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Veröffentlicht am 06.04.2020

"Glück auf" im Essen der Nachkriegszeit

Ein Traum vom Glück
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Eva Völler steht für garantiert gute Unterhaltung und spannende Geschichten, doch diesmal hat die Autorin sich noch einmal selbst übertroffen und mit ihrer neuen Ruhrpott-Saga ein wahres Highlight vorgelegt. ...

Eva Völler steht für garantiert gute Unterhaltung und spannende Geschichten, doch diesmal hat die Autorin sich noch einmal selbst übertroffen und mit ihrer neuen Ruhrpott-Saga ein wahres Highlight vorgelegt.
Der Klappentext umreißt kurz das Geschehen, aber dem Leser erwartet noch viel mehr. Ein mehr als facettenreicher Roman, der ein ungeheuer detailgetreues Bild der frühen 50er Jahre in Essen abbildet. Für viele Leserinnen und Leser wird es eine Reise in die Kindheit oder die ihrer Eltern sein. Es geht um das Leben der Familien nach dem Krieg, die Folgen sind immer noch zu spüren. Es geht um die Spätheimkehrer, die das Leben der Familien stark beeinflussen. Aber es geht auch um den Ruhrpott, um das Leben der Menschen, die Untertage arbeiten. Es geht um Träume und Liebe, es geht um Familiensinn und Freundschaft. Katharina ist eine sehr einnehmende Protagonistin, sie durchlebt im Laufe des Romans die reinste Gefühlsachterbahn, sodass der Leser automatisch sehr viel Empathie für sie empfindet. Johannes als männlicher Gegenpart bleibt im Gegensatz zu Katharina blasser, er wird zwar im Laufe des Romans immer stärker, bekommt aber von der Autorin nicht eine ganz so starke Stimme wie Katharina. Mine, die Schwiegermutter, ist eine sehr beeindruckende Frau, für die ich im Laufe des Romans immer mehr Sympathie empfunden habe. Sie ist eine echte Kämpferin und steht für diesen unnachahmlichen Schlag der Generation, die nach dem Krieg, aus dem Nichts eine neue Existenz aufbauen mussten. Hinzu kommt bei der ihr der Ruhrpott-Slang, der das Ganze noch authentischer macht.
Es gibt viele kleine Geschichten, die in dem Roman miteinander verwoben werden und somit wird die Spannung in dem Roman sehr hoch gehalten. Besonders im letzten Drittel des Romans überschlagen sich die Ereignisse und als Leser hat man kaum eine ruhige Minute. Mich hat die Konzeption des Romans komplett überzeugt und ich habe die Lesestunden sehr genossen. Der Roman ist in sich chronologisch aufgebaut, es gibt kleinere Zeitsprünge, die aber nicht weiter ins Gewicht fallen. Die Hauptstimme des Romans ist Katharina, aber als Leser haben wir auch Einblick in die Gedanken weiterer Figuren, was ein sehr komplettes Bild der Gesellschaft schafft. Der Roman ist in sich logisch und konsequent aufgebaut, welches zu einem sehr guten Leseerlebnis führt.
Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt sehr gut zu lesen und macht einfach Spaß. Mir hat besonders gut der Ruhrpott-Slang gefallen der zu einem ganz eigenen Flair beiträgt. Am Ende des Romans befindet sich ein Glossar, dass es auch Lesern aus anderen Gebieten / Mundarten erleichtert dem Roman schnell und unkompliziert zu folgen.
Der Roman ist sowohl für Frauen als auch für Männer geschrieben worden. Zwar ist Katharina eine starke Hauptfigur, da aber auch der Bergbau im Mittelpunkt steht und der von den Kumpeln bestritten wird, werden auch Männer interessiert sein.
Ein ganz wunderbarer Roman, dem ich sehr viele Leser wünsche, da er ein Stück deutscher Zeitgeschichte zum Leben erweckt. Es sollten viel mehr Bücher über die Nachkriegszeit geschrieben werden, da gerade die jüngeren Generationen nicht so viel über die Zeit ihrer Eltern und Großeltern in der Schule erfahren.
Ich bedanken mich sehr bei der Lesejury und dem Bastei Lübbe Verlag für die Bereitstellung des Rezensions- und Leseexemplars, sowie bei Eva Völler für die hervorragende Unterhaltung und die tolle Begleitung der Leserunde.

