix und Aspix haben dieses Problem - und sich in die schöne Adrenaline verguckt.

Die Zeichnungen sind sehr sauber und detailreich. Auf anderen Geräten auch farbig (Handy, PC), doch ich habe es auf den Reader in Graustufen gelesen, was auch einwandfrei geklappt hat im vergleich zu anderen Comics. Die Zeichnungen wirken etwas moderner, aber die Charaktere an sich sehen meiner bescheidenen Meinung nach aus wie immer.

Die Schrift ist groß genug, sodass ich nur einmal zoomen musste, um zu lesen.

Der Akzent der Arverner, der in Adrenaline zum Glück nicht derart verankert ist wie in den beiden Herren, die sie im Dorf abliefern, ist etwas anstrengend zu lesen (alle s und z-Laute werden zu sch).

Es sind ziemlich lustige Namen dabei (Adrenaline, Dopamine, Miesetrix, ...).

Mir hat der Band gut gefallen, schade, dass er nicht länger war. Finde es toll, dass man bei diesem Band ganz schön was spart, wenn man sich die Ebook-Version besorgt, der Unterschied ist ja nicht bei allen Ebooks so groß.
Auf jeden Fall hat dieser Band Lust auf mehr gemacht und ich kann mir gut vorstellen, noch weitere Asterix-Comics auf dem Reader zu lesen, gerne auch vom neuen Autoren- und Zeichnerteam.

Veröffentlicht am 13.10.2019

Weitestgehend gelungene Fortsetzung

Der Jesus-Deal
0

Fortsetzungen seien ja oft nicht so gut wie der erste Teil, heißt es. Dies ist beim Jesus-Deal nicht der Fall. Ich hatte beim Kauf den Klappentext nicht gelesen und wusste nicht, was mich erwartet. Das ...

Fortsetzungen seien ja oft nicht so gut wie der erste Teil, heißt es. Dies ist beim Jesus-Deal nicht der Fall. Ich hatte beim Kauf den Klappentext nicht gelesen und wusste nicht, was mich erwartet. Das Hörbuch des Jesus-Videos habe ich vor 10 Jahren mehrfach und gerne gehört. Dass es eine Fortsetzung gibt, und das schon seit 5 Jahren, habe ich erst vor wenigen Wochen entdeckt und beim ungekürzten Hörbuch sofort zugeschlagen.
Am Anfang hat mir der Vorleser ein wenig zu schnell die komplizierten, langen Sätze gelesen, aber es wurde schnell besser und Matthias Koeberlin liest an sich sehr angenehm.
Der Plot enttäuscht nicht, im Gegenteil. Es war für mich überhaupt nicht absehbar, dass die Fortsetzung so aussehen würde. Ich fand es unglaublich spannend und hätte die 23, 75 Stunden am liebsten am Stück abgespielt.
Nur das Ende hat mir nicht gefallen. Das wurde mir zu einfach, zu pathetisch, zu konstruiert dargestellt
Alles in allem ein typischer Eschbach: Trotz der Masse an Text/Story durchgehend spannend, wunderbar erzählt, mit scheinbar überflüssigen Details, deren Erwähnung im Nachhinein durchaus Sinn ergibt - und mit einem weniger gut ausgefeilten Ende.

Ich mag Eschbach sehr gerne, aber manche Zufälle und Gegebenheiten erscheinen mir ab und an "zu zufällig" und vorhersehbar.

Weshalb ich trotz dessen 5 Sterne gebe, ist der authentische technische Aspekt von Zeitreisen, der den Fehler am Ende tatsächlich wett machen zu können scheint. Mit einer Selbstverständlichkeit werden physikalische und technologische Aspekte und Phänomene erklärt, sodass man tatsächlich glauben könnte, Zeitreisen würden wahrhaftig funktionieren.

Wer Eschbach kennt, wird mit diesem Buch durchaus zufrieden sein.Wer ihn nicht kennt, wird mindestens 22,75 Stunden gut unterhalten (außer man liest schneller als Matthias Koeberlin ).

