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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2022

Fesselnd & unterhaltsam

Flug 416
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Darum geht’s:
Bill Hoffman, erfahrener Pilot bei Coastal Airways und Vater von zwei kleinen Kindern, beginnt ahnungslos seinen Dienst als Kapitän, um Flug 416 planmäßig von Los Angeles nach New York zu ...

Darum geht’s:
Bill Hoffman, erfahrener Pilot bei Coastal Airways und Vater von zwei kleinen Kindern, beginnt ahnungslos seinen Dienst als Kapitän, um Flug 416 planmäßig von Los Angeles nach New York zu fliegen. Kaum ist das Flugzeug abgehoben, erhält er die Nachricht, dass seine Frau und die beiden Kinder von einem Terroristen in dessen Gewalt gebracht wurden. Dieser fordert von Bill, dass er das Flugzeug zum Absturz bringt. Ansonsten würde er die Familie des Piloten töten. Bill schafft es, seine Crew darüber zu informieren. Doch der Entführer deutet an, dass er einen Komplizen an Bord hat und Bill weiß nicht mehr, wem er noch vertrauen kann. Gleichzeitig verbünden sich die Kabinencrew mit ein paar Passagieren, um den Kampf um Leben und Tod aufzunehmen.

So fand ich’s:
Gleich vorneweg: Das Buch beschert dem Leser genau das, was die Kurzbeschreibung verspricht. Schon die ersten Seiten sind temporeich erzählt. Wobei es meiner Meinung nach den Prolog nicht unbedingt gebraucht hätte. Für mich waren es ein paar grausige Details zu viel und ich war froh, dass die Autorin sich danach auf die psychische Ebene des Thrillers konzentrierte, was viel mehr nach meinem Geschmack war.

Der Plot entwickelte einen immer stärkeren Sog und es war manchmal wirklich schwierig, das Buch beiseite zu legen, da die Autorin das Spiel mit kleinen Cliffhangern am Ende der Kapitel immer mehr auf die Spitze trieb. Es war so einiges vorhersehbar. Doch die Autorin schaffte es auch immer wieder mal, mich mit unerwarteten Twists zu überraschen, so dass zu keinem Moment Langeweile aufkam.

Für mich hat das Buch sehr viel von einem typisch amerikanischen Action-Film mit stereotypen Protagonisten und gängigen Heldenfiguren. Wenn man das mag und bereit ist, sich auf das einzulassen, wird man mit diesem Buch sehr spannend und kurzweilig unterhalten. Ich habe mich tatsächlich hin und wieder dabei ertappt, wie ich schier den Atem angehalten habe und gerade zum Schluss hin, wurden immer mehr Emotionen geweckt. Dabei blitzte immer wieder auf, wie sehr die Welt des Fliegens der Autorin, die selbst auch als Flight Attendant tätig war, am Herzen liegt.

Mir bot „Flug 416“ fesselnde und unterhaltsame Lesestunden und ich bin froh, dass ich zurzeit keine Flugreise geplant habe. Wohl wäre mir dabei jedenfalls nicht. So gesehen, hat die Autorin alles richtig gemacht.

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Veröffentlicht am 23.05.2022

Eine Geschichte, die trotz Schwächen nachhallt

Ich, Ellyn
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Darum geht’s:
Ellyn lebt mit ihrer Familie in sehr ärmlichen Verhältnissen im England des 16. Jahrhunderts. Harte Feldarbeit bestimmt den Alltag des Mädchens. Nur das Singen mit ihrer Mutter schenkt ihr ...

Darum geht’s:
Ellyn lebt mit ihrer Familie in sehr ärmlichen Verhältnissen im England des 16. Jahrhunderts. Harte Feldarbeit bestimmt den Alltag des Mädchens. Nur das Singen mit ihrer Mutter schenkt ihr ein klein wenig Freude. Als sie eines Tages auf dem Weg zum Markt in der Kirche einen Chor singen hört, wird dem Mädchen bewusst, dass es im Leben noch einiges mehr gibt und neue Träume werden entfacht. Mit einem Trick schleicht sie sich in die Knaben-Singschule ein und entdeckt eine komplett neue Welt.

