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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.08.2020

Ausdrucksstark, amüsant und ein absolutes Highlight

Stolz und Vorurteil
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„Es ist eine Wahrheit, über die sich alle Welt einig ist, daß ein unbeweibter Mann von einigem Vermögen unbedingt auf der Suche nach einer Lebensgefährtin sein muß.“ (Seite 7 Zeile 1) Einer der bekanntesten ...

„Es ist eine Wahrheit, über die sich alle Welt einig ist, daß ein unbeweibter Mann von einigem Vermögen unbedingt auf der Suche nach einer Lebensgefährtin sein muß.“ (Seite 7 Zeile 1) Einer der bekanntesten ersten Sätze der klassischen Literatur und doch habe ich so lange gewartet, bis ich das Buch das erste Mal in die Hand genommen habe.

Ich gebe zu, dass ich ein wenig Angst hatte, dass mich der klassische und vor allem nicht gewohnte Schreibstil Jane Austens überfordert. Ich hatte Bedenken, dass ich schnell genervt bin, weil ich mich doch sehr an den modernen Stil der heutigen Zeit gewöhnt habe. Doch ich habe mich getäuscht. Ich konnte schnell und ohne Probleme über die nicht aktuelle Rechtschreibung und über manch seltsame Entscheidungen der Charaktere hinweg sehen, konnte mich schnell einfinden in die Zeit des 19. Jahrhunderts und ich habe mein erstes Buch von Austen geliebt. Das Buch besteht nach meinem Empfinden zu ungefähr 85% aus Dialogen, doch ich habe mich informiert und erfahren, dass weitere Austen-Romane aus dieser Zeit in diesem Stil geschrieben sind.

Achtung Spoiler

Ja, ich bin ein Fan geworden und möchte gleich zu Beginn meiner Rezension eine klare Empfehlung aussprechen. Denn trotz aller Unterschiede zur heutigen Zeit ist doch eines immer noch gleich. Es geht letztendlich immer um Liebe. Doch nicht nur, denn man merkte richtig, wie sich auch die Menschen aus dem Buch aufgrund von Geschichten anderer schnell ein Urteil bilden und dann feststellen müssen, wie sehr sie sich doch getäuscht haben. Eine weitere Eigenschaft, die auch oder vor allem in der heutigen Zeit Überhand nimmt.

Jane Austen erzählt in Stolz und Vorurteil die Geschichte von dem unglaublich stolzen Mr. Darcy, ein sehr vermögender und unnahbar wirkender Mann, und Elisabeth Bennet, eine manchmal etwas vorlaute und letztendlich von Vorurteilen geplagte Frau. Auch Lissie – wie ihre Familie sie manchmal nennt – ist manchmal zu stolz, was ihr in Bezug auf die wohl wichtigste Entscheidung dieser Zeit, nämlich einen geeigneten Heiratskandidaten zu erwählen, oftmals auf die Füße fällt. Man könnte ein ums andere Mal vermuten, dass Lissies Entscheidungen aus Trotz getroffen werden, doch das macht den Witz dieser Geschichte aus. Aufgrund ihrer Charaktereigenschaften sind Darcy und Bennet gezwungen an sich zu arbeiten und sich mit ihren Schwächen auseinander zu setzen. Zu guter Letzt und nach einigen unschönen Verwicklungen finden Elisabeth Bennet und Mr. Fitzwilliam Darcy doch zueinander.

Trotz einiger bereits geschriebener Informationen möchte ich nochmal etwas genauer auf manche Charaktere der Geschichte eingehen, denn meines Erachtens bekommen manche Nebencharaktere zu wenig Aufmerksamkeit in vielen Rezensionen.

