Platzhalter für Profilbild

Emiliaeinfacherweise

Lesejury-Mitglied
offline

Emiliaeinfacherweise ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Emiliaeinfacherweise über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.11.2024

Der etwas andere Liebesroman (auch für Liebesmuffel geeignet:)))

Love Me Like It's Yesterday
0

Juno ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben - als Restauratorin hat sie ihre Lebensaufgabe gefunden, mit ihrer besten Freundin leitet sie ehrenamtlich eine Selbsthilfegruppe für Opfer von Cybermobbing ...

Juno ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben - als Restauratorin hat sie ihre Lebensaufgabe gefunden, mit ihrer besten Freundin leitet sie ehrenamtlich eine Selbsthilfegruppe für Opfer von Cybermobbing und in der „Erziehung“ ihres störrischen Azubis hat sie eine Aufgabe gefunden. Doch diese Routine endet eines Tages abrupt, als der geheimnisvolle Taro in ihrer Werkstatt steht und ihr gehörig den Kopf verdreht. Der Beginn einer wunderschönen Bilderbuch-Romanze, in der sich Juno und Taro perfekt ergänzen und viel voneinander lernen. Verschiedener könnten die beiden eigentlich nicht sein: Juno hat sich seit einigen Jahren dem technischen Fortschritt abgewendet und lebt in einer Welt mit Tapes, Festnetztelefonen und natürlich ohne Handy. Taro wiederum ist den sozialen Medien voll aufgesessen und kann sich ein Leben ohne Handy zunächst nicht vorstellen. Dass dies auch noch einen tieferen Grund hat ahnt Juno nicht: Taro ist ein bekannter Content Creator, der einen YouTube Kanal mit Flirttips betreibt. Noch weniger ahnt Juno, dass sie Teil einer perfiden Wette ist und insgeheim als Versuchskaninchen von Taros Flirtstrategien dient. Dass das auf Dauer nicht gut gehen kann, wird einem schnell bewusst. Doch kann die junge Liebe den Vertrauensbruch überdauern? Und kann Taro seinen Social-Media-Wahn überwinden und erkennen, dass die virtuelle Welt nicht mit der Realität gleichzusetzen ist?
Da ist Spannung und das emotionale Auf und Ab vorprogrammiert. Ganz nebenbei gibt der Roman noch Themen wie Cybermobbing oder psychischen Erkrankungen Raum, ohne dabei die Leichtigkeit zu verlieren. Mir hat der Erzählstrang mit Junos Selbsthilfegruppe besonders gut gefallen, da er zeigt, welche Auswirkungen Cybermobbing auch noch Jahre später auf Betroffene hat. Besonders mitgenommen hat mich die Geschichte der Schülerin Leni, die in jungen Jahren im Internet gemobbt wurde und auch nach einem Schulwechsel noch enorm mit den psychischen Folgen und Vertrauensproblemen kämpft. Obwohl es sich hierbei natürlich um eine fiktionale Erzählung handelt, hat mich die Story wirklich zum Nachdenken gebracht. Ist es denn wirklich notwendig, dass zehnjährige Kinder schon Zugang zu Instagram haben? Ich denke nicht, vor allem, weil man in diesem Alter noch gar nicht abschätzen kann, was für Tücken das Netz aufweist. Ich will den technischen Fortschritt jetzt auch nicht verteufeln, schließlich bieten soziale Medien auch tolle Möglichkeiten, um mit alten Bekannten Kontakt zu halten oder sich mit völlig Fremden zu vernetzen und auszutauschen. Aber so, wie sie im Moment eben eingesetzt werden, sind sie Sprachrohr für Hass und Hetze, dessen Opfer oft ungehört bleiben. Deswegen finde ich die Idee von Junos Selbsthilfegruppe so fantastisch, deren Charaktere so liebevoll ausgestaltet sind.
Mit viel Liebe ins Detail erzählt Juliane Käppler die Geschichte von Juno und Taro. Dabei merkt man in jeder Zeile die tiefgründige Recherche, insbesondere was die Restaurationstechnik angeht. Man spürt förmlich das Holz unter den Fingern und hört das Kreischen der Kreissäge. Eine wirklich schöne Idee sind die Neologismen, die jedes Kapitel einleiten. Wenn es kein Wort gibt um Gefühle zu beschreiben, muss eben eines erfunden werden. Ebenso gerne mochte ich den kleinen Exkurs in die Musik- und Filmwelt der 80er Jahre, denn auch wenn diese weit vor meiner Zeit lag, konnte ich die Geschichte somit noch einmal durch ein anderes Medium nachvollziehen.
Diese ganzen Kleinigkeiten haben „Love me like its yesterday“ meiner Meinung nach zu einem lesenswerten Buch gemacht das ich allen weiterempfehlen würde, die Spaß an einer Liebesgeschichte mit Tiefgang haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 03.11.2024

Spannung vorprogrammiert!

