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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.10.2018

Und wir haben die ganze Nacht noch vor uns.

Die Party
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Der Heyne-Verlag veröffentlichte Jonas Winners 366-seitigen Thriller „Die Party. Wer Glück hat, stirbt als Erster“ im Jahre 2018.
Brandon lädt zehn alte High School-Freunde zu einer Halloweenparty in ...

Der Heyne-Verlag veröffentlichte Jonas Winners 366-seitigen Thriller „Die Party. Wer Glück hat, stirbt als Erster“ im Jahre 2018.
Brandon lädt zehn alte High School-Freunde zu einer Halloweenparty in seinen abgelegenen Bungalow ein. Schon in den Achtziger hatte man dort zusammen gefeiert, und die Party soll dieses Jahrzehnt wieder aufleben lassen. Doch wie die Party zuvor, so steht auch die diesjährige unter keinem guten Stern. Gleich zu Beginn eröffnet Brandon das Event, an einem Kronleuchter über den Raum schwebend und als Tod kostümiert, mit einem spektakulären Akt, wobei er tödlich verunglückt. Als er kurz darauf auch noch in einem Video verkündet, dass nur einer der Gäste die Party lebend verlassen wird, macht sich Panik breit. Und die Gäste haben noch, abgeschnitten von der Umwelt, die ganze Nacht vor sich …
Schon zu Beginn gelingt es Jonas Winner einen Spannungsbogen aufzubauen, indem Andeutungen gemacht werden, dass sich während der Party im Jahre 1986 etwas Verstörendes ereignet hat. Bis zum Schluss wird er Leser darüber im Unklaren gelassen, was es gewesen sein könnte. Ein zweiter Spannungsbogen wird mit Brandons Tod geschaffen, interessiert es doch, wer hierfür verantwortlich ist. Als nach und nach immer mehr Protagonisten auf bizarre Weise den Tod finden und sich die Überlebenden gegenseitig verdächtigen, steigt der Nervenkitzel rasant. Einen neuen Aufschwung erhält er, als während des zweiten Romanteils Rückblenden in die Vergangenheit hinzukommen. Trotz zahlreicher überraschender Wendungen gelingt es dem Autor am Ende, die Spannungsbögen und Erzählebenen miteinander in Einklang zu bringen und so zu einem überraschenden, nachvollziehbaren Finale zu führen.
Die Zahl der Charaktere ist mit 14 sehr übersichtlich. Die Mitglieder der Partygesellschaft, alle um die 50, sind am Ende des Buches aufgelistet, was die Orientierung erleichtert. Zu Beginn der Handlung werden alle charakterisiert, jedoch erfährt der Leser auch während des Lesens immer wieder Neues sowohl aus der Vergangenheit als auch aus der Gegenwart. Leider machen sie während der Ereignisse keine wirkliche Entwicklung durch und dafür, dass sie allesamt mitten im Leben stehen, hinterlassen sie einen sehr naiven und in der Vergangenheit verharrenden Eindruck. Lediglich Henry erscheint von Zeit zu Zeit so etwas wie „erwachsen“. Dadurch hat der Roman meiner Meinung nach ein wenig an Spannung und Realismus eingebüßt.
Die Erzählperspektive verändert sich im Roman immer wieder, was einen guten Einblick in die Psyche der Charaktere gibt. Winners Sprache ist flüssig und schnörkellos zu lesen, kurze, „abgehackte“ Sätze wirken gekonnt und forcieren die Spannung.
Besonders reizvoll für Leser/innen im Alter der Protagonisten dürften die zahlreichen Zeitreisen in die Achtziger sein, die so etwas wie Nostalgie aufkommen lassen.

Das dunkel gehaltene Cover mit weißer Partyeinladung und Blut passt sehr gut zum Roman, zu Halloween und entspricht voll und ganz meinem persönlichen Geschmack.
Insgesamt präsentiert Jonas Winner hier einen sehr spannenden Thriller, den ich trotz der oben genannten Abstriche, die vor allem auf der Naivität der Partygäste basieren, absolut gerne gelesen habe und am Ende kaum noch aus der Hand legen konnte. Für „Kinder der Achtziger“, die Thriller und Nervenkitzel mögen, unbedingt zu empfehlen.

