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Veröffentlicht am 22.10.2023

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Die Schwestern vom See - Neue Wege
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Auch der zweite Band der Schwestern vom Bodensee hat mir wieder gut gefallen, es war ein klein wenig wie eine Urlaubsverlängerung, die ich sehr genossen habe.

Der Tod von Viola stellt die Familie vor ...

Auch der zweite Band der Schwestern vom Bodensee hat mir wieder gut gefallen, es war ein klein wenig wie eine Urlaubsverlängerung, die ich sehr genossen habe.

Der Tod von Viola stellt die Familie vor eine große Herausforderung. Als dann auch noch die Hochzeit von Rose und Nico platzt, scheint der Tiefpunkt erreicht zu sein, doch es kommt noch schlimmer. Schaffen es die Schwestern die Pension zu retten und ihr eigenes Glück zu finden? Sind sie bereit Risiken einzugehen und neue Wege zu beschreiten?

Im Mittelpunkt der Erzählung stehen Rose und Iris mit ihrem Liebesleben, aber natürlich auch die Pension. Ich muss gestehen, dass mir Iris in diesem Band näher war als Rose. Ich kann nicht genau sagen, woran dies liegt. Es gibt ein Wiedersehen mit vielen Figuren aus Teil eins, wie die Eltern von Rose und Iris. Aber es kommen auch neue Personen hinzu, sodass hier automatisch eine Dynamik entsteht. Die Männer in dem Roman bleiben alle eher etwas blass, wir lernen sie nur durch die Perspektive der Frauen kenne, was in dieser Hinsicht ein klein wenig hinderlich ist.

Der Roman wird chronologisch erzählt, aus der Sicht von Rose oder Iris. Es gibt einige Zeitsprünge und Zeitraffungen, die das Geschehen straffen. So kommt keine Langeweile auf und die Handlung schreitet flott daher. Zudem ist der Roman sehr dialogorientiert, sodass ich mir teilweise ein wenig mehr Beschreibungen gewünscht hätte, um vor allen Dingen den Schauplatz besser vor Augen zu haben.

Insgesamt ein schöner und unterhaltsamer Roman, der mich gut unterhalten hat. Ein Roman für alle, die sich gerne von der heimischen Couch in den Urlaub träumen und zwischendurch gerne mal einen etwas leichteren Roman zu Hand nehmen. Eine Familiensaga, die eventuell sogar noch weitergehen kann. Da noch einige Fragen offenbleiben. Ich bin gespannt, ob wir noch einmal von Rose und Iris lesen werden, wobei auch schon neue Figuren in den Startlöchern stehen. Ich würde mich über eine Fortsetzung freuen, da diese Reihe durchaus Potential hat in meinen Augen.

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Veröffentlicht am 22.10.2023

Wortgewaltige Erzählung zwischen Schule und Computerspielen

Echtzeitalter
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Wortgewaltig und süffisant wird das Schülerleben eines interessanten Charakters skizziert. In Echtzeitalter fühlte ich mich an manchen Stellen an Erichs Kästners “Das fliegende Klassenzimmer” erinnert. ...

Wortgewaltig und süffisant wird das Schülerleben eines interessanten Charakters skizziert. In Echtzeitalter fühlte ich mich an manchen Stellen an Erichs Kästners “Das fliegende Klassenzimmer” erinnert. Der junge Schüler Till Kokorda geht in einem elitären Internat namens Marianum zur Schule. Er ist in seiner persönlichen Entwicklungsphase und als Lesender ist man ein Teil seines ordinären Schulaltages. Dabei ist schnell klar, dass es eine ganz besondere “Beziehung” zwischen Till und seinem strengen Lehrer, genannt dem Dolinar gibt. Till flieht im Privaten in die Welt der Computerspiele, wo er mehr er selbst sein kann. Irgendwann lernt er zwei interessante Mädels auf seiner Schule kennen. Ob er die Kurve zu sich selbst schafft oder ob er sich von dem Kollektiv vereinnahmen lässt?
Dieser Roman ist schön an manchen Stellen etwas süffisant und sarkastisch erzählt. Sehr gut hat mir die Charakterisierung des Dolinar gefallen, auch wenn dieser manchmal etwas überzeichnet wirkt. Aber der Dolinar ist der Gegenpart und Gegenspieler von Till und es entsteht ein sonderbares Abhängigkeitsverhältnis, welches für den Lesenden oft nicht leicht macht zu verstehen ist. Warum die Angst vor der Autorität lähmen aber auch befreien kann ist ein weiterer interessanter Aspekt.
Der Schreibstil des Autors ist bildhaft, mit wunderschönen Wortummantelungen verziert und sehr gut lesbar. Die vielen Andeutungen auf die Literatur, kombiniert mit dem Zeitgeist der Welt der Computerspiele haben mir als Mix sehr gut gefallen. Als einziger kleiner Kritikpunkt von dem Ende bin ich nicht hundertprozentig überzeugt worden. Sehr schön erzählt mit einer gut beschriebenen Geschichte ist dieser Roman ein wahrer Genuss und ich kann verstehen, dass dieser den deutschen Buchpreises gewinnen konnte.