Die Bennet Familie besteht aus einem sehr sarkastischen und für mich daher sehr interessanten Vater, der sich häufig auch sehr direkt über seine doch sehr einfach gestrickte Frau Mrs. Bennet lustig macht. Dies bekommt sie meist gar nicht mit, was die Situationen noch viel komischer wirken lässt. Eine Ehe die fünf Töchter hervorgebracht hat: Jane, Elisabeth, Mary, Catherine („Kitty“) und Lydia. Elisabeth steht deutlich im Vordergrund der Geschichte, doch auch Jane und Lydia bekommen die ein oder andere Szene geschenkt, welche zum Nachdenken und Mitfiebern anregt. In der damaligen Zeit war es so, dass Vermögen und Besitz nicht an eine Tochter weitergegeben werden konnte, weswegen es im großen Interesse Mrs. Bennets lag, all ihre fünf Töchter gut zu verheiraten.

Mr. Darcy erscheint durch seinen Freund Mr. Bingley auf der Bildfläche, da dieser zu einem Ball lädt, auf dem auch die gesamte Familie Bennet erscheint. Mr. Bingley ist ebenfalls ein wohlhabender Mann, wenn auch nicht so reich wie sein Freund Mr. Darcy. Er erscheint sehr liebevoll und ein bisschen wohlwollender in jeder Hinsicht. Seine beiden Schwestern hingegen sind heimtückisch und sorgen des öfteren Mal für Momente, in denen ich sie gerne durch die Zeilen im Buch angeschrien hätte. „Mr. Bingley sah sehr gut aus und machte einen vornehmen Eindruck. Seine ganze Haltung und Art, sich zu geben, waren natürlich und von einer ungezwungenen Freundlichkeit. Die Schwestern waren mit gutem, eigenem Geschmack nach der letzten Mode gekleidet und mußten zweifellos zu den Schönheiten der Londoner Gesellschaft gezählt werden.“ (Seite 14 Zeile 3)



Natürlich gibt es noch weitere nennenswerte Charaktere, aber das würde den rahmen sprengen, weswegen ich nun zum Ende meiner Review kommen möchte.

Ich habe diese herzerwärmende Geschichte genossen, konnte sie trotz 364 Seiten mit kleiner Schrift zügig beenden und war angetan von den Bildern aus dem Film von 2005 mit Keira Knithley als Elisabeth und Matthew McFadyen als Mr. Darcy. Ich musste definitiv öfter als erwartet schmunzeln, manchmal sogar richtig lachen. Konnte mich gut in die Personen und ihr Handeln einfinden und liebte den wortgewandten und manchmal spitzzüngigen Austausch zwischen den Akteuren. Interessant war auch die Darstellung der Frau in der Zeit und wie sich Elisabeth, nicht ohne den Unmut ihrer Mutter auf sich zu ziehen, oftmals gegen diese Moralvorstellungen stellte.

Wie ich bereits zu Beginn sagte, möchte ich das Buch jedem ans Herz legen und kann es ohne wenn und aber in die Liste meiner Jahreshighlights und Sonnenstrahlen-Bücher aufnehmen.

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Veröffentlicht am 09.08.2020

Ein wunderbar ruhiges Buch

Zwei Wochen im Juni
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Zwei Wochen im Juni haben die beiden ungleichen Schwestern Ada und Toni Zeit das Haus ihrer kürzlich verstorbenen Mutter in Gragaard an der Ostsee auszuräumen und Käufer zu finden. Dabei erleben sie eine ...

Zwei Wochen im Juni haben die beiden ungleichen Schwestern Ada und Toni Zeit das Haus ihrer kürzlich verstorbenen Mutter in Gragaard an der Ostsee auszuräumen und Käufer zu finden. Dabei erleben sie eine Reise in ihre Vergangenheit, die Höhen und Tiefen ihrer Kindheit und Jugend. Beide Frauen haben sich ein Leben aufgebaut. Ada ist 43 Jahre alt, lebt als freischaffende Künstlerin in Hamburg, ist kinderlos und hat seit drei Jahren eine Affäre mit einem verheirateten Mann, der seine Familie nicht verlassen kann. Die Liebe zu ihm macht es ihr schwer sich für eine ernsthafte Beziehung zu öffnen und sie erlebt eine Achterbahn der Gefühle während der Zeit im Elternhaus. Toni hingegen ist verheiratet und hat zwei Kinder, ihr Sohn Tom ist 19 Jahre alt und Julia ist ihre 17 jährige Tochter, die genau wie ihre Tante in dem Alter mit Liebeskummer fertig werden muss. Toni ist im Gegensatz zu ihrer Schwester sehr ordentlich, hat für wirklich alles eine Liste und entspricht so ganz dem Bild einer Lehrerin. Ihr Mann und sie arbeiten beide an der selben Schule, was dem Familienleben vielleicht manchmal nicht ganz zuträglich ist.