So fand ich’s:
Durch das Buch „Die Farbe von Milch“ war ich bereits vor dem unkonventionellen Schreibstil der Autorin vorgewarnt. Allerdings hat mich Nell Leyshons Art diese Geschichte zu erzählen dann doch kalt erwischt. Zu Beginn ging daher das Lesen aufgrund der (absichtlich) fehlenden Satzzeichen und des Umstandes, dass alles klein geschrieben ist, nur mühsam voran. Ich fand es sehr erleichternd, als sich der Schreibstil „normalisierte“ und allmählich immer „korrekter“ wurde. So im Nachhinein muss ich zugeben, dass durch diese eigenwillige Erzählweise die Autorin Ellyns Bildungsstand und vor allem ihre Fortschritte auf sehr eindrückliche Weise dargestellt hat. Zudem hat mich mit der Zeit die intensive Geschichte immer mehr gefesselt und mich für den holperigen Start versöhnt.

So sehr ich immer mehr in der Geschichte versinken konnte, umso mehr war ich dann leider vom Ende enttäuscht. In einer Geschichte muss meiner Meinung nach nicht immer alles auserzählt werden und ich störte mich auch nicht an der doch recht kleinen Seitenanzahl oder an den Seiten, die nur einen Satz enthielten. Was mich irritiert hat, war das abrupte Ende. Die Entwicklung zum Schluss hin war schon in sich schlüssig und offene Enden können für den Leser eine angenehme Herausforderung sein, sich auszumalen, wie es der Protagonistin oder dem Protagonisten wohl weiterhin ergehen würde. Doch hier musste ich Ellyn zu einem für mich unbefriedigenden Zeitpunkt zwischen der letzten Seite und dem Buchdeckel zurücklassen. Ein paar wenige Seiten hätten meiner Meinung der Geschichte auf jeden Fall gutgetan. Schade, denn Ellyns Geschichte ist grundsätzlich eine Geschichte, die sehr berührt und nachhallt.

Jetzt mit ein wenig Abstand erinnere ich mich in erster Linie an das Gefühl der Intensität, wie Ellyn mir quasi persönlich ihre Geschichte erzählt hat. Für mich ist Ellyn eine Protagonistin, die man nicht so leicht vergisst.

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Veröffentlicht am 29.04.2022

Eine Geschichte und Figuren, an die man gerne zurückdenkt

Das unglaubliche Leben des Wallace Price
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Darum geht’s:
Wallace Price ist ein skrupelloser Anwalt, für den alleine die Arbeit und der Erfolg zählen, das Menschliche bleibt auf der Strecke. Es verwundert also nicht, dass nach seinem plötzlichen ...

Darum geht’s:
Wallace Price ist ein skrupelloser Anwalt, für den alleine die Arbeit und der Erfolg zählen, das Menschliche bleibt auf der Strecke. Es verwundert also nicht, dass nach seinem plötzlichen Tod nur wenige Menschen an seiner Trauerfeier teilnehmen. Und dann findet er sich in einem seltsamen Teeladen, der sich als eine Art Zwischenwelt herausstellt, wieder. Dort soll ihn der Fährmann Hugo auf das Jenseits vorbereiten. Doch Wallace ist noch nicht bereit für seine letzte Reise und es wird ihm erlaubt, noch eine Weile dort zu verweilen. Diese Zeit wird Wallaces Einstellung zum Leben und zum Tod für immer verändern.