Veröffentlicht am 13.10.2019

Enttäuschend

Der Fledermausmann
0

Das ist mein Eindruck nach der Lektüre. Ich habe mit mir gerungen,ob ich dem Schmöker 2 oder 3 Sterne geben soll. Da ich der Meinung bin, dass es trotz meiner Kritik Menschen gibt, die sich von dem Fledermausmann ...

Das ist mein Eindruck nach der Lektüre. Ich habe mit mir gerungen,ob ich dem Schmöker 2 oder 3 Sterne geben soll. Da ich der Meinung bin, dass es trotz meiner Kritik Menschen gibt, die sich von dem Fledermausmann gut unterhalten fühlen könnten, habe ich mich letztendlich für 3 entschieden.

Worum geht es? Harry Hole, norwegischer Polizist, Alkoholiker und Mann mit schlechtem Gewissen (also ein klassischer Krimi-Protagonist) wird nach Australien geschickt, um die Ermittlungen der dortigen Behörden bei der Aufklärung des Mordes an einer norwegischen Staatsbürgerin in Sydne zu unterstützen.

Da nicht alles so läuft, wie geplant verliert er die Kontrolle über seine Alkoholsucht und wird von einem düsteren Strudel in einen tiefen Abgrund gerissen. Es gelingt ihm, am Ende den Mörder zu überführen, allerdings muss er dafür große Verluste hinnehmen.

Was mir gut gefallen hat: Jo Nesbø beherrscht einen angenehmen, gut lesbaren Schreibstil, von dem man sich gut unterhalten fühlt. Besonders am Anfang des Buches lässt Nesbø immer wieder Humor einfließen, den ich in einem Skandinavien-Krimi nicht unbedingt erwartet habe, was ich aber erfrischend fand.
Außerdem wird noch auf den ersten Seiten klargestellt, wie man Harry Holes Namen korrekt ausspricht - woran sich Harrys australische Kollegen größtenteils nicht halten.
Um sich bisser in Harrys Situation, der ja selber kein englischer/australischer Muttersprachler ist, tauchen immer mal wieder Sätze oder Satzteile auf Englisch auf. Diese sind auch ohne große Englischkenntnisse gut verständlich. "Tricky" wird es bei typisch australischen Begriffen, die nicht zum englischen Standardvokabular gehören. Ich hatte das Gefühl, dass man diese Wörter auch nicht 100% verstehen soll/muss, da Harry sie sicher auch nicht verstanden hat und deren Bedeutung auch keine große Rolle spielte.
Da Harry viel mit drei Aborigines zu tun hat, erfährt er auch immer wieder etwas aus der Sagen- und Ldgendenwelt der Aborigines. Ob die erzählten Geschichten in dieser Form tatsächlich Aborigine-Legenden sind, weiß ich nicht, aber ich fand es interessant zu lesen.
Der Roman ist zeitlos geschrieben und wirkt auch 20 Jahre nach Erstveröffentlichung nicht "unmodern".
Jemand hat in seiner Rezension viele Tipp-/Rechtschreibfehler im Buch bemängelt. Diesen Kritikpunkt kann ich nicht teilen. Ich bin sehr sensibel, was Schreibfehler betrifft, und in meiner Ausgabe (Ullstein TB 13. Auflage 2009) kam lediglich 1 Tippfehler vor ("esen" statt "essen").

Was mir nicht gefallen hat: VORSICHT! Spoiler!

