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Veröffentlicht am 26.03.2023

Freiheit und Familie

Wo der Seewind flüstert. Die St.-Peter-Ording-Saga
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Sabine, ihre Geschwister und ihre Freunde genießen einen unbeschwerten Sommer. Ferien, Sonne, Lebenslust, erstes Verliebtsein und die Aussicht auf einen Urlaub in Italien locken die Freunde. Aber auch ...

Sabine, ihre Geschwister und ihre Freunde genießen einen unbeschwerten Sommer. Ferien, Sonne, Lebenslust, erstes Verliebtsein und die Aussicht auf einen Urlaub in Italien locken die Freunde. Aber auch die Aufregung auf einen Arbeitsplatz und den Eintritt ins Berufsleben.
Ganz anders ergeht es Ebba Freese, die nach dem Tod ihres Mannes zu sehen muss, wie die über die Runden kommt. Alleinstehend vermietet sie Zimmer in ihrem Haus, um wenigstens etwas Geld in die Kasse zu bekommen. Dabei spielt ihr der Sommer in die Karten und der sprunghafte Anstieg von Touristen. Doch Ebba kommt alleine nicht zurecht mit der ganzen Arbeit und bittet ihre Schwester, ihr ihre Tochter Sabine als Hilfe nach St. Peter zu schicken. Sabine ist alles andere als begeistert, doch die Familie geht vor. Familie geht immer vor! Und die schlechteste Entscheidung war es nicht, nach St. Peter zu fahren, wie die Zeit zeigt.

Das Cover zeigt Sabine, wie sie mit dem Fahrrad zu dem dem kleinen Café am Strand unterwegs ist. Durch die schier unendliche Dünenlandschaft, das Meer fast im Blick, spricht das Bild von einer frischen Meeresbrise, Urlaub und Freiheit. Ich mag das Bild sehr und finde es hervorragend zum Inhalt des Buches gewählt.

Tanja Janz hat mich sofort für ihr Buch begeistern können. Ich fühlte mich direkt geborgen und im Kreis von Sabines Familie aufgenommen, die sie interessant und lebensnah schildert. Aber auch die lebendigen Schilderungen des Lebens an sich, begeisterten mich, da ich sowohl die Luft an der Nordsee und das harte Leben dort, als auch das in der Stadt nachvollziehen konnte. Hier macht es eindeutig die Mischung aus wirtschaftlichem Aufschwung im Ruhrgebiet und des gerade beginnenden Touristenbooms an der Nordsee. Für mich war es eine wunderbare Entdeckungsreise, dies alles miterleben zu dürfen. Noch platzt Sankt Peter Ording nicht aus allen Nähten, die Schickeria hat noch keinen Einzug gehalten, aber der Grundstock ist gelegt. Das Leben an der See ist noch beschaulich. Ganz im Gegensatz zum Pulsieren des Ruhrgebietes, das durch den Bergbau einen nie dagewesen Aufschwung erlebt. Ebenso wie der Fußball. Ich konnte mich richtig gehend verlieren in dieser Zeit!
Gekonnt fand ich auch die Schilderungen des Lebens. Sabine versucht sich als Frau von den Zwängen der Familie und der Gesellschaft frei zu strampeln. Zumindest im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Denn sie ist geprägt von ihrer Erziehung, den Eltern zu gehorchen. Und so werden über ihren Kopf Entscheidungen getroffen, die sie nicht immer mitträgt. Trotzdem macht Sabine stets das Beste daraus, genießt ihr Leben und zeigt mir, wie wichtig ein gesundes Familienleben sein kann.
Als Kontrapunkt stellt Tanja Janz Sabine Rita an die Seite. Rita ist wesentlich selbstständiger und moderner. Als gelernte Friseurin, die das Geschäft der Eltern übernehmen soll, steht sie schon früh mit beiden Beinen fest im Leben und weiß genau, was sie will. Ihre Eltern lassen ihr viele Freiheiten - für damalige Verhältnisse. Trotzdem schlägt Rita nicht über die Stränge, sondern zeigt Sabine viel mehr Möglichkeiten auf.
Ich mag die beiden Charaktere sehr. Sabine und Rita sind Kinder ihrer Zeit, oder besser gesagt, junge Frauen. Sie wollen die Moderne, sind aber geschützt und gestützt vom Schoß der Familie. Ein Rückhalt, der selbstverständlich sein sollte; allerdings geprägt ist von einem Geben und Nehmen. Die beiden Frauen entwickeln sich, finden ihren eigenen Weg, lehnen sich auch mal auf, trotzdem würden sie nie etwas tun, dass das Gefüge der Familie ernsthaft stört.