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  • Geschichte
  • Erzählstil
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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 15.03.2020

Freie Friesen

Im Zeichen des Löwen
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Daniel Wolf ist mal wieder ein historisches Epos gelungen, welches kaum Wünsche offenlässt. Ein wunderbarer Schmöker, der einen die Zeit vergessen lässt. Das Cover kommt sehr klassisch daher für einen ...

Daniel Wolf ist mal wieder ein historisches Epos gelungen, welches kaum Wünsche offenlässt. Ein wunderbarer Schmöker, der einen die Zeit vergessen lässt. Das Cover kommt sehr klassisch daher für einen historischen Roman und bietet genügend Anknüpfungspunkte an die Fleury-Saga, mit der Daniel Wolf sich in die Herzen seiner Fans geschrieben hat. Ein Klappentext existiert quasi nicht, da ein einziger Satz für mich kein Klappentext ist. Um etwas mehr über das Buch zu erfahren muss man die Informationen des Verlages auf der Website und der Online-Händler zu Rate ziehen.
Seiner Epoche bleibt Daniel Wolf treu, allerdings wechselt er den Schauplatz und begibt sich an die stürmische See. Das Leben in Friesland bestimmt den Roman maßgeblich. Es geht zum einen um die Freiheit der Friesen, aber auch um den Schiffbau und die aufkommende Hanse. Wie in Daniel Wolfs Romanen üblich kommt aber auch die Familie nicht zu kurz: Streit, Liebe, Machtspiele, Handel und Religiosität, bekommen ihren Raum in diesem fast 1000-Seiten-Roman.
Mit Jann Osinga hat der Autor eine sympathische Hauptfigur geschaffen, die sehr lebendig und authentisch ist. Jann ist der Bastard der Familie und hat dementsprechend einen schweren Stand in der Familie und Gesellschaft. Trotzdem verliert er seine Ziele und Träume nicht aus den Augen, auch wenn er sich manchmal den Gegebenheiten beugen muss. Seine Familie hat mächtige Feinde, aber auch innerhalb seiner Familie muss er sich behaupten. Die Fehde zur Familie Hylkena steht aber im Mittelpunkt des Romans und überschattet das gesamte Leben im Kirchenspiel und in Warfstede.
Durch die verschiedenen Schauplätze und die viele handelnden Figuren, die nach und nach eingeführt werden, nimmt der Roman immer mehr an Tempo auf. Es wird nie langweilig, sondern es bleibt stehts unterhaltsam und spannend. Der Roman wird chronologisch erzählt und ist sowohl in Teile, als auch in Kapitel unterteilt. Die verschiedenen Sichtweisen sorgen dafür, dass die sowohl die Haupt- als auch Nebenfiguren sehr nahbar für den Leser sind. Meine Lieblingsfigur ist Abbe, der Bruder von Jann der von Geburt an unter Fehlbildungen leidet und als Krüppel bzw. Buckliger beschrieben wird. Er kämpft genauso wie Jann um die Anerkennung des Vaters und sucht seinen Platz in der Gesellschaft. Bei ihm kommt hinzu, dass er sehr gebildet ist und als einer der wenigen Lesen und Schreiben kann. Einzig die Rolle der Frau kommt ein wenig zu kurz, hier ist lediglich Jorien die Vertreter die innerhalb des Romans eine eigene Stimme bekommt, zwar kommt zum Ende des Romans eine weitere Frau dazu, doch diese ist so unsympathisch, dass sie keinerlei Identifikationsfigur für weibliche Leser bietet.
Der Roman liest sich ganz hervorragen der Schreibstil des Autors ist wie gewohnt sehr einnehmend und süffig. Einzig die vielen maritimen Begriffe haben bei mir am Beginn etwas den Lesefluss gehemmt, am Ende war dies aber überhaupt gar kein Problem mehr. Auch logisch konnte ich keine Fehler ausmachen, der Roman war stets für mich nachvollziehbar und interessant gestaltet.
Das Buch hat vorne in der Klappbroschur eine Karte des Ortes und in der hinteren Klappe findet sich eine Skizze einer Kogge mit den wichtigsten Begriffen. Auch befindet sich ein Personenregister und ein Glossar im Buch, sodass der Leser bei Bedarf immer wieder nachschlagen kann.
Ein großangelegtes Epos, welches mir sehr viel Spaß gemacht hat und ich bin schon sehr gespannt wie es mit Jann und den seiner Familie weitergehen wird.
Ein großartiger historischer Roman der sowohl Männer, als auch Frauen begeistern wird, da hier das pralle Leben mit all seinen Höhen und Tiefen abgebildet wird. Er ist zudem sehr lehrreich und interessant gestaltet.
Ich bedanke mich sehr bei Daniel Wolf für die ausgezeichnete Unterhaltung und dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensions- und Leseexemplars.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.03.2020