Während der gemeinsamen Zeit entdecken die völlig verschiedenen Persönlichkeiten erleben Momente wieder, durchstreifen ihre Kindheit mit Freude und genießen es mal wieder unter sich zu sein um neue Erinnerungen zu schaffen und die alten nochmal zu überdenken. Dabei erfährt der Leser von Spielen während der Autofahrt (welches ich direkt mit meiner Tochter bei einer langen gemeinsamen Zugfahrt gespielt habe), von der ersten Schwärmerei, von kleinen Gemeinheiten unter Schwestern und von den großen Sorgen, die eine Familie so mit sich bringen kann.

Es ist definitiv kein Buch, dass durch große Spannung und vielen aufregenden Momenten besticht. Der ruhige und völlig ausgeglichene Schreibstil führt einen flüssig und schnell durch die schöne Geschichte von neu entdeckter Schwesternliebe. Die Story wird aus der Sicht von Ada erzählt, Rückblenden eröffnen neue Einsichten in das Leben der Familie Hoffmann, unerwartete Funde bringen die Schwestern ihrer Mutter näher und weisen sie zugleich auf aktuelle Probleme hin. Letztendlich können sie das Haus beruhigt in neue Hände geben, können mit der negativen Vergangenheit abschließen und in eine neue und erfüllte Zukunft starten.

Mich hat direkt ein bisschen Fernweh gepackt und die einfühlsame Art hat mich daran erinnert wie wichtig es ist, für die Familie da zu sein und auch mal getroffene Entscheidungen zu überdenken. Ich habe mich wohlgefühlt mit dem Buch, konnte es zuletzt nicht mehr aus der Hand legen und es sind sogar Tränen geflossen. Ada und Toni haben zwar ihr Elternhaus aufgegeben, aber ihre gemeinsam verbrachte Kindheit konnten sie nochmal aufleben lassen. Ein durchweg gelungenes Werk und toll für eine gemütliche Leserunde auf der Couch mit einem Tee – wohltuende und vor allem leichte Lektüre – genau das richtige für eine Auszeit in der stressigen Zeit.

Eine klare Leseempfehlung von mir und als kleiner Bonus ist das Buch sowohl mit als auch ohne Einband auch noch was fürs Auge. Danke an das Bloggerportal und Penguinverlag für das Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 03.08.2020

Magie, Tiere und ganz viel Freundschaft

Sternenfreunde - Maja und die Schattenmagie
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Eine Geschichte voller Freundschaft, der Liebe zu Tieren und natürlich einer enormen Portion Magie. Genau das Richtige um einfach abzuschalten und auch den eigenen Kindern vor zu lesen. Die fünfte Geschichte ...

Eine Geschichte voller Freundschaft, der Liebe zu Tieren und natürlich einer enormen Portion Magie. Genau das Richtige um einfach abzuschalten und auch den eigenen Kindern vor zu lesen. Die fünfte Geschichte der Sternenfreunde hat alles was ein tolle Kinderbuch braucht.