Veröffentlicht am 05.10.2018

Egal, was du bist oder woher du kommst, Hauptsache, du bist mein Freund!

Zarah und Zottel - Ein Pony auf vier Pfoten
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Das 64-seitige Kinderbuch „Zarah & Zottel. Ein Pony auf vier Pfoten“ ist der erste Band aus der Kinderbuchreihe „Zarah & Zottel“ von Illustrator und Autor Jan Birck. Erschienen ist es 2017 bei FISCHER ...

Das 64-seitige Kinderbuch „Zarah & Zottel. Ein Pony auf vier Pfoten“ ist der erste Band aus der Kinderbuchreihe „Zarah & Zottel“ von Illustrator und Autor Jan Birck. Erschienen ist es 2017 bei FISCHER Sauerländer.
Zarah und ihre Mutter sind neu in der Stadt. Doch während Mama mit Umzug und Arbeit vollauf beschäftigt ist, sucht Zarah vergeblich einen Freund: Niemand möchte sie dabeihaben. So beschließt sie, sich ein Pony als Freund zu suchen. Die Voraussetzung: Es muss in den Aufzug passen. Doch das ist gar nicht so einfach …
Das schwierige Thema Freundschaft – welches Kind fühlt sich nicht immer wieder mal einsam oder ausgestoßen? In seinem Buch transportiert Birck auf lustige, kindgerechte und pfiffige Weise zwei Botschaften: Ja, es ist möglich, Freund/innen zu finden, doch manchmal muss man dazu auch Eigeninitiative ergreifen. Und: Der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Bircks Sprache ist einfach, die Sätze sind kurz und auf den einzelnen Seiten dominieren die Bilder, sodass sich das Buch nicht nur zum Vorlesen, sondern vor allem auch zum ersten Selberlesen eignet. Empfohlen ist das Buch für Kinder ab fünf Jahren, was sprachlich auch zutreffend sein dürfte. Doch da das Thema eigentlich alle Altersstufen betrifft und die Textgestaltung einfach ist, eignet es sich auch für Kinder der ersten Klasse als erste Lektüre oder für Zweitklässler/innen, um ihnen das Lesen schmackhaft zu machen, ohne sie zu überfordern. Gut ankommen und durchaus für Kinder verständlich sein dürften die Wortspielereien, die der Autor immer wieder einstreut, wenn er z.B. Zarah den Weg zum „Bäcker Ganz (…) nicht ganz, sondern nur fast ganz“ gehen lässt.
Die Bilder sind durchweg kindgemäß, aber dennoch künstlerisch mit symbolischen Anteilen, mischt der Illustrator doch farbenfrohe, blasse und Schwarzweiß-Anteile miteinander, um das Augenmerk auf Wichtiges zu lenken. Außerdem enthalten sie zahlreiche Details, was zum Innehalten, Betrachten und Entdecken einlädt. Kombinationen von Text und Bild bieten auch bei der Bildbetrachtung einen Leseanreiz und erinnern an Comics.
Insgesamt handelt es sich hier um ein Buch, das Ernsthaftigkeit und Humor gekonnt miteinander kombiniert sowie Kindern Kraft und Freude an Büchern schenken kann. Ich habe es sehr gern gelesen und angeschaut und werde es auch einmal bei passender Gelegenheit im Unterricht einsetzen. Für Leseanfänger ist es optimal geeignet und empfohlen.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Verschollen in Vietnam

Sag niemals stirb
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1970, Vietnamkrieg. Nahe der Grenze zu Laos stürzt unter ungeklärten Umständen eine Maschine der Air America ab. Vom Piloten, Wild Bill Maitland, und der Fracht verliert sich jede Spur.
20 Jahre später ...

