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Veröffentlicht am 19.11.2017

Freddy's Weg

Die Jahre der Schwalben
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Seit ich die Australien-Saga von Ulrike Renk verschlungen habe, sind ihre Bücher absolutes Pflichtprogramm für mich und was soll ich sagen, auch ihr neustes Buch hat mich nicht enttäuscht. Aber der Reihe ...

Seit ich die Australien-Saga von Ulrike Renk verschlungen habe, sind ihre Bücher absolutes Pflichtprogramm für mich und was soll ich sagen, auch ihr neustes Buch hat mich nicht enttäuscht. Aber der Reihe nach: Das Cover ist gut gestaltet und drückt sehr gut eine gewisse Sehnsucht aus, verweist aber auch gleichzeitig auf den Haupthandlungsort der Geschichte: ein Gut mit Landwirtschaft. Leider verrät der Klappentext wieder viel zu viel ich weiß wirklich nicht was die Verlage sich dabei denken, ich kann über solch ein Vorgehen nur den Kopf schütteln. Nimmt uns so ein Text, der schon vieles bis weit in die Hälfte des Buches verrät, viel Spannung und Spaß am Lesen.
In diesem Roman steht Freddy, die wir ja bereits in Band 1 der Ostpreußen-Saga haben kennen und lieben gelernt, im Mittelpunkt. Es geht um die Führung es großen Gutes und wir bekommen als Leser einen hervorragenden Einblick, wie der Alltag einer Gutsherrin aussieht. Zweites großes Thema ist die politische Entwicklung in Deutschland, das Ende der Weimarer Republik, die Machtergreifung Hitlers, das Dritte Reich und der Zweite Weltkrieg.
Freddy ist eine wunderbare, mutige und auch starke Frau, ohne solche Frauen wäre diese Zeit mit Sicherheit noch schwieriger geworden. Sie ist eine Sympathieträgerin, die man als Leserin sofort ins Herz schließt. Sie denkt eigenständig und bildet sich ihre eigene Meinung, das mag ich so an ihr, sie hat keine Vorurteile, sondern geht offen auf die Menschen zu, hört hin und versetzt sich in ihre Lage.
Besonders bewegt hat mich das Schicksal der Familie von Aaken. Ob wir von Ihnen noch einmal etwas Hören? Mich würde ein Wiedersehen, wenn es auch noch so ein kleines ist, freuen. Negativ war für mich die Entwicklung von Thea, Freddy’s beste Freundin und anschließender Schwägerin. Sicherlich steht sie für einen ganz bestimmten Typus Frau in dieser Zeit, am Anfang noch das Leben in vollen Zügen genießend, sich aber nicht wirklich abfindend mit dem Leben auf einem Gut, wird sie zu einer Person, die sich blenden lässt und die sehr egoistisch ist.
Der Roman wird chronologisch erzählt, allerdings erleben wir als Leser einige Zeitsprünge und Zeitraffungen; dies auch nicht immer zu Beginn eines neuen Kapitels, sondern auch manchmal mehrmals innerhalb eines Kapitels. Die Zeitangaben vor den Kapiteln helfen aber sehr bei der Orientierung.
Der Roman ist logisch aufgebaut und stellt Freddy‘s Denken und Handeln in den Vordergrund, es ist ihr Buch. Dabei bleibt diese Figur für den Leser nicht ein Buch mit sieben Siegeln, sondern man lernt im Laufe des Lesens eine gute Freundin kennen, deren Handeln nachvollziehbar ist.
Der Schreibstil von Ulrike Renk ist wie immer gut und flüssig zu lesen. Es macht einfach Spaß ihre Bücher zu lesen, man vergisst darüber so schnell die Zeit. Besonders mag ich auch den feinen Humor, den sie immer wieder in ihre Dialoge einfließen lässt. Für mich sind diese Dialoge das Salz in der Suppe dieses Romans.
In erster Linie ist dieser Roman ein Frauenroman, nichts Destotdestotrotz finden mit Sicherheit auch Leser eine Identifikationsfigur, es mag nicht unbedingt der egoistisch Ax sein, sondern vielleicht Gebhard oder einer seiner Brüder. Wer also gerne Familienromane zu Beginn des 20. Jahrhunderts liest ist auch diesmal bei Ulrike Renk wieder vollkommen richtig.
Von mir gibt es für diesen sehr gelungenen zweiten Teil der Ostpreußensaga eine vollumfängliche Kauf- und Leseempfehlung!
Ich bedanke mich bei Ulrike Renk für die wunderbaren Stunden, bei NetGalley und dem Aufbau Taschenbuch Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Veröffentlicht am 08.11.2017

Eine unvergessliche Reise

Wintersterne
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„Möge das Beste in deiner Vergangenheit das Schlimmste in deiner Zukunft sein.“
Was für ein wundervoller Satz, was für ein berührender Wunsch und so treffend in diesem Roman und für dieses Buch. Isabelle ...