Bevor ich mir dieses Exemplar über das Bloggerportal bestellt habe, kannte ich noch kein Buch der Reihe rund um die vier Mädchen Maja, Lottie, Leonie und Sita. Ich wusste auch nicht, dass es das fünfte Buch einer Reihe ist und hatte nach dem Erhalt dann etwas Sorgen, dass ich keinen Zugang zum Buch finden würde – doch Fehlalarm! Im Prolog und zu beginn des ersten Kapitels wird eine kleiner Exkurs vorgenommen, um die Viertklässlerinnen und ihre Sternentiere kennen zu lernen. Außerdem erfährt man ebenfalls was bisher so passiert ist, daher ist es nicht unbedingt nötig die Vorgänger zu lesen. Trotzdem werde ich sie mir noch kaufen, da mich die Geschichte wirklich begeistert hat.

„Maja war dunkelblond mit einem schrägen Pony und jagte hinter einem jungen Fuchs her …“ Majas Sternentier ist also ein Fuchs namens Jazinto und sie kann nicht nur in die Vergangenheit schauen, sondern auch wenige Minuten in die Zukunft blicken. Das erweist sich im Laufe der Zeit als sehr nützlich.

„… während Leonie und die Wildkatze einen schattigen Fleck betraten, verschwanden und am anderen Ende der Lichtung wieder auftauchten.“ Leonies Wildkatze heißt Saruma und kann Schatten erspüren. Leonie selbst konnte schattenspringen und Illusionen heraufbeschwören. So konnte sie gemeinsam mit zwei ihrer Freundinnen in das Kinderzimmer der vierten springen, obwohl diese eingesperrt war.

„Sita, die lange schwarze Haare und snfte braune Augen hatte, entdeckte etwas im Gras und lief rasch darauf zu, während das Reh ihr folgte.“ Sitas Fähigkeit ist im Kampf gegen schwarze Magie sehr nützlich, da sie trösten und heilen kann. Außerdem hat sie noch eine Fähigkeit, die sie nicht so gerne und vor allem nicht bei ihren Freundinnen einsetzt. Sie kann jeden dazu bringen genau das zu tun, was sie will. Ihr Sternentier, das Reh, heißt Rosa und kann genauso wie Saruma Schatten erschnüffeln.

„Sie rief nach Lottie, die das Vögelchen vorsichtig in ihre Jackentasche setze und gemeinsam mit Larix, dem roten Eichhörnchen, auf den Baum hinauf zum Nest kletterte.“ Lottie wird durch ihre Magie geschickt und blitzschnell.

Mit dem Wissen ging es dann mit einem neuen Abenteuer los. Ich möchte ungern mehr Details zum Inhalt preisgeben, weswegen ich nur noch meine Meinung zum Buch äußere und es dann hoffentlich noch mehr Leser finden wird.

Ein durchweg traumhaftes Buch, mit leichten Sätzen und perfekt zum Vorlesen. Tatsächlich fiebert man sogar als fast 30 Jährige mit den Heldinnen mit. Die detailgetreuen Illustrationen sorgen für noch mehr Lesespaß, denn nicht nur das Cover ist toll gezeichnet. Auch ungefähr jede dritte Seite besticht durch eine kleine Illustration passend zu den Geschehnissen.

Was mir besonders gefallen hat, waren die Alltagsprobleme, die die Viertklässlerinnen zusätzlich zu den magischen Hindernissen bewältigen müssen. Genervte und übermotivierte Eltern, große Schwestern und eine neue Schülerin mit seltsamen Einstellungen sind doch typische Sorgen, die eine Zehnjährige auch im realen Leben bewältigen muss. Also ein perfektes Buch für meine Tochter, um zu sehen, dass auch in der magischen Welt nicht alles super toll läuft.

Das Buch hat für mich eindeutig Charme und konnte mich total fesseln. Daher hat es definitiv die fünf Herzen verdient und ich freue mich auf die anderen Bände der Reihe. Vor allem auf einen hoffentlich bald erscheinenden Nachfolger, da die Geschichte noch nicht zu 100% beendet ist.