Ungefähr nach der 1. Hälfte des Buches, die schon recht gut ist, wird der Plot immer unrealistischer, für meinen Geschmack so sehr, dass es nervt.
Harry freundet sich mit einem Aborigine-Cop an, er kennt ihn erst wenige Tage, ehe dieser stirbt.
Genauso beginnt er eine Beziehung mit einer schwedischen Frau, die er auf einmal aus dem Nichts hinterfragt, nur weil sie ihm am Telefon sagt, sie möchte ihn an dem einen Abend nicht treffen, da sie Geburtstag hat und sie mit ihren Eltern ein Skype-Telefonat ausgemacht hat.
Als Ergebnis dieser beiden Ereignisse beginnt er wieder mit dem Trinken. Aber wie. Seine Sauftouren werden im Detail beschrieben und ziehen sich über gut 100 Seiten. So viel kann kein Mensch auf einmal trinken, und wenn doch, dann trinkt er nicht weiter, nachdem er eine kantige Treppe hinuntergestoßen wurde und so weiter. Es wirkt übertrieben.
Harrys neue schwedische Freundin, die in einer Bar als Tänzerin/Bedienung arbeitet und nie bei der Polizei war, wird später als Köder benutzt, um den Mörder aus der Deckung zu locken. Es war Harrys Idee und sie ist damkt einverstanden. Natürlich geht der Plan schief und sie wird ermordet - womit zu rechnen war, weswegen vermutlich keine Polizei der Welt eine unschuldige Zivilistin als Lockvogel eingesetzt wird, um einen MÖRDER zu schnappen!
Zu guter Letzt ist auch noch der sympathischste Charakter der Story der Mörder. Ja, sowas kann passieren, aber es gibt einen Unterschied zwischen überraschender Wendung und unrealistischer Wendung, um den Leser zur Überraschung zu zwingen. Der Mörder, ein Aborigine, nennt als Motiv dass die Weißen seinem Volk das Land wegnahmen mit der Begründung, es sei ja nicht von ihnen bestellt und beerntet worden (die Aborigines waren ein Nomadenvolk, also nicht sesshaft und daher Jäger und Sammler). Und er würde das genauso machen, da die Frauen, die er vergewaltigt und ermordet, keine Kinder haben. Er bezeichnet sich selbst als krank und als Psychopath, doch trotzdem wirkt das Motiv wie an den Haaren herbeigezogen.
Harrys Aborigine-Kollege, mit dem er sich angefreundet hatte, erklärte zu Beginn der Geschichte, dass die Aborigines zu Unrecht einen schlechten Ruf genössen und dass er sich daher so darum bemühe, ein positives Beispiel darzustellen. Dies gelingt ihm auch ganz gut, doch der Mörder macht all das, wofür der Kollege kämpft, wieder zu nichte. Es wirkte erst wie eine Geschichte, die den Rassismus in Australien in Bezug auf Aborigines und Weiße kritisch betrachtet, doch durch die Auflösung des Falls zeigt sich, dass das Buch überhaupt keine kritische Betrachtung des Rassismus darstellen wollte, sondern dies lediglich ein Mittel zum Zweck war. Das kommt mir unausgegoren vor, mir gefällt es beser, wenn das Geschriebene auch einen Sinn hat und Aussagen miteinander verknüpft werden und am Ende ein komplexes Gebilde erstellen.

SPOILER ENDE

Laut Hamburger Abendblatt (Zitat auf der Rückseite meiner Ausgabe) sei es eine "komplex konstruierte Geschichte". Diese Meinung kann ich nicht teilen. Sicher gibt es noch wesentlich simpler gestrickte Geschichten, aber sonderlich komplex ist diese nicht.

Das Cover passt zum Titel, aber der Titel nicht zur Geschichte. Das Wort "Fledermaus" kommt gerade zweimal im ganzen Text vor! Einmal handelt es sich dabei um eine echte Fledermaus und einmal um das Theaterkostüm eines Typen, der mit dem Fall nicht das geringste zu tun hat und der in der Geschichte auch nicht weiter vorkommt. Der Titel scheint auch kein Problem der Übersetzung zu sein, denn der Originaltitel (Flaggermusmannen) klingt schon sehr nach dem deutschen Titel.

Mein Fazit: Puh, ich bin echt enttäuscht. Da Nesbø ja überall hochgelobt wird, habe uch mir von der Lektüre echt was versprochen. Vielleicht habe ich dadurch auch zu viel erwartet, aber wie gesagt, an der ersten Hälfte habe ich eigentlich nichts auszusetzen.