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Veröffentlicht am 22.10.2023

Das verschwundene Dorf

Ginsterhöhe
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Anna-Maria Caspari hat einem verschwundenen Dorf ein Denkmal gesetzt, ein Roman, der mich tief bewegt hat und bei dem ich auch die eine oder andere Träne vergossen habe.

Bin ich doch am Rande der Nordeifel ...

Anna-Maria Caspari hat einem verschwundenen Dorf ein Denkmal gesetzt, ein Roman, der mich tief bewegt hat und bei dem ich auch die eine oder andere Träne vergossen habe.

Bin ich doch am Rande der Nordeifel aufgewachsen, sind mir so viele Namen und Geschichten der Region bekannt, doch dieser Roman hat noch einmal eine neue Intensivität, die mich sehr berührt hat. Das Schicksal eines ganzen Dorfes bekommt anhand von wenigen Figuren ein Gesicht und beschert einem sowohl Glücksgefühle als auch Gänsehaut.

Im Mittelpunkt der Erzählung steht Albert Lintermann, er ist aus dem Krieg nach Haus zurückgekehrt, wir schreiben das Jahr 1919. Er ist schwer verwundet worden, er selbst bezeichnet sein Gesicht als Fratze, welches man nicht ansehen mag. Aber er hat noch zwei Arme und Beine und so arbeitet er wieder auf dem Bauernhof, welchen er nach dem Tod seines Vaters übernimmt. Seine Frau Bertha kann mit der Verwundung ihres Mannes nicht umgehen und verabscheut ihn. Sei Sohn Karl hingegen begegnet ihm mit unendlicher Liebe und schafft es dem Vater Glücksmomente zu bescheren. Die Inflation wird immer schlimmer und auch in der Eifel merken sie die Geldentwertung, doch sie investieren in den Bau der Staumauer oder der Stromversorgung. Mein Lieblingscharakter war Silvio der Italiener, der die Gaststube betreibt, er ist Albert ein wichtiger und loyaler Freud wie Ratgeber. Als Antifigur lässt Anna-Maria Caspari Johann Mellder auftreten, welcher bei mir zum Ende hin immer mehr Abscheu hervorgerufen hat.

Das Leben in dem kleinen Ort Wollseifen wird sehr bildlich und authentisch geschildert, bei der Kirmes wird der Hahnenkönig gekürt, auf dem Hof ist Festtag also Schlachttag, die Heuernte muss eingefahren werden. Aber auch der aufkommende Antisemitismus und Nationalsozialismus sind Thema, ebenso der Tode eines Kindes oder die Angriffe im zweiten Weltkrieg.

Der Roman wird in drei Teilen erzählt und umfasst die Jahre von 1919 bis 1949. Als Leser dürfen wir die verschiedenen Blickwinkel der Protagonisten einnehmen und ihnen so sehr nahekommen. Die chronologische Erzählung wird nur durch die Tagebucheinträge bzw. Aufzeichnungen des Lehrers Martin Faßbender unterbrochen, sie strukturieren den Roman und geben auch die Zeitsprünge an.

Ein Roman, der mich sehr berührt hat und den ich sehr gerne gelesen habe. Authentisch und mitreißend, mit vielen wunderbaren Figuren. Eine klare Leseempfehlung an alle, die zeitgeschichtliche Romane mögen.

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Veröffentlicht am 22.10.2023

Interessantes Ende

Bruch: In eisigen Nächten
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Erneut sehr düster und mit einem interessanten Ende versehen ist auch der zweite Band, um den psychisch sehr labilen Kommissar Bruch eine überzeugende Krimireihe. In der Story geht es um den Kommissar ...

