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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.09.2023

Anregend

Die Leuchtturm-Schwestern
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Der Roman beginnt wie eine harmlose Familiengeschichte zu Beginn des Zweiten Weltkriegs auf der Kanalinsel Jersey. Die beiden Schwestern Alice (Krankenschwester) und Jenny (Schlaukopf) leben mit ihren ...

Der Roman beginnt wie eine harmlose Familiengeschichte zu Beginn des Zweiten Weltkriegs auf der Kanalinsel Jersey. Die beiden Schwestern Alice (Krankenschwester) und Jenny (Schlaukopf) leben mit ihren Eltern nahe eines Leuchtturms auf der Insel. Mit ihnen und ihren Sorgen, Nöten und ihrem Mut erlebt man, wie sich der Krieg auf die Bevölkerung ausgewirkt hat, wie sich die deutsche Besatzung aufgeführt hat und wie sie schikaniert wurde. Mir war zum Beispiel nicht bekannt, dass Churchill die Kanalinseln "fallen ließ" und das Kinder, die ein britisches Elternteil hatten, nach Süddeutschland deportiert wurden. Die Kinder, um die es hier geht, sind eher junge Erwachsene.
Alice arbeitet im Krankenhaus und auch da wurde eine Zwei-Klassen-Gesellschaft etabliert. Das deutsche Lazarett bekam eine Abteilung und hatte wohl grundsätzlich bessere Medikamente und eine gehobenere Ausstattung. Alice freundet sich mit einem pazifistischem Arzt an während es Jenny in den Widerstand zieht. Und jede von ihnen ist auf ihre Weise mutig und bekommt es mit der Angst zu tun. Wie sie sie überwinden und was sie daraus machen, ist anregend zu lesen.

Sehr gut be- und geschrieben, nicht zu eindringlich, aber so, dass man sich vieles vorstellen kann. Am Ende erläutert die Autorin noch einige Besonderheiten.

Veröffentlicht am 11.09.2023

Stellenweise sehr langatmig und überseicht

Apfelherbst
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Gina liebt ihr Leben als Tagesmutter in einem kleinen, englischen Dorf. Als ihr Vermieter stirbt und der Erbe das Haus verkaufen will, setzt sie alles daran, das er es sich doch noch anders überlegt. Ihre ...

Gina liebt ihr Leben als Tagesmutter in einem kleinen, englischen Dorf. Als ihr Vermieter stirbt und der Erbe das Haus verkaufen will, setzt sie alles daran, das er es sich doch noch anders überlegt. Ihre Freundschaft mit drei Senioren im Haus führt dazu, dass sie plötzlich den Entschluss fasst, kämpferischer als nur nett zu sein.

Der Beginn des Romans ist speziell. Denn das Leben als Tagesmutter mit vielen kleinen Kindern wird gründlich beschrieben. Leider nicht unbedingt appetitlich, dafür sehr detailliert. Die Kinder kommen auch oft zu Wort, allerdings bringt das die eigentliche Geschichte nicht vorwärts. Und die ersten hundertfünfzig Seiten sind mit diesen Inhalten sehr langatmig. Später kommt eine Liebesgeschichte hinzu und man merkt, dass Gina sich oft verkannt gefühlt hat. Ihre Eltern würdigten sie nicht genug und sie denkt, dass sie viel zu brav und lieb war in den letzten Jahrzehnten. Aber nun kämpft sie, damit sie und ihre Mitmieter im Haus weiterhin wohnen und arbeiten dürfen.
Also: sehr langer und zäher Anfang, gefolgt von einer spritzigeren Liebesgeschichte mit guter Rahmenhandlung. Dabei ist die Geschichte überseicht verfasst.

Veröffentlicht am 10.09.2023

Lesenswert

Die Zuckerbaronin
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Die Geschichte spielt sowohl in einem Weiler im Bayrischen Wald als auch in Baltimore, Leipzig und an der schweizerischen Grenze. Denn die drei Schwestern Martha, Helena und Gwendolyn sind die Töchter ...

Die Geschichte spielt sowohl in einem Weiler im Bayrischen Wald als auch in Baltimore, Leipzig und an der schweizerischen Grenze. Denn die drei Schwestern Martha, Helena und Gwendolyn sind die Töchter des Schmugglerkönigs der Region. Die Ware ist Saccharin, der um 1886 aufkommende erste synthetisch hergestellte Zuckerzusatz.
Es gibt mehrere Handlungsstränge und Zeiten. Zum Einen die Zeit als er Stoff und seine Eigenschaften entdeckt wurden. Dann die Zeit um 1906 herum und kurz davor. Nahe des Weilers, in dem Schmugglerkönig Korbinian lebt, gibt es ein Dorf mit einem so genannten Zuckerbaron. Dieser hat ca. zwanzig Jahre zuvor das ehemalige Gestüt seiner bankrotten Familie zu einem florierendem Unternehmen ausgebaut. Er produziert Zucker aus Rüben. Der Saccarin-Schmuggel ärgert ihn und seinesgleichen in ganz Europa sehr.
Auf der anderen Seite lernt man die Schwestern und das Dorfleben, die Schmuggelzüge kennen. Auch dies ist sehr spannend und vermutlich gut recherchiert. Auch die Situation des Zolls und der Gendarmen wird beleuchtet, denn sie mussten Schmuggler in flagranti erwischen und Korbinian führt ihren Dienststand geradezu vor.

Sehr lesenswert!

Veröffentlicht am 10.09.2023

Sehr gut erzählt

Südfall
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Ein britisches Flugzeug wird in den 1940-er Jahren über der Nordsee abgeschossen und der Fallschirmspringer Dave hat Glück. Er landet bei Ebbe im Watt nahe der Hallig Südfall und wird von einer alten Dame ...

Ein britisches Flugzeug wird in den 1940-er Jahren über der Nordsee abgeschossen und der Fallschirmspringer Dave hat Glück. Er landet bei Ebbe im Watt nahe der Hallig Südfall und wird von einer alten Dame gerettet. Von nun an ist er ganz auf sich, aber auch auf das Glück auf wohlmeinende Menschen zu treffen, angewiesen. Und er ist ungeduldig, möchte so schnell es eben geht wieder möglichst heil nach England zurück.

Man begleitet Dave dabei, wie er seinen Weg zurück findet. Er ist zwar Hauptfigur, aber nicht nur. Er ist auch Gegenstand in mehreren Mini-Geschichten. Die Herrin von Südfall lernt man erst so nach und nach kennen, nicht gleich zu Beginn, eher durch die Erzählungen der weiteren Figuren dieser Kurzgeschichte. Paul ist ein Junge, der hofft, dass Hitler siegen möge und verpfeift Dave, der sich im Schafpferch aufhält. Aber Tante Anna ist ja auch noch da und weitere, hilfreiche Nordfriesen, die hoffen, dass die Allierten endlich voran kommen mögen. Die Friesen sind schon immer ein stolzes Volk gewesen!

Die Geschichte ist lesenswert und einem Roadmovie nicht unähnlich. Dazu kommt der an sich knappe Erzählstil, der stets zügig auf den Punkt kommt. Dabei präzise nie zu viel oder zu wenig aussagt und das interesse daran, wie sich Dave seinem Ziel nähert. Und immer die Menschen im karg besiedelten Nordfriesland mit erzählen lässt.

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Veröffentlicht am 10.09.2023

Anregend

Schatten über Colonia – Ermittlungen am Rand des Römischen Reichs
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Quintus Tibur ist Anwalt in der Colonia agrippina, dem Köln zu römischer Zeit anno 87 nach Christus. Er hat sowohl germanische als auch römische Wurzeln und bekommt es mit einem sehr speziellen Fall zu ...

Quintus Tibur ist Anwalt in der Colonia agrippina, dem Köln zu römischer Zeit anno 87 nach Christus. Er hat sowohl germanische als auch römische Wurzeln und bekommt es mit einem sehr speziellen Fall zu tun.

Der Stadtrat ist der Vater von Lucretia Veturius, eine junge, gebildete Römerin im heiratsfähigen Alter. Die zum Leidwesen ihrer putzsüchtigen Mutter noch gar nicht heiraten möchte sondern sich lieber auf dem Forum und in Gerichtssälen herumtreibt und die gerne ihren Verstand einsetzt. Die beiden kommen zusammen, als eine Art Ermittlerteam. Lucretia trauert und möchte den Mörder ihrer Zofe finden.

Es ist eindeutig ein Krimi, der die Zustände rechts und links des Rheins und vor allem im damaligen Köln aufs Korn nimmt. Der das Rechtssystem der Römer mit in die Geschichte aufnimmt und das alltägliche Leben vieler Bürger behandelt. So bekommt man gute Einblicke und meint zeitweise sogar quasi dabei sein, wenn Quintus und Lucretia den Dingen auf den Grund gehen. Der Auftakt der neuen Krimireihe bereitet Lust auf den nächsten Band und ist so gut geschrieben, dass er sich an zwei Nachmittagen locker durchlesen lässt.

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