Ich habe inzwischen gelesen, dass der 1. Band der schlechteste der Reihe sein soll, daher denke ich, dass ich Nesbø früher oder später noch eine Chance geben und den 2. Band lesen werde. "Der Fledermausmann" war mein 1. Buch von Jo Nesbø. Da es eben kein 100% Reinfall war, sondern nur 50% gebe ich 3 Sterne: Für den Schreibstil, die australischen Vokabeln und Gepflogenheiten sowie geschichtliche Hintergrundfakten und die Aborigine-Legenden.
Der Abzug der 2 Punkte basiert auf der maßlosen Übertreibung des Dramas und das unrealistische Verschlimmern der Situation.

Veröffentlicht am 08.10.2019

Ein Muss für alle, die Fans von beidem sind: Die drei ??? und Fußball

Die drei ??? Höllenspieler
0

Mein letzter Die drei ???-Band war schon eine Weile her, als ich zufällig über das Buch "Die Welt der Drei Fragezeichen: Hintergründe, Fakten und Kuriositäten aus 50 Jahren" von C. R. Rodenwald stieß. ...

Mein letzter Die drei ???-Band war schon eine Weile her, als ich zufällig über das Buch "Die Welt der Drei Fragezeichen: Hintergründe, Fakten und Kuriositäten aus 50 Jahren" von C. R. Rodenwald stieß. Darin werden sehr viele Die drei ???-Bände genannt mitsamt einer Menge spannender Hintergrundinformationen. So las ich darin zum Beispiel, dass die Fußballromane beim Verlag nicht gut ankamen, aber die Autoren Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer und vor allem Marco Sonnleiter gerade in der Sport-Sparte besonders herausragende Die drei ???-Geschichten aufs Papier brachten.
Dies motivierte mich dazu, mir den Doppelband "Höllenspieler" zuzulegen, in dem von beiden Autoren jeweils ein Roman enthalten ist.

Im 1. Fall, Fußball-Gangster (1995), kommt Justus' Cousin Jimboy zu Besuch, der sich in der Nähe von Rocky Beach für ein Sportinternat qualifizieren möchte. Da er ein Fußballtalent ist, schafft er das natürlich, aber das Internat ist absolut nicht das, was er sich erwartet hatte. Die drei Detektive bemerken schnell, dass da etwas faul ist und gehen dem Ganzen auf die Spur - und ihre Freundinnen ebenfalls.
Ich bin weder ein Freund von Charakteren, die nur für 1-2 Fälle auftauchen, noch von den Freundinnen der drei Detektive. Aber hier möchte ich der Autorin ein großes Lob aussprechen: Ihr gelingt es, sowohl Jimboy als auch die Mädchen so in die Geschichte einzuweben, dass alle vier nicht wie überflüssige, nervige Nebencharaktere wirken, sondern tatsächlich ein wichtiger Teil der Erzählung, allen voran die Mädchen. Alle Charaktere werden liebevoll so authentisch dargestellt, als würde man sie persönlich aus der Nachbarschaft kennen. Auch der sportliche Aspekt kommt natürlich nicht zu kurz. Was ich besonders interessant fand, waren die Informationen darüber, wie in den USA mit dem Thema Fußball umgegangen wird. Wir alle wissen ja, dass die USA bei weitem keine solche Fußballnation sind, wie wir in Deutschland. Ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, dass die Anhänger anderer Sportarten in den USA jemals Angst gehabt haben könnten, dass der Fußball zur Konkorrenz ihrer Lieblingssportarten werden könnte. Oder dass der Fußball deshalb so "unamerikanisch" ist, weil man ihn nicht durch beliebig viele Werbepausen unterbrechen kann. Interessant auch, dass es anscheinend schon 1995 Diskussionen zur Einführung des "Videobeweises" im Fußball gegeben hat, der ja erst vor einem Jahr, also 24 Jahre nach Erstveröffentlichung des Romans, so langsam eingeführt wurde,