Narbenwald #Thriller
0

Allein die Leseprobe hat mich schon hellauf begeistert, da war die Messlatte für den Rest des Buches schon sehr hoch gelegt. Die Idee der Story war irgendwie simpel und doch so komplex: in einem alten ...

Allein die Leseprobe hat mich schon hellauf begeistert, da war die Messlatte für den Rest des Buches schon sehr hoch gelegt. Die Idee der Story war irgendwie simpel und doch so komplex: in einem alten Hotel werden abgeschnittene Ohren gefunden mit der mit Blut an die Wand geschmierten Satz: „Er hat es gehört“. Kaum hat man den Fund der dazugehörigen Leiche verdaut, geht es auch schon weiter mit der Entdeckung von zwei herausgerissenen Augen, dazu „Er hat es gesehen?“. Ein aufreibender Fall für Zoé Martin und Marc Davids, die mit allen Mitteln versuchen, den Mörder zu fassen und dabei ab und zu auch die Grenzen des Gesetzes beugen. Ihre Ermittlungen werden immer wieder durch die Machenschaften eines mysteriösen Unbekannten gekreuzt, der die Fundorte der Leichen und die Schauplätze der Horrorinstallationen aufsucht und YouTube Videos dreht. Sein Kanal gewinnt an Popularität, sodass bald nicht nur der Druck der Staatsanwaltschaft auf den Ermittlern lastet, sondern auch der der breiten Öffentlichkeit.

Dies war mein erster Roman von Chris Dominik und mit Sicherheit auch nicht der letzte. Von der ersten bis zur letzten Seite war ich gefesselt und mochte kaum das Buch zur Seite legen. Ich habe schon etliche Thriller gelesen und trotzdem stach dieser aus der Masse heraus. Besonders gut hat mir der gewählte Ort gefallen: mit dem Raum Frankfurt kann ich als Nordlicht eigentlich nicht unbedingt so viel anfangen, doch die triste Beschreibung des Wohngebietes ist wohl repräsentativ für ein jede (mittel-) große Stadt in Deutschland. So fühle es sich so an, als könnten die Geschehnisse direkt vor der eigenen Haustür passieren, was für ein super Spannungseffekt sorgt. Mal eine nette Abwechslung zu den ganzen Schwedenkrimis und Ami-Thrillern:)
Besonders spannend fand ich die Einblicke in die Gedankenwelt des Mörders und dessen Hintergrundgeschichte. Das war wirklich klasse erzählt, wie sich die ganze Lebensgeschichte des Psychopathen erst nach und nach erschließt und trotzdem im Gesamtzusammenhang Sinn ergibt. Ich habe die ganze Zeit zwischen absolutem Ekel und Mitgefühl geschwankt, was emotional wirklich herausfordernd war 😅
Die Thematisierung der YouTube Videos waren eine interessante Referenz zum aktuellen Zeitgeschehen: immer häufiger werden gewalttätige Videos auf den sozialen Medien verbreitet, sei es aus purer Sensationslust (sogenanntes „Gaffen“) oder aus Rachemotiven, wie bei Rufmordkampagnen. Die Auswirkungen eines Einzelnen, der einen Mob aufscheucht waren enorm. Auch der kritische Block auf True Crime Formate im Allgemeinen hat mich nachdenklich gestimmt, auch wenn das Beispiel jetzt natürlich fiktiv ist.
Auch die bildreiche Darstellung von Marcs Panikattacke ist ein zeitaktuelles Thema: die Geschichte des unverwundbaren Helden, an dem sämtliche Grausamkeiten spurlos vorbeigehen, hat sich auserzählt. Psychische Erkrankungen, insbesondere bei Männern sind aber immer noch ein Tabu-Thema, mit dem sich Marc konfrontiert sieht.

Nun noch Kurz zum Cover: wie auch schon die anderen Bücher der Reihe ist die Titelseite in einem abstrakten, düsteren Design gehalten. Der narbenähnliche Schnitt durch die Frontseite bricht die ansonsten sehr „cleane“ Illustration. Wer das Buch in die Hand nimmt, weiß in jedem Fall, worauf er/ sie sich einlässt, viel mehr erwarte ich von einem Cover auch nicht.
Fazit: nichts für schwache Nerven, aber eine absolute Leseempfehlung für alle, die einen packenden Thriller mit Suchtpotenzial suchen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 27.09.2024

Die Geschichte einer Mutmacherin

Eine Frage der Chemie
0

Elisabeth Zott ist das Abbild einer Kämpferin. Beruflich wie Privat werden ihr immer wieder Steine in den Weg gelegt: eine Frau als Chemikerin? In den 50er Jahren absolut unvorstellbar. Dabei ist sie durchaus ...