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Veröffentlicht am 25.07.2020

Ein absoluter Pageturner

Liebe mich, töte mich
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Jennifer Hillier war bis zu diesem Buch eine mir völlig unbekannte Autorin und ich habe dieses Buch über das Bloggerportal als Rezensionsexemplar erhalten – vielen dank an dieser Stelle. Ich habe es nach ...

Jennifer Hillier war bis zu diesem Buch eine mir völlig unbekannte Autorin und ich habe dieses Buch über das Bloggerportal als Rezensionsexemplar erhalten – vielen dank an dieser Stelle. Ich habe es nach dem Cover beurteilt und ausgewählt, da mich dieses direkt angesprochen hat und genau meinen Geschmack getroffen hat. Kurzfristig hat sich dann die Gelegenheit ergeben, dass ich es gemeinsam mit einer meiner liebsten Bookies als Buddyread lesen konnte und es war eine Achterbahn der Gefühle.

Ich bin schon immer ein Thrillerliebhaber gewesen und auch wenn ich des Öfteren mal in die Welt der Fantasie oder in umwerfende Liebesromane abtauche, finde ich immer wieder einen Weg zurück zu spannenden Thrillern. Das die Wahl auf dieses Buch gefallen ist, war ein absolutes Glück für mich. Trotz eines kurzen Spannungsabfalls in der Mitte des Buches, klappte mir beim weiterlesen das ein oder andere Mal die Kinnlade runter. Als der Groschen fiel und ich eins und eins zusammen zählen konnte und eine völlig irrwitzige Theorie entwickelt hatte, was wohl noch passiert und ans Tageslicht kommt, hatte ich gehofft mich zu irren. Doch dem war nicht so.

Der Klappentext spricht für sich und man hat schon eine Vorstellung davon was passieren könnte, doch Hilliers ist es gelungen, gekonnt durch überraschende Wendungen den Leser ins Stocken zu bringen. Das Buch startet direkt mit einer Gerichtsverhandlung in der die Gräueltaten Calvin James durch Geo (Kurzform für Georgina) offenbart werden. Calvin war Geos erste große Liebe und er ist schuld am Tod ihrer damals besten Freundin. Vor 14 Jahren hat er sie ermordet und nur Geo weiß was genau passiert ist, denn sie war dabei. Schnell wird klar, dass sie etwas verheimlicht und auf irgendeine Weise ist sie noch immer mit Calvin James verbunden. Nachdem Geo ihre Haftstrafe abgesessen hat, tauchen weitere Opfer auf, die sehr an die tat von damals erinnert und Geo begreift viel zu spät, was genau vor sich geht, denn offensichtlich sind die Verbrechen und die Darstellung der Toten an Geo gewidmet.

Das Buch ist in fünf Abschnitte unterteilt – ähnlich der Trauerphasen – Verleugnung, Wut, Verhandlung, Depression und Akzeptanz. Jeder Abschnitt ist auf die Geschehnisse abgestimmt, sowohl in der Gegenwart, als auch der Vergangenheit. Während des Lesens switcht man zwischen diesen zwei Zeitformen hin und her, was einen perfekten Einblick in Geos Psyche gibt. Man erfährt also nicht nur, was sie in der Gegenwart durch den Kopf geht und widerfährt, sondern auch wie es zu all dem gekommen ist. Auch hier wird man immer wieder überrascht, denn bereits als Teenager hat Geo Erfahrung machen müssen, die den Leser in Schrecken versetzen. Ein Pageturner durch und durch. Tatsächlich haben mir die Rückblicke besonders gut gefallen und ich war jedes Mal „verärgert“, wenn das kapitel wieder mit einem Cliffhanger endete und ich erstmal in die Gegenwart zurückgeholt wurde. Das letzte Drittel des Buches habe ich daher in einem Rutsch gelesen.