Was mir an dieser Geschichte sehr gut gefällt, wurde der Autorin leider auch schon oft negativ ausgelegt: Die drei Detektive wirken zu alt - weshalb ihre Fälle für junge Leser eher nicht geeignet seien.
Ich erinnere mich, dass die Fälle von Frau Henkel-Waidhofer tatsächlich immer etwas anspruchsvoller sind und ich mir in jüngeren Jahren damit auch etwas schwer getan habe. Heute weiß ich aber zu schätzen, welche Arbeit sie mit ihren Werken leistet, in denen sie mit Klischeés aufräumt, starke weibliche Charaktere spielen lässt und zum Nachdenken über Umwelt, Nachhaltigkeit, Politik und ähnliche wichtige Themen ganz nebenbei einlädt (z.B. indem sich die Detektive Gedanken darüber machen, dass das sich selbst erwärmende Essen aus dem Supermarkt praktisch ist und gut schmeckt, aber leider viel Müll produziert). Die Art, wie die drei ??? in "Fußball-Gangster" reden und handeln, lässt den Leser auch eher vermuten, dass sie direkt vor ihrem Schulabschluss stehen, also 17 Jahre alt sind.

Im 2. Fall, Die drei ??? und das Fußballphantom (2010), ist es dem treuen Peter zu verdanken, dass die drei Detektive in einen neuen Fall schliddern. Mitten im Stadion fällt ihm nämlich siedend heiß ein, dass er seine Freundin Kelly ja noch anrufen muss - doch statt ihr hat er zwei Kerle in der Leitung: Einen, der bedroht wird, und einen, der den anderen bedroht - und zwar damit, seinen Sohn mit einem Präzisionsgewehr zu erschießen, der gerade vor den drei Detektiven auf dem Platz spielt! Nur müssen sie noch herausfinden, um wen es sich dabei handelt und wie sie ihm helfen können. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, da der Bedrohte Rätsel lösen muss, um seinen Sohn zu retten, und nur bis zum Abpfiff des Spieles Zeit dafür hat.

Marco Sonnleiter beschreibt die Spielsituationen hervorragend, wie ein Reporter. Man kann sich sehr gut vorstellen, was auf dem Platz passiert. Als Fußballfan hat mir das wirklich gut gefallen. Die Rätsel, die der Bedrohte (und heimlich auch Justus, Peter und Bob) lösen muss, sind interessant. Doch der Fall an sich hat mich nicht wirklich überzeugt. Zu viel ging einfach zu gut bei diesem Fall. Das Motiv des Gangsters ist letztendlich überraschend, aber nichts, was einen wirklich vom Hocker haut. Gerade nachdem in diesem Doppelband der 1. Fall (von Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer) überzeugend und detailreich aufgebaut war, wirkt der 2. Fall (von Marco Sonnleiter) dagegen leider schwach. Auch abgesehen von den tollen Fußballschilderungen ist es aber sicher auch nicht der schlechteste Fall, den ich je gelesen habe, von daher bin ich der Meinung, dass man das Buch trotzdem guten Gewissens jedem empfehlen kann, der Fan sowohl der drei ??? als auch des Fußballs ist.

Vor allem aufgrund der 1. Geschichte würde ich das Buch allerdings eher den älteren Lesern (ab 14) empfehlen und, falls jemand noch kein Die drei ???-Leser ist, würde ich empfehlen, nicht mit diesem Doppelband zu beginnen.

Veröffentlicht am 05.10.2019

Abwechslungsreicher Agententhriller

Orphan X
0

Es geht um Evan, ein Waisenkind, das irgendwie in das fragwürdige Orphan-Projekt gerät, in dessen Rahmen besondere Waisenkinder zu Top-Agenten ausgebildet werden. Evan wächst während seiner Ausbildung ...

Es geht um Evan, ein Waisenkind, das irgendwie in das fragwürdige Orphan-Projekt gerät, in dessen Rahmen besondere Waisenkinder zu Top-Agenten ausgebildet werden. Evan wächst während seiner Ausbildung ohne Außenkontakte auf, die einzigen Menschen, mit denen er zu tun hat, sind sein Betreuer Jack und seine Lehrer. Mit Ende 20 ist Evan dann auf sich allein gestellt. Soweit ist das Thema erstmal nichts Neues, doch davon sollte man sich nicht abschrecken lassen!

