Machtkampf mit viel historischen Fakten
Der eiserne HerzogEs ist immer wieder erstaunlich, dass viele menschlichen Eigenschaften sich damals genauso herauskristallisieren, wie sie es noch in der heutigen Zeit tun. Auf Seite 447 des Buches heißt es „Wie sehr der ...
Es ist immer wieder erstaunlich, dass viele menschlichen Eigenschaften sich damals genauso herauskristallisieren, wie sie es noch in der heutigen Zeit tun. Auf Seite 447 des Buches heißt es „Wie sehr der Mensch von seiner Gier getrieben wird“. Macht, Ruhm Ehre haben viele Menschen seither angetrieben oder fasziniert träumen lassen. Mit seinem eisernen Willen und einer großen Portion Gier beweist Guilhem, dass auch ein noch so unvermeidlich übermächtiger Gegner kein Grund ist von einem Vorhaben abzurücken. In der Story, welche in unterschiedlichen Zeitfenstern spielt, geht es um den Herzog der Normanide, Guilhem welcher von klein auf gelernt hat mit den Härten des Lebens umzugehen. Er versucht sein Reich zu einen und lässt sich auch von kleinen Widerständen und Scharmützeln nicht beeindrucken. Plötzlich erfährt er, dass sein Onkel Eadweard, der König von England, ihn zu seinem Thronnachfolger bestimmt hat. Trotz Bedenken seiner Angehörigen ist er fest entschlossen dieses Angebot anzunehmen. Doch auf der Insel begehrt eine mächtige Familie auf. Es kommt zu einem folgenschweren Treffen, welches alles verändert. Bald beginnt das unvermeidliche und Guihem muss sich entscheiden, kämpfen oder aufgeben. Guilhem ist eine sehr starke Persönlichkeit. Trotz seiner besonderen Fähigkeiten beweist er stets aber auch in schwierigen Situationen teilweise Demut. Obwohl er von sich überzeugt ist, hört er sich durchaus Ratschläge von nahen Angehörigen an. Weitere sehr erwähnenswerte Figuren in der Geschichte sind der Harold Godwinson, Sohn des mächtigen Earl Godwins, König Eadweard, Ealdgyth die Ehefrau von Harold, sowie Matilda die Ehefrau von Guilhem. Gerade die beiden Frauen sind die heimlichen Heldinnen der Erzählung. Matilda hat ihren eigenen Kopf und steht trotz aller widrigen Umständen stets zu ihrem Gemahl. Ealdgyth hat aufgrund bestimmter Umstände das Vertrauen in ihren Gatten verloren und beweist doch das in entscheidenden Situationen die Liebe stärker als die Wut sein kann. Aber auch die Rolle von König Eadweard fand ich äußerst interessant. Dieser wird als sehr schwach und oft hilflos bezeichnet. Er ist die tragische Figur in dieser Geschichte. Der Aufbau der Geschichte ist sehr stringent und wird durch Zeitsprünge in die Zukunft manchmal unterbrochen. Auf den Lesefluss hat dieses aber keinen Einfluss. Der Handlungsrahmen wird in insgesamt drei Bücher aufgeteilt. Die Spannung der Handlung nimmt in der Mitte des Buches zu und findet erst am Ende ihre Auflösung. Der Schreibstil ist gehoben, sehr gut lesbar und teilweise dem damaligen Sprachgebrauch angepasst worden, was ich sehr trefflich fand. Der Autor hat sich auch entschieden die damaligen Namen- und Ortsnamen zu nennen. Auch wenn diese manchmal etwas schwierig zu lesen ist finde ich es gut und auch interessant die damaligen namentlichen Gepflogenheiten kennen zu lernen. Als Besonderheit sind neben einer Karte des Handlungsgeschehens ein Personen- sowie ein Ortsverzeichnis zu nennen. Auch die sehr unverblümte Darstellung des damaligen Sitten- und Moralempfindens hat mir imponiert. Menschenrechte haben damals nicht viel gezählt und in der Schlacht von Hastings gab es am Ende überhaupt keine Gnade für Mensch und für Tier. Das Fazit ist sehr positiv. Mit viel historischem Fachwissen hat der Autor um eine wahre Begebenheit eine Geschichte mit interessante „fiktiven“ Dialogen und Ereignissen gestaltet. Ich bin sehr gut unterhalten worden und kann allen Anhängern von historischen Romanen sowie Freunden der Geschichte Englands diesen Roman sehr gut empfehlen.