1970, Vietnamkrieg. Nahe der Grenze zu Laos stürzt unter ungeklärten Umständen eine Maschine der Air America ab. Vom Piloten, Wild Bill Maitland, und der Fracht verliert sich jede Spur.
20 Jahre später reist seine Tochter, Wilone „Willy“ Maitland, nach Thailand, um ihrer im Sterben liegenden Mutter den letzten Wunsch zu erfüllen: den Verbleib Maitlands aufzuklären. Dort begegnet sie dem Paläontologen Guy Barnard, der ebenfalls auf der Suche ist – nach Friar Tuck, einem abtrünnigen Piloten, der während des Krieges mit dem Feind gemeinsame Sache gemacht hat. (während des Krieges seine ganz eigene Sache verfolgt hat.)
Gemeinsam reisen sie auf der Suche nach den Vermissten durch Vietnam. Als auf Willy ein Mordanschlag verübt wird und ihnen immer mehr Steine in den Weg gelegt werden, merken sie, dass sie einem gut gehüteten Geheimnis auf der Spur sind und jeder, der ihnen bei der Suche hilft, vom Tod bedroht ist.

Ein sehr spannender Thriller mit durchgängigem Spannungsbogen, der flüssig geschrieben ist und den Leser kaum zur Ruhe kommen lässt. Das Buch ist sehr plastisch geschrieben, sodass man vieles von dem, was man liest, bildlich vor Augen hat.
Im Laufe der Handlung treten immer wieder neue Personen und Organisationen auf, deren Zahl aber überschaubar bleibt, und bringen neue Rätsel mit sich. Man fragt sich während des Lesens immer wieder, auf welcher Seite nun die Protagonisten stehen und „fiebert“ richtig mit, sodass man das Lesen kaum unterbrechen mag.

Neben der eigentlichen Geschichte, einer Suche nach dem vermissten Vater, bei der die Protagonisten immer wieder auf Hindernisse stoßen, beinhaltet der Roman auch viele Einsichten in den (Vietnam-)Krieg und das Kriegswesen allgemein mit seinen unterschiedlichen, oft schwer zu durchschauenden Parteien, die Psychologie der am Krieg Beteiligten und schließlich in die Bürokratie eines sozialistischen Vietnam. Abgerundet wird die Erzählung durch eine Liebesgeschichte, die aber leider doch vorhersehbar ist.

Ein Buch, das Tess Gerritsen als einer der besten Thrillerautorinnen alle Ehre macht, und das ich allen, die gerne Thriller lesen, nur empfehlen kann.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Den strengen Blick, den man auf andere wirft, sollte man des Öfteren auch mal auf sich selbst verlagern.

In besserer Gesellschaft
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Laura Wiesböcks 207-seitiges Sachbuch „In besserer Gesellschaft. Der selbstgerechte Blick auf die anderen“ ist 2018 im Wiener Verlag Kremayr & Scheriau erschienen. „Wir sind doch alle gleich!“ – ein Satz, ...