So fand ich‘s:
„Mr. Parnassus‘ Heim für magisch Begabte“ war definitiv eines meiner Jahreshighlights in 2021 und so hibbelte ich T.J. Klunes neuem Buch richtiggehend entgegen. Möglicherweise war es gerade diese hohe Erwartungshaltung, die mich zu Beginn der Lektüre dann ein wenig ausgebremst hat. Ich brauchte hier tatsächlich einige Kapitel, bis ich richtig in der Geschichte angekommen war. Es waren dann auch in erster Linie der lockere Erzählstil sowie die Liebe des Autors zu seinen Figuren, die wieder intensiv spürbar war, die mich durchhalten ließen. Ab einem gewissen Punkt – so genau kann ich ihn nicht lokalisieren – hat mich dann die Geschichte doch noch gepackt und von dem Moment an war ich total gefesselt von einem Thema, das vom Leser einiges abverlangt.

In der Tat bereitet das Thema Sterben und das „Danach“ meistens großes Unbehagen. Doch dem Autor gelingt es hier aus einer unbequemen Thematik eine sensible und herzerwärmende Geschichte zu machen. Dabei kommt es nicht drauf an, was man glaubt, was einen nach dem Tod erwartet und ich hatte zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, der Autor wolle mir seine Überzeugung aufdrängen. Im Gegenteil: Es geht hier eigentlich viel mehr um das Leben als um das Sterben und wie wichtig Vertrauen, Hoffnung und Loslassen sind.

T.J. Klune hat sensible Themen wie Verlust, Selbstmord und gar Kindstod sehr einfühlsam verpackt. Dieses Buch unterscheidet sich auch deutlich vom Parnassus-Buch und ist zum Beispiel um einiges melancholischer und ernster. Trotzdem bleibt der Autor seinem unbeschwerten Schreibstil treu, was der Geschichte trotz schwerer Kost eine gewisse Leichtigkeit schenkte.

Trotz Startschwierigkeiten hat der Autor es schlussendlich auch mit diesem Buch geschafft, mich zu berühren und zum Nachdenken zu bringen, mich laut lachen und mich gleichzeitig ein schwieriges Thema genauer betrachten zu lassen. Und ich werde immer wieder sehr gerne – vor allem auch beim Teetrinken - an diese Geschichte und die liebevoll gezeichneten Figuren denken.

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Veröffentlicht am 16.03.2022

Geschichten über starke Frauen für starke Frauen

Don't Breathe - Hass & Liebe
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Darum geht‘s:
Vik Tory erzählt in sechs „Romance Crime Shortstorys” die Geschichten von sehr unterschiedlichen Frauen, die eines gemeinsam haben. Alle suchen ihr Glück und den Sinn des Lebens in der Liebe. ...

Darum geht‘s:
Vik Tory erzählt in sechs „Romance Crime Shortstorys” die Geschichten von sehr unterschiedlichen Frauen, die eines gemeinsam haben. Alle suchen ihr Glück und den Sinn des Lebens in der Liebe. Doch der Weg zum Glück ist nicht so gradlinig wie erhofft und die Protagonistinnen werden mit schicksalshaften Begegnungen sowie extremen und dramatischen Situationen konfrontiert. Doch starke Frauen lassen sich nicht so einfach unterkriegen…

So fand ich‘s:
Ab und an lese ich ganz gerne Kurzgeschichten. Ich finde es immer faszinierend, wieviel ein Autor in so eine kleine Seitenzahl hineinpacken kann. Für mich ist das ein besonderes Talent, wenn es eine so kompakt erzählte Geschichte schafft, mich zu fesseln. Und Vik Tory ist das hier in „Dont’t Breathe – Hass & Liebe“ auf jeden Fall gelungen.

Die Autorin zeigt mit ihren Geschichten über sehr unterschiedliche Frauen, dass sie vor Ideen nur so sprudelt. Auch wenn es allen Protagonistinnen um die große Liebe und den Sinn des Lebens geht, sind die einzelnen Storys dennoch sehr individuell und erzeugen jede für sich eine ganz eigene Atmosphäre.
Vik Torys Erzählstil ist sehr gefühlvoll und einfühlsam, ohne schnulzig zu werden. Die Figuren sind lebendig gezeichnet – mal sensibel, mal temperamentvoller, aber auch immer mit einer gesunden Prise Ironie. Gleichzeitig schafft die Autorin es, auch beklemmende und erschütternde Szenen lebendig darzustellen.