Erneut sehr düster und mit einem interessanten Ende versehen ist auch der zweite Band, um den psychisch sehr labilen Kommissar Bruch eine überzeugende Krimireihe. In der Story geht es um den Kommissar Felix Bruch, der mit seiner Kollegin Nicole Schauer zu einem Mord in ihrem Kommissariat gerufen werden. Ihr Chef wurde förmlich hingerichtet und die Spuren deuten auf einen Raubmord hin. Kurze Zeit später geschieht ein weiterer Mord, in Verdacht gerät eine junge verwahrloste Frau. Doch irgendwas ist seltsam und Nicole Schauer und ihr Kollege werden erneut Zeugen eines sehr seltsamen Falls.
Felix Bruch ist psychisch komplett fertig und ist von Angst und Depression getrieben. Er ist seinen Mitmenschen ein Rätsel und keiner kann hinter seine Fassade schauen. Seine Kollegin Schauer ist sehr engagiert und stringent, aber auch leicht reizbar, was ihr erneut so einige Probleme bereitet. Sie hat weiterhin große Schwierigkeiten mit ihrem Kollegen, aber auf irgendeine Art tut er ihr leid und sie versucht ihm zu helfen.
Die Geschichte ist mit düsteren Elementen bestückt und sorgt von den ersten Seiten bereist für Spannung. Im zweiten Teil der Geschichte gibt es eine interessante Wendung und die Mystik scheint die Kriminalistik fast zu übertreffen. Das Ende ist sehr interessant und mit einem Cliffhanger versehen. Gerade die letzten Sätze haben es in sich. Die Spannung ist durch die Story stetig gut und die beiden ungleichen Ermittler sorgen für eine stetige Wendung der Ereignisse. An einigen Stellen wünschte ich mir auch mal positive Charaktere, welche mir hier durch die Bank zu düster und unfreundlich dargestellt wurden, aber vielleicht ist es die Intention des Autors eine durchweg eher negative Darstellung der Personen zu Skizzieren. Mir hat dieser Krimi wieder sehr gut gefallen und ich bin gespannt, was an dem Cliffhanger für hoffentlich einen dritten Band von Felix Bruch dran ist.

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Veröffentlicht am 22.10.2023

Die Suche nach den Wurzeln

Paradise Garden
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“Wenn wir jemanden verlieren, den wir lieben, dann wissen wir manchmal eine Zeit lang nicht mehr, wer wir sind.” (S. 105 eBook)

Ein berührender Roman über die junge Erzebét, von allen nur Billie genannt, ...

“Wenn wir jemanden verlieren, den wir lieben, dann wissen wir manchmal eine Zeit lang nicht mehr, wer wir sind.” (S. 105 eBook)

Ein berührender Roman über die junge Erzebét, von allen nur Billie genannt, die durch einen Unfall ihre Mutter verliert und sich auf die Suche nach ihren Wurzeln macht, da sie ihren Vater nicht kennt.

Ein Roman über das Erwachsenwerden, über das Zweifeln, über die Suche nach Identität und dem eigenen Ich. Ein Roadtrip mit einer kraftvollen Ich-Erzählerin (eigentlich mag ich die Ich-Erzählperspektive nicht), der unter die Haut geht und einem nicht ohne Gänsehaut zurücklässt. Billie war mir von Anfang an sympathisch, ich konnte mich gut mit ihr identifizieren, bin ich doch selbst sehr früh Halbwaise geworden. Zu ihrer Mutter und Großmutter hingegen konnte ich keinen rechten Bezug aufbauen, die Frauen blieben mir zu wage und trugen zu viele Geheimnisse mit sich herum, sodass ich sie nicht fassen konnte. Aber ich glaube genauso ging es auch Billie und es war von der Autorin so gewollt. Gleiches gilt für die Schauplätze des Romans, man bekommt nur einen groben Eindruck, wo der Roman spielt, genaue Orts- und auch Zeitangaben sucht man vergebens.

Ein weiteres Thema ist die Roma-Kultur in Deutschland. Es war sehr interessant zu lesen, wie einige Dinge in diesen Familien gehandhabt werden, ob es das Kochen ist oder die Gestaltung des Wohnraums. Insgesamt wird der Roman chronologisch erzählt, es finden allerdings mehrere Zeitsprünge statt, ebenso finden sich einige Rückblenden in dem Roman. Als Leser braucht man so eine gewisse Aufmerksamkeit, um der Autorin jederzeit folgen zu können.

Ein Roman, der berührt und einem mit vielen Fragen zurücklässt, die Auseinandersetzung mit dem Thema ist nach der Beendigung der Lektüre nicht abgeschlossen. Ein intensiver Roman über ein wichtiges Thema von daher eine Leseempfehlung.

8/10 P.

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