Die Charaktere sind sehr gut dargestellt. Ich konnte mir jeden Einzelnen genau visualisieren und war sehr angetan von der Darstellung Geos. Sie war eine typische 16-jährige mit einer beliebteren und offensichtlich auch hübscheren besten Freundin, die sie oft in den Schatten gestellt hat. Sie hat sich irgendwie damit abgefunden und war dann völlig überrumpelt als der gut aussehende Calvin sich für sie interessierte. Typisch für das Alter waren Freunde und Schule dann auf einmal nebensächlich und auch das konnte ich wunderbar nachvollziehen.

Angela, Georginas beste Freundin, hingegen war der typische Cheer-Captain, die potentielle Abschlussballkönigin, die sich nicht zu schade war, ihre Unschuld sehr früh an den definitiv falschen Kerl zu verlieren. Sie war sexy und von sich selbst sehr überzeugt, doch auch hier schwang ein bisschen Unmut mit. Denn genau solche Mädchen sind mit sich selbst unglaublich unzufrieden und definieren sich durch Jungs, kurze Kleider und hohe Schuhe. Sie brauchen eine Freundin, die weniger hübsch ist, damit sie immer im Mittelpunkt stehen.

Doch die zwei Mädchen waren nie allein, sie hatten noch einen besten Freund – Kaiser – später der Polizist, der Geo und Calvin festnimmt. Doch in seiner Jugend war er in diesem Dreiergespann der Ruhepol, der schlacksige Junge, der schon immer in Geo verliebt war und sich nie getraut hat, es ihr zu sagen. Der Junge, der einfach immer in der Friendzone war und keine Möglichkeit hatte dort heraus zu kommen.

Zu guter letzte Calvin. Der heiße und vor allem ältere Typ, der nicht Angela sondern Geo wollte. Der fordernd, aber dennoch zuvorkommend war, der Geo für sich gewonnen hat und später sein wahres Ich zeigte. Calvin war Geos erste große Liebe und zu ihrem Leid vergisst man diese niemals.

Letztendlich war ich positiv überrascht vom Fortgang der Story. Eine mitreißende Geschichte mit einem mehr als schockierendem Ende. Bei genauem Lesen fallen einem die kleinen Hinweise auf, die letztendlich am Ende alle Sinn ergeben und mich noch heute – einen halben Tag nach Beenden des Buches – nicht loslassen. Auch jetzt fallen mir noch Dinge ein, die mich darauf hätten stoßen müssen, wie es endet. Einen Stern Abzug bekommt das Buch von mir, da es ungefähr in der Mitte etwas fad wurde, doch davon sollte man sich nicht irritieren lassen. Es lohnt sich diesen packenden Thriller nicht mehr aus der Hand zu legen.

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Veröffentlicht am 22.07.2020

Drei Frauen, drei Kontinente, drei verflochtene Geschichten

Der Zopf
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Diese Geschichte von drei Frauen, welche unterschiedlicher nicht sein könnten, zeigt, auf wie viele verschiedene Wege ein Mensch einem anderen helfen kann, egal wie viele tausende Kilometer zwischen ihnen ...

Diese Geschichte von drei Frauen, welche unterschiedlicher nicht sein könnten, zeigt, auf wie viele verschiedene Wege ein Mensch einem anderen helfen kann, egal wie viele tausende Kilometer zwischen ihnen liegen. Drei starke, vom Leben gezeichnete Frauen, die sich gegen die Dominanz anderer Personen in ihrem Umfeld behaupten müssen. Dieses Buch lehrt uns, dass man nicht aufgeben sollte, auch wenn der Weg steinig ist und ein Ziel in weiter Ferne liegt. Das Buch macht also nicht nur optisch was her, sondern hat auch ein wunderschönes Inneres. Ein reiner Coverkauf, der sich in Null Komma Nichts zu einem Jahreshighlight entwickelt hat.

Smita lebt in Indien und muss sich aufgrund ihrer Kastenzugehörigkeit dem System beugen. Sie ist eine Angehörige der Dalit (die Unberührbaren) und genau wie ihre Mutter vor ihr und deren Mutter, macht sie im wahrsten Sinne des Wortes, den Dreck der Anderen weg. Eine Arbeit, die sie ihrer sechsjährigen Tochter Lalita nicht zumuten möchte. Smita möchte, dass es ihre Tochter besser im Leben hat und dafür tut sie alles. Nagarajan – Smitas Mann – ist leider nicht so willensstark wie seine Frau, hat aber eine gute Seele.