Mein Fazit
Eine tolle Zeitreise durch die Wirtschafts-Wunder-Welt. Starke Charaktere und eine Geschichte, die zum Träumen einlädt. Ein wunderbares Buch!

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.08.2018

Schlaf nicht ein

Das Morpheus-Gen
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Die Nacht soll wieder mal lang werden, weil der junge Anwalt David Berger von seinem Chef dazu verdonnert wird, einen Fall durchzuarbeiten. Da fallen ihm die Tabletten gegen Müdigkeit ein, die ihm sein ...

Die Nacht soll wieder mal lang werden, weil der junge Anwalt David Berger von seinem Chef dazu verdonnert wird, einen Fall durchzuarbeiten. Da fallen ihm die Tabletten gegen Müdigkeit ein, die ihm sein bester Freund und Kollege Alexander Bishop gegeben hat. Und mit der Einnahme beginnen Davids Probleme: Er verspürt tagelang keine Müdigkeit mehr, seine Verlobte und sein Freund werden ermordet und er gerät als Verdächtiger in den Fokus der Polizei. Zudem machen mehrere Organisationen Jagd auf ihn. Doch was steckt wirklich dahinter?

Tibor Rode hat kein Buch erschaffen, sondern ein Rätselpuzzle. Denke ich einen Faden gefunden zu haben, kappt er diesen und es geht in eine andere Richtung weiter. Nur langsam und teilweise auch mühsam erschließt sich mir der Sinn hinter den Geschehnissen, da Rode mehr Andeutungen macht, statt Fakten präsentiert. Und dies alles in einem wahnwitzigen Tempo, der das Geschriebene spannend und lebendig hält. Es fiel mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen, da ich immer dachte, dass sich auf der nächsten Seite die Wahrheit offenbart! Während in der einen Ecke ein Stück der Lösung offenbart wird, taucht hinter dem nächsten Vorsprung ein weiterer Feind auf. Der Spannungsbogen ist enorm straff gespannt und es machte mir einfach Spaß, der Handlung zu folgen. Führte sie mal hier und mal dorthin, aber kontinuierlich nach vorne.
Nach der Einnahme einer mysteriösen Tablette, dessen Zusammensetzung und Hersteller unbekannt sind, kann David ohne Ausfallerscheinungen unbegrenzt wach bleiben. Ein gefundenes Fressen für militärische Organisationen weltweit, die stets bemüht sind, Super-Soldaten zu erschaffen. Doch noch eine weitere Organisation, die Bruderschaft, jagt David und diese sind viel älter, als es auf den ersten Blick scheint.
Die Mischung aus Mythologie, politischem Ränkespiel und Agententhriller ist Rode gut gelungen!

Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht der Anwalt David Berger. Aufgewachsen bei seinem Großvater, der ihm Vater und Mutter ersetzte, sucht er Liebe und Geborgenheit bei seiner Verlobten Sarah. David ist für mich ein gelungener Charakter, da er bodenständig und besonnen ist, was sein Beruf mit sich bringt. Gleichzeitig genießt er sein Leben und schätz die üblichen Werte wie Familie, Treue und Fleiß; eigentlich recht konservativ, ist David doch offen für Neues. Die Geschehnisse drohen ihn zu zerbrechen, wenn der brennende Wunsch des Verstehens nicht wäre. Warum mussten die wichtigsten Menschen in seinem Leben sterben und was hat das alles mit Schlaf zu tun?
Gestört hat mich einzig die Verbindung zu Nina. Plötzlich taucht sie auf und David vertraut ihr bedingungslos und ohne Zögern. Gerade in seiner Situation als Gejagter, sollte Misstrauen an erster Stelle stehen und so fiel es mir denkbar schwer, das nachvollziehen zu können! Nina ist ein undurchsichtiger Charakter, mit dem ich nicht warm wurde. Ihre wirklichen Beweggründe blieben lange im Dunkel und so konnte ich ihren Handlungen nur schwer folgen.

Mein Fazit
Durchweg spannend und fesselnd!