„Provozierend, düster, sexy“ – so wird das Buch angepriesen und ich finde, dass diese drei Worte, das Buch sehr gut zusammenfassen. Es gibt Wendungen, mit denen die Autorin mich nicht nur überrascht, sondern auch ein klein wenig bestürzt hat. Aber das scheint durchaus gewollt und die Autorin hat bei mir so gesehen ihr Ziel definitiv erreicht.

Es sind sechs Geschichten über starke Frauen für starke Frauen – Geschichten, die mir mitunter unter die Haut gegangen sind. Kurzum: Vik Tory hat mich von ihrem Erzähltalent überzeugt und mir unterhaltsame, spannende und überraschende Lesestunden geschenkt.

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Veröffentlicht am 10.03.2022

Grandios & brillant erzählt

Die Anomalie
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Darum geht‘s:
Es ist gar nicht so leicht, dieses Buch zu resümieren und gleichzeitig Spoiler zu vermeiden. Daher fasse ich mich hier lieber sehr kurz.

Im Juni 2021 landet in New York eine Boeing 787 aus ...

Darum geht‘s:
Es ist gar nicht so leicht, dieses Buch zu resümieren und gleichzeitig Spoiler zu vermeiden. Daher fasse ich mich hier lieber sehr kurz.

Im Juni 2021 landet in New York eine Boeing 787 aus Paris – auf den ersten Blick nichts Außergewöhnliches. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch auf, dass genau dieselbe Maschine bereits im März 2021 nach einem turbulenten Flug schon Mal in New York gelandet ist, mit demselben Piloten und denselben Passagieren. Unerklärliches schein Wirklichkeit geworden zu sein. Aber gibt es diese Menschen nun doppelt? Und was würde geschehen, wenn sie sich selbst begegnen?

So fand ich‘s:
Dieses Buch gehört nicht unbedingt zu den Genres, die ich üblicherweise lese und ich wurde durch eine Leserunde bei den „Büchereulen“ darauf aufmerksam. Und da ich gerne Mal über meinen Tellerrand hinaus lese, habe ich mich auf dieses Buch eingelassen und bin jetzt im Nachhinein sehr froh über diese Entscheidung. Denn kurzum: Für mich ist „Die Anomalie“ ein grandioses und brillant erzähltes Buch.

Trotz einer ungewöhnlich großen Zahl an Protagonisten, schaffte es der Autor, jedem genügend Raum zu geben und mich für jeden einzelnen gleichermaßen zu interessieren. Die schnörkellose und eher nüchtern wirkende Erzählweise hatte auf mich schon bald eine Art hypnotische Wirkung, die ich nur schwer beschreiben kann, mich aber zunehmend in Bann zog.

Zudem hat mich der Autor mit seinem ausgefeilten und bis ins Detail wohl durchdachten Plot fasziniert, der zwar nicht viel Spielraum für die eigene Fantasie übrig lässt, aber umso mehr zum Nachdenken anregt. Ich habe selten ein Buch gelesen, das die moderne Welt und die Probleme unserer Gesellschaft so klar und ungeschönt, aber auch mit der Liebe zum Leben und den Menschen und immer wieder mit einer gesunden Prise schwarzen Humors, darstellt.

Hervé Le Tellier verlangt von seinen Lesern mit politischen, wissenschaftlichen und philosophischen Fragen, die er aufwirft, einiges an Denkarbeit ab. Denn ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand dieses Buch liest, ohne dass ein Gedankenkarussell in Gang gesetzt wird.

Das Ende hatte ich so nicht erwartet, passt aber meiner Meinung nach perfekt zum gesamten Geschichtsverlauf. Und selbst diese Entwicklung birgt so viel Diskussionsstoff, dass ich froh bin, das Buch in einer Leserunde gelesen zu haben.

Auch wenn ich mich wiederhole: „Die Anomalie“ ist ein grandioses, intelligentes und berührendes Buch. Eine klarere Leseempfehlung kann ich gar nicht abgeben.

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