„Möge das Beste in deiner Vergangenheit das Schlimmste in deiner Zukunft sein.“
Was für ein wundervoller Satz, was für ein berührender Wunsch und so treffend in diesem Roman und für dieses Buch. Isabelle Broom hat ein Buch geschrieben, welches man so schnell nicht vergisst. Allein schon das Cover ist wundervoll: schlicht, gemütlich und eine tolle Farbgebung, dazu ein kurzer knackiger Klappentext und meine Neugier war geweckt.
Sophie, Hope und Megan sind die drei weiblichen Hauptfiguren dieses Romans und mit ihnen hat die Autorin Charaktere erschaffen, mit denen sich jede Frau ein klein wenig identifizieren kann. Alle drei haben einen langen Weg hinter sich bevor sie in Prag aufeinander treffen und die Stadt wird ihr Leben verändern oder vielmehr das dort Prag passiert bzw. nicht passiert.
Drei Frauen, drei dramatische Liebes- und Lebensgeschichten mit dem Ziel zu lieben und geliebt zu werden, aber manchmal steht bis zur großen Liebe ein langer und steiniger Weg bevor.
Es geht um Lebenspläne, um Hoffnungen, um Ängste, um Wagnisse und um die Familie. Ein Roman der sich in Teilen wie ein Reiseführer liest, weil wir in diese Stadt eintauchen, dann aber wieder eine geballte Ladung Leben enthält, die überall auf dieser Welt passieren könnte.
Der Roman wird größtenteils stringent mit einigen Rückblenden erzählt. Als Leserinnen nehmen wir abwechselnd die Perspektiven von Hope, Sophie und Megan ein. Durch diese ständigen Wechsel gewinnt der Roman mit der Zeit immer mehr an Fahrt, aus der Hand legen kann man das Buch nur schwerlich an der ersten vollkommen überraschenden Wendung. Aber diese Wendung soll nicht alleine bleiben, mindestens eine Zweite (für einige auch eine Dritte) wird folgen, sodass man bis kurz vor Ende nicht weiß, ob ein Happy-End für alle drei Frauen geben wird.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen, besonders die Dialoge stechen durch ihren Witz und ihre Doppeldeutigkeit hervor, besonders die Gespräche zwischen Megan und Ollie, haben es mir angetan.
Ein Roman der nicht nur so vor Lebensweisheiten strotzt, sondern uns auch die zauberhafte Welt Prags näher bringt. Ich kann diesen Roman nur allen empfehlen, die gerne mal einen Frauenroman lesen, der aber nicht zu kitschig und klischeehaft sein darf. Zudem ist mit den drei unterschiedlichen Protagonistinnen auch jede Frau angesprochen, egal welchen Alters, denn für die Liebe ist man nie zu alt.
Ein sehr gelungener, gut unterhaltender und dennoch nachdenklich machender Roman, der mir sehr gut gefallen hat und für den ich sehr gerne eine Kauf- und Leseempfehlung ausspreche.
Vielen Dank an die Verlagsgruppe Random House und den Diana Taschenbuch Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Lebendiges Köln

Das Gold des Lombarden
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Wer mir schon eine Weile lang folgt, der weiß, dass ich ein Fan von Petra Schier bin und ihre historischen Romane lese. Dies hat mehrere Gründe: Zum einen der Schauplatz ihrer Bücher, ob nun das historische ...