Laura Wiesböcks 207-seitiges Sachbuch „In besserer Gesellschaft. Der selbstgerechte Blick auf die anderen“ ist 2018 im Wiener Verlag Kremayr & Scheriau erschienen. „Wir sind doch alle gleich!“ – ein Satz, der in unserer Gesellschaft oft zu hören ist, der herangezogen, um Ungerechtigkeiten anzuprangern und auszumerzen. Aber was bedeutet „Gleichheit“ eigentlich? Und vor allem: Sind wir wirklich alle gleich? Dass dem einerseits nicht so ist, dass wir alle andererseits auch täglich vieles tun, um uns selbst aus dieser Gleichheit hervorzuheben, stellt Laura Wiesböck in ihrem Buch anhand der Bereiche Arbeit, Geschlecht, Einwanderung, Armut und Vermögen, Kriminalität, Konsum, Aufmerksamkeit sowie Politik dar. Gerahmt werden ihre Ausführungen durch ein Vorwort, in dem sie die These aufstellt, dass wir alle ein Bedürfnis nach „Abgrenzung, Zugehörigkeitsgefühl und Anerkennung“ haben, welches sich in unserer Gesellschaft widerspiegelt, und durch ein Nachwort, in dem sie eine Möglichkeit vorstellt, dieser Diskrepanz zu begegnen, sowie einem obligatorischen Quellenverzeichnis. In allen oben genannten Gesellschaftsbereichen trifft man dasselbe Phänomen an: Distinguiert schauen die einen auf „die da unten“ herab, versuchen sich in Szene zu setzen und meinen, die Weisheit allein für sich gepachtet zu haben. Was wir an den einen kritisieren, praktizieren wir selber ebenso, oft ohne uns dessen bewusst zu sein – und, noch schlimmer, ohne die anderen wirklich zu kennen. Denn wieso sollten wir sie kennenlernen (wollen)? Wir haben uns unser Urteil doch schon längst gebildet. Da sind die Arbeitnehmer/innen, die sich dem Zwang der Arbeitswelt entziehen wollen, sich selbstständig machen und sich in andere Zwänge begeben. Bringen sie es dann tatsächlich „zu etwas“, treten sie in die Fußstapfen ihrer vormaligen Vorgesetzten und üben ihrerseits Zwänge auf andere aus, oder kreieren ihrerseits eine eigene Klasse der neuen „Selfmades“ – und der Klassenkampf geht weiter. Da konsumieren wir, um unseren Status nach außen zu tragen, und wenn der Konsum nicht mehr ausreicht, geht es „back to the roots“ – Öko heißt die neue Klasse, die uns wieder nur dazu nutzt, auf andere hinabzuschauen. Wir wollen modern sein und weltoffen – aber wehe, die Welt kommt zu uns. Wenn dieses geschieht, schreien alle laut auf. Und wieder ist es da – das Herabschauen und Disqualifizieren des Andersartigen. Mal ehrlich gefragt: Wer von uns kennt dieses Phänomen nicht? Wir alle praktizieren es wenigstens hin und wieder, meist jedoch öfter, als wir es wahrhaben wollen – dieses liest Leser/in schnell aus Wiesböcks Darstellungen heraus. Ich selber habe mich jedenfalls doch das ein oder andere Mal ertappt gefühlt – gerade da, wo ich es am wenigsten für möglich gehalten hätte. Die Autorin schreibt locker flockig, trotz des ernsten Themas fehlt es nicht an Humor. Auch Menschen, die sich mit diesem Thema ansonsten weniger beschäftigen, sollten den Ausführungen leicht folgen können. Zahlreiche Beispiele untermauern das Geschriebene, zweiseitige Schwarzweißzeichnungen mit passendem Zitat, z.B. „Was Orwell nicht vorausgesagt hatte, ist, dass wir die Kameras selbst kaufen, und dass unsere größte Angst wäre, das (sic!) uns niemand zusieht.“ (K.L. Jensen), führen in die jeweiligen Kapitel ein, worauf eine kurze Erörterung, welche Themen im jeweiligen Kapitel behandelt werden, folgt. Die Themen, die Frau Wiesböck in ihrem Buch behandelt, entsprechen nicht immer meinem persönlichen Geschmack, so finde ich z.B., dass man die Frage danach, ob ich jetzt wirklich in jedem Satz, den ich von mir gebe, beiderlei (oder besser: mehrere) Geschlechter ansprechen muss, auch übertreiben kann. Andererseits hat mir an dem Buch sehr gefallen, dass mir die Augen oft geöffnet wurden: Dass ich arrogant und selbstgerecht bin, wusste ich schon vorher. Allerdings hat mir das Buch auch die Augen auch für Bereiche geöffnet, die ich selber vorher nicht unbedingt im Fokus hatte. Dass diese Selbstgerechtigkeit zum Menschen dazu gehört, dass niemand vor ihr gefeit ist, hat mich beruhigt. Weshalb ich aber allen das Buch empfehlen kann, ist, dass es dazu animiert, sich selbst einfach besser und mehr zu reflektieren. Und dass es Mut gibt, vielleicht einmal über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.

Veröffentlicht am 01.10.2018

Wir müssen Buße tun. Wir werden bestraft. Wir alle.

Escape Room - Nur drei Stunden
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Chris McGeorges Thriller „Escape Room. Nur drei Stunden“ ist im September 2018 bei Knaur erschienen und umfasst 396 Seiten.
Der heruntergekommene, drogenabhängige TV-Star Morgan Sheppard wacht, auf ein ...

