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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.09.2021

Leichtfüßig und tief - absolute Leseempfehlung!

Das Glashotel
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Das Hotel Caiette liegt in der Wildnis, nur zu erreichen durch ein Boot, doch ist es eine Sehenswürdigkeit durch dessen gläserne Fassade. Hierher kommen Hotelgäste, die geschützt hinter Glas beobachten ...

Das Hotel Caiette liegt in der Wildnis, nur zu erreichen durch ein Boot, doch ist es eine Sehenswürdigkeit durch dessen gläserne Fassade. Hierher kommen Hotelgäste, die geschützt hinter Glas beobachten wollen. Es vermittelt fast, so wird gesagt, das Gefühl außerhalb von Zeit und Raum zu sein. ( Auch das Cover wird verständlich durch das Beschreiben der Bilder der Malerin Olivia, deren Landschaften in eine völlig anderes, als das reale, Licht getaucht waren.)
Jäh nimmt das Schicksal der Barkeeperin Vincent einen anderen Verlauf, als auf einer der Glasscheiben eine Aufforderung zum Selbstmord eingeritzt wird. Vincent lernt den älteren und reichen Jonathan kennen, den Hotelbesitzer. Sie ergreift die Gelegenheit ihres Schicksals und in all dessen Wirrungen und Verwirrungen im Laufe von 392 Seiten ist das Ziel ihre ureigene Freiheit.
Der Roman beginnt mit der Perspektive der beiden Geschwister Vincent und Paul. Doch es sind nicht die einzigen Protagonisten, die Perspektiven wechseln, die Zeiten wechseln, dicht verwoben wird erzählt, doch immer leichtfüßig und niemals langweilig. Der Ball wird weiter geworfen. Ein zu langes Haften am Einzelnen ist nicht das Anliegen. Es hat mich nicht gewundert, zu lesen, dass Emily St. John Mandel Tanz studiert hat. Der Roman ist wie eine Choreographie, Menschen begegnen sich, teilen Schicksal, entfernen sich, nähern sich.“ und das in einer geschriebenen Leichtigkeit, die dennoch in die Tiefe geht. Es geht um Schicksalswege, die so nur in den USA so stattfinden können, dort, wo es das soziale Auffangen wie hier nicht gibt. Dafür der Witz und das Ergreifen von Möglichkeiten zum Überleben – das Abenteuer Leben. Ein Buch voller neuer Wendungen, Erkenntnissen, Täuschung und Wahrhaftigkeit und auch Rätselhaftes, wie der Spruch am Hotelfenster, der sich erst zum Schluss des Romans erklärt.
Eine durchgängige und wunderbare Lesefreude, großartig geschrieben, verwoben und sehr bereichernd. Eine absolute Empfehlung!

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Veröffentlicht am 28.02.2021

Schein und Sein

Die dritte Frau
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Die dritte Frau, jenseits von Heiliger oder Hure - der letzte Satz des neuen Romans von Wolfram Fleischhauer. Die "Purpurlinie", das Erstlingswerk des Autors, liegt 25 Jahre zurück, ein Bestseller. Es ...

Die dritte Frau, jenseits von Heiliger oder Hure - der letzte Satz des neuen Romans von Wolfram Fleischhauer. Die "Purpurlinie", das Erstlingswerk des Autors, liegt 25 Jahre zurück, ein Bestseller. Es handelt von einem Gemälde von Henriette 'Entrague und Gabrielle d'Estrees, die Geliebten Heinrich IV. Durch einen Brief des Nachfahren von Henriette und dessen schonungsloser Kritik am Erstlingswerk, wird der Autor inspiriert, eine Fortsetzung zu schreiben. Er lernt die schöne Camille kennen, die mit unveröffentlichten Dokumenten sowie ihrer Erotik lockt.
Bis zur Hälfte des Buches etwas mühsam, erfährt man doch sehr viel von der politischen Stuation um Heinrich IV, seiner Leidenschaft und durch Intrigen verursachten Thronkämpfe. Heinrich IV, ein verliebter Narr.
Jetzt in der Gegenwart sieht sich auch der Protagonist in einer Lage wieder, die nicht vernunftgesteuert ist. Das was Camille moniert, ist, dass die Individualität, das Empfinden der dargestellten Frauen, kaum Beachtung bekommt. Der Roman nimmt in dem Moment Fahrt auf, als der Autor am eigenen Leib in Irrungen und Wirrungen gerät, ganz im Hier und Jetzt und hinterfragen muss, ob hinter all dem Schein noch eine dritte Frau zutage tritt.
Ich schätze Wolfram Fleischhauers Ideen, doch dieser Roman konnte mich nicht wirklich fesseln, der mühselige Beginn und dann ein fast an Kitsch heranragender zweiter Teil.
Ich werde noch einmal "die Purpurlinie" lesen.

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Veröffentlicht am 16.02.2021

Durchgängig pannend mit glaubwürdigen Charakteren

Der andere Sohn
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John Adderley, ein FBI Undercover Agent a.D. kommt auf seinen Wunsch in ein Zeugenschutzprogramm in seine Heimatstadt Karlstad in Schweden. Dort möchte er den Cold Case, Mord an Emelie Bjurwall, Industriellentochter, ...

John Adderley, ein FBI Undercover Agent a.D. kommt auf seinen Wunsch in ein Zeugenschutzprogramm in seine Heimatstadt Karlstad in Schweden. Dort möchte er den Cold Case, Mord an Emelie Bjurwall, Industriellentochter, aufklären, denn sein Halbbruder wurde damals verdächtigt. Ungewöhnlich und zügig kommt er mit der Aufklärung voran, wobei er auch einige Mal unkonventionell und auf eigene Faust vorgeht.
Der Fall Emelie Bjurwall wird von damaliger Sicht beschrieben aus Sicht des Vaters der verschwundenen jungen Frau und der andere Erzählstrang ist die Sicht von John Adderly.
Die Fäden ziehen sich in der Gegenwart zusammen und verlaufen parallel und hochspannend weiter bis zum rasanten Finale. Viele überraschende Wendungen bieten beste Unterhaltung. Die Charaktere sind glaubwürdig, der Protagonist sympathisch mit Ecken und Kanten. Viel Wert wurde auch auf psychologische Aspekte der Verhaltensweisen gelegt, so dass es dem Thriller nicht an Tiefgang mangelt. Doch nie aufreißerisch, eher betrachtend. Interessant auch der Aufbau und die Verwobenheit der zeitlichen Abläufe des Geschehens. Die mitspielenden Personen sind übersichtlich mit klarem Wiedererkennungswert, so dass der 528 Seiten starke Schmöker niemals ermüdet. Die beiden Autoren haben ein spannendes und sympathisches Erstlingswerk erschaffen. DieVorfreude auf den nächsten Band um John Adderly ist garantiert.

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