Wer mir schon eine Weile lang folgt, der weiß, dass ich ein Fan von Petra Schier bin und ihre historischen Romane lese. Dies hat mehrere Gründe: Zum einen der Schauplatz ihrer Bücher, ob nun das historische Aachen oder die „alte“ Stadt Köln, beide Städte kenne ich bestens und für mich ist es immer wieder interessant Parallelen zwischen der Vergangenheit und Gegenwart zu entdecken. Ein weiterer Grund ist die Personenzeichnung der Autorin, die mir (und auch vielen anderen Lesern) zusagt. Wer einmal ein Buch von Petra Schier gelesen hat der weiß, was ich meine Als es nun hieß Abschied von Adelina zu nehmen, war ich traurig, aber auch gleichzeitig gespannt auf den Auftakt der neuen Reihe und was soll ich sagen, Petra Schier hat mich auch diesmal nicht enttäuscht.
Das Cover des neuen Romans kommt in alter Manier daher, besonders schön finde ich die Goldprägung die dem Roman einen edlen Touch verleiht und das man das Gesicht der Hauptperson sehen kann. Der Klappentext ist gut geschrieben, er verrät zwar schon einiges aber nicht zu viel, sodass die Spannung erhalten bleibt.
In diesem Roman geht es vor allen Dingen um Wahrheit und Scheinwelten, um Lug und Trug, um das doppelte Spiel bzw. um das geheime Doppelleben von Aleydis Mann Nicolai. Die junge Witwe wird damit konfrontiert, dass ihr Ehemann nicht der Mann war, den sie glaubte geehelicht zu haben. Nein, es kommt noch viel schlimmer seine Verstrickungen gehen bis in die „Unterwelt“ und zu allem Überfluss hat er Aleydis auch noch als Alleinerbin eingesetzt.
Aus dieser unglaublichen Situation schafft es Petra Schier eine Figur zu entwickeln, die dem Leser ans Herz wächst. Eine Frau, die sich ihrer Schwachheit, aber auch ihrer Stärke bewusst ist. Aleydis ist klug und tüchtig, aber sie weiß auch, dass sie als Witwe nicht die gleichen Rechte hat wie ein Mann. Zudem lasten die Schatten der Vergangenheit ihres Mannes auf ihr, von denen sie nichts wusste und folglich muss sie sich mehr als einmal bewähren. Aleydis ist eine spannende, authentische und warmherzige Figur, vielleicht auch ein klein wenig naiv und gutgläubig. Sie ist nicht perfekt, ebenso wenig wie wir Menschen es sind und genau dies macht sie zu einer Identifikationsfigur.
Aber auch die anderen Figuren in diesem Roman und es sind einige, wenn man einen Blick in das Personenregister zu Anfang wirft, sind mit Sorgfalt gewählt und gezeichnet, sodass sich ein bunter Querschnitt durch die Gesellschaft abzeichnet. Besonders ans Herz sind mir Marlein und Ursel gewachsen, die beiden jungen Mädchen bringen einem beim Lesen einfach immer wieder zum Schmunzeln, sie bereichern das Geschehen, so wie Kinder unseren Alltag reicher machen.
Der Schreibstil der Autorin ist wie immer spannend, mitreißend und äußerst flüssig zu lesen. Als Leser hat man immer wieder das Gefühl durch die Zeilen zu fliegen. Dialoge und erzählende Passagen halten sich bei Petra Schier die Waage und in altbekannter Manier findet man bei einigen Dialogen auch immer mal wieder einen ironischen Unterton oder eine versteckte Andeutung.
Da dies der Auftakt einer neuen Reihe ist, werden natürlich nicht alles Spannungsbögen zu Ende erzählt, dies hatte ich auch nicht erwartet, dennoch lässt die Autorin mich äußerst gespannt zurück, denn der Mörder ihrer Mannes kann Aleydis mit Hilfe des Gewaltrichters überführen, ihre geschäftliche und auch private Zukunft hingegen bleibt weites gehendend ungewiss, gerade da Aleydis am Ende noch neue Verbündete kennen lernt.
Auch wenn Petra Schier mit Aleydis wieder eine weibliche Hauptfigur gewählt hat, so kann man doch sagen, dass dieser Roman beide Geschlechter anspricht. Durch den Gewaltrichter, aus dessen Sicht, neben der von Aleydis, das Geschehen erzählt wird, ist auch für die männlichen Leser eine gute und auch spanende bzw. widersprüchliche Figur von der Autorin geschaffen worden.
Ich kann diesen neuen Roman von Petra Schier wirklich nur empfehlen, denn er macht einfach Spaß!
Definitiv eines meiner Highlights in diesem Herbst! Eine ganz klare Lese- und Kaufempfehlung.

