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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.09.2023

Sehr eindrücklich beschrieben

Töchter des Nordmeeres – Livs Weg
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Liv und Lucia werden als Babys jeweils vor die Tür des Pfarr- und Wirtshauses auf Smola gelegt, mitten im Winter. Sie haben Glück und werden schnell genug entdeckt. Sie wachsen in ihren neuen Familien ...

Liv und Lucia werden als Babys jeweils vor die Tür des Pfarr- und Wirtshauses auf Smola gelegt, mitten im Winter. Sie haben Glück und werden schnell genug entdeckt. Sie wachsen in ihren neuen Familien auf, wissen von Anfang an, dass sie eventuell Schwestern und adoptiert sind.

Liv interessiert sich für alles, was kreucht und fleucht und wächst. Sie beobachtet besonders gerne Raben. Eines Tages begegnet sie in Trondheim Fridtjof Nansen und der Wunsch Zoologie zu studieren wächst. Lucia ist bodenständig, kocht, bäckt und strickt gerne und ist in dieser Hinsicht das totale Gegenteil von Liv. Beide zieht es nach Kristiania und beide machen in der Hauptstadt höchst unterschiedliche Erfahrungen.

Hochinteressant ist nicht nur Livs Leben sondern auch wie sich die Insulaner darum bemühen, dass Liv ihren Wunsch erfüllen kann. Nicht alle finden es gut, dass sie als Frau studieren will. Und auch an der Universität hat sie es nicht leicht. Das gilt auch in anderen Hinsichten für Lucia. Vor allem jedoch ist diese Geschichte unglaublich fesselnd verfasst. In kurzen, präzisen Sätzen ohne jegliche Redundanz möchte man immer mehr von Liv, ihrer Welt und dem Norwegen um die vorletzte Jahrhundertwende erfahren. Ich habe den Roman an einem Nachmittag gelesen und bin geistig total abgetaucht.

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Veröffentlicht am 18.09.2023

Lesenswert!

Die Leuchtturmwärterin
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Berlin/Niederlande 1943 – Nelly ist eine eigensinnige, (ehemalige Presse-) Fotografin und hat es nicht so mit ihrer gutbürgerlichen Familie. Sie ist quasi das Schwarze Schaf. Ausgerechnet ihr Schwager, ...

Berlin/Niederlande 1943 – Nelly ist eine eigensinnige, (ehemalige Presse-) Fotografin und hat es nicht so mit ihrer gutbürgerlichen Familie. Sie ist quasi das Schwarze Schaf. Ausgerechnet ihr Schwager, General bei der Wehrmacht, rettet sie vor der Gestapo als ihr Dienst im Widerstand auffliegt. Sie landet

an der niederländischen Nordseeküste als Leuchtfeuerwärterin. Ihre Mutter hat einen für Nelly erst Mal unverständlichen Wunsch, der sich allerdings im Laufe der Geschichte klärt. Auch die Entwicklung, diese Bitte zu erfüllen, bringt Spannung hinein. Dazu kommen familiäre Verwicklungen, denn Nelly hat tatsächlich in diesem Dorf am Deich Verwandtschaft. Und die ist nicht minder seltsam wie ihre Berliner Bande…
Nelly ist die Hauptfigur. Sie muss mit den niederländischen Dorfbewohnenden klarkommen und schafft das besser als sich mit den deutschen Besatzern gut zu stellen. Dabei hilft sie auch hier dem Widerstand auf spezielle Art und Weise.
Die Hintergründe sind gut recherchiert und ich habe den Fehler begangen, den Roman abends im Bett anzufangen. Und die halbe Nacht gelesen… Es lohnt sich sehr!

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Veröffentlicht am 11.09.2023

Anregend

Die Leuchtturm-Schwestern
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Der Roman beginnt wie eine harmlose Familiengeschichte zu Beginn des Zweiten Weltkriegs auf der Kanalinsel Jersey. Die beiden Schwestern Alice (Krankenschwester) und Jenny (Schlaukopf) leben mit ihren ...

