Eine bewegende Geschichte im zerstörten Köln
TrümmermädchenLange lag das „Trümmermädchen“ auf meinem virtuellen SUB, völlig zu Unrecht, denn es ist ein ganz wunderbares Buch.
Mit Mittelpunkt der Erzählung stehen Anna und Marie, die beiden Frauen bleiben im Krieg ...
Lange lag das „Trümmermädchen“ auf meinem virtuellen SUB, völlig zu Unrecht, denn es ist ein ganz wunderbares Buch.
Mit Mittelpunkt der Erzählung stehen Anna und Marie, die beiden Frauen bleiben im Krieg in Köln zurück. Sie müssen dabei sich und die ihnen anvertraute Bäckerei allein durchbringen. Der 2. Weltkrieg und der Wiederaufbau Kölns, sowie die Hungerjahre sind die beherrschenden Themen des Romans. Die Lebensmittelknappheit macht den Menschen sehr zu schaffen, sodass sogar der Kölner Kardinal das „Fringsen“ mehr oder weniger erlaubt.
Der Fokus des Romans liegt eindeutig auf den „kleinen“ Leuten, sie stehen im Mittelpunkt der Erzählung von Lilly Bernstein. So auch die Kinder, die sich in den Trümmern allein durchschlagen, weil sie die Mütter im Bombenhagel verloren haben und die Väter noch nicht zurückgekehrt sind.
Man merkt der plastischen Beschreibung an, dass die Autorin mit Backwaren sehr vertraut ist, sie kommt aus eine Bäckersfamilie und so erfährt man viel Wissenswertes über dieses großartige Handwerk.
Die Figuren sind sehr liebevoll gezeichnet, man würde am liebsten Anna und Marie helfen. Gerade weil man merkt, dass es der „Büll“ nicht gut mit ihnen meint. Er ist die Antifigur in diesem Roman, der fettleibige, korrupte und frauenverachtende Mann, der sich sogar an kleinen Mädchen vergeht.
Der Roman wird stringent erzählt, es finden einige kleine Zeitsprünge statt, diese fallen aber nicht großartig ins Gewicht. Die Erzählperspektive ist wechselnd zwischen den Hauptfiguren und gestaltet somit den Roman lebendiger und vielschichtiger.
Der Schreibstil der Autorin ist gut und flüssig zu lesen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht mit Anna und Marie durch Köln zu streifen, eine Stadt, welche ich durch mein Studium ebenfalls sehr gut kenne. Man merkt hier eindeutig, die Liebe zum Detail, sodass es auch eine Hommage an die Stadt ist.
Ich freue mich nun noch mehr auf das „Findelmädchen“ in dem uns Lilly Bernstein wieder mit nach Köln nimmt und wir diesmal im Jahr 1955 angekommen sind.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für dieses Buch!