Elisabeth Zott ist das Abbild einer Kämpferin. Beruflich wie Privat werden ihr immer wieder Steine in den Weg gelegt: eine Frau als Chemikerin? In den 50er Jahren absolut unvorstellbar. Dabei ist sie durchaus talentiert und extrem intelligent, was sie noch mehr zum Feindbild des patriarchalen Systems macht. Doch Elisabeth hat gelernt, sich durchzuboxen, denn sie steht für ihre Träume ein. Als sie auf den Star der wissenschaftlichen Welt Calvin Evans trifft und sie sich Hals über Kopf ineinander verlieben scheint sie kurz angekommen im Idealzustand ihres Forschungs- und Privatlebens, doch das junge Glück nimmt eine tragische Wendung und Elisabeth sieht sich mit nie geahnten Herausforderungen konfrontiert.

Ich habe diesen besonderen Roman förmlich verschlungen und habe von der ersten bis zur letzten Zeile mit Elisabeth mitgefiebert. Dabei habe ich mehr als einmal die Wut über die zahllosen Ungerechtigkeit der Protagonistin geteilt. Auch in der lähmenden Frustration über eine von Männern dominierte Gesellschaft kann sicher jede Leserin ein Stück weit wiederfinden, auch wenn diese in den Fünfzigern noch andere Dimensionen annahm. Meine absolute Lieblingsszene ist der Dialog mit der eigentlich verhassten Miss Frask, der in der Erkenntnis endet, dass beide in der Vergangenheit von Männern in Machtpositionen vergewaltigt wurden. Ein wirklich ergreifender Moment!
Nichtsdestotrotz schafft es Bonnie Garmus einen versöhnlichen Ton gegenüber der männlichen Welt anzuschlagen: Priester Wakely, Produzent Walter, Gynäkologe Dr. Mason und nicht zuletzt Calvin selbst sind wichtige Stützpfeiler in Elisabeths Leben.
Ab und zu schlägt die Handlung ins Absurde und Unrealistische ab, beispielsweise der fast menschliche Halbsieben, doch wenn man diese Ausflüchte in die Welt der Fantasie einfach als Teil einer großartigen Geschichte begreift, tun sie der doch realen Botschaft des Romans keinen Abbruch. Dennoch schoss mir das wirklich überaus perfekte Happy End letztendlich ein bisschen über das Ziel hinaus.

Zusammenfassend also ein toller Roman für alle, die eine inspirierende Geschichte über eine Kämpferin suchen, direkt aus dem Leben gegriffen und nach wie vor hoch aktuell.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.09.2024

Albtraum Garantie mit Geschmäckle

Ich bin der Schmerz
0

Bin auf dieses Buch in einer Büchertauschkiste im Betrieb gestoßen und rätsele seitdem, wer von meinen Kolleg*innen wohl einen Hang zu sadistischer Literatur hat- vielleicht sollte ich mich in Zukunft ...

Bin auf dieses Buch in einer Büchertauschkiste im Betrieb gestoßen und rätsele seitdem, wer von meinen Kolleg*innen wohl einen Hang zu sadistischer Literatur hat- vielleicht sollte ich mich in Zukunft in Acht nehmen… Spaß beiseite, der Thriller begann vielversprechend: eine Geheimorganisation, die es mit den Menschenrechten nicht ganz so genau nimmt, ein Killer mit Gehirnwäsche und eine Mordserie, begangen durch Unschuldige. Teilweise wurden wirklich philosophische Fragen nach der Existenz von Gut und Böse angerissen, die mich durchaus zum grübeln gebracht haben. Dazu passt auch, dass die Figur des Frank Ackermans einem auf eine seltsame Art immer sympathischer wird, besonders im Kontrast zu seinem Vater, dem Anstifter und der rührenden Beziehung zu seinem Bruder und seinem kleinen Neffen.

Die Gewaltexzesse sind durchweg sehr explizit geschildert und echt nichts für schwache Nerven- Psychothriller vom Feinsten eben. Doch nach und nach geht einem das ständige Töten nur noch auf die Nerven, gekrönt wird dies von einem semi-realistischen Bombenanschlag und einem sehr langatmigen Gemetzel mit Craigs Söldnern.

Ein bisschen angefressen war ich zudem von der subtilen Abtreibungskritik, die in dem Buch als „ungeborenen Kindern das Leben“ nehmen (S.161) verpackt wurde und suggeriert, es handle sich dabei um eine Art Tötungsdelikt. Diese Ansicht teile ich nicht und hat mir ein bisschen sauer aufstoßen lassen, gehört bei einem typischen Ami-Buch aber wohl leider ebenso dazu wie die Sig-Sauer:/

Mein Fazit: das wirklich enormes Potenzial der Grundidee wurde leider nicht komplett ausgeschöpft und hat sich zu gehaltlosem Gemetzel hinreißen lassen. Wer‘s mag wird dieses Buch lieben, für mich war‘s leider eher nichts.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere