Sawyer the Lawyer & Darlene der Tornado
Forever Right NowIch lese fast jedes Buch von Emma Scott, weil ich sie als Autorin so sehr schätze.
Was ich an ihren Büchern am meisten mag, sind die Charaktere. Sie sind immer intelligent, tiefgründig und vor allem individuell. ...
Ich lese fast jedes Buch von Emma Scott, weil ich sie als Autorin so sehr schätze.
Was ich an ihren Büchern am meisten mag, sind die Charaktere. Sie sind immer intelligent, tiefgründig und vor allem individuell. "Forever right now" war mein achtes Buch, das ich von ihr las. Alle Bücher sind so aufgeteilt, dass man die Kapitel im Wechsel zwischen der weiblichen und der männlichen Hauptperson liest. Trotz aller Charaktere, sie für ihre Leser erfunden hat, schafft sie es immer noch, jeden individuell erscheinen zu lassen. Keiner gleicht dem anderen. Das muss man erst einmal hinbekommen. In dieser Geschichte habe ich die Protagonisten wieder sehr geliebt.
Wir kannten Darlene bereits aus dem Vorgänger "Be my tomorrow", den ich im Übrigen schlechter fand als "Forever right now". Sie ist die die beste Freundin von Becket und Zelda. Sie ist witzig, direkt und ehrlich, ohne darüber nachzudenken. Wahrscheinlich ist sie dadurch auch tollpatschig und sagt nicht immer was andere hören wollen, aber sie ist dadurch echt und einzigartig in der Geschichte. Ich kenne Menschen wie Darlene. Sie ist eigentlich lebensbejahend und fröhlich, wenn sie mit anderen zusammen ist und sucht auch stets nach Gesellschaft, da sie sich schnell einsam und verloren fühlt. Solche Menschen sind oft ohne Rückhalt und schnell zu beeinflussen. Sie ist drogensüchtig und saß im Gefängnis, versucht aber durch einen Neuanfang in San Francisco ihr Leben auf die Reihe zu kriegen und weder Familie noch Freunde zu enttäuschen. Darlene schlägt sich großartig. Sie arbeitet als Massagetherapeutin, geht regelmäßig zu ihren Treffen, in denen sie schnell Anschluss findet und kümmert sich auch wieder um ihre Tanzkarriere. Aufgrund ihrer aufgeschlossenen Art könnte sie wahrscheinlich überall von vorn anfangen.
Sie zieht in ein Haus, in dem die Nachbarn wahre Freunde beinahe eine Familie sind - etwas, das es heutzutage gar nicht mehr gibt. Das viktorianische Haus klang einfach zauberhaft. Dort wohnt auch der Jurastudent Sawyer, der allein seine Tochter Olivia aufzieht. Sawyer hatte einen One-Night-Stand mit Molly Abbott, die ihm eines abends, als er und sein Kumpel Jackson (der war so wunderbar - können wir bitte eine separate Geschichte über ihn bekommen?) eine Party schmeißen vorbeikommt und ihm Olivia da lässt. Sawyer brachte es nicht über sich sie zum Jugendamt zu bringen und kümmerte sich seither um sie. Es war absolut rührend zu lesen wie sehr er sein kleines Mädchen liebte und was er alles tat, worauf er verzichtete, damit es ihr an nichts fehlte. Abgesehen von seinem Fleiß und der Liebe zu seiner Tochter war er eher ernst und gestresst. Er hatte Vorurteile gegenüber Süchtigen und lernt durch Darlene, die wie ein Wirbelwind in sein Leben fegt, dass es Ausnahmen gibt - Menschen, die ihr Leben wirklich ändern wollen.
Eines Tages kommt es zu einem Sorgerechtstreit um Olivia, da sich die Eltern von Molly Abbott einschalten. Da gab es einige Szenen, die so gut geschrieben waren, dass mir die Tränen kamen. Die kleine Livi wurde außerdem so bezaubernd dargestellt - das war wirklich süß. Als die Abbotts Molly für ein paar Tage zu sich holten, wandten sie sich irgendwann hilfesuchend an Darlene, weil sie Molly nicht beruhigen konnten und ich fand es interessant zu hören, dass diese Methode gewählt wurde. Die Abbotts wirkten beim Hören etwas älter und dass ein kleines Baby überfordernd sein kann, ist kein Geheimnis. Das war eine sehr besondere Stelle und ich denke, wenn alle Menschen so aufgeschlossen wären wie die Abbotts wäre das Leben ein besseres.
Die Geschichte ist wirklich besonders mit so vielen verschiedenen Charakteren und einer wunderbaren Botschaft über die Definition des Wortes Familie.
Was ich kritisieren würde sind die Sprecher. Der männliche Part, der Sawyer sprach, klang, sobald er seine Stimme verstellt hatte um beispielsweise eine Frau zu mimen, psychopathisch und die junge Frau, die Darlene sprach, hat es zwar ganz gut rübergebracht, aber manchmal klangen die Fragen, die jemand an Darlene stellte, verwirrt oder gereizt, obwohl klar war, dass es so nicht gemeint war. Das war zwischenzeitlich verwirrend. Außerdem muss ich wie immer das Ende etwas kritisieren: Die Geschichte hätte schon früher enden können, auf die etlichen Happy Ends hätte man verzichten können. Ich sage ja nicht, dass die Geschichten von Emma Scott nicht positiv enden sollen, aber es gibt immer ein Happy End, das von einem weiteren noch getoppt wird und das ist gar nicht nötig, weil die Stories ohne das alles schon so wunderbar sind.
Teil 2 der Only-Love-Reihe war für mich besser als Teil 1 und auch, wenn alle ihre Geschichten deep sind, handelt es sich in dieser Reihe ja dennoch um Einzelbände - recht kurze Einzelbände. Bücher wie "All in" oder "Between your words" sind noch deeper.
Für immer Emma Scott!