Veröffentlicht am 29.10.2017

Meisterwerk der Erzählkunst und Geschwisterstudien

Grimms Morde
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Tanja Kinkel hat ein Buch geschrieben in dem man jede Zeile aufsaugt und eintaucht in längst vergangene Zeiten. Eigentlich bin ich ja jemand der immer und überall lesen kann, ob unterwegs auf dem Weg zur ...

Tanja Kinkel hat ein Buch geschrieben in dem man jede Zeile aufsaugt und eintaucht in längst vergangene Zeiten. Eigentlich bin ich ja jemand der immer und überall lesen kann, ob unterwegs auf dem Weg zur Arbeit, ob beim Arzt im Wartezimmer, beim Frisör oder auch abends auf der Couch bzw. im Lieblingssessel. Bei diesem Buch klappte dies aber irgendwie nicht, dieses Buch verlangt von seinen Lesern Aufmerksamkeit und vollkommene Bereitschaft sich auf die Story einzulassen, so brauchte ich gefühlt viel länger für dieses Buch, als ich eigentlich für knapp 500 Seiten „normalerweise“ brauche. Dies bitte nicht als Kritik verstehen, dieses Buch ist schlicht und ergreifend kein „Strandbuch“ was man einfach mal so runter liest und einen gut unterhält, dieses Buch ist ein Kunstwerkt was vor allen Dingen durch seine Sprache und seinen Aufbau besticht.
Bereits das Cover fällt auf, es kommt elegant und schlicht daher, als besonders schön empfinde ich die Goldprägung und die Gestaltung in den Cremetönen gepaart mit dem Blutrot, was sehr zum Buch passt.
Der Klappentext gibt auch bei diesem Buch wieder einen sehr tiefen Einblick in das Geschehen, manchmal ist weniger einfach mehr. Aber bei diesem Buch steht eigentlich nicht so sehr die Story im Vordergrund, sondern vor allen Dingen die vier Protagonisten und die sehr außergewöhnliche Sprache. Die meisten Leser kennen die Gebrüder Grimm aus ihren Kindheitstagen, viele sind mit Grimms Märchen aufgewachsen. Jacob und Wilhelm Grimm erweckt Tanja Kinkel zum Leben und lässt uns hinter die Fassade der Märchen blicken, wer sind die Männer, die diese Märchen zusammengetragen und veröffentlicht haben. Vielleicht mag der eine oder die andere noch etwas über die Brüder Grimm wissen, den allerwenigsten dürfte aber die jahrelange Bekanntschaft mit den Schwestern Jenny und Annette von Droste-Hülshoff bekannt sein. Es ist höchst interessant wie Tanja Kinkel diese beiden Geschwisterpaare agieren lässt. Sie entwirft ein Geflecht aus Zuneigung, Abhängigkeiten, Liebe und Hass. Neben diesen vier herausragenden Figuren gibt es nur wenige Nebenfiguren. Die Figur die mir am nächsten im ganzen Roman war, ist Lotte Grimm, die jüngere Schwester von Jacob und Wilhelm. Sie versucht die ganze Zeit ihren Bruder Wilhelm eine Ehe schmackhaft zu machen, was in der einen oder anderen Szene bei mir zu einem Schmunzeln führte.
Der Mordfall ist der rote Faden, an dem sich der Roman entfaltet. Ebenso im Mittelpunkt stehen aber auch die Vorkommnisse in Bökendorf, die vor allen Dingen das Leben der Annette von Droste-Hülsfoff prägen sollte. Dieses Geheimnis lüftet die Autorin meisterlich, sodass immer mehr Details ans Licht kommen, die dem Leser eine Ahnung geben was vorgefallen sein könnte.
Wie bereits gesagt ist der Roman sprachlich etwas ganz Besonderes. Tanja Kinkel hat diesen Roman in der Sprache der Zeit verfasst in der dieser Roman spielt. Die Aufmerksamkeit, die von den Lesern verlangt und auch erwartet wird, wird belohnt mit einem bunten Potpourri der Möglichkeiten unserer Sprache. Sätze die wir heute niemals so in unseren Unterhaltungen einfließen lassen würden, finden wir in diesem Roman, ebenso längst vergessene Worte und Redewendungen. Vieles wird nur angedeutet und muss aus den Zeilen herausgelesen werden, manches bleibt unterschwellig und tritt nicht ans Tageslicht. Ein wahres Kunstwerk welches man Seite für Seite genießen kann.
Dabei beschränkt sich die Autorin nicht auf eine Perspektive, sondern wählt sowohl die grimmsche Version, als auch die der Schwestern Droste-Hülshoff.
Erläuternd ist dann vor allen Dingen das Nachwort, ergänzend die Bibliographie, die den runden Abschluss zu diesem Roman bilden.
Ich kann diesen Roman nur allen Leserinnen und Lesern von historischen Romanen ans Herz legen, die die Bereitschaft haben sich ganz auf einen Roman mit einer für uns erst einmal ungewöhnlichen Sprache einzulassen.
Eine volle Kauf- und Leseempfehlung von mir. Eines der Bücher, die man in diesem Herbst gelesen haben sollte.
Ich bedanke mich bei Tanja Kinkel für diesen außergewöhnlichen Roman und ihre Bereitschaft bei diesem Special dabei zu sein. Ebenso gilt mein Dank der Verlagsgruppe Droemer – Knaur in Person meiner Betreuerin Patricia Keßler für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Veröffentlicht am 25.10.2017