Berlin Ender der 20er

Jahre der Veränderung
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Auch mit ihrem zweiten Teil der Hebammen Saga versteht es Linda Winterberg ihre Leser zu fesseln und in eine andere Welt zu entführen. Das Cover hat einen guten Wiedererkennungseffekt und passt perfekt ...

Auch mit ihrem zweiten Teil der Hebammen Saga versteht es Linda Winterberg ihre Leser zu fesseln und in eine andere Welt zu entführen. Das Cover hat einen guten Wiedererkennungseffekt und passt perfekt in die Gestaltung der Reihe. Zudem bekommen die drei Freundinnen ein Gesicht. Der Klappentext fasst knapp zusammen worum es im Roman geht. Wir beginnen 1929 und begleiten Edith, Margot und Luise in einer sehr turbulenten und schwierigen Zeit. Die Weltwirtschaftskrise macht auch nicht vor Berlin- Neukölln halt und somit ist die Armut, das Elend und die Arbeitslosigkeit ein täglicher Gast in der Gesellschaft. Das Ende der goldenen Zwanziger ist Nahe und es wird immer wichtiger, dass Frauen ebenfalls berufstätig werden und mit zum Lebensunterhalt der Familie beitragen.
Edith arbeitet in der Beratungsstelle, Luise lernt die neuen Hebammenschülerinnen an und Margot kämpft unter anderem politisch gegen die Zustände in der Gesellschaft. Ebenso ist auch das Liebesleben der drei Freundinnen immer wieder Thema und zeigt alle Facetten der Liebe.
Durch die allgegenwärtige Not und das Elende der arbeitenden Bevölkerung, ist das Thema Abtreibung ein großes Thema, aber auch der beginnende Antisemitismus kommt im Buch nicht zu kurz. Auch scheinbar „neumodische“ Dinge wie einen Kurs für Säuglingspflege oder einen Gymnastikkurs für Schwangere finden in dem Roman ihre Beachtung und es wird von ihren Anfängen berichtet. Es gibt zudem ein Wiedersehen mit Auguste Marquard, der Oberhebamme und Prof. Hammerschlag, dem Leiter der Klink. Somit ist es ein klein wenig wie „nach Hause kommen“ und man freut sich diese sympathischen Personen wieder ein Stück begleiten zu können.
Der Roman wird auch wie sein Vorgänger chronologisch erzählt und besticht durch seine hohe Spannungsdichte indem sich die Autorin immer wieder Zeitsprüngen bedient, um so einen Höhepunkt an den nächsten zu Reihen. Die Dialoge sind sehr lebendig gestaltet und bereichern den Roman ungemein, sie waren für mich immer wieder das Salz in der Suppe. Logische Lücken entstehen meiner Meinung nach nicht, der Leser ist jeder Zeit in der Lage der Autorin zu folgen, medizinische Sachverhalte werden verständlich beschrieben. Durch vorangestellte Orts- und Zeitangaben hat der Leser eine sehr gute Orientierung.
Der Schreibstil der Autorin ist wie immer sehr angenehm zu lesen, da sie durch eine sehr lebendige Sprache viel Schwung in den Roman reinbringt und so die Seiten nur so dahinfliegen. Ein Nachwort bereichert den Roman ebenfalls, da man so noch einmal viele Hintergrundinfos erhält.
Ein Roman für Leserinnen jeden Alters, der Spaß macht und am Ende freut man sich schon sehr auf den dritten Teil der Saga, der im August 2020 erscheint.
Ich bedanke mich sehr bei Linda Winterberg für die hervorragende Unterhaltung und bei NetGalley sowie dem Aufbau Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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Veröffentlicht am 23.02.2020

Raffael zwischen Kunst und Kirche

Raffael - Das Lächeln der Madonna
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Als ich das erste Mal den Titel las, hatte ich noch wenige Erwartungen an die Geschichte mit ihrem Hintergrund. Ich bin froh, dass dies mit dem Lesen des Romans sich sehr schnell geändert hat. Mich persönlich ...

