Der etwas andere Liebesroman (auch für Liebesmuffel geeignet:)))
Love Me Like It's YesterdayJuno ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben - als Restauratorin hat sie ihre Lebensaufgabe gefunden, mit ihrer besten Freundin leitet sie ehrenamtlich eine Selbsthilfegruppe für Opfer von Cybermobbing ...
Juno ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben - als Restauratorin hat sie ihre Lebensaufgabe gefunden, mit ihrer besten Freundin leitet sie ehrenamtlich eine Selbsthilfegruppe für Opfer von Cybermobbing und in der „Erziehung“ ihres störrischen Azubis hat sie eine Aufgabe gefunden. Doch diese Routine endet eines Tages abrupt, als der geheimnisvolle Taro in ihrer Werkstatt steht und ihr gehörig den Kopf verdreht. Der Beginn einer wunderschönen Bilderbuch-Romanze, in der sich Juno und Taro perfekt ergänzen und viel voneinander lernen. Verschiedener könnten die beiden eigentlich nicht sein: Juno hat sich seit einigen Jahren dem technischen Fortschritt abgewendet und lebt in einer Welt mit Tapes, Festnetztelefonen und natürlich ohne Handy. Taro wiederum ist den sozialen Medien voll aufgesessen und kann sich ein Leben ohne Handy zunächst nicht vorstellen. Dass dies auch noch einen tieferen Grund hat ahnt Juno nicht: Taro ist ein bekannter Content Creator, der einen YouTube Kanal mit Flirttips betreibt. Noch weniger ahnt Juno, dass sie Teil einer perfiden Wette ist und insgeheim als Versuchskaninchen von Taros Flirtstrategien dient. Dass das auf Dauer nicht gut gehen kann, wird einem schnell bewusst. Doch kann die junge Liebe den Vertrauensbruch überdauern? Und kann Taro seinen Social-Media-Wahn überwinden und erkennen, dass die virtuelle Welt nicht mit der Realität gleichzusetzen ist?
Da ist Spannung und das emotionale Auf und Ab vorprogrammiert. Ganz nebenbei gibt der Roman noch Themen wie Cybermobbing oder psychischen Erkrankungen Raum, ohne dabei die Leichtigkeit zu verlieren. Mir hat der Erzählstrang mit Junos Selbsthilfegruppe besonders gut gefallen, da er zeigt, welche Auswirkungen Cybermobbing auch noch Jahre später auf Betroffene hat. Besonders mitgenommen hat mich die Geschichte der Schülerin Leni, die in jungen Jahren im Internet gemobbt wurde und auch nach einem Schulwechsel noch enorm mit den psychischen Folgen und Vertrauensproblemen kämpft. Obwohl es sich hierbei natürlich um eine fiktionale Erzählung handelt, hat mich die Story wirklich zum Nachdenken gebracht. Ist es denn wirklich notwendig, dass zehnjährige Kinder schon Zugang zu Instagram haben? Ich denke nicht, vor allem, weil man in diesem Alter noch gar nicht abschätzen kann, was für Tücken das Netz aufweist. Ich will den technischen Fortschritt jetzt auch nicht verteufeln, schließlich bieten soziale Medien auch tolle Möglichkeiten, um mit alten Bekannten Kontakt zu halten oder sich mit völlig Fremden zu vernetzen und auszutauschen. Aber so, wie sie im Moment eben eingesetzt werden, sind sie Sprachrohr für Hass und Hetze, dessen Opfer oft ungehört bleiben. Deswegen finde ich die Idee von Junos Selbsthilfegruppe so fantastisch, deren Charaktere so liebevoll ausgestaltet sind.
Mit viel Liebe ins Detail erzählt Juliane Käppler die Geschichte von Juno und Taro. Dabei merkt man in jeder Zeile die tiefgründige Recherche, insbesondere was die Restaurationstechnik angeht. Man spürt förmlich das Holz unter den Fingern und hört das Kreischen der Kreissäge. Eine wirklich schöne Idee sind die Neologismen, die jedes Kapitel einleiten. Wenn es kein Wort gibt um Gefühle zu beschreiben, muss eben eines erfunden werden. Ebenso gerne mochte ich den kleinen Exkurs in die Musik- und Filmwelt der 80er Jahre, denn auch wenn diese weit vor meiner Zeit lag, konnte ich die Geschichte somit noch einmal durch ein anderes Medium nachvollziehen.
Diese ganzen Kleinigkeiten haben „Love me like its yesterday“ meiner Meinung nach zu einem lesenswerten Buch gemacht das ich allen weiterempfehlen würde, die Spaß an einer Liebesgeschichte mit Tiefgang haben.