Liebe, Verrat und Wahrheit

In einem anderen Licht
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„Manchmal ist die Wahrheit nur eine Sache der Vorstellungskraft.“ Dieser Satz aus dem Roman trifft das Thema dieses Buch meiner Ansicht nach sehr gut. Denn in diesem Roman geht es um Schuld, Trauer, Hoffnung ...

„Manchmal ist die Wahrheit nur eine Sache der Vorstellungskraft.“ Dieser Satz aus dem Roman trifft das Thema dieses Buch meiner Ansicht nach sehr gut. Denn in diesem Roman geht es um Schuld, Trauer, Hoffnung und Neubeginn, aber auch um Liebe und Verrat.
Das Cover kommt erst einmal nicht sehr einladend daher, hätte nicht Katrin Burseg auf dem Cover gestanden, hätte ich mich wohl nicht mit dem Buch beschäftigt. Bei näherem Betrachten ist es schlicht und gleichzeitig ausdrucksvoll, denn man fragt sich, wer diese beiden Figuren sind und was sie uns wohl für eine Geschichte erzählen.
Der Klappentext verrät leider auch bei diesem Buch wieder viel zu viel, ich habe mittlerweile den Verdacht, dass das eine neue Strategie der Verlage ist, aber liebe Verlagsmenschen, dies ist definitiv keine Gute! Denn als Leser geht man dann häufig mit ganz falschen Ansprüchen an diese Bücher heran und wird gerade, wenn man den Autor/die Autorin nicht kennt, enttäuscht.
Miriam ist eine Protagonistin wie ich sie mag, ich konnte mich sehr schnell mit ihr identifizieren, sie muss immer noch den Tod ihres Mannes verarbeiten, kämpft aber für ihren Sohn wie ein Löwin und steht auch im Berufsalltag ihre Frau. Dabei ist sie sich bewusst, dass sie keine Heldin ist, sie weiß um ihre Schwächen und gesteht sich ihre Zweifel ein. Die zweite große Protagonistin in diesem Buch ist Dorothea Sartorius, die Gönnerin, die Stifterin, die Witwe des reichen Geschäftsmannes. Durch ihre Arbeit stößt Miriam auf Ungereimtheiten in der Vergangenheit der Witwe und sofort ist ihr journalistischer Instinkt geweckt die Wahrheit über Dorothea herauszufinden. Was ist im Sommer 1972 wirklich geschehen?
Katrin Burseg beschreibt sehr meisterhaft, äußerst glaubwürdig und intensiv die Verstrickungen von Wahrheit und Lüge, von Hass und Liebe, von Freundschaft und Verrat. Besonders die Dialoge sind beeindruckend und bringen die Dinge auf den Punkt bzw. deuten Dinge zwischen den Zeilen an. Äußerst schön fand ich beim Lesen auch den Raben der Trauer, der immer wieder Miriam begleitet und auf ihr Herz „einhackt“, ein sehr treffendes und symbolträchtiges Bild. Das Nachwort erklärt dem Leser welche Fakten dem Buch als Grundlage dienten und was Fiktion ist.
Eine grandiose und leise Geschichte der man unbedingt seine Aufmerksamkeit schenken sollte, denn dieses Buch hat es sehr verdient viele, viele Leser und Leserinnen zu finden. Wer sich für deutsche Zeitgeschichte interessiert wird diesen Roman lieben.
Ich bedanke mich bei Katrin Burseg für diesen tollen Roman und NetGalley, sowie der Ullstein-Verlagsgruppe für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.