Als ich das erste Mal den Titel las, hatte ich noch wenige Erwartungen an die Geschichte mit ihrem Hintergrund. Ich bin froh, dass dies mit dem Lesen des Romans sich sehr schnell geändert hat. Mich persönlich hat dieses Buch sehr gefesselt und ich bin glücklich darüber, dass ich es gelesen habe.
Das Cover ist relativ typisch für einen historischen Roman. Es zeigt im Vordergrund eine Frau mit einem roten Kleid welche den Kopf leicht zur Seite gesenkt hat. Im Hintergrund sind einige Häuser bzw. ein Kirchturm abgebildet. Ganz leicht angedeutet erkennt man über den Häuserreihe ein Gesicht, welches grafiktechnisch schwach, fast wie ein Wasserzeichen auf einem Geldschein abgebildet ist. Dieses Gesicht zeigt vermutlich den Künstler Raffael, welcher sich als die Hauptfigur des Romans präsentiert. Der Klappentext umreist den Inhalt des Romans kurz und prägnant, ohne etwas von den entscheidenden Handlungen vorwegzunehmen. Sehr positiv aufgefallen ist mir eine Landkarte des Handlungsgeschehens welche im Innenband des Buches abgebildet ist. Des Weiteren sind alle im Roman hervortretenden Handlungsorte mit den dazugehörigen Personen danach folgend abgebildet. Diese Auflistung ist für den Leser hilfreich und dient auch sehr gut als Gedankenstütze um die einzelnen Personen und Orte nachvollziehen zu können.
Der Hauptkern der Geschichte handelt vom Leben Raffaels, welche sowohl mit historischen als auch mit fiktiven Elementen untermalt wird. Sie beschreibt eine Zeit in der Renaissance des Mittelalters um die Zeit zwischen dem 15. Und 16. Jahrhundert, welche unter anderem durch eine besondere Verbindung zwischen Kirche und Kunst in die Geschichte einging. Dieses Zusammenspiel zwischen Kunst und Glauben wurde dabei immer wieder durch die „Schattenseiten“ des Mittelalters nachhaltig gestört. Die wesentlichen Themen des Romans sind künstlerische Genialität, Liebe, Glaubens- und Machtanspruch der Kirche, Kriege, Krankheiten sowie persönliche Rivalitäten. Hauptprotagonist ist dabei der Renaissance Maler Raffael Sanzio, welcher immer wieder zwischen den Stühlen von Macht und Kunstschaffung steht. Bedeutsame Nebenfiguren der Geschichte sind Raffaels Freund Daniele, Raffaels Geliebte und spätere Ehefrau Margherita Luti, Michelangelo Buonarroti, Leonard da Vinci und Richter Piero Petrucci. Da ich mehrere Favoriten bei den Nebenfiguren hatte, möchte ich mich hier auf Michelangelo beschränken.
Der Autor lässt Michelangelo so lebendig wie die Hauptfigur Raffael in dem Roman aufleben. Einen herausragenden Künstler welche durch seine narzisstische und arrogante Art keinerlei Kunsterschaffung außerhalb seines Wirkungskreises zulässt. Die Konkurrenzsituation zu Raffael wird im Laufe des Romans immer wieder deutlich und sorgt damit für reichlich Spannung und schafft es den Leser zum Nachdenken und hin und wieder auch zum Staunen zu bewegen. Der Aufbau der Erzählung ist chronologisch von der Kindheit Raffaels bis zu seinem Lebensende im Jahr 1520. Größere Zeitsprünge finden nicht statt. Es tauchen im Laufe des Romans verschieden Handlungsorte auf, welche aber aufgrund der chronologisch aufgebauten Geschichte keinerlei Schwierigkeiten für den Leser darstellen. Der Schreibstil des Autors ist sehr flüssig, sehr gut lesbar und öfters historisch behaftet in der Wortwahl. Die Zielgruppe des Romans sind Anhänger der Renaissance Zeit, Freunde historischer Romane sowie Bewunderer der Malerei im Mittelalter. Er ist sowohl für Männer aber auch Frauen geeignet, da für beide Zielgruppen Personen erscheinen, welche als Identifikationsfigur in Frage kommen.
Noah Martin ist meiner Meinung ein sehr lebendiger, dramatischer und spannender Roman über das Leben Raffaels gelungen. Der Autor schafft es historische Fakten mit einer sehr interessanten Geschichte zu schmücken. Ich bedanke mich bei vorablesen, dass die Losfee mir hold war und ich den Roman lesen durfte, mein Dank geht selbstverständlich auch an den Verlag Droemer Knaur.