Während des Lesens, habe ich mich parallel etwas mit dem System der Kasten in Indien beschäftigt also folgt ein kleiner Exkurs in die unterste Kaste. Die Unberührbaren gelten als out-of-caste und sind für die niedere Arbeit gerade gut genug. Sie dienen den höher gestellten Kasten und haben niemals die Möglichkeit, aus ihrer Stellung auszubrechen, ohne allein für den Versuch bestraft zu werden. Vergewaltigungen, Missbrauch und Tod gehören zu den Strafen und werden von den Menschen, die es nicht betrifft geduldet. Eine Frau hat keinen Wert, ohne einen Mann und oftmals wünschen sich verwitwete Frauen eher den Tod, als das was danach folgt. Ich finde es unglaublich, dass auch noch in der heutigen Zeit, manche Menschen an dieser alten Tradition bzw. Einteilung festhalten.

Doch zurück zum Buch:

Giulia ist eine Sizilianerin und arbeitet in der Perückenfabrik ihres Vaters. Die komplette Familie ist von dem Einkommen des Familienbetriebs abhängig und Giulia ist die einzige Tochter, die sich auch nur ansatzweise für den Erhalt und die Weiterführung einsetzt. Sie liebt ihren Job und sie liebt Bücher – das machte sie direkt noch sympathischer. Giulias muss jedoch nach einem tragischen Unglück und einer Entdeckung, die nicht nur ihr eigenes Leben auf den Kopf stellen könnte, viel Kraft aufbringen und eine folgenschwere Entscheidung treffen. Die Liebe zu ihrem Papa steht dabei immer im Fokus und ich fieberte richtig mit dieser starken Persönlichkeit, die sich sogar gegen ihre eigene Familie aufbäumt, um eine lange überfällige Entscheidung zu treffen und dies in die Tat umzusetzen.

Und dann komme ich zu Sara, eine aufsteigende Anwältin für Wirtschaftsrecht, mit einer tadellosen Karriere, die schlussendlich ihren Höhepunkt als Geschäftsführerin einer großen Anwaltskanzlei finden soll. Sara lebt gemeinsam mit ihren drei Kindern in Montreal, in einem Haus ohne Mann und hat ihr Leben bis ins kleinste Detail durchgeplant. Sie trennt ihr Privatleben strikt von ihrem Berufsleben, denn als Frau darf man in diesem Job keine Schwäche zeigen. Sie muss mit Diskriminierung, Konkurrenzdenken und hinterhältigen Kollegen kämpfen und dabei immer das Gleichgewicht halten. Ein Schicksalsschlag, der sie selbst betrifft und mit einer Wucht überflutet, reißt sie aus ihrem Trott heraus und öffnet ihr letztendlich die Augen.

Alle drei Frauen stehen für Stärke und großen Mut und in dem Moment, in dem ich begriff, wie diese drei herausragenden Persönlichkeiten zueinander finden, hatte ich für einen kurzen Moment einen Kloß im Hals und wusste, dass mich dieses Buch so schnell nicht wieder loslassen wird. Die drei Geschichten wurden zum Ende hin ineinander verflochten, wie ein Zopf und der Kreis hat sich für mich auf die schönste Weise geschlossen, die diese Story bieten konnte.

Ich habe kurz nachdem ich das Buch beendet hatte darüber nachgedacht, dass es schön gewesen wäre, zu erfahren, wie es mit Sara, Smita und Giulia weitergegangen ist. Letztendlich habe ich aber für mich beschlossen, dass ein offenes Ende und somit die Möglichkeit selbst zu entscheiden was man den Damen wünscht und zudichtet, genau das Richtige ist.

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