Es bleibt unklar, ob die Orphan-Agenten ursprünglich für einen erhabenen moralischen Zweck ausgebildet wurden oder ob sie "für die Bösen" arbeiten sollten. Evan tut Dinge, die man nicht unbedingt einem "Guten" zuschreiben würde, doch er hat gute Prinzipien und macht es sich zur Aufgabe, Menschen zu helfen, die auf seine Hilfe angewiesen sind. So auch der 17-jährigen Latina Morena und ihrer kleinen Schwester Carmen, die seit dem Tod ihrer Eltern alleine wohnen und deren Hilflosigkeit schamlos von einem widerlichen Cop ausgenutzt wird. Oder der spielsüchtigen Katrin, die aufgrund eines riesigen Bergs von Spielschulden Stress mit üblen Gangstern hat. Zudem hilft er seiner alleinerziehenden, sympathischen Nachbarin Mia und deren 8-jährigen Sohn Peter. Also scheint er im großen und ganzen doch eher einer der Guten zu sein. Aufgrund seiner Ausbildung, seiner aktuellen Selbständigkeit (Menschen agentenmäßig zu helfen) und der daraus resultierenden Vorsicht lebt er allein und gibt nur wenig von sich preis. Auch der Leser erfährt nicht allzu viel. Evan ist etwa Mitte 30, sieht durchschnittlich aus, gut durchtrainiert, aber nicht so, dass man die Muskeln deutlich sieht (damit er von Gegnern unterschätzt wird und das Überraschungsmoment auf seiner Seite hat, und natürlich, damit er nicht auffällt). Er hat mehrere gesicherte Wohnungen mit karger, zweckdienlicher Ausstattung, mehrere Autos zum Wechseln - und er neigt zu Schuldgefühlen. Eine Schwäche, die sein größter Gegner in diesem Roman kennt und gnadenlos auszunutzen weiß.

Es ist schwierig, den Plot zusammenzufassen, ohne zu viel zu verraten. Ich erzähle daher lieber davon, was ich an diesem Buch besonders fand bzw. was mir aufgefallen ist.

Der Einstieg ist nicht so, dass er mich gleich total gefesselt hätte, aber er hat mich auch nicht so gelangweilt, dass ich das Buch beiseite gelegt hätte. Es wird immer mehr Spannung aufgebaut, spätestens ab dem 2. Viertel ist es richtig spannend. Der Endkampf ist wahnsinnig präzise beschrieben, sodass man richtig mitfiebern kann. Doch mit diesem entscheidenden Kampf ist das Buch noch nicht zu Ende, denn es haben sich im letzten Viertel mehrere, für Evan bittere, Wenden ergeben, die das bereits Erzählte in einem völlig anderen Licht scheinen lassen, sodass man, wie Evan, infrage stellen muss, wer gut ist und wer nicht, wem man trauen kann und wem nicht und welcher Zweck hinter allem steht.
Ich gebe zu, die letzten drei Viertel des Buches habe ich am Stück verschlungen, da es wirklich immer rasanter und spannender zuging.

Die Kapitel sind kurz (Lesedauer ca. 2 - 10 Minuten pro Kapitel) und enden nicht mit Cliffhangern, die einen daran hindern, das Buch aus der Hand zu legen, obwohl man dringend mal etwas anderes tun müsste (sich um die Familie kümmern, arbeiten, schlafen, ...). Das empfand ich als sehr angenehm. Trotzdem enden die Kapitel so, dass man sich darauf freut, weiterzulesen.

Die Hauptgeschichte, die übrigens in Los Angeles und Las Vegas spielt, wird im Präteritum erzählt. Es gibt allerdings auch ein paar, teils längere, Rückblenden, die kursiv und im Präsens beschrieben werden. Diese Rückblenden waren mir teilweise fast zu lang und ich war froh, wenn die Hauptgeschichte weiterging.