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Veröffentlicht am 16.02.2020

Wiesbaden 1945- Café in der Kriegszeit

Café Engel
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Großartiger Auftakt zu einer neuen Saga, die sowohl das Kaffeehaus wieder zum Leben erweckt als auch ein vom Krieg gebeuteltes Deutschland zeigt.
Das Cover bildet im Vordergrund eine Frau in einem roten ...

Großartiger Auftakt zu einer neuen Saga, die sowohl das Kaffeehaus wieder zum Leben erweckt als auch ein vom Krieg gebeuteltes Deutschland zeigt.
Das Cover bildet im Vordergrund eine Frau in einem roten Kleid ab, die auf einer Straße entlangflaniert. Im Hintergrund des Bildes befinden sich eine bebaute Straße sowie ein durch Markise und Stühle dekoriertes Gebäude, welches sehr stark an ein Café erinnert. Der Klappentext umreißt in wenigen Sätzen das Handlungsgeschehen und weckt in dem Leser Neugier.
Die wesentlichen Inhalte des Romans handeln von der „Endkriegszeit“, persönlichen Schicksalen, Liebe, Kaffeehauskultur, Theaterleben und Aufbruchsstimmung. Der Roman spielt in Deutschland größtenteils im Jahr 1945, wodurch für den Leser die historische Einordnung sehr leicht fällt. Der Kern der Geschichte handelt vom Café Engel der Familie Koch, welches als eine der wenigen Gebäude vom Bombardement des Krieges in Wiesbaden nicht zerstört wurde.
Hilde Koch und ihre Mutter versuchen das Café wieder zum Leben zu erwecken und werden vor einige Hindernisse und Prüfungen beim „wiedererwecken des altehrwürdigen Cafés“ gestellt. Die Hauptstory wird durch interessante und informative Nebengeschichte von einzelnen Personen sehr gut unterfüttert. Das Buch hat die findungsreiche Eigenschaft, dass durch die viele starken Nebencharaktere die Protagonisten sich nicht zu sehr in den Vordergrund drängen. Mir haben am besten die Nebenfiguren Gisela (Freundin von Hilde), sowie die Theaterschneiderin Julia und der Theatersänger Addi Dobscher gefallen. Letzterer hat sich als meine Lieblingsperson herauskristallisiert. Addi überzeugt als Mann mit seiner hemdsärmeligen, ehrlichen, und zugleich künstlerischen Art, welche der Figur einen ganz besonderen Glanz verleiht. Er schafft es zudem, durch seine Art ein Deutschland zu zeigen, welches trotz der Gräueltaten des Krieges offen, bodenständig und tolerant sein kann. Die Story ist chronologisch aufgebaut vom Ende des Krieges bis zur den Anfängen der Nachkriegszeit. In einzelnen Nebengeschichten sind kurze Zeitsprüngen von ein paar Monaten erkennbar, welche aber den Lesefluss nicht beeinträchtigen. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und bereichert durch kleine witzige, manchmal auch tragische Anekdoten das Lesevergnügen. Die Besonderheit des Romans liegt in seiner kulturellen Verzweigung. Das Zusammenspiel zwischen der „Theatergesellschaft“ in Verbindung mit dem Café als Zufluchtsort der „kunstvertriebenen der Kriegszeit“ lässt die Schatten des Leidens einer ganzen Gesellschaft etwas heller und hoffnungsvoller wirken. Der Roman richtet sich an Fans der Kriegszeit bzw. Nachkriegszeit in Deutschland, Kaffeehausliebhaber und Freunde einer facettenreichen Geschichte über Kultur und Gesellschaft in schwierigen Zeiten. Er ist sowohl für Frauen, als auch für Männer geeignet. Im Allgemeinen kann ich ein sehr positives Fazit über die Geschichte ziehen. Das Buch überzeugt durch seine vielen kleinen und nie langweilig werdenden Geschichten sowie sehr starken Persönlichkeiten, welche der ganzen Thematik eine emphatische und auch nachdenkliche Würze verleihen. Mir hat es große Freude bereitet den ersten Band zu lesen und ich bin gespannt wie Hilde und ihre Familie mit dem Café die nächsten Herausforderungen des Lebens meistern werden.

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