Chris McGeorges Thriller „Escape Room. Nur drei Stunden“ ist im September 2018 bei Knaur erschienen und umfasst 396 Seiten.
Der heruntergekommene, drogenabhängige TV-Star Morgan Sheppard wacht, auf ein Bett gefesselt, in einem Hotelzimmer auf – und bei ihm fünf Fremde: die Barista Amanda, der Hotelangestellt Ryan, die Schauspielerin Constance, der Anwalt Alan und die Schülerin Rhona. Als sie alle noch desorientiert nach einem Ausgang suchen, stellt sich ihnen eine grausige Aufgabe: Im Bad liegt die Leiche von Morgans ehemaligem Psychologen, Winter – und Morgan, der schon als Kinderdetektiv Berühmtheit erlangte, hat drei Stunden Zeit, unter ihnen den Mörder zu ermitteln, sonst soll das ganze Hotel gesprengt werden. Ein Wettrennen mit der Zeit beginnt, das durch aufkeimende Angst und Argwohn noch angeheizt wird.
Dem Roman ist ein Prolog in der Ich-Form vorangestellt, in dem ein Junge seinen toten Mathelehrer findet. Nach einem Sprung in die Gegenwart, 25 Jahre später, beginnt die eigentliche Handlung, die jedoch immer wieder durch Rückblenden in die Vergangenheit unterbrochen wird. Insgesamt spielt der Roman auch recht vielen verschiedenen Zeitebenen, die jedoch logisch miteinander verknüpft sind und durch ein „Vorher“ angekündigt werden, sodass es dem Leser keinerlei Schwierigkeiten bereitet, dem Handlungsgeschehen zu folgen. Im Zentrum des Geschehens stehen das Eingeschlossensein in einem Raum sowie das Schicksal der beiden ehemaligen Schulfreunde Morgan Sheppard und Eren alias Kace Carver.
Zu Beginn werden die „Mitspieler“ vorgestellt, wobei jedoch ein Hauptcharakter, eben Carver, fehlt. Diese Personenliste hilft, sich während des Lesens zurechtzufinden, dient aber wohl eher der Dramaturgie, da die Anzahl der Protagonisten doch sehr überschaubar ist.
Morgan Sheppard erscheint anfangs eher als ein Antiheld, der tief im Drogensumpf steckt und vor Selbstüberschätzung nur so strotzt. Doch im Laufe des Geschehens wird er sich seiner Schwächen und Fehler bewusst, was Anlass zur Hoffnung gibt, dass er am Ende wirklich geläutert ist.
Sein Gegenspieler, Eren Carver, macht hingegen die entgegengesetzte Entwicklung durch: Präsentiert er sich anfangs als kluger, vom Schicksal gebeutelter Junge, wird nach und nach sein wahres Ich, das meiner Meinung nach auch nicht mehr mit seiner tragischen Kindheit zu entschuldigen ist, offenbar. Interessant ist, dass er, der seinen Kontrahenten zugrunde richten will, damit genau das Gegenteil bewirkt und ihn am Ende über sich hinauswachsen lässt.
Anhand Morgans Karriere als TV-Star wird in diesem Roman auch immer wieder Kritik am Medien- und Showwesen geübt, das, sieht man hinter die Kulissen, sich als Lug und Trug entpuppt, wie Personen wie Morgan oder sein Manager beweisen. Doch auch das Publikum von sog. „Realityshows“ kommt sehr schlecht weg, wenn es z.B. als „Lynchmob“ bezeichnet wird.
McGeorges Sprache ist einfach und lässt sich flüssig lesen. Gerade zu Beginn des Werkes zeigt der Autor jedoch, dass er sprachliche Mittel gezielt anwenden kann, wenn er den sich aufbauenden Spannungsbogen durch kurze und fragmentarische Sätze intensiviert.
Meiner Meinung trifft die Bezeichnung „Thriller“ auf diesen Roman nur bedingt zu, ich würde ihn eher als Spannungs- oder Entwicklungsroman mit Thrillerelementen bezeichnen, da m.E. eben die Entwicklung der Protagonisten, teils über viele Jahre hinweg, im Zentrum steht und über weite Strecken einfach der „Thrill“ fehlt. Auch ist die Lösung des Falls schnell vorhersehbar, was ebenfalls auf Kosten der Spannung geht. Dennoch habe ich dieses Buch mit großem Interesse gelesen und kann es allen empfehlen, die einmal einen „etwas anderen Thriller“ lesen wollen.