Ein bisschen zu viel heile Welt
Das Meer in deinem NamenMeine Meinung
Ich habe das Buch geschenkt bekommen und mir davon eine unterhaltsame Lektüre mit viel Meer und einem spannenden Familiengeheimnis erhofft. Die Geschichte begann dann auch ganz gut. Es gab ...
Meine Meinung
Ich habe das Buch geschenkt bekommen und mir davon eine unterhaltsame Lektüre mit viel Meer und einem spannenden Familiengeheimnis erhofft. Die Geschichte begann dann auch ganz gut. Es gab einen Neuanfang für Carly an der Ostsee, bildhafte Beschreibungen des Meeres und der Landschaft, ein altes Haus, in das ich am liebsten sofort selbst eingezogen wäre und Rückblicke in die Vergangenheit der vorherigen Bewohnerin – die ersten Seiten habe ich nur so weggeschmökert.
Irgendwann wurde es dann aber einfach zu viel des Guten. In diesem Buch ist wirklich jeder herzensgut oder macht eine entsprechende Wandlung durch, alle haben sich lieb und wir leben in einer Friede-Freude-Eierkuchen-Welt. Ich habe ja manchmal nix gegen ein bisschen heile Welt in Büchern, aber diese Welt war am Ende vollkommen überzuckert – inklusive rosaglitzernder Zuckerperlen.
Auch tiefgründige und vielseitige Charaktere fehlen hier völlig, alle Charaktere sind sehr einseitig und klischeehaft. Die Auflösung der Geschichte und das angedeutete Familiengeheimnis fand ich letztendlich auch nicht wirklich fesselnd. Die ganze Geschichte hätte man locker auf 300 Seiten erzählen können, dazu einige Personen und ihre (unglaubwürdigen) Wandlungen weglassen und es wäre ein unterhaltsamer Sommerroman.
Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich die Sprache. Eine poetische und bildhafte Sprache gefällt mit generell, aber hier glitt es mir dann doch zu oft ins Kitschig-Schwülstige ab. Kleine Kostprobe gefällig?
„Hier bin ich zu Hause. Der Satz fiel weich in den Abend, trieb im leisen Herbstwind über den Steg, dann mit den letzten tanzenden Mücken über die Wasseroberfläche, wo er sich mit dem triumphierenden Ruf der fernen Hirsche traf und schließlich von einer kleinen flüsternden Welle eingefangen und weiter aus dem Bodden aufs Meer hinausgetragen wurde.“
Fazit
Wenn man stark unterzuckert ist und dringend eine Dosis „Heile Welt“ braucht, ist dieses Buch genau das richtige. Eine am Anfang unterhaltsame Geschichte und tolle Beschreibungen der Landschaft am Meer reichen dann gerade noch für 2,5 gutgemeinte Sterne.
(P.S.: Ich habe mir übrigens direkt im Anschluss einen Karin Slaughter Thriller geschnappt, damit mein Blutzucker sich wieder auf ein normales Level senkt.)