Wie bereits beschreiben, wird die Geschichte ziemlich rasant. Ein interessantes Werkzeug, dass der Autor verwendet, um den Puls des Lesers ein wenig herunterzufahren, um in einem gesunden Rahmen zu bleiben, ist die detailreiche Darstellung von Evans Meditation. Man wird direkt dahin hineinversetzt, wie Evan meditiert und auf was er dabei - in der Meditation - achtet. Auch der Nutzen von Achtsamkeitstraining wird anschaulich dargestellt und ist etwas, dass sicher vielen Lesern auch im stressigen Alltag helfen kann, ein wenig herunterzufahren.

Besonders schön fand ich auch, dass der, zur Emotionslosigkeit ausgebildete, in Einsamkeit aufgewachsene Evan, der keinerlei Ahnung von jeglicher Art menschlicher Beziehungen zu haben scheint (außer trainierte Höflichkeit etc.), eine Verbindung zum kleinen Peter entwickelt. Sympathisch fand ich auch, dass er das Chaos in Mias Wohnung, mit dem sich wahrscheinlich viele von uns - gerade diejenigen, die selber Kinder haben - in unseren eigenen Wohnungen herumschlagen müssen, als gemütlich und erstrebenswert empfindet (verglichen mit seinem einsamen, abenteuerlichen Dasein). Ein Ort der Ruhe und Geborgenheit.
In Mias Wohnungen hängen, zur Erziehung ihres Sohnes, Weisheiten auf PostIts, die Evan bei seinen Besuchen liest und die auch den Leser zum Nachdenken anregen. In Zusammenhang mit Mia ergibt sich auch die Weisheit, dass man niemals perfekt sein kann, wenn man sich um andere mitkümmern muss. Immer gibt es etwas, was man falsch macht, sei es, weil man es nicht besser weiß oder weil man es nicht besser kann, obwohl man alles gibt, klappt es nicht immer. Doch wenn man alleine ist, fehlt einem etwas, auch wenn man alles perfekt macht, also ist es wieder nicht perfekt. Aus meiner Sicht ist das eine sehr schöne Sichtweise auf Beziehungen/Familie.

Ich denke, wer dieses Buch liest, geht ohnehin davon aus, dass es mitunter ein wenig brutal zugeht. Manche Beschreibungen sind schon ein wenig heftig, aber für das Genre auch nicht besonders krass.

Der Schreibstil ist sehr flüssig, leicht lesbar, es gibt keine komplizierten Sätze, über die man stolpern könnte, und dennoch wirkt er nicht platt oder anspruchslos.

Während des Lesens habe ich mich des Öfteren gefragt, ob der Autor manches nur erfunden hat, weil er eine ausgeprägte Vorstellungskraft hat, oder ob er sich tatsächlich so tief in die verschiedenen Themen eingearbeitet hat, wie es wirkt (so selbstverständlich). Am Ende des Buches stellt sich in den Danksagungen heraus, dass es Letzteres ist und er sich tatsächlich sogar körperlich auf diverse Kampfsportarten etc. eingelassen hat, um Evans Moves, Methoden und Werkzeuge so realistisch wie möglich darzustellen. Ich bin kein Spezialist, was Agenten-Instrumente, Waffen oder Kampfsport betrifft, aber auf mich wirkte die Darstellung genauso überzeugend, wie der Autor es vermutlich beabsichtigt hat.

Ich freue mich, dass es bereits weitere Bände der Reihe gibt und werde sicherlich bald mit Band 2 beginnen.

INFO: Das Buch habe ich als Ebook (Kindle) gelesen, nur konnte man hier "Ebook" nicht auswählen. In der Ebook-Version kam es ein paarmal (ca. 4-5x) vor, dass mitten in einem Wort ein Leerzeichen war. Ob das in der Druckausgabe auch der Fall ist, weiß ich leider nicht.

Ich wünsche viel Spaß bei der Lektüre!