Der Roman beginnt wie eine harmlose Familiengeschichte zu Beginn des Zweiten Weltkriegs auf der Kanalinsel Jersey. Die beiden Schwestern Alice (Krankenschwester) und Jenny (Schlaukopf) leben mit ihren Eltern nahe eines Leuchtturms auf der Insel. Mit ihnen und ihren Sorgen, Nöten und ihrem Mut erlebt man, wie sich der Krieg auf die Bevölkerung ausgewirkt hat, wie sich die deutsche Besatzung aufgeführt hat und wie sie schikaniert wurde. Mir war zum Beispiel nicht bekannt, dass Churchill die Kanalinseln "fallen ließ" und das Kinder, die ein britisches Elternteil hatten, nach Süddeutschland deportiert wurden. Die Kinder, um die es hier geht, sind eher junge Erwachsene.
Alice arbeitet im Krankenhaus und auch da wurde eine Zwei-Klassen-Gesellschaft etabliert. Das deutsche Lazarett bekam eine Abteilung und hatte wohl grundsätzlich bessere Medikamente und eine gehobenere Ausstattung. Alice freundet sich mit einem pazifistischem Arzt an während es Jenny in den Widerstand zieht. Und jede von ihnen ist auf ihre Weise mutig und bekommt es mit der Angst zu tun. Wie sie sie überwinden und was sie daraus machen, ist anregend zu lesen.

Sehr gut be- und geschrieben, nicht zu eindringlich, aber so, dass man sich vieles vorstellen kann. Am Ende erläutert die Autorin noch einige Besonderheiten.

Veröffentlicht am 11.09.2023

Stellenweise sehr langatmig und überseicht

Apfelherbst
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Gina liebt ihr Leben als Tagesmutter in einem kleinen, englischen Dorf. Als ihr Vermieter stirbt und der Erbe das Haus verkaufen will, setzt sie alles daran, das er es sich doch noch anders überlegt. Ihre ...

Gina liebt ihr Leben als Tagesmutter in einem kleinen, englischen Dorf. Als ihr Vermieter stirbt und der Erbe das Haus verkaufen will, setzt sie alles daran, das er es sich doch noch anders überlegt. Ihre Freundschaft mit drei Senioren im Haus führt dazu, dass sie plötzlich den Entschluss fasst, kämpferischer als nur nett zu sein.

Der Beginn des Romans ist speziell. Denn das Leben als Tagesmutter mit vielen kleinen Kindern wird gründlich beschrieben. Leider nicht unbedingt appetitlich, dafür sehr detailliert. Die Kinder kommen auch oft zu Wort, allerdings bringt das die eigentliche Geschichte nicht vorwärts. Und die ersten hundertfünfzig Seiten sind mit diesen Inhalten sehr langatmig. Später kommt eine Liebesgeschichte hinzu und man merkt, dass Gina sich oft verkannt gefühlt hat. Ihre Eltern würdigten sie nicht genug und sie denkt, dass sie viel zu brav und lieb war in den letzten Jahrzehnten. Aber nun kämpft sie, damit sie und ihre Mitmieter im Haus weiterhin wohnen und arbeiten dürfen.
Also: sehr langer und zäher Anfang, gefolgt von einer spritzigeren Liebesgeschichte mit guter Rahmenhandlung. Dabei ist die Geschichte überseicht verfasst.

Veröffentlicht am 10.09.2023

Lesenswert

Die Zuckerbaronin
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Die Geschichte spielt sowohl in einem Weiler im Bayrischen Wald als auch in Baltimore, Leipzig und an der schweizerischen Grenze. Denn die drei Schwestern Martha, Helena und Gwendolyn sind die Töchter ...

Die Geschichte spielt sowohl in einem Weiler im Bayrischen Wald als auch in Baltimore, Leipzig und an der schweizerischen Grenze. Denn die drei Schwestern Martha, Helena und Gwendolyn sind die Töchter des Schmugglerkönigs der Region. Die Ware ist Saccharin, der um 1886 aufkommende erste synthetisch hergestellte Zuckerzusatz.
Es gibt mehrere Handlungsstränge und Zeiten. Zum Einen die Zeit als er Stoff und seine Eigenschaften entdeckt wurden. Dann die Zeit um 1906 herum und kurz davor. Nahe des Weilers, in dem Schmugglerkönig Korbinian lebt, gibt es ein Dorf mit einem so genannten Zuckerbaron. Dieser hat ca. zwanzig Jahre zuvor das ehemalige Gestüt seiner bankrotten Familie zu einem florierendem Unternehmen ausgebaut. Er produziert Zucker aus Rüben. Der Saccarin-Schmuggel ärgert ihn und seinesgleichen in ganz Europa sehr.
Auf der anderen Seite lernt man die Schwestern und das Dorfleben, die Schmuggelzüge kennen. Auch dies ist sehr spannend und vermutlich gut recherchiert. Auch die Situation des Zolls und der Gendarmen wird beleuchtet, denn sie mussten Schmuggler in flagranti erwischen und Korbinian führt ihren Dienststand geradezu